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Chile: Eine kritische Reflektion über den Anarchismus in Santiago de Chile

Anarchismus ist eine breit gefächerte Bewegung mit einer Vielzahl von Interpretationen, die die folgenden Grundsätze gemeinsam haben. Als Anarchist*innen glauben wir an die freie Assoziation, verstanden als die Schaffung freier Vereinbarungen ohne die Intervention von Chef*innen oder Führer*innen. Wir glauben an die Errichtung einer horizontalen Gesellschaft, in der Menschen zueinander gleich sind. Wir beabsichtigen Toleranz Anderen gegenüber, da wir glauben, dass alle so leben können, wie sie wollen, solange andere nicht ausgebeutet oder unterdrückt  werden. Wir organisieren uns in Selbstverwaltung, verstanden als eine Form in der organisierte Leute diejenigen sind, die Lösungen für Bedürfnisse wie Wohnraum, Gesundheit und Ausbildung suchen.

Trotz dieser Prinzipien wollte die anarchistische Bewegung keine echte Alternative zu den verschiedenen sozialen Konflikten sein. Ein Thema, das ich in den 17 Jahren, in denen ich in verschiedenen Gruppen in Santiago an dieser Bewegung teilgenommen habe, beobachten konnte. Dieser Mangel kann innerhalb verschiedener Aspekte beobachtet werden, die ich im Folgenden teile und analysiere.

Ein Aspekt, der begreifen lässt, dass die anarchistische Bewegung nicht willens ist, eine wirkliche Alternative zu den verschiedenen Sozialen Konflikten zu sein, ist genau die Tatsache, dass nicht wirklich von einer „Sozialen Bewegung“ gesprochen werden kann. Jedes Mal, wenn versucht wurde, die verschiedenen Gruppen zu koordinieren, wurden sie intern boykottiert (entweder durch Gruppen oder von Einzelpersonen). Deshalb sind die Anarchist*innen aufgesplittert und wenig organisiert geblieben. Der Mangel an Organisation und Koordination zwischen Gruppen und Einzelpersonen hat eine langfristige Arbeit behindert, die es uns ermöglicht, mit unserem Diskurs eine kohärente Betätigung voranzureiben. Dies führt dazu, dass wir gegenüber den sozialen Konflikten reaktiv sind und permanent Lösungen improvisieren, die nicht auf Grundlage des Aufbaus einer soliden Arbeit begründet sind. Diese findet höchstens in internen Diskussionen in den verschiedenen Gruppen statt. Darüber hinaus führt der Mangel an echter Arbeit dazu, dass die wenigen Gruppen oft zu rein intellektuellen Diskussionsräumen werden.

Ein zweiter Aspekt ist der Atomismus, der in der Bewegung in den letzten zehn Jahren aufgetreten sit. Dieser Atomismus hat uns zu einem Punkt gebracht, dass sogar die Bildung kleiner Gruppen von fünf oder zehn Leuten eine titanische Anstrengung bedeutet. weil die Denkunterschiede zwischen Individuen nicht akzeptiert werden können. Dieser Aspekt widerspricht praktisch vollkommen dem ideologischen Wesen des Anarchismus, Toleranz zu befürworten. Diese Unfähigkeit, intern zu verhandeln, führt bei den wenigen existierenden Gruppen zu Atomisierung, die ihre ohnehin begrenzten Kapazitäten reduzieren. Diese Atomisierung hat einen Punkt erreicht, der an Lächerlichkeit grenzt. Ein Beispiel dafür ist, was wir als „Verlag“ bezeichnen, was in Wahrheit ein* Gefährt*in ist, d*ie ein Buch herausbringt. Versteht dieses Beispiel nicht falsch. Ihr müsst fair sein, um anzuerkennen, dass die individuelle Arbeit dieser Gefährt*innen es ermöglicht hat, eine Lücke in Bezug auf verfügbares Lesematerial zu schließen. Vor etwa 10 oder 12 Jahren waren die Bücher, die oft Fotokopien waren, wenige und gingen von Hand zu Hand, bis der Gebrauch sie fast fast unleserlich machte. Es muss verstanden werden, dass ich dieses Beispiel nur verwendet habe, um die Atomisierung zu belegen, von der ich spreche.

