DER MIDNIGHT EXPRESS
i. Todesreise: Malandrino Knast – Iteas Polizeibezirk
Die VZF (Verschwörung der Zellen des Feuers) bekennt sich zur Sendung eines Buches mit Sprengstoff an den Polizeibezirks von Itea.
Der Polizeibezirk Itea, den wir als Ziel nahmen, ist nicht nur eine feindliche Militärbasis. Es ist der Ort, wo der Gefangene Ilia Kareli geschlagen und gefoltert wurde, bevor er seinen letzten Henkern im Knast Nigrita ausgeliefert worden war.
Was im Knast und Polizeibezirk Itea geschah, war abgemacht und vorsätzlich. Die Wärter des Nigrita Knastes beharrten darauf, den Gefangenen in schlechtem Zustand bekommen zu haben, bevor sie ihre eigenen Hände mit Blut besudelten. Aber ein Henker kann einen anderen nicht anklagen.
Dafür sind und bleiben das Leben selbst und seine elenden Spuren in den Kellern der Polizeigefängnisse unwiderlegbare Zeugen. Dort, in den Betongräbern, wo menschliche Schatten tage-, wochen- und monatelang einer über den anderen gestapelt werden…
Leute, die vom Tageslicht vergessen werden. Ihre Sonne ist die gelbe Glühbirne an der Decke, die nie ausgeht. Nur die feuchten Zellenmauern erinnern sich an sie, die vom Blut durch die Schläge der Schweine in Uniform, Verzweiflung und Stöhnen durchdrungen sind.
Könnten diese Mauern sprechen, würde sich die Widerwärtigkeit für sich selbst schämen. Aber sie erzählen nicht darüber, dagegen schlagen sie. Eine Parole in den Straßen sagt: “Aktion ersetzt die Tränen“. Darum entschieden wir einmal mehr zu handeln und dem Feind einen Schlag in die Fresse zu verpassen, in seinem eigenen Stützpunkt.
ii. … letzter Halt Nigrita Knast
Im Nigrita Knast, in Serres, wartete das „Empfangskomitee“ der Wärter auf ihr Opfer. Eine Hyänenmeute, die bereit war, das Werk der vorherigen Folterer zu beenden. Feige und sadistische Hinrichter packten sich ihre gefesselte Beute, lehrten sie ihre Strafmethoden und legale Kultur bis zum Tode. Klar, nach Karelis Tod und der Verhaftung der Wärter verpfiffen sie einander sofort und heuchelten Reue.
Wir wissen, dass sich viele Wärter der geschlossenen Provinzgefängnisse ihres Jobs wegen nicht nur nicht schämen, sondern sich wie kleine Tyrannen verhalten und die Gefangenen abschätzig und erniedrigend behandeln oder gar zusammenschlagen. Anscheinend handeln sie in der Gewissheit ihrer Straflosigkeit, weil sie weit weg von der Metropole sind und wohl denken, sie seien so außer Reichweite des bewaffneten Arms der Stadtguerilla. Aber diese elenden Schafhirten und Säuferbanden irren gewaltig. Der Feind hat immer Name und Adresse, wo er sich versteckt.
iii. Internationale Route: Stammheim – Guantanamo – Domokos
Nach der Flucht des Stadtguerilleros Christodoulos Xiros verkündete der frühere Kommandant – Justizminister und jetzt Dendias Puppe die Einführung eines Hochsicherheitsknastes in Domokos.
Kurz danach kam der Vorschlag eines neuen Gesetzes über Sonderhaftregimes vom Typ C, das in den meisten geschlossenen Knästen eingeführt werden soll. Ein Guillotine-Gesetz für die politischen Gefangenen, die wegen des sogenannten „organisierten Verbrechens“ angeklagt sind – 60% der Gefangenen sind wegen „organisiertem Verbrechen/kriminelle Vereinigung“ angeklagt – und widerspenstige Gefangene.
