Tag Archives: „Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“

Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 13)

Die neue (und leider auch letzte)  Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen und steht als PDF zum Download bereit.

— n°13 —

  • Schweiz: Über den Kampf gegen das Bässlergut und aufständische Praktiken
  • Deutschland: Wenn Betonwüsten intelligent werden. Smarte Kontrolle und die Technisierung der Stadt
  • Tunesien: Worauf warten wir? Tage und Nächte der Revolte gegen die Misere

-Die weiteren Ausgaben sind auf avalanche.noblogs.org archiviert-

Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 12)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen und steht als PDF zum Download bereit

Inhalt:

  • Portugal: Erlebnispark und Freiluftlabor – die Zukunft zweier StädteItalien – Gegen TAP, alles blockieren!
  • USA – Ein Jahr voller Lärm
  • Argentinien – Für den anarchistischen Gefährten Santiago Maldonado
  • Chile – Den Feind im Visier
  • Spanien – Der Unsinn der Privatasphäre und die Notwendigkeit zu Handeln

Die nächste Ausgabe wird im Februar 2018 veröffentlicht.

Bis zum 1. Februar 2018 können Texte an correspondance@riseup.net eingeschickt werden.

Für Bestellung der deutschen Ausgaben, schreibt an: avalanche-de@riseup.net

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 11)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen und steht als PDF zum Download bereit. 

Aus dem Editorial

Sich im Konflikt mit der Macht zu befinden, heißt nicht, dieser an sich feindlich gegenüber zu stehen. Die Feindlichkeit gegenüber der Macht beginnt mit der Skepsis – der Skepsis, die ihre Existenz und Notwendigkeit in Frage stellt. Eine rationale Angelegenheit, die uns dazu verleitet, rationale Analysen über die Funktionen und Wandlungen der Macht zu entwickeln. Allerdings auch eine rein abstrakte Sache, denn das in die Praxis setzen unserer Feindlichkeit gegenüber der Macht bedeutet dazu überzugehen, vom eigenen ich zu sprechen und das eigene Leben als Projektionsfläche der eigenen Ideen zu begreifen. Eine irrationale Sache, eine Sache des Herzens, eine Sache der Aktion, ein individueller Moment des Bruchs. Ein Bruch, der die passive Haltung der Skepsis überwindet, und mittels der eigenen Ideen und mit den eigenen Gefährten Projekte kreiert, die versuchen die Feindlichkeit gegenüber der Macht in Richtung einer permanenten Revolte und eines generalisierten Bruchs mit der Herrschaft zu treiben.

Bei der Entwicklung von gemeinsamen Projekten entsteht auch immer ein Moment des „Wir“s, ein Moment der Identität, den eine minimale gemeinsame Perspektive zusammen hält. Ein „Wir“, dass aus gutem Grunde die Skeptiker aufhorchen lässt. Ein „Wir“ zu konstruieren, ist eine Angelegenheit, die oft dem Willen nach Macht, nach Geltung und Normen entspringt. Denn wenn es so etwas gibt wie eine anarchistische Identität, worauf basiert diese? Was konstituiert die Bewegung, die sich diesen Namen gibt? Die Anzahl der Gruppen, der Anhänger, der Räume – eine Sache der Struktur?

Oder die Ideen, ihre Geschichte, die Diskussionen – also die Theorie? Oder gar die Angriffe und die Form der Aktionen, die die Feindlichkeit gegenüber Herrschaft annimmt – also die Praxis? Oder alles zusammen?

Im Gegensatz zu einer Perspektive, die nur durch den Hunger nach neuen Anhängern für die eigene Identität getrieben wird, zielen unsere Projekte – also die vielenunterschiedlichen Projekte der diversen Individuen, die dieses Projekt teilen – auf etwas anderes. Der Versuch aufständische Dynamiken und Beziehungen anzustoßen und zu entwickeln, ist der Versuch innerhalb des Konfliktes mit der Macht die Isolation unserer Ideen und Methoden aufzubrechen, um die Möglichkeit eines generellen Bruchs mit der sozialen Realität zu erproben.