Ein weiterer Aspekt ist der Mangel an eigentlicher Arbeit, die oft zur Demobilisierung von Gefährt*innen führt. Diese Menschen entscheiden sich letztendlich dafür, ein “normales” Leben zu führen, weil es keine Ergebnisse gibt. Wenn wir denken, dass der Beginn der aktiven Teilnahme bei ungefähr 14 oder 15 Jahren liegt, dann hast du, wenn du die Dreißig erreichst, die Hälfte deines Lebens einer “Bewegung” gewidmet, die wenig oder gar keine Früchte bringt. Das demotiviert definitiv die Mehrheit. In der Tat gibt es wesentlich weniger Gefährt*innnen, die über 30 Jahre alt sind als diejenigen, die in ihren 20ern sind und ein gewisses Maß an mehr oder weniger aktiver Teilnahme einbringen. Diese Demobilisierung untergräbt auch die “Bewegung”, da sie den Austausch von Erfahrungen nicht zulässt. Heute wissen 18- und 20-jährige Gefährt*innen mehr über das Spanien von ’36 als darüber, was der Anarchismus in Chile in den letzten 30 Jahren gewesen ist, seine Fehler, Erfolge, Repressionen usw.

Ein vierter Aspekt ist der Mangel an finanzieller Mittel. Dies ist offensichtlich und wird durch die Jugendlichkeit der “Bewegung” verschärft .Wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der aktiven Teilnahme zwischen 16 und 24 Jahren liegt, gibt es nur wenige Mittel, die eingebracht werden können. Wenn man bedenkt, dass im Durchschnitt erst mit dreißig Jahren ein gewisser Grad von wirtschaftlicher Stabilität erreicht ist, wird das Bild noch komplizierter, denn wie ich schon sagte, in diesem Alter haben sich die meisten Compañeros und Compañeras von einer aktiven Teilnahme zurückgezogen. Dies wird durch die fast fehlende Existenz anarchistischer Räumlichkeiten belegt, als fünften zu benennenden Aspekt, der dazu führt, dass die anarchistische Bewegung keine echte Alternative zu sozialen Konflikten darstellt. Die Nichtverfügbarkeit von Räumen hat den Rückzug von Gruppen verhindert, wenn eine Repressionswelle einsetzt oder wenn Organisationen aus anderen Gründen geschwächt werden. Dann hat das Fehlen von Räumen verhindert, dass die Gruppe langfristig arbeiten kann. Die meisten benutzen bereitgestellte oder besetzte Räume. Bei Ersteren besteht die Gefahr, dass der Eigentümer, sei es eine einzelne Person oder eine Gruppe, es nicht mag, was mit dem Raum getan wird, und bei letzterem besteht permanent das Risiko der Räumung.

Nun, es gibt keine magischen Rezepte, um die Probleme der “Bewegung” zu lösen. Ich glaube sagen zu können, dass das Erste, was wir brauchen, die Bereitschaft derer ist, die sich als Teil davon fühlen. Von den 14- bis 15-jährigen Jugendlichen bis zu den 30- bis 40-Jährigen bleibt hier niemand ausgeschlossen. Gefährt*innen , jeder kann seinen Beitrag einbringen: Zeit, Arbeit, Erfahrungen oder Ressourcen. Wenn wir wirklich glauben, dass der Anarchismus eine Antwort auf die verschiedenen sozialen Konfliktee geben kann, in denen wir leben, müssen wir in der Lage sein, die Hindernisse zu überwinden, mit Atomismus zu brechen und Vereinbarungen zu treffen, um einen gemeinsamen und breiten Weg zu schaffen, der bestehende Tätigkeiten stärkt und neue schafft.

von F. C.
März 2018

auf spanisch

Hamburg, Bremen: Neue Ausgabe der anarchistischen Zeitung Attacke! erschienen

Die Nr. 5 der anarchistischen Zeitung Attacke! aus Hamburg und Bremen ist erschienen. Wie schon die letzten Ausgaben, wurde die Zeitung in hoher Auflage gedruckt und wird außerhalb des digitalen Raumes verbreitet und als Instrument der anarchistischen Idee verwendet.

In dieser Ausgabe findet ihr:

-Herzschläge
Alles ist ruhig und nichts bewegt sich? Ist das wirklich so oder müssen wir uns bloß umgucken und aufmerksam hinhören? Wie immer eine Chronologie subversiver und widerständischer Momente.

-Denunziation
Die Monate nach dem G20 Gipfel haben die Strategien der Strafver-folgung sichtbar werden lassen: Nicht mehr nur die Bullen ermitteln gegen jene, welche gegen die Zustände dieser Welt revoltieren. Alle werden aufgerufen mit dem Smartphone zu filmen und bei den Bullen anzuschwärzen. Die Anonymität des Internets lässt viele zu Spitzeln und Verrätern werden, die dabei helfen, Menschen hinter Gitter zu bringen.

-Iran: Reformer, Fundamentalisten – Es ist aus!
Die Aufstände welche den Iran seit Ende des letzten Jahres erschüttert haben, sollten nicht in der Flut der täglichen Notizen untergehen sondern unsere Aufmerksamkeit und Solidarität erhalten.

