Politische Hexenjagd und Terror-Szenarien

Über den bevorstehenden Prozess im Fall »Verschwörung der Zellen des Feuers«, sowie die politische Hexenjagd in Griechenland

Wenige Tage vor Beginn des Prozesses gegen eine Reihe von Menschen, denen Mitgliedschaft in der Stadtguerilla-Gruppe »Verschwörung der Zellen des Feuers« (der Prozess beginnt am Montag, 17. Januar) vorgeworfen wird, hat eine Anti-Terror-Einheit eine griechendlandweite Operation durchgeführt. Vier Personen wurden festgenommen. Die vierte Person ist ein Mitglied der parlamentarischen »linken« Partei Synaspismos. Diese Person hat beschrieben, wie sie auf der Straße angehalten, in ein Auto verschleppt, geschlagen und auf der Polizeistation für mehrere Stunden festgehalten wurde. Dann wurde sie informiert, dass sie aus Versehen verhaftet wurde, weil sie einen der Verdächtigen ähnelt.

Am 13. Januar um ca. 16 Uhr ging das Mitglied der Synaspismos durch eine Hauptstraße im Athener Stadtteil Vyronas, als plötzlich ein Mann sich in den Weg stellte und ihn mit vorgehaltenem Gewehr zum Stehenbleiben zwang. Zuerst dachte er an einen faschistischen Überfall und begann um Hilfe zu rufen. Das Kommando schob ihn mit Schlägen und Tritten in ein Auto und bedeckte seinen Kopf dabei mit einer Kapuze. Er erkannte, dass sie Polizisten waren. Er teilte ihnen seinen Namen mit und informierte sie, dass er ein Mitglied von Synaspismos ist. Auf dem Weg zum Polizeipräsidium von Athen (GADA wurde er von den Bullen abermals geschlagen. Einer sagte, »Fotze, du wirst für den Krawall an Sylvester bezahlen« (gemeint ist die Bombe, die außerhalb des Atheners Gerichtsgebäude explodierte). Ein weiterer Polizist durchsuchte seine Tasche, mit Büchern und erklärte: »Fotze, du bist der Verfasser der Erklärungenl« (es gibt bei der Polizei offensichtlich eine Besessenheit für die Titulierung Fotze)…
Bei der Ankunft im GADA, in der 12. Etage, wurde der Mann komplett entkleidet und seine persönlichen Sachen genauestens durchsucht. Leider hatte er ein paar Stunden vorher einen Personalausweis gefunden, den er bei der nächsten Polizeistation abgeben wollte. Die Entdeckung eines zweiten Ausweises… bestätigte den Erfolg der Anti-Terror-Polizei! Nach zwei Stunden führte sie ihn in der 6. Etage, wo ein Offizier sagte: »Wir hielten Sie für jemand anderen. Wenn Sie sehen könnten, wie sehr sie ihm gleichen, würden Sie verstehen«. Gegen 19.30 Uhr wurde er entlassen.

Die Polizei handelt nicht nur vollkommen willkürlich, sondern bezieht auch unbteiligte Passanten bei ihrer Jagd auf »mutmaßliche Terroristen mit ein«. Die Anti-Terror Einheit prügelt gnadenlos (wie von den Verhafteten des Revolutionären Kampf Fall berichtet) In dieser gewöhnlichen, alltäglichen Geschichte inhaftiert die Staatsgewalt einen Mann stundenlang, obwohl sie von seinem politischen Hintergrund wusste. Sie wusste genau, dass es sich nicht um den angeblich Gesuchten handelte.

Natürlich wurde in der polizeilichen Berichterstattung während der 20 Uhr Terror-Nachrichtensendung nicht auf dieses Ereignis eingegangen. Die Medienberichtstattung schafft das staatlich gewünschte gesellschaftliche »Klima« für den Prozess am Montag, 17. Januar. Dieser wird innerhalb der Mauern des Gefängnisse Koridallos stattfinden..

Einen Tag nach der Verhaftung dieser vier Genossen, verhaftet die Anti-Terror-Polizei eine 27-jährige Deutsche. Ihr wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe vorgeworfen (der Name der Gruppe wurde durch die Polizei noch nicht bekanntgegeben!) Rechtsanwälte oder detaillierte Informationen über die Anklage sind ein Luxus für verhaftete Menschen in Griechenland. Aber die Massenmedien reagieren. Weil Beweise fehlen, füllen die griechischen Journalisten und TV-Reporter diese Lücke eher surreal mit Tratsch über die Eltern der Verhafteten. Das wären Mitglieder der RAF und von anderen bewaffneten Gruppen in Deutschland. Auch »informieren« die Massenmedien, dass ihr Vater während einer Guerilla-Aktion in Deutschland getötet wurde (ein Brief von ihre Mutter)!*

Ihr Vater lebt noch – vielleicht ist er ein bisschen unsicherer, nachdem er über seinen Tod informiert wurde…

Ohne Beweise wird den Verdächtigen schwere Verbrechen vorgeworfen.
Das Verbrechen der fünf festgenommenen Personen ist die Solidarität und Würde.