Natürlich war niemand erstaunt, dass im ganzen Gesetz keinerlei Paragraph über bauliche Maßnahmen enthalten ist, der den Titel des Gesetzes bzw. „Hochsicherheitsgefängnisse“ bestätigen würde. Denn Hochsicherheitsgefängnisse sind in Griechenland schon lange Realität.
Alle neuen geschlossenen Knäste der letzten Jahre sind moderne Betongruften aus Zement und Gittern, mitten ins Nichts gebaut. Sogar der Himmel ist mit Stacheldraht verdeckt und Kameras verfolgen jede Bewegung der Gefangenen.
Folglich straft die Wirklichkeit der Behördenrhetorik Lügen. Das sind keine Hochsicherheitsgefängnisse, sondern Knäste für eine weitere Strafverschärfung. Alle Vorschläge von Dendias Lakaien haben mit der Operation eines neuen Knastes im Knast zu tun, ohne Urlaubsrecht, Besuche und Kommunikation zur Außenwelt. Beabsichtigt wird die totale Tilgung der Gefangenen.
Die Tilgung der Sinne und des Bewusstseins. Ein alter Trick der Autorität. Eine akkurat psychiatrisch/wissenschaftliche Version von Rache der Demokratie gegen jene, die es wagen, sie in Frage zu stellen. Die weißen Zellen von Stammheim, wo in der BRD die Stadtguerillerxs der RAF ermordet wurden, sind die Vorfahren von Domokos. Guantanamo ist die Verkörperung des amerikanischen Modells. Sinnes-, Kommunikations- und Bewusstseinsentzug, Todesstrafe auf Raten.
Unterdessen ist der „Bau“ von Hochsicherheitsgefängnissen Vorläufer für den Bau einer umfassenden Knastgesellschaft. Was heute auf Gefangene experimentell angewendet wird – als Versuchskaninchen der Recht und Ordnung-WissenschaftlerInnen – wird morgen in der sozialen Maschine getestet. Seitdem die meisten wirtschaftlichen Illusionen wegen der Krise schwächer werden, kommt die Nulltoleranz- und Ordnungsdoktrin immer stärker auf. Es ist der Übergang aus den Trümmern des Sozialstaates zum Polizeistaat.
Doch dieser Moment scheint innerhalb der griechischen Galeeren der Demokratie doch etwas zu bewegen…
Die Gefangenen – obwohl wir die Verallgemeinerung kollektiver Subjekte nicht lieben – haben gegen den C-Typ-Gefängnisvorschlag an einer breiten Mobilisierung hinter den Mauern teilgenommen: Verweigerung des Gemeinschaftsessens, nächtliche Mobilisierung, Kontrollrundenproteste etc.. Durch ihre Mobilisierung verweigern die Gefangenen die Sonderbedingungen der Isolation als Lebensbedingung, die der Staat für sie vorbereitet. In diesem Kampf sind sie nicht alleine.
iv. Der Aufruf
Leider kehrte uns das Glück wieder einmal den Rücken. Als das Paket im Herzen des Polizeischlangennestes ankam [29. April 2014], bemerkte ein Cop die wahre Absicht des „Absenders“. Worauf das Abteil EOD zur Neutralisierung der Paketbombe zum Einsatz kam. Was für die Methode und Praxis der Paketbomben in Griechenland ein negatives Vorbild schafft, da unser Ziel Wirksamkeit und nicht Zeitverschwendung mit Symbolismus ist. Von nun an wird sich einiges ändern. Wir werden bald wieder zuschlagen.
Auf den Pfaden des Angriffs treffen wir uns in der Praxis mit anderen KämpferInnen total verschiedener Herkunft, die, mit ihren eigenen Mitteln, das Vorhaben der Hochsicherheitsknäste zum Scheitern bringen wollen. So grüßen wir die KämpferInnen der Organisation „Nulltoleranz“ und betrachten unsere Aktion als kleinen Beitrag zu ihrem eigenen „revolutionären Aufruf“, den sie mit der Abfackelung des politischen Büros Michelakis bekräftigten.