-Ein Spaziergang im gläsernen Freiluftknast
Ein kleiner Spaziergang durch die Hafencity in Hamburg und Gedanken über die Architekten unserer Existenz.

-Öffis, Ersatzhaft, Überwachung
Über einige Interventionen in Bremen und anderen Städten gegen die tägliche Ausbeutung und Kontrolle des öffentlichen Nahverkehrs.

-Krieg und Rüstung
Die letzten Wochen gab es viele Demos und Aktionen gegen den Angriffskrieg der türkischen Armee gegen die kurdische
Freiheitsbewegung in Syrien. Hier Berichte und Gedanken über anti-militaristische Praxis.

-Vor 85 Jahren…
…zündete Marinus Van der Lubbe den Reichstag in Berlin an – ein Stück (Gegen-)Geschichte.

Die Zeitung kann kostenlos bestellt werden:
attacke (nöspäm) riseup.net

Madrid: Einige Überlegungen zur Videoüberwachung in Vallekas

Immobilienmarkler, raus aus dem Viertel Kampf der Spekulation! Vallekas Unregierbar.
Weder befreien die Drogen, noch schützt die Polizei.Vallekas unregierbar.
Die Polizei schützt nicht, sie unterdrückt nur, um die Interessen des Staates zu verteidigen. Vallekas Unregierbar.

Am 16. Februar wurde der Bericht von der Polizeibehörde von Madrid über die Installation von Videoüberwachung in verschiedenen Zonen Vallecas bekannt. Konkret geht es um die Umgebung der Puente de Vallekas. Wie von El Salto Diario berichtet, wir die Installation von diesen fünfundzwanzig Kameras die Avenida Monte Igueldo und Peña Gorbea in eine hübsche Promenade verwandeln, wo der Staat und seine Söldner*innen vierundzwanzig Stunden kontrollieren werden, was dort passiert. Dieser Bericht wurde auf Antrag des Bezirkvorstands, mit Herrn Paco Pérez an der Spitze beantragt (Stadtrat von Ahora Madrid. Überraschung?) und ist der endgültige Abschluss einer Medienkampagne, die eine Erhöhung der polizeilichen Präsenz im Viertel gefordert hat, unter dem alten und wiederholten Vorwand der Kriminalität. Dieses Mal wurde der Schwerpunkt auf die geeigneten Narcopisos“ (Wohnhäuser unter Kontrolle von Dealern) gelegt.

Journalist*innen, Politiker*innen (aller Richtungen), Immobilenhändlerinnen, Unternehmen und Bullen einigen ihre Kräfte, um Vallekas in eine durch die Polizei (im Streifendienst oder zivil) eingenommene und militarisierte Zone umwandeln, die auf Konsum als einzige Denkweise basiert und wo die kapitalistische Spekulation die Armen aus ihren Häusern vertreibt. Hausbesetzungen und alle Praktiken, die den Umsturz der aktuellen Herrschaftsverhältnisse versuchen und die demokratische Normalität bedrohen, werden in Schach gehalten. Dieser Prozess wird von einigen als „Gentrifikation“ bezeichnen, obwohl er für andere nichts anderes bedeutet, als eine Anpassung, gemäß der Interessen des Staates und des Kapitalismus. Er betrifft nicht nur einzig und allein Vallekas. Es geschieht in allen Vierteln, aber in unterschiedlichem Tempo. Der Prozess kapitalistischer Spekulation, wie wir ihn auch in Malasaña, Lavapiés, Tetuán, Carabanchel erleben, vereint zwei wichtige Interessen: den rein ökonomischen, der durch die Immobilienspekulation umgesetzt wird und den der sozialen Kontrolle, in Form der Intensivierung der Präsenz der Schergen des Staates und der Nutzung der Technik und der Technologie im Dienste der Interessen der Herrschaft.

Ein anderes Thema, dass nicht unbeachtet bleiben sollte, ist die Fokussierung auf die „Narcospisos”. Zuerst sollte darauf hingewiesen werde, dass der Drogenhandel nicht mehr als ein pyramidenförmiges internationales Geflecht darstellt, indem nicht nur diese “Unternehmer ohne Maske” (als Drogenhändler bezeichnet) involviert sind, sondern auch Polizeikräfte, Regierungen, Politiker*innen… Aufgrund ihrer Rechtswidrigkeit, bewegen sich die Drogen als Handelsware innerhalb eines internationalen Marktes, der stark von dem gewalttätigsten kapitalistischen Rythmus geprägt ist, der unzählige Vorgänge und Ebenen von Ausbeutung und Herrschaft in seiner Produktions- und Verteilungskette beinhaltet.