Denn wenige Gefährten zu sein, bedeutet nicht isoliert zu sein, genauso wie die Qualität und Kompromisslosigkeit einer Konflikthaltung nicht auch quantitativ teilbar werden kann. Denn unsere Beziehungen und Kämpfe sind nicht an das Teilen einer fixen Identität, eines Namens oder einer formellen (physischen) Struktur gebunden, sondern viel eher an die Art und Weise, wie wir gegen die Macht kämpfen wollen. Was bedeutet, dass wir in unseren Kämpfen nicht nur die Bindung an Formalitäten hinter uns lassen und unsere Beziehungen auf wirklichen Affinitäten und Erfahrungen basieren,

sondern unsere Kämpfe auch auf eine anti-politische Grundlage stellen. Denn damit sich eine Methode potentiell verbreiten kann, muss sie auf der Analyse spezifischer sozialer Konfliktualitäten beruhen, auf der Realität des Konflikts mit der Macht. Darüber hinaus wollen wir in unseren Kämpfen über ein bloßes Reagieren auf die Schläge der Macht hinaus gehen und unsere Kämpfe und das Terrain, auf dem sie sich abspielen, selbst bestimmen – und somit auch auf Basis eigener Analysen, eigener Vorschläge und einem individuellen Rhythmus stellen.

In diesem Sinne bedeutet Kollektivität für uns das Zusammenkommen verschiedener individueller Perspektiven, die zum Zwecke eines Projektes die notwendigen Dinge organisieren und diese Organisierung nur so lange aufrecht erhalten, wie diese eine individuelle Bereicherung und Annäherung an eigene Perspektiven bedeutet und ermöglicht. Gefährten, die eine internationale Korrespondenz unter Anarchisten über ihre Projekte und Kämpfe begrüßen und die Avalanche dafür als nützliches Mittel betrachten, rufen wir auf, zu diesem Projekt durch eigene Texte, Übersetzungen und die Verbreitung der Zeitung beizutragen.

Einige irgendwo in Deutschland lebende Anarchisten

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 10)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen.

Aus dem Inhalt der Nr. 10:

USA * Ein Blick auf die Free Alabama Bewegung

USA * Zerstörung jetzt – Ein kritischer Blick aufden Gefängnis-Streik in den USA im September 2016

CHILE * Der radikale Kampf der Mapuche – Ein weit zurückreichender Widerstand gegen Staat und Kapital

ITALIEN * Auf der anderen Seite – Gegen die TAP Gaspipline und ihre Verantwortlichen

DEUTSCHLAND *  Weder Integration noch Gesetz

FRANKREICH * Solidarität mit den Gefangenen des sozialen Krieges

Die Ausgabe gibt es bis jetzt auf Deutsch, Französisch und Englisch zum Runterladen, Ausdrucken und Verteilen auf: avalanche.noblogs.org

Wenn ihr einige Ausgabe bestellen wollt, wendet euch an: avalanche-de@riseup.net

Aus dem Editorial:

Die Zeit scheint ein selbstverständliches Maß des Lebens zu sein, bis hin zu dem Punkt an dem sie der natürlichen Ordnung der Dinge zugerechnet wird. Und durch all die Algorithmen, die mehr und mehr ins alltägliche Leben eingeflößt werden, tendiert ihre Bedeutung als ein Faktor des Daseins, dazu zuzunehmen. Aber die Zeit zwingt sich uns als eine unerbittliche, äußere Kraft auf, die Gleichgültigkeit gegenüber individuellen Wegen aufweist.Die unwiderlegbare Tatsache, dass Zeit verstreicht, erklärt abweichendes und “drückebergerisches” Verhalten für falsch. Leben gemessen durch Zeit, muss produktiv sein, muss Resultate liefern.