* actforfreedom haben den Brief der Geschwister von M.F. Meyer auf Deutsch veröffentlicht:

Offener Brief von Philip und Pepe Mayer über die Verleumdungen und Veröffentlichungen einiger Papageien des Staates über unsere Schwester
Das miese Spiel, daß auf dem Rücken unserer Schwester und unserer Familie gespielt wird. Im Hinblick auf den kommenden Prozess wegen der angeblichen Mitgliedschaft in der Organisation der Verschwörung der Kerne des Feuers und daß die Explosion am Verwaltungsgericht bisher nicht mit Verhaftungen beantwortet worden war, war zu erwarten, daß der Staat versuchen würde einen großen Fang zu machen und wenn das nicht möglich sein sollte, einen zu konstruieren, um Stärke zu demonstrieren und verlorenes Prestige aufzuhübschen.
Dazu eröffnete sich gewisssen Journalisten, Agenten der Herrschaft, die Möglichkeit, basierend auf einer zufälligen Namensgleichheit unserer Mutter mit dem ehemaligen angeblichen Mitglied der RAF, Barbara Meyer, ein filmreifes Verschwörungsszenario über Querverbindungen von internationalen und lokalen Gruppen zu inszenieren. Sie erreichten dabei den Gipfel der Lächerlichkeit, als sie die Namen von gesuchten Mitgliedern der RAF aus den 80er Jahren veröffentlichten und andere würzige Saucen hinzufügten, um die terrorisierte Öffentlichkeit zu befriedigen.
Während sie zuhause in Griechenland zusammen mit uns, ihrer Familie lebt, wird sie als gesuchte und verschwundene Terroristin präsentiert.
Noch übler war das Schicksal in ihren Händen für unseren Vater Wolfgang, nachdem sie nicht nur seinen Namen geändert hatten, sondern ihn auch noch als vor Ewigkeiten getötet, in einer Schiesserei mit Bullen in Österreich, hinstellten! Äusserst schockierend für einen Musiktherapeuten, der völlig lebendig in Deutschland lebt und arbeitet…
Weil es sich ergeben hat, daß unsere Schwester mit einem der vier wegen eines Brandanschlags in Thessaloniki beschuldigten Verhafteten ein Bier getrunken hat, wird sie durch diese Märchen und ihrem “terroristischen” Stammbaum zu einem Mitglied einer kriminellen Organisation getauft und muß vor dem Untersuchungsrichter erscheinen!
Unsere Schwester ist, so wie wir, keine Terroristin, sondern eine Anarchistin, eine schwere Wahl in einer Welt von Unterdrückern. Wir fordern, daß dieses schmierige Spiel auf dem Rücken unser Schwester und Familie augenblicklich beendet wird und wir warnen alle daran teilnehmenden, daß sie sich uns angesichts gegenüber finden werden.
Und nicht vergessen: Die Staaten sind die einzigen Terroristen!


Auf dem Plakat ist zu lesen:

Kurz vor den Parlamentswahlen von 2009, drangen Anti-Terror-Polizisten in das Haus von Haris Hadjimihelakis in Halandri (nördlicher Vorort von Athen)ein, wo sie ihn erwarteten und verhafteten. Drei weitere Personen wurden festgenommen, P.Massouras, M.G. und seine Freundin. Hadjimihelakis, Massouras und M.G. wurden in Untersuchungshaft genommen, angeklagt als Mitglieder der »Verschwörung der Zellen des Feuers«. M.G. wurde wenige Monate später wieder freigelassen.
Gegen weitere Personen wurde aus den selben Gründen Haftbefehl verhängt
Am 22. April 2010 wurde Konstantina Karakatsani verhaftet und eingesperrt.
Am 1. November 2010 wurde in Pangrati, Panagiotis Argirou  zusammen mit Gerasimos Tsakalos wegen der Überraschungspakete verhaftet.
Diese beiden erklärten zusammen mit Hadjimihelakis die politische Verantwortung für ihre Mitwirkung bei der »Verschwörung der Zellen des Feuers«.
Am 4. Dezember 2010 wurden  G. Karagiannidis und A.Mitroussias aufgrund von Haftbefehlen eingesperrt.
13 Leute wurde zur Verhandlung am 17. Januar 2011 bestellt. Von denen noch nach vier gefahndet wird.

Solidarität mit H.Hadjimihelakis, P.Argirou, Mitglieder der »Verschwörung der Zellen des Feuers«, die am 17/1 vor Gericht stehen und den anderen Angeklagten.
Beendigung jeglicher Verfolgung
Sofortige Freilassung von P.Massouras, K.Karakatsani, G.Karagiannidis, A.Mitroussias, die alle Vorwürfe gegen sie bestreiten.
Kundgebung wird am 17/1/2011, um 9 Uhr, vor dem Gefängniss Koridallos stattfinden.

Quellen: athens.indymedia.org, babylonia.gr, occupiedlondon.org / blog, abc-berlin, actforfreedomnow.blogspot.com

Weitere Informationen folgen

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