erhalten am 14.6.2018
INMITTEN DER GESELLSCHAFT…
Da und dort auftauchend, mit dem starken Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen und Komplizenschaft. Immer auf der Suche nach einem Leben, das sich echt anfühlt. Das sich nicht in verschiedenen Abstufungen zensieren muss. Das durch Authentizität die eigene Fährte Richtung Kohärenz freudig aufzunehmen bereit ist. Das mehr sein will, als ein herumschwirrender Schatten inmitten der Gesellschaft…
Das vorliegende Zeitungsprojekt Fantasma ist ein Ausdruck dieser Suche. Es entspringt dem Umstand der unfreiwilligen, aber selbst gewählten Klandestinität und ist dementsprechend nicht ortsgebunden. Wir, die Autorenschaft, hegen das Bedürfnis, als Unsichtbar-Gemachte über dieses Unsichtbar-Sein zu sprechen. Über gemachte Erfahrungen und Überlegungen in dieser Situation. Von uns, aber auch, und das wäre sehr schön, von anderen Gefährt*innen, die sich momentan auf einer solchen Reise
befinden oder einst befunden haben. Und da das Unsichtbare nicht ohne sein Gegenstück existieren kann, ermutigen wir auch all die Sichtbaren, die indirekt von einer solchen Situation betroffen sind, eigens verfasste Artikel einzuschicken. Um die Überlegungen und Initiativen, fernab von technischen Fragen, öffentlich zur Debatte zu stellen und somit einen Raum für Diskussion und Austausch mit allen Interessierten zu eröffnen.
Das Bedürfnis, die sich in alle Richtungen erstreckende Mystifizierung der Klandestinität, von dem Trugbild des wilden und spektakulären Rebellen-Lebens (eine Fiktion aus Hollywood mit seinen üblichen Rollenverteilungen, bestehend aus Akteur*innen und Zuschauer*innen) bis hin zu jenem Trugbild des ängstlich-paranoiden Vagabunden-Lebens, zum Boden der Tatsachen hin aufzulösen. Bestimmt gibt es Momente voll von wildem Enthusiasmus und Tatendrang. Genauso wie voller Zweifel und
Verzweiflung. Doch bilden diese beiden Pole lediglich den Schwarz/Weiß-Rahmen, der die vielen Graustufen, die uns ausmachen,
beieinander hält. Diesen Rahmen als das Ganze zu verkennen und daraus ein fixes Bild werden zu lassen, würde nur dazu führen, das komplexe Leben mit all seinen Wirrungen auf das sich reproduzierende Spektakel mit seinen vorgefertigten starren Bildern und Rollen zu reduzieren.
Das Bedürfnis, durch dieses Kommunikationsinstrument all die verborgenen Fähigkeiten des Individuums, seine Autonomie, sowie seine endlosen Handlungsspielräume hervorzuheben, und es somit als Ausgangspunkt für eine revolutionäre Transformation der Gesellschaft zu definieren. Egal, in welcher spezifischen Situation es sich gerade befindet. Dem staatlichen Verfolger den Mittelfinger zeigend, hoffen wir, mit diesem Blatt einen Beitrag zum anarchistischen Projekt zu leisten und uns zusammen mit ihm weiterzuentwickeln. Um dieses bescheidene Projekt jedoch bekannt zu machen und es in alle Himmelsrichtungen verstreuen zu
können, sind wir auf die Solidarität der Sichtbaren angewiesen. Denn unsere Situation erlaubt es uns leider nicht, euch aufzusuchen, euch kennenzulernen, mit euch von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, unser Projekt an einem Info-Abend vorzustellen oder dergleichen.
So rufen wir euch auf, diese unregelmässig erscheinende Zeitung zuvervielfältigen, zu verteilen und in die Knäste und die hintersten Winkel dieser Gesellschaft weiterzureichen. Damit sie Teil einer herrschaftsfeindlichen Debatte, mit Kurs auf die soziale Revolution, sein kann, über die Grenzen der Sichtbarkeit hinaus, und zu subversivem Handeln anregt. Vielen Dank für eure Solidarität und Unterstützung durch Worte und Taten…
Wir hoffen, von euch Beiträge, Anregungen, sowie Kritiken auf die unten stehende Mail Adresse zu erhalten. Zudem freuen wir uns auf Übersetzungen der jeweiligen Ausgabe (die ebenfalls auf diese MailAdresse gesendet werden können), damit diese wiederum gelayoutet und publiziert werden kann.
fantasmamagazine@riseup.net
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