Wenn Zeit die Richtlinien des Lebens bestimmt, ist das, was innerhalb dieser Linien existiert, lediglich eine Frage von Umständen. Und auf die jeweiligen Umstände findest du adäquate Antworten, während du dich zur nächsten spezifischen Situation weiterbewegst. Folglich kann das Leben nur aus vagen Absichten bestehen, die sich mit Zufällen vermischen. Die einzige Logik, die die verschiedenen Kapitel einer Biographie eines solchen Lebens zusammenhält, ist jene der Zeit. Die Handlung besteht dann schlicht aus den Strategien, die wir zum Erreichen unser Errungenschaften angewandt haben.

Dennoch erscheint vielen Leuten ein solches Leben ziellos. Wir können so eine Bedeutung produzieren, die uns sagt, wer wir sind und wer wir waren. Und wer wir sein werden. Ein prächtiger Erzählstrang, der eine Existenz formt, die limitierter – da sie auch vorschreibt, wer du nicht sein kannst und mit wem du nicht in Beziehung treten kannst – aber auch verständlicher ist. Die Frage der Identität wird ein Retter in der Not, die Antwort auf alle Fragen.

Was aber, wenn produktiv zu sein, kein befriedigendes Ziel ist und zu den einen oder anderen dazu zu gehören, durch den Zufall bedingt zu sein scheint. Anstatt einer Logik, die auf Resultate abzielt, schlagen wir eine Methode des Lebens vor. Eine, die das Entwickeln autonomer Praktiken und antiautoritärer Beziehungen beinhaltet. Ein Leben, das seinen Sauerstoff aus diesen befreienden Erfahrungen zieht. Dies ist bestimmt kein ästhetischer Ansatz – wie manche vielleicht erwidern – keine der Lifestyleoptionen innerhalb dieser Gesellschaft. Sondern eine zerstörerische, ethische Position, die ihre eigenen Konflikte mit der autoritären Logik erzeugt.

Wenn unsere Intentionen hartnäckig sind, ist die Logik selbst nichts externes, sondern unser eigen, und so können wir, anstatt auf die jeweiligen Umstände zu antworten, die Situation erschaffen, in der wir uns bewegen. Durch anarchistische Projekte, die darauf abzielen, Räume für Begegnungen zu öffnen, während sie die Werkzeuge der Herrschaft sabotieren und so die Logik der Autorität zersetzen. Diese Projekte sind Gelegenheiten, Experimente in denen Ideen und Aktionen sich verflechten und Ausdrücke einer Perspektive werden, die über die Einzelheiten hinausgeht.

Wenn der Monolog ein Werkzeug derjenigen ist, die eine hegemoniales Erzählmuster herstellen und eine lähmende Wiederholung von Klischees aus dem Alltagsdenken für all jene produzieren wollen, die der vorherrschenden Logik gehorchen, dann sind Dialoge ein integraler Teil des Versuches neue Wege zu schaffen. Ein Ansatz, der von einer ehrlichen Reflexion seines eigenen Weges ausgeht und der nicht danach strebt Unterschiede zu beseitigen. Ein Dialog steht in Opposition zu den rhetorischen Tricks, die in zu vielen Diskussionen verwendet werden, um andere hinter dem eigenen Diskurs einzureihen.

Wir müssen mehr Momente des Dialogs schaffen. Diese Publikation kann einer dieser Momente sein, wenn auch mit seinen eigenen Beschränkungen. Aber Dialoge zwischen Individuen, durch Erfahrungen, sind eine Notwendigkeit.

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„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 9)

Aus dem Inhalt
Schweden: Lasst das Feuer um sich greifen
Deutschland: Wer hat Angst vorm Terror?
Frankreich: Niemals in Reih und Glied! Niemals auf den Knien! Nieder mit jeder Armee!
Niederlande: Interview mit Anarchisten aus Den Haag
Debatte und Kommentare: Die Reproduzierbarkeit des Angriffs und die informelle Organisation
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„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 5)

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Editoral:

