Beim Tagesanbruch am 27. Juli 2016 haben griechische Polizeikräfte gleichzeitig drei besetzte Häuser in Thessaloniki gestürmt und geräumt. Das besetzte Hausprojekt Orfanotrofio für MigrantInnen (Eigentümer ist die Kirche), die Community Hurriya auf der Karolou Diehl Straße (Gebäude im Privatbesitz) sowie ein weiteres Gebäude, das sich auf dem Leoforos Nikis befindet (im Besitz der Universität)
Mehrere Dutzend Menschen wurde verhaftet, die in den Freiräumen lebten. Wohl alle, die keine Papiere vorweisen konnten, wurden in Internierungslager überführt, während eine hohe Zahl von AktivistInnen dem Gericht überstellt wurde. Später am Tag wurde das Orfanotrofio Gebäude von den Behörden komplett abgerissen.
Seitdem gab es verschiedene Aktionen, als Antwort auf diese repressive Operation.
Am 28. Juli erhielten einige BesetzerInnen des Nikis Gebäude viermonatige Bewährungsstrafen. Die Verhafteten vom Orfanotrofio und dem Hurriya werden am 3. bzw. 5. August getrennt vor Gericht stehen. Alle verhafteten AktivistInnen wurden freigelassen.
Hier eine Stellungnahme des Orfanotrofio Squat, die auf Räumung und Abriss des Haues erfolgte:
Am 27. Juli 2016 wurde das in Thessaloniki besetzte Hausprojekt für MigrantInnen „Orfanotrofio“ unter dem Vorwand einer eingereichten Klage der Kirche geräumt. Kurz darauf begann der vollständige Abriss des Gebäudes.
Gleichzeitig wurden zwei weitere Squats geräumt, die Flüchtlinge untergebracht hatten. ( Nikis Boulevard und K.Diel- Hurriya Community
Infolgedessen wurden in allen drei Squats´insgesamt 74 Leute verhaftet.
Was sich sehr deutlich zeigt, ist die Kriminalisierung von Solidarität und natürlich die politische Entscheidung des Staats den Fokus auf selbstorganisierte Solidaritätsstrukturen und auf widerständige Gemeinschaften zu setzen. Dass diese Strukturen ins Visier genommen werden, wurde auch wenige Stunden nach den drei Räumungen in Thessaloniki offensichtlich, als der Bürgermeister Athens Giorgos Kaminis verkündete, dass er einen Beschwerdebericht vorlegen wird, angesichts der Tatsache, dass MigrantInnen in besetzten städtischen Gebäuden leben: Zudem erklärte er, dass sie das Ansehen der Stadt Athen „verschandeln“
Für unseren Teil glauben wir, dass Hausbesetzungen für MigrantInnen nicht unsere Städte herabwürdigen, sondern sie, ganz im Gegenteil, beleben.
Aus diesem Grunde werden wir weiterhin Strukturen der Solidarität und des Widerstands aufbauen. Wir werden weiterhin mit MigrantInnen zusammenleben und kämpfen. Weil wir Solidarität nicht auf MigrantInnen ausweiten; Wir praktizieren sie zusammen mit MigrantInnen. Weil wir uns nicht als privilegiert gegenüber MigrantInnen empfinden; Sehen wir uns eine gemeinsame Position gegen Chefs und Staaten wahren. Zusammen teilen wir, was wir haben und kämpfen für das, was wir haben sollten.
Weil wir MigrantInnen innerhalb der Strukturen unserer Städte haben wollen und nicht ghettoisiert. Wir wollen sie in unseren Schulen und Vierteln …
NICHTS IST VORBEI
ALLES GEHT WEITER
Versammlung des Orfanotrofio Squats, Wohnraum für MigrantInnen.
auf Portugiesisch