Eine kurze Zusammenfassung der Protestmobilisierungen am 12. Februar 2012
Zu den Zahlen der Menschen, die sich auf den Straßen und Plätzen des Landes zusammenfanden gibt es unterschiedliche Schätzungen. In Athen gingen mehr als 500.000 Menschen auf die Straße, obwohl eine Schätzung sehr schwierig ist. Allerdings waren, bevor die Polizei angriff, alle Straßen, die zum Syntagma führen und der Platz selbst voll und mehrere tausend kamen noch zu Fuß aus den Nachbarbezirken oder mit Bussen und Zügen hinzu. Eine halbe Stunde bevor die Demo startete waren die U-Bahnhöfe und Bushaltestellen voll mit Menschen, die darauf warteten in ein Fahrzeug zu gelangen, das sie ins Zentrum bringen würde.
In fast allen Städten gab es Kundgebungen und Massendemos. In Heraklion auf Kreta, einer Stadt, die den traurigen Rekord der jüngst ausgebrochenen Selbstmordwelle hält, gingen allein 30.000 Menschen auf die Straße. Landesweit schlugen die Demonstrationen in Gewalt um, Menschen zerstörten Banken oder besetzten Regierungsgebäude, z. B. in Volos wo die Eurobank niedergebrannt und das Rathaus (wahrscheinlich von parastaatlichen Verbrechern) angezündet wurde. Auf Korfu griffen Menschen die Büros der regionalen Abgeordneten an und verwüsteten sie. Das Rathaus von Rhodes wurde während der Demo besetzt und ist es immer noch. Das sind ein paar solcher Aktionen.
Am frühen Nachmittag, als die Besetzer_innen der Juristischen Fakultät vom besetzten Gebäude zum Syntagma demonstrieren wollten, griff die Polizei sie an und zersprengte ihren Block. In der Nacht versuchten die Bullen mehrere Male die Juristische Fakultät zu stürmen und benutzten sogar Gummigeschosse.
Noch lange bevor der überwiegende Teil der Demonstrant_innen, die sich noch auf ihrem Weg befanden, ankam, griff die Polizei die Menschenmenge auf dem Syntagma Platz mit einem Großaufgebot an. Sie setzten körperliche Gewalt, chemische Gase und Schockgranaten ein. Nach dem Angriff konzentrierte sich ein großer Teil der Demonstration in der Amalias, Fillelinon, Ermou, Mitropoleos und Karageorgi Straße. Mehr als fünf Stunden lieferten sich die Menschen Straßenschlachten mit der Polizei, mit dem Ziel wieder auf den Syntagma Platz zurück zukehren. Weitere Menschen errichteten große Barrikaden quer über den Korai Platz, der Stadiou und der Panepistimiou Straße. Sie versuchten sich zum Syntagma durchzukämpfen oder sich vor den Polizeiangriffen zu schützen. In der Paneptisitmiou Straße konzentrierten sich viele Polizeikräfte auf die Barrikaden vor der Athener Universität. Es kam zu Kopf-an-Kopf Zusammenstößen zwischen ihnen und den Menschen, die ihre Barrikade vor den Propyläen verteidigten.
DELTA- und andere Einheiten der Motorradpolizei stürmten mehrmals und vorwiegend in der Mitropoleos Straße in die Menge; die MAT-Bereitschaftspolizei tat das auch mehrmals, aber die Dinge liefen auch anders herum. Abgesehen von den Barrikaden und den größeren Gruppieren der Leute, zerstreuten sich die Demonstrant_innen in etliche Kleingruppen, die sich Auseinandersetzungen mit Kleingruppen der Polizei lieferten oder liefen herum auf der Suche nach einer Barrikade oder größeren Gruppen, der sie sich anschließen konnten.
Die Mehrheit der Parlamentarier_innen (199) stimmten nach Mitternacht für die neuen Kürzungsmaßnahmen, die (neben anderen Maßnahmen) eine 22%-ige Kürzung der Gehälter und die Kürzung des Mindestlohns auf etwas über 400 Euro im Monat, beinhaltet und das alles, während sich die Zahl der Arbeitslosen innerhalb der letzten 16 Monaten verdoppelt hat (auf über 20 % seit November 2011).
Im Laufe des Tages wurden 77 Demonstrant_innen festgenommen und mehr als 50 Menschen, die von der Polizei verletzt wurden, mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Leute, die am Freitag, 10. Februar, festgenommen wurden, wurden alle gegen Kaution entlassen (weitere Infos werden, wenn vorhanden, folgen).
Demonstrant_innen griffen in der Nacht mehrere Banken, Regierungsgebäude und zwei Polizeiwachen (Akropolis- und Exarchia-Wache) an. Gleichzeitig wurde das Athener Rathaus besetzt aber kurz darauf von konzentrierten Polizeikräften, die die Besetzer_innen festnahmen, gestürmt. Plünderungen und Zerstörung von Eigentum waren Teil der Wut. Mehr als 40 Gebäude gingen in Athen in Flammen auf, während öffentliche Gebäude überall in Griechenland immer noch besetzt gehalten werden. Die Besetzer_innen der Juristischen Fakultät verfassten eine Erklärung, in der sie alle Menschen dazu aufriefen auf die Straße zu kommen und weiterzukämpfen. Trotzdem endete die Besetzung in den frühen Morgenstunden des 13. Februars.
http://www.youtube.com/watch?v=_TUEchwXFsE
An mehreren Orten außerhalb Griechenlands gab es Solikundgebungen oder Aufrufe dazu. Hier einige Bilder der Soliaktion in Kopenhagen, Dänemark.