Die Basis für die Revolte gegen die alltägliche Misere ist eine Kritik der Gesellschaft. Um sich nicht länger den Mechanismen der Kontrolle zu unterwerfen müssen wir aufhören, auch nur temporär oder teilweise an das ideologische Fundament dieser Mechanismen zu glauben. Für AnarchistInnen ist diese Kritik eine radikale, denn sie ist nicht auf eine bestimmte Form von Herrschaft beschränkt, sondern zielt auf alle Manifestationen der Herrschaft in der Gegenwart, der
Vergangenheit und der Zukunft. Die anarchistische Kritik bewegt und provoziert, denn sie demystifiziert die moralischen Grundlagen der Gesellschaft. Potenziell kann sie die sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen der Herrschaft ausrenken. Sie kann Wege öffnen zur Subversion der Gesellschaft. Diese Kritik kann natürlich nicht nur auf der Ebene
der Theorie entwickelt werden. Sich nicht am direkten Konflikt mit der Gesellschaft zu beteiligen bedeutet, sich selbst die notwendigen Erfahrungen vorzuenthalten, mithilfe derer die Dynamiken von Vereinnahmung und Repression erst zu verstehen sind. Sie würde so stagnieren, und um dies zu verschleiern, würde sie in unverständlicher Sprache
vorgebracht. Sie würde so im schlechtesten Fall zum Werkzeug der Repression und Vereinnahmung werden, in den Händen der Macht. Die Dynamik zwischen kritischer Aktion und Analyse ist eine Lebendige. Sie soll vermeiden, dass während andere spezifische Machtstrukturen demystifiziert werden, andere Formen der Autorität wiederum mystifiziert
werden und neuen Kreisläufen von Repression und Unterdrückung der Boden bereitet wird.

Die Repression gegen AnarchistInnen hat nie gewartet, bis es eine anarchistische Bewegung gab die groß genug wäre eine Armee, Guerilla, eine Gegenmacht zu stellen, um die Macht gewaltvoll anzugehen. Sie hat erkannt, dass die Stärke der Anarchie nicht in der Menge der mobilisierbaren SoldatInnen oder Ressourcen liegt, sondern in den subversiven Ideen und den Taten, die sie hervorbringen kann. Jeden Repressionsschlag darauf zurückzuführen, dass die Repressionsorgane eine wachsende Bedrohung in den betroffenen AnarchistInnen sehen, wäre voreilig – und manchmal eine Fehlannahme bezüglich der Möglichkeiten der AnarchistInnen und/oder der Polizei. Andere Motive mögen relevanter erscheinen – um die Produktivität der Polizei zu zeigen (und ihre eigene Existenz und ihren Ausbau zu legitimieren), um ein Spektakel der Krise zu erzeugen (um z.B. politische Entscheidungen als unabwendbar erscheinen zu lassen), um ein Exempel zu statuieren (um RebellInnen abzuschrecken)…

Aber die Macht wird anarchistische Angriffe auf die sozialen Beziehungen, die sie zum Existieren braucht, niemals tolerieren. AnarchistIn zu sein oder nicht war nie die zentrale Frage, weil eine radikale Kritik der Autorität in keine Identität oder Adjektive gepresst werden kann. Sie ist eine nie endende Dynamik der Praxis und Theorie einer Kritik, deren Ziel die Subversion der Gesellschaft ist. AnarchistInnen und anarchistische Kämpfe können sich dieser Dynamik
nicht entziehen. Diese Publikation wurde als Werkzeug eben hierfür geboren – Raum für Gedanken zu Möglichkeiten,
die anarchistische Kritik zu einer potenziell subversiven Kritik zu machen, sie eintauchen zu lassen in eine Dynamik von Analyse und Aktionen. Die Projekte des Kampfes (oder die Interventionen von AnarchistInnen in Kämpfen) sind die Erfahrungen, die wir miteinander teilen sollten, um zu verstehen und zu reflektieren.

Die Texte, die auf dieser Basis entstanden sind, sind die Beiträge, die wir für eine Korrespondenz, die eine anarchistische, radikale Kritik der Gesellschaft bestärken, für notwendig halten.

