Yogyakarta, Indonesien: Kommuniqué zur Repression nach der 1. Mai Demo gegen Feudalherrschaft

https://www.youtube.com/watch?v=ciIN0MSAwZw

Der letzte Moment vor der Repression. Bis jetzt sind 12 Gefährt*innen immer noch in Haft und die Polizei setzt die Hexenjagd fort

Kommuniqué (erhalten am 3.5.)

Obwohl es sich um ein „exklusives“ Kommuniqué innerhalb Yogyakarta oder Indonesien im allgemeinen handelt, rufen wir dazu auf, internationalen Druck auf dieses verrottete feudale System auszuüben, das noch in diesem Jahrhundert existiert.

Grüße den lieben Leuten von Yogyakarta, die unsere Demonstration (die mit der Absicht durchgeführt wurde, die Institution von Kraton in Yogyakarta zu kritisieren) diffarmieren. Glaubt uns, wenn wir sagen, dass wir es bereits wussten, sogar bevor wir unsere Demo durchgeführt haben, dass es eine Antipathie der Öffentlichkeit gegen unsere Demonstration gibt. Es ist sehr verständlich. Feudalismus schafft diesen Glauben, dass Könige und Adlige so etwas wie halbgöttliche Wesen darstellen. Ihre Autorität ist heilig und durch sich selbst gerechtfertigt. Einige werden zu Herrschenden, weil sie zufällig in der richtigen Familie geboren wurden: Der königlichen Familie. Das ganze Feudalgebiet ist Eigentum des Königs und seiner königlichen Familie. Die Leute sind nur Bewohner*innen, die jederzeit, dem königlichen Willen entsprechend, vertrieben werden können. Aufrechterhalten wird das System, u.a., durch diesen irrationalen Glauben an das feudale Gesetz. In Yogyakarta ist der Feudalismus das, was Yogyakarta “besonders”macht. Politisch bedeutet dieser besondere Status, dasss Yogyakarta nicht, wie andere Provinzen in Indonesien, durch einen gewählten Regierenden regiert wird. Stattdessen wird die Region durch einen Gouverneur regiert, der auch ein Sultan ist. Sozio-kulturell hat dieser besondere Status eine andere Bedeutung. Er gibt den Leuten von Yogyakarta ein falsches Gefühl von Stolz. Yogyakarta ist besonders, weil es von einem Sultan regiert wird, und die Leute sind stolz darauf.

Wie könnt ihr auf etwas stolz sein, wie darauf, dass ihr von jemandem mit unkontrollierter Macht regiert werdet? Wie kann es euren Stolz erwecken, Untertan von einem anderen Person sein, alleine weil diese in die königliche Familie hineingeboren wurde? Unsere Demonstration zielte nicht darauf ab Sympathien zu wecken. Wenn das unser Ziel gewesen wäre, hätten wir keine Demonstration durchgeführt, die die Reproduktion sozialer Werte stört, wie wir das getan haben. Nein, dafür war unsere Demonstration nicht gedacht. Wir sind keine politische Partei, keine „linke“ Organisation, keine NGO oder die Verfechter*innen der amtierenden Herrschenden oder ihre Opposition, die die Unterstützung und Sympathie der Leute benötigt.
WIR SIND AUCH KEIN TEIL DER PMII; FAIZI ZAIN UND SEINE KUMPANE, DIE AUSSCHREITUNGEN ERWARTETEN, UM IHRE AGENDA ZU STÄRKEN, UM JOKOWI ZU STÜRZEN, ZUM NUTZEN IHRER POLITISCHEN HERRSCHENDEN. SIE SIND MAKLER*INNEN DER MACHT ! WIR NICHT!

Unsere Demonstration wollte die Zirkulation des Kapitals in Yogyakarta stören. Mit Absicht wollten wir eine Situation schaffen, die für Investitionen von Kapital (ob national oder ausländisch) nicht förderlich ist. Investitionen, die die Entwicklung und Gentrifizierung verstärken, die die Mittelklasse und Unterschicht in Yogyakarta entrechten. Wir haben geahnt, dass die Öffentlichkeit durch unseren Vandalismus und provokativen Aufruf in Wut gerät.

Die Zerstörung eines Polizeipostens und der Aufruf „Ermordet den Sultan!“ haben die Leute in Yogyakarta stark verärgert. Diese Wut fehlt, wenn die Polizei wiederholt bei Interessen-Konflikten mit ihrer Gewalt an vorderster Front steht (natürlich auf Seite der Herrschenden). Zum Beispiel, wie beim Konflikt in Temon, Kulonprogo,wo es einen fortschreitenden Prozess von Landenteignungen durch den Sulatan gibt. Dieser Vorgang wird legitimiert durch das feudale Landbesitz-System, zu Gunsten einer Expansion der Hauptstadt der Tourismusindustrie. Die Wut fehlt auch, wenn die BewohnerInnen der städtischen Kampungs (inoffizielle Siedlungen, Slums) mit Wassermangel zu kämpfen haben, weil das Grundwasser von Hotels und Appartements genutzt wird, deren Bau (natürlich unter dem Segen des Sultans) immmer mehr voranschreitet.

