Athen: Bekennerschreiben zum Angriff auf die Firma Sioufas & Associates Law

Wir sind an einem Punkt, wo der Staat und die Bosse den direkten Angriff auf die Armen und Unterdrückten lanciert haben. Indem sie uns zu einem Leben in Armut und Elend verurteilt, beabsichtigt die Macht jeden Aspekt des täglichen Lebens zu kontrollieren. Wir erleben an der eigenen Haut den Zusammenbruch der öffentlichen Gesundheitsfürsorge und Bildung, Entlassungen und Lohnkürzungen, Steuerraubzüge und die Militarisierung der Repression. Zu diesem heiklen Gefälle kommt hinzu, dass auch das anscheinend “heilige” kapitalistische Recht auf Hauseigentum in Frage gestellt wurde. Doch wenn die KapitalistInnen von Eigentum reden, meinen sie den Besitz der Produktionsmittel, die ihnen nach in den Händen weniger sein sollten. Das meinen sie, wenn sie unser Wohneigentum Investition nennen.

Jedes Inkassobüro ist ein bedeutendes Rädchen in diesem Konzentrationsprozess der „Investition in Wohneigentum“ in die Hände weniger – und es ist uns scheißegal, ob sie legal oder illegal sind. Diese Unternehmen erpressen und terrorisieren die Leute und sie geben Zahlungsbefehle heraus, um die SchuldnerInnen zu zwingen, ihre Wohnungen zu verpfänden. Was folgt sind die Versteigerungen. Die größten dieser einschlägigen Firmen (in Griechenland) gehört der Familie von Dimitris Sioufas, Ex-Minister und früherer Sprecher griechischen Parlaments. Ganz nebenbei, wie könnte das politische Personal des Landes in diesem lukrativen und parasitären Geschäft nicht dabei sein?

Am Donnerstagnachmittag, dem 10. Dezember 2013, entschieden wir uns zum Angriff auf das Hauptquartier der oben genannten Firma in der Eikostis Pemptis Martiou Str. 7 im Bezirk Tavros (Athen). Abgesehen von seiner offensichtlichen politischen Symbolik, ist unser Angriff auch eine Praxis der Würde, der sozialen und der Klassen-Solidarität; ein Akt des Widerstandes von und für alle von uns, die täglich die Gewalt der Bosse erfahren; eine Aktion als Teil unseres gesamten Kampfes gegen Staat und Kapital.

Wir vergessen die Tausende unserer Mitmenschen nicht, die sich unter der Last der staatlichen und kapitalistischen Barbarei krümmen, und in den Selbstmord getrieben werden. Wir vergeben keinem derer, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben.

Wir heben unsere Fäuste in GenossInnenschaft mit jenen, die in und außerhalb der Zellen der „Demokratie“ im Kampf für die soziale Revolution weitermachen.

AnachistInnen

P.S.1: Es war eine politische Entscheidung, mit den Firmenangestellten nicht in Konflikt zu treten. Wir verstehen ihre Zwangslage, die sie zu einer solchen Arbeit getrieben haben mag, aber wir können die Tatsache nicht übersehen, dass sie in der gegen unsere Klasse lancierten Schlächterei eine besondere Rolle übernommen haben. Was sie brauchen, ist soziale Verachtung und Isolation.

P.S.2: Für uns gehören Wohnungen den darin Wohnenden, die ihr Grundbedürfnis ohne jeglichen Eigentumssinn decken. Um uns klar auszudrücken: Wir sind nur daran interessiert, die Wohnungen der kleinen Besitzer zu retten.
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Der Text wurde von Marco Camenisch, anarchistischer Gefangener im Lenzburger Knast (Schweiz), übersetzt und leicht editiert. Er ist im Original hier zu finden. Vielen Dank, Marco und solidarische Grüße!!

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