Inhalt:
Mexiko – Rekuperateure des Bestehenden
Mexiko – Wählt sie nicht rein, schmeißt sie raus!
Mexiko – Zu anarchistischem Internationalismus
Chile     – Umweltzerstörung und die Konfrontation mit der Macht. Den Feind durch die Propagierung seiner Zerstörung bloßstellen
Spanien –  Brief über die kürzlichen Verhaftungen und Inhaftierungen während der „Operation Piñata“ an die Anarchisten und antiautoritären Gefährten
Spanien –  Halluzinationen, Einschüchterung und Kontrolle
Spanien –  Der Hashtag-Effekt
Deutschland –  Denkanstöße und Diskussionsvorschläge zur möglichen Entwicklung von Projekt(en) und Bewegung(en)
Belgien –  Feuer dem Maxi-Gefängnis!
Griechenland – Reflexionen über den Hungerstreik gegen die C-Typ Knäste
Europa – Vorschlag für eine internationale Debatte betreffend der repressiven Restrukturierung

Für Kontakt oder um die „Avalanche“ geschickt zu bekommen, schreibt an: avalanche-de@riseup.net

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Avalanche.noblogs.org

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 4)

Editorial:

Wenn die Macht heute aufgrund einer weitgehenden Restrukturierung auf ökonomischer, politischer und sozialer Ebene, eine Periode der Instabilität und Unsicherheit durchläuft, dann strebt sie unnachgiebig die totale Mobilisierung der gesamten Bevölkerung an. Genauso wie sie danach trachtet, einen neuen Konsens zu produzieren, eine neue Einwilligung der Subjekte in das Projekt der Herrschaft, oder, wenn nötig, eine nachhaltige Unterwerfung jener, die gestern noch widerspenstig waren. Deshalb überrascht es kaum, dass wir ein signifikantes Erstarken der Repression beobachten können. Was uns vielleicht überraschen könnte, ist eher die Geschwindigkeit mit der ganze Bereiche der Gesellschaft militarisiert werden, das Tempo mit der das rechtliche Rahmenwerk modifiziert wird und die Schnelligkeit des Eindringens der Technologien und Kontrollmaßnahmen in das Gesellschaftsgefüge.

Als Folge verschiedener Kriegserklärungen europäischer Länder (Libyen, Zentralafrika, Syrien,…) und den Attentaten in Paris, durch Kämpfer des heiligen Krieges, haben verschiedene Länder ein enormes Experiment, auf dem Gebiet der Sicherheit, in Gang gesetzt. Sogar die Soldaten in den Straßen, einst ein typisches Zeichen für Krieg oder für einen sich anbahnenden Aufstand, haben den Aufruf nicht verschlafen. Das ist, was laut Anti-TerrorismusexpertInnen erforderlich ist, um das „Territorium zu sättigen“, sowohl durch die physische Präsenz einer Flut Machtgläubiger als auch durch das Ertränken jedes Raumes für Reflektion durch die Propaganda für das System. In der Schusslinie sind offensichtlich nicht nur (um nicht zu sagen, nicht so viele) AnhängerInnen des heiligen Krieges, sondern alle, die für den „Frieden“ der Märkte und die Stabilität der Institutionen problematisch sind. Sowohl die für die kapitalistische Akkumulation überflüssige Bevölkerung, als auch erklärte RevolutionärInnen, sowie jene die an die Welt der Technologie nicht angepasst sind und RebellInnen der Straßen.

Gewissermaßen tendiert jeder Staat logischerweise hin zum Totalitarismus, welcher, gemäß der Epoche und der Periode, verschiedene Formen annehmen kann. Von einer faschistischen Diktatur oder einer martialischen Republik, hin zu einer Demokratie, welche die Höhepunkte der Niederschmetterung des Individuums erreicht oder einer Technokratie, die die gesamte Bevölkerung dem Vorrecht von Algorithmen und Maschinen unterordnet, annehmen kann. Totalitarismus involviert Alle, er benötigt die totale Mobilisierung, die volle Einwilligung. Wenn vor ein paar Jahren auf der anderen Seite des Mittelmeers, Aufstände unter dem Ruf nach Freiheit und Würde ausbrachen, sehen wir heute alle Staaten, in den meisten Fällen präventiv, auf die Möglichkeit einer subversiven Bedrohung antworten. Und Staaten, seien sie demokratisch oder despotisch, theokratisch oder technokratisch, schließen niemals irgendwelche Mittel aus, wenn es darum geht ihre Macht zu erhalten: Krieg, Lügen, Gefängnis, Terror, totale Kontrolle, Folter, Verschärfte Haftbedingungen, Mord.