Dieser allgemeine Zusammenhang des Drogenmarktes, verfügt in Vallekas jedoch über spezifische Besonderheiten, die von den Medien als Schwerpunkt herhalten müssen, um die Repression und die Spekulation zu rechtfertigen. Dieser Prozess der permanenten Legitimation der Ordnungskräfte des Staates, findet mit dem Drogenproblemen in einem Viertel wie Vallekas einen großartigen Aufhänger. Im kollektiven Gedächtnis des Viertels sind die „Heroin-Jahre“, die „Generación perdida“ („vergessene Generation“) und die Auswirkungen, die es unter den Jugendlichen der Arbeiter*innenklasse verursachte. Diese Tatsachen sind niemals vom Kontext gelöst werden, indem sie entstanden sind: ein spanischer Staat, der auf den europäischen Zug aufgesprungen ist, in den Jahren der Einrichtung eines neuen demokratischen Regimes, mit einer unerbittlichen industriellen Umstrukturierung, die Millionen von Menschen in den Ruin und Armut getrieben hat.

Die Drogen spielten eine wesentliche Rolle als Werkzeug sozialer Kontrolle einer Generation, die in die Armut gezwungen wurde.

Deshalb sollte uns die Einbindung von höheren Polizeibeamt*innen und Politiker*innen im ganzen Staat im Drogenhandel nicht verwundern. Bei weitem keine Ausnahme, stellt es eine gewöhnliche Praxis dar, die bei den Polizeikräften weltweit sehr verbreitet ist. Die endgültige Auflösung der Arbeiter*innenbewegung, die Rolle des Syndikalismus innerhalb des neuen vermittelnden und demokratischen Kapitalismus sowie der Ausbau der neuen Mechanismen zur Befriedung und sozialen Integration, erledigten den Rest.

Der Staat versteht es, einen Nerv zu treffen, Ängste zu bedienen und ein Konzept der Sicherheit zu konstruieren, was ihrem Interesse für Kontrolle und Herrschaft entspricht. Und wenn man dabei auch gleich gegen Besetzungen (als Praxis der direkten Aktion, die eine der Säulen des Kapitalismus ins Visier nimmt, das Privateigentum,) vorgehen kann, nur zu.

Die Idee ist den Schwerpunkt auf alle Orte zu richten, die nicht der täglichen Ausbeutung entsprechen, der wir unterworfen werden. Damit wir unseren Boss nicht hassen, der uns unser Leben durch die sogenanne Arbeit stiehlt. Damit wir Lohnsklaverei mit der Gefahr von Arbeitslosigkeit und Elend, als einziger Alternative, ausgesetzt sind. Dass sie andere ausgebeutete Menschen, wie uns, wegen ihres Migrant*innenenstatus verfolgen, in den rassistischen Kontrollen am U-Bahn-Tor oder bereits vorher durch Einsatz von Gummigeschossen in der Meerenge ertrinken.

Ihre Kriege, ihre Armeen, ihre Flaggen. Dass unser Leben von Gehorsam dominiert wird, von der Delegation an Politikprofis, durch Wahlen von Zeit zu Zeit. Dass Gefängnisse und Polizeistationen weiterhin Leben stehlen, weil das System so viel Leid verursacht. Dass wir vollkommen von unseren Fähigkeiten enteignet werden und unserer ohnehin bereits beschnittenen Autonomie weiter reduziert wird. Damit wir alles vergessen und unser einziges Problem die “Narcopisos” und die Lösung sind. Die Lösung wird vom Staat und seinen Institutionen, Vertreter*innen, Sprechern und seinen Lakaien vorgegegeben.

Angesichts dessen haben wir sehr eindeutige Waffen einzusetzen. Die direkten Aktion gegen ihre Kameras und ihre Polizei. Die direkte Aktion gegen ihre politischen Verteter*innen, ganz gleich ob sie Partido Popular oder Ahora Madrid heißen. Der Kampf gegen die Mafia, die vom Tod profitiert und ein Werkzeug der Kontrolle, wie die Drogen, kann niemals den Kampf gegen den Staat vergessen, weil sie zwei Formen sind, das selbe zu tun: „Kontrolle und Unterwerfung erzeugen“. Ihre anscheinende Konfrontation ist nichts anderes, als dass der Staat sein Gewaltmonopol zur Geltung kommen lässt.

Erzeugt Bruchstellen, Lücken und führt Auseinandersetzungen mit diesen Projekten der kapitalistischen Umstrukturierung durch praktische Umsetzung der Solidarität und gegenseitigen Hilfe. Tretet in Aktion im Hier und Jetzt, ohne erst um Erlaubnis zu fragen oder auf jemanden zu warten.