Der Aufruf den Sultan zu ermorden (egal ob wir ihn selbst nieder geschrieben haben oder nicht), der einige Leute in Yogyakarta verärgert hat, (ob wörtlich zu nehmen oder symbolisch gemeint) hat seine eigene Bedeutung darin, die Autorität des Sultans in Yogyakarta aus dem Konzept zu bringen, der heilig zu sein scheint und nicht in Frage gestellt werden kann; eine Macht ohne Kontrollmechanismus, weil sie geschützt ist, durch den Glauben an die selbstgerechte Autorität des Sultans. Dieser Glaube ist verantwortlich für die Entmündigung der Leute. Früher oder später, werdet ihr, die dieses lest, möglicherweise selbst, durch die „Entwicklung“ in Yogyakarta, entmündigt sein. Eine “Entwicklung“ für die Interessen des Sultans und seiner Günstlinge, einheimische und nationale Unternehmen, einheimische und ausländische Investoren.

Ja, der Sultan ist einer der wichtigsten Drahtzieher vieler Probleme in Yogyakarta; Räumung, Landraub, Gentrifizierung und die Entwicklung, die die Menschen der mittleren und unteren Klassen entrechtet. Der Sultan und seine die königliche Familie und auch seine Kumpane beherrschen alle wirtschaftlichen Aspekte in Yogyakarta.

Yogyakarta ist eine der Provinzen Indonesiens, mit der höchsten ökonomischen Ungleichheit. Die Entwicklung in Yogyakarta wird nicht für die Interessen der Menschen vorangetrieben, sondern als Entwicklung für die herrschende Klasse: Den KapitalistInnen und die Feudalherrschaft.

In Yogyakarta, haben die beiden widerwärtigen Systeme eine Affaire, indem sie die Menschen unterdrücken, die nicht zum Königshaus gehören und die Mittel- und Unterklasse sind.

Mütter, seit ihr nicht müde, eure Kinder zweimal in der Woche im Gefängnis zu besuchen? Die möglicherweise nur stehlen oder rauben mussten, um überleben zu können? Der Grund, warum sie in diesen überfüllten Gefängnissen sitzen, die in Yogyartatief tief verwurzelte und weit verbreitete Armut ist. Kümmert das euren Sultan?

Und dann werden wir uns immer wieder selbst etwas vormachen und glauben, dass alles in Ordnung ist? Oder sogar “besonders”?

Wir haben kein Interesse daran, bewundert zu werden. Wir sind keine politische Partei, die die Stimmen der Leute bei Wahlen benötigt. Wir sind nur Menschen, die entsetzt sind. Entsetzt über alles, was um uns herum vor sich geht und wie die Menschen von diesem falschen Bewusstsein eingelullt werden, das ihnen sagt, dass alles in Ordnung wäre.

Wir rufen den Leuten der Mittel- und Unterklasse, Intelektuellen, Künstler*innen, Akademiker*innen sowie denen, die sich als Liberale und Moderate oder als „neutral“ bezeichnen, zu. Erinnert ihr euch an das historische Ereignis, aus dem der moderne Nationalstaat hervorgegangen ist? Die Zeitspanne, die als die Zeit der Aufklärung bezeichnen? Die Zeit in der die König*innen und die Adeligen auf dem Platz der Revolte gouillotiniert wurden. Hat es nicht das geschaffen, was ihr Demokratie nennt? Wir haben nicht die Absicht, Geschichte zu wiederholen oder zu glorifizieren. Die Demokratie, die ihr hochhaltet und ausverkauft, führt uns zu nichts anderem, als zur Armut, ökologischer Zerstörung und Entrechtung.

Wir sind die Libertären. Wir sind das, was ihr als Anarchist*innen bezeichnet. Wir träumen von einer Welt, in der die Menschen miteinander kooperieren, gemeinsam arbeiten, über sich selbst herrschen, auf horizontale Weise, ohne Herrschende, dem Adel, politische Verträge, oder den Kapitalist*innen. Wir möchten ein Leben in seiner wahhaftigsten Form, in der die natürlichen Wünsche der Menschen im Einklang mit der Natur sind; Ein Leben ohne Klasse, Rasse, Ethnie, Religion und andere falsche Trennlinien.

Wir sind, was ihr Utopist*innen nennt.

Wir wollen eine freie Gesellschaft ohne Unterdrücker*innen. Wir wollen eine Gesellschaft, wo die Menschen Überezeugungen, sexuelle Orientierung oder Irgendetwas, haben können, ohne verfolgt zu werden.

Totale Freiheit

– Die Anarchist*innen

in englisch / auf portugiesisch

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