Die Frage die sich für jene auftut, die im sozialen Krieg gegen jede Autorität kämpfen, ist, ob wir die Reflektionen, Mittel, Praktiken, Perspektiven und Projektualitäten haben, welche es uns erlauben die Initiative zu ergreifen, um zum Angriff auf die neue Ära, die sich selbst ankündigt, überzugehen. Nun ja, die Antwort kann nicht bejahend ausfallen. Auch wenn in jüngster Vergangenheit interessante Projekte entstanden sind und wichtige Erfahrungen, Waffen für die Zukunft geliefert haben, ist es klar, dass die Macht die Nase vorne hat. Wir könnten versuchen aufzuschließen indem wir alle Charakteristiken über Bord werfen, die uns von anderen unterscheiden, und – in der allgemeinen Kriegsatmosphäre, welche die Idee durch die Strategie ersetzt – hinter unwahrscheinlichen Allianzen mit autoritären Kräften oder hinter den, von einer Überdosis Staatspropaganda vergifteten, Massen herlaufen. Wir könnten uns weigern die neuen Umstände zu konfrontieren und damit weitermachen uns im Kreis der Selbstreferenzierung und Wiederholung zu drehen. Oder wir können, und das ist es was wir sehen, wenn wir die Texte lesen, die uns zugesandt wurden oder die wir für diese Ausgabe der „Avalanche“ zusammengesammelt haben, die Reflektion intensivieren, die Praxis der direkten Attacke schärfen, die Dimensionen der Selbstorganisierung und Informalität vertiefen, hartnäckig das Beiseitelegen unserer Ideen von Anarchie und Freiheit und den daraus folgenden Ansprüchen, unter dem Vorwand nach mehr Effizienz zu suchen, verweigern.

Die Herausforderungen, die sich am Horizont abzeichnen, sind, sofern möglich, sogar noch gravierender und schwieriger als die von gestern. Die Umstände in denen wir uns die revolutionäre Konfrontation vorstellen, sie denken und praktizieren, sind heute alles andere als günstig. Aber das verhindert nicht, dass überall auf der Welt AnarchistInnen dabei sind, sich ihren Weg zu bahnen, allen Widerständen zum Trotz, ihrem Angriffsparcours gegen alle Formen der Autorität folgend. Deshalb halten wir daran fest, dass die „Avalanche“, als ein Projekt der internationalen Korrespondenz, helfen kann, diese Parcours – eines autonomen und offensiven Anarchismus – miteinander zu verbinden und zu konfrontieren.

Inhalt:

Uruguay – Notwendige Einleitung zu einem noch notwendigeren Werk

Mexiko – Die libertäre Verteidigung mittels juristischer Sprache

Mexiko – Der Konflikt in Mexiko und eine Kritik am anarchistischen Milieu

Chile – Über die Gefahr, die Anarchie in eine Anreihung von „alternativen“ Praktiken, ohne offensiven Gehalt gegen die Macht, zu transformieren

USA – Wir heißen das Feuer willkommen, wir heißen den Regen willkommen

Schweiz – Gegen die „Stadt der Reichen“

Spanien – Die Büchse der Pandora und das Nähkästchen des spanischen Antiterrorismus

Italien – Die Legende des Tals, das es nicht gibt

Griechenland – Erklärungen von Andreas-Dimitris Bourzoukos zum Prozess von Velventos

Griechenland – Das neue Gesetz betreffend

Für Kontakt oder um die „Avalanche“ geschickt zu bekommen, schreibt an: avalanche-de@riseup.net

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