Krieg der Sozialen Kontrolle. Es lebe die Anarchie!

Einige Anarchist*innen aufs Vallekas

auf Spanisch

Anonym: Smarter Shit

erhalten am 2.2.2018 Quelle: Anarchistische Bibliothek

Die Smart City, die „intelligente” Stadt entsteht – in Berlin und an vielen weiteren Orten, weltweit. Was bedeutet Smart City eigentlich, wer treibt diese Entwicklungen voran, wem nützen sie und was könnten die Folgen sein? Wo finden sich Konfliktfelder und Angriffspunkte?

Smart City – was ist das Eigentlich?

Der Begriff Smart City ist seit Ende der 90er Jahre im Umlauf, wobei es keine klare Definition davon gibt, was das eigentlich bedeuten soll.

Eindeutig ist jedoch, dass der Begriff, die Leitbilder und Projekte der Smart City, von Staaten und Firmen gemeinsam entwickelt wurden und werden. Zur Smart City gehören verschiedenste Angriffe der Herrschenden, z.B. zentralistisch geplante Großprojekte wie die Planstadt New Songdo City in Südkorea, die als vernetzte Stadt, vollgestopft mit Sensoren, eine Vorreiterrolle einnehmen soll. Andererseits werden teilweise auch „Basisprojekte”, also z.B. computerbasierte Projekte zur E-Beteiligung (das E– bedeutet Elektronisch) an Entscheidungsfindungen bestens in diese smarten Konzepte integriert oder sogar als Teil davon entwickelt.

Manche Firmen arbeiten gar an Visionen eines Smarter Planet, also eines allumfassend vernetzten und kontrollierten Planeten und damit auch dessen Bewohner*innen.

Die Akteure bei dieser Neuorganisierung der herrschenden Strukturen sind natürlich diese selbst und umfassen damit eine enorme Bandbreite. Unternehmen wie beispielsweise SAP, Siemens, Bosch, IBM, Oracle oder google sind Hauptakteure. NGOs, verschiedenste staatliche Stellen unterschiedlicher Länder, aber auch die EU und die Vereinten Nationen arbeiten gemeinsam an diesem absoluten Kontrollwahn.

Schöne neue Welt

Mit vielfältigen Versprechen wollen die Herrschenden der Bevölkerung die totale Kontrolle schmackhaft machen. So soll die Smart City Nachhaltigkeit fördern und die Lösung ökologischer Probleme bringen, Probleme, die genau diese Leute und Strukturen mit deren Technologien selbst entwickelt und verbreitet haben.

Auch sollen diverse Technologien angeblich die soziale und kulturelle Entwicklung fördern: die Kultur der Vermarktung und Verblödung.

Ein gern benutztes Argument ist außerdem die Sicherheit, was bekanntlich auch die Sicherheit derjenigen meint, die privilegiert sind, die mehr besitzen als andere, was die Sicherheit zum Fortbestand von Systemen der Ausbeutung und Kontrolle meint. Eine Sicherheit der vorgegebenen Welt – ohne Abweichungen.

Dafür wird aber einiges bequemer. Viele Versprechen werden als „Gewinn” wahrgenommen, da sie Bequemlichkeit und Faulheit fördern. Digitale Prothesen sollen das Leben erleichtern, die damit einhergehenden Abhängigkeiten und Verkümmerungen bleiben unerwähnt.

Als Ausgleich wird mit immer mehr Mitbestimmung geworben, was durch E-Partizipation möglich gemacht werden soll. Also kontrollierte Stimmabgabe im vorgegebenen Rahmen, mehr Mitbestimmung, aber nur dort, wo es den Kontrollierenden passt.

Außerdem soll der massive Ausbau neuer Technologien die Effizienz und Produktivität erhöhen. Wer davon profitieren wird, ist auch heute schon klar ersichtlich – diejenigen, die die Produktionsmittel, Netzwerkströme und Arbeitskräfte bestimmen.

Und somit wird schließlich auch mit wirtschaftlichem Aufschwung geworben. Die Industrie sieht einen riesigen, in diesem Ausmaß lange nicht dagewesenen neuen Absatzmarkt.

In einer Smart City werden Stadt und Mensch als eine Maschine gesehen. Der Mensch funktioniert, als Teil des Ganzen, der Stadt, und ist kein autonomes Wesen. Damit dies möglich wird, soll ein Internet der Dinge aufgebaut werden. Gegenstände, Informations- und Kommunikationstechnologien und Körper müssen entsprechend ausgerüstet und vernetzt werden. Eine totale Reorganisation des Lebens in allen möglichen Bereichen ist Teil dieser Ideen. Sicherheitsmanagement, gesteigerte Effizienz und Leistung des Staates und seiner Institutionen, Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz und ein umfassendes Internet der Dinge sind Kernelemente dieses Angriffs.