Klar widmen wir diesen Angriff – der leider unvollendet bleibt – von ganzem Herzen unseren zehn Brüdern und unserer Schwester in der Knastzelle: Panagiotis, Olga, Giorgos, Damiano, Gerasimos, Theofilos, Michalis, Haris, Giorgos, Christos. Wir widmen ihn auch dem Mitglied der FAI Andreas Tsavdaridis und dem anarchistischen Genossen Spyros Mandylas, der wegen des „Phönix Projekts“ verfolgt wird.
Gleichzeitig senden wir unsere Solidarität mit allen Mitteln dem gesuchten Stadtguerillero Christodoulos Xiros. Er hat das Schlagwort „EINMAL GUERILLA, IMMER GUERILLA“ umgesetzt… Vom Untergrund nun ein Aufruf zum Angriff. Uns ist es eigentlich egal, wenn die Worte manchmal nicht passen und oft so verschieden klingen. Wir gehören nicht zu den Pseudo-Ideologen, die in Worten ertrinken, ohne sie je in der Praxis geprüft zu haben.
Christodoulos Xiros Vorschlag offenbart einen Scheideweg – für jene, die imstande sind ihn zu bemerken. Einen Angriffsscheideweg, wo sich Menschen von verschiedenen Pfaden und Erfahrungen treffen zu können. Aber genug geredet… Von nun an werden wir uns für den „Angriff“ weiter durch die Aktion ausdrücken.
Wir senden unsere Solidarität allen politischen Gefangenen, die sich zu ihrer Teilnahme an bewaffneten Gruppen bekannt haben.
Und schließlich, denn unser Kompass bleibt immer ‚Richtung‘ internationale Verschwörung der FAI ausgerichtet, könnten wir nie vergessen, unsere brüderlichen Grüße an die beiden in Italien gefangenen Genossen der FAI Alfredo Cospito und Nicola Gai zu senden, die sich zu den Schüssen auf einen Firmenboss einer Atomfirma bekannt haben. Unsere aufständische Solidarität auch an Gianluca Iacovacci, der sich zu FAI-Angriffen gegen Ziele der Macht bekannte und mit dem Anarchisten Adriano Antonacci, der im selben Fall angeklagt, gefangen ist. Die beiden genossen sind in verschiedenen Knästen Italiens eingesperrt. Gegen sie wird es einen Prozess via Videoübertragung geben, ohne dass sie sich treffen können. Das heißt, über Telekommunikation werden sie, hunderte von Meilen vom Gericht entfernt, zugeschaltet. So wird ihre härteste Isolierung arrangiert.
Gleichzeitig ist der offiziellen italienischen Bewegung dieser Fall gleichgültig, hat ihn an den Spielfeldrand gestellt. Eine wohlbekannte Situation, da ReformistInnen überall aus demselben Holz geschnitzt sind.
Daneben ist diese – unvollendete – Aktion Teil unserer Teilnahme am internationalen Aufruf zur Solidarität mit den italienischen gefangenen GenossInnen vom 16. bis 22. Mai.
Wir grüßen auch alle gefangenen AnarchistInnen der Praxis weltweit: Mónica Caballero, Francisco Solar, Gabriel Pombo Da Silva und Claudio Lavazza in Spanien; Carlos, Amelie und Fallon in Mexico; Tamara Sol, Alfonso Alvial und Hermes Gonzalez, und die Angeklagten im „Caso Security“ in Chile. Damien Camélio in Frankreich, Marco Camenisch in der Schweiz und Ilya Romanov in Russland.
Ehre Sebastian Oversluij, der während eines bewaffneten Raubüberfalls auf eine Bank in Chile ermordet wurde.
ALLES GEHT WEITER – WIR WERDEN BALD WIEDER ZURÜCK SEIN…
Üb. mc, Knast Bostadel