Deine Reorganisierung

Die Mittel zur Durchsetzung dieser Reorganisierung sind vielfältig, sie reichen in alle Lebensbereiche hinein. So wird eine durchdringende Datenerhebung in Echtzeit, sowie eine systematische Prozessbeobachtung anvisiert, was bedeutet, dass möglichst viele Veränderungen in allen Bereichen mitgeschnitten und live ausgewertet werden können. Und zwar durch in Objekte eingebettete Sensoren und Rechner, die sich über das Internet miteinander verbinden, kommunizieren und Informationen übertragen. Sensoren im Asphalt und in Fahrzeugen, kombiniert mit Informationen der Smartphones der Verkehrsteilnehmenden, sollen eine bessere Verkehrskontrolle ermöglichen. Ein*e Bürger*in wird als Sensorknoten gesehen und benutzt, die E-Partizipation im Spiel der Herrschenden ist die Fata Morgana der um jegliche Selbstbestimmung Beraubten.

Die smarter Techniken soll die Industrie 4.0 entwickeln, durch die die Arbeitswelt einen massiven Wandel erleben wird. Vernetzte (Selbst-)Organisation der Produktion bedeutet eine Robotisierung, aber auch eine Spezialisierung der dann noch Arbeitenden.

Der umfassende Charakter der Eingriffe benötigt außerdem eine intelligente Verzahnung verschiedenster Aufgabenfelder, also Zugriffe und Verknüpfungen auf das Verhalten in den Bereichen Arbeit, Konsum, Gesundheit, Freizeit, Mobilität, jegliche Art von Dienstleistungen, etc.

Eine optimierte Gesundheitsversorgung soll unter anderem durch Selbstvermessung, Selbstregulierung und Selbstoptimierung erreicht werden. Statt eines Lebens, welches mehr Bewegung im Alltag z.B. durch Gartenarbeit beinhaltet, werden überall ausbeutbare Abhängigkeiten von Dienstleistungen erzeugt. Es gibt immer mehr Werkzeuge zur persönlichen Gesundheitsanalyse und immer mehr Fitnessstudios, denn gesunde Menschen sind einfach billiger. Um dich ausbeutbar zu machen, werden auch hier Probleme benutzt, die von der bestehenden Ordnung erzeugt wurden. Um sie mit neuen Problemen am Leben zu erhalten, aber aushaltbar zu machen.

Und wer manches nicht mehr aushält, sucht sich andere Wege, für die wiederum neue Formen der Kriminalitätskontrolle entworfen werden. Durch stärkere polizeiliche Überwachung, Datenerhebung und -zusammenführung, sowie Nutzung anderer neuer Technologien soll der Repressionsapparat ausgebaut werden. So wird im Berliner Strategiepapier für eine Smart City Berlin beispielsweise ganz konkret von der Auswertung von Satellitenbildern gesprochen.

Aber nicht nur bessere technische Ausrüstung spielt hier eine Rolle, sondern auch sich verändernde Sicherheits-, also Kontroll- und Repressionskonzepte. Billiger und einfacher zu kontrollieren als durch „die harte Hand”, durch Bestrafung, ist vorauseilender Gehorsam und Selbstzurichtung. Wobei auch viele Knäste zu Unternehmen werden, die profitabel sein können und es wohl immer auch Menschen geben wird, die aus den vorgegebenen Mustern ausbrechen oder trotz ausgefeilter Überwachung und Selbstkontrolle Gesetze brechen und weggesperrt werden.

Be smart, be Berlin

Ein konkretes Beispiel ist die Stadt Berlin, die sich anschickt eine smarte Stadt zu werden, um im internationalen Ausbeuterwettbewerb ganz vorne mitspielen zu können. Berlin soll „Standort für Zukunftsindustrien und -technologien werden” (Die Zitate dieses Abschnitts stammen aus dem Papier Smart City-Strategie Berlin von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin). Vieles in dem Strategiepapier der Stadt zur Smarterisierung bleibt vage und schwammig, eher soll Politik grundsätzlich in eine smartere Richtung gebracht werden.

Um die ehrgeizigen Vorhaben der massiven Ausweitung von Kontrolle und Technologisierung des Alltags durchzusetzen, soll die Bevölkerung dahingehend beeinflusst und überzeugt werden. Das alte Spiel der Politik von Manipulation und Zurichtung: „Es bedarf einer langfristigen, auf Glaubwürdigkeit ausgerichteten Kommunikationsstrategie, die der Bevölkerung die Sinnhaftigkeit des Smart City-Ansatzes verdeutlicht”. Natürlich wird dabei alles als supernützlich dargestellt und auch in versteherischer linker Tradition immer zur sanften Vorsicht gemahnt, dass angeblich das Wohl des Einzelnen und die Privatsphäre dabei eine große Rolle spielen würden. Alles nur zu deinem Wohle.

Der Mensch, die Maschine

Für einen effizienteren Staat wird bereits an einem E-Gouvernment-Gesetz gearbeitet, wobei Geschäftsprozesse einfacher werden sollen, E-Verwaltung, der E-Pass und die umfassende E-Akte sind Teil dessen. Als absolute Grundlage der Smart City wird auch ein immer überall verfügbares öffentliches WLAN genannt, die BVG zum Beispiel bietet dies mittlerweile in ihren Bussen an. Diese sollen sich dann auch in einer „systemübergreifenden Verkehrssteuerung” bewegen, was bedeutet, dass möglichst viele Fahrzeuge im Verkehr kommunizierend oder autonom fahren. Auch eine „Innovationsförderung” ist Teil des E-Gouvernments. So sollen „Risikokapitalfonds aus Mitteln des Landes und des Europäischen Fonds finanziert werden, um kleine und mittelständische Unternehmen der Technologie- und Kreativwirtschaft zu fördern.” Berlin will Vorreiterin in der wahnhaften Technologisierung unserer Leben werden.

Dazu werden unter anderem E-Health-Lösungen angestrebt, beispielsweise eine Vernetzung aller betreffenden Akteure. Was das konkret heißt, bleibt wieder mal im strategischen Dunkel. Die Health-Watch die mit deinem Smartphone kommuniziert, welches Fitnesskurven in der Cloud erstellt, mit der Termine im Fitness-Center gemacht werden und die deiner Ärztin ein Gesundheitsbild in Echtzeit liefert, das wiederum der Gesundheitsbehörde die statistische Vermessung und Kategorisierung des Lebens ermöglicht und bei der Krankenkasse deinen Beitrag berechnet? Alles schon in der Entwicklung, die Umsetzung beginnt jetzt.

Genau wie bei Smart Homes, welche einen „Anwendungsschwerpunkt” darstellen und „an deren möglichst schneller Verbreitung auch ein öffentliches Interesse besteht”. Neben der totalen Vernetzung aller Geräte und Körper gehört z.B. auch eine „Kiez-App”, mit der sich Nachbar*innen austauschen sollen. Auf welche Art und Weise und was dort erlaubt ist und was nicht, bestimmt der staatliche Algorithmus (digitales Grundgerüst/die Programme, die den Zweck und die Möglichkeiten einer digitalen Anwendung bestimmen). Einmal abgesehen davon, dass dadurch noch mehr Leben ins kontrollierbare, flatterhafte Virtuelle verbannt wird.

Auch im Zuhause beginnt die smarte Energie. „Die Energieversorgung der Zukunft benötigt ein intelligentes Netz, das die Energiekonsumenten und -produzenten mithilfe digitaler Informationstechnologie verbindet und kontinuierlich Informationen über Energienutzerverhalten und Energiebereitstellung auswertet”. Dadurch wird beispielsweise auch nachvollziehbar, wann sich wie viele Menschen bei dir zu hause aufhalten.

Um diese unsolidarische Gesellschaft, die Privilegien mancher zu schützen und um die uns eingeimpfte vermeintliche Sicherheit zu wahren, soll eine „qualitativ neue smarte Sicherheitskultur” eingeführt werden. Dazu gehören z.B. die Nutzung von Satelliten, aber auch Firewalls und kontrollierte Teilabschaltungen ganzer Netzwerke. Wenn wir uns also auf digitale Kommunikation verlassen, werden wir andere Kommunikationsstrukturen und somit auch unsere Selbstbestimmung verlieren. Die Strateg*innen der Herrschaft betonen, wie wichtig eine verfügbare Dateninfrastruktur auch in Krisenzeiten ist, was auch immer der Staat als Krise definiert. Die Vernetzung wird totalitär und immer überall, aber dafür auch immer überall angreifbar: „Zunehmende Vernetzung auch sensibler Bereiche erhöht die Verwundbarkeit gerade kritischer Prozesse und Strukturen […] Bereits mehrstündige Stromausfälle können die Funktion bestehender Systeme grundsätzlich infrage stellen.”

Die smarter Herrschaft

Mehrere Akteure arbeiten an der Entwicklung und Umsetzung dieser Ideologie des Fortschritts. Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH dient als angeblich Motor und Schnittstelle zwischen Politik, Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen und wirtschaftsrelevanten Akteuren. Das Netzwerk Smart City ist „Berlin Partner und repräsentiert einen Querschnitt führender Unternehmen, Forschungs- und wissenschaftlicher Einrichtungen, relevanter Netzwerke, Start-ups und Finanzierungseinrichtungen”.

„ [Der] Einsatz von innovativen Technologien soll ein Kriterium bei öffentlichen Vergabe- und Beschaffungsprozessen [werden]” der ist es schon. Das Projekt „Schaufenster für Elektromobilität” besitzt bereits ein Gesamtvolumen von bis zu 85 Millionen Euro. Infrastruktur allgemein soll massiv smart ausgebaut, Gebiete „erschlossen und optimiert” werden. Was diese Optimierung konkret bedeutet, bleibt unklar. Mit Sicherheit wird an der kommerziellen Erschließung und Ausweitung gearbeitet. Aufwertung und Verdrängung sind bekannte Folgen.

Dabei entscheidend ist die sogenannte Industrie 4.0, welche teilweise auch schon getestet wird. Diese Ideen der Umwandlung von Industrie und Arbeit beinhaltet viele Facetten: Robotisierung, Flexibilisierung, Spezialisierung und so weiter. Also mehr Arbeitslose, mehr Entfremdung und Fremdbestimmung, mehr Abhängigkeiten, mehr Unterwerfung unter den Verwertungsdruck. Die hippen Industrien 4.0 sind bereits Teil dieser Stadt: In Adlershof, dem Clean Tech Park in Marzahn-Hellersdorf und auf dem EUREF-Campus in Schöneberg; die Urban Tech Republic wird in Tegel zur Nachnutzung des Flughafens entstehen.

Berlin wirbt gezielt Vorreiter der zukünftigen technologischen Ausbeutung an. So findet die größte Smart City-Kongressmesse der Welt, die Metropolitan Solutions, seit 2015 jährlich in Berlin statt. An der Ideologie der smarter Herrschaft arbeiten außerdem die CKI-Konferenz, die Berliner Wirtschaftskonferenz, der Smart City Summit, die Asien-Pazifik-Wochen und der Stadtarchitekturkongress. Hier wird an unserer Zukunft gefeilt – ein massiver Angriff, bisher scheinbar ungestört vorbereitet. Allen voran Firmen wie Deutsche Telekom, Bertelsmann, Springer, Microsoft, Google und Siemens, die dabei in Berlin „bedeutsame Impulse” setzen.

Smarter desaster

Welche Folgen könnte die Umsetzung der beschriebenen smarten Ideen haben?

Probleme für Probleme

In einigen Bereichen wird durch effizientere Technologie eine bessere ökologische Ausnutzung und ein geringerer Ressourcenverbrauch erreicht. Gleichzeitig benötigt die Smarterisierung jedoch eine Menge neuer Geräte, Sensoren und Computer, welche im Bau einen Haufen Energie und Rohstoffe verbrauchen. Die Entsorgung superschnell veralteter Geräte vergiften die Umwelt. Viele der benötigten Materialien werden zu beschissensten Arbeitsbedingungen aus Ländern des globalen Südens vor allem für unseren Luxus hier ausgebeutet, eine Forstsetzung der kolonialistischen Tradition westlicher Länder, nur mit anderen Mitteln.

Gedanken darüber, ein Leben mit weniger Dingen, Technik und Mobilität zu führen, um die eigentliche Ursache ökologischer Probleme anzugehen, liegt jedoch nicht im Interesse des Kapitals, da im Kapitalismus immer mehr produziert werden muss, immer mehr Gewinn erwirtschaftet werden muss, damit er funktioniert. So haben die Verfechter*innen des Bestehenden kein Interesse daran, Ursachen für Not und Zerstörung zu bekämpfen, sondern es wird versucht die Maschinerie immer weiter zu treiben, Mittel für angebliche Lösungen zu finden, für Probleme, die diese selbst erzeugt haben.

Die soziale Zerstörung

Dazu gehören auch soziale Verhältnisse. Wie man an Orten, wie beispielsweise dem Silicon Valley in den USA, sehen kann, klaffen hier die Eigentumsverhältnisse noch weiter auseinander als bisher. Gemeint sind Orte, die die aktuellen Entwicklungen vorwegnehmen und im System zukunftsweisend sind, wo die Tech-Elite ihre technologischen Tempel aufbaut, die Industrie 4.0 sich verbreitet und smartes Leben bereits Alltag wird. Hier verarmt ein großer Teil des Mittelstands, die soziale Ungleichheit steigt. Eine harte Gentrifizierung folgt, also eine Verdrängung angestammter Bewohner*innen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, weil Eigentümer*innen viel besitzen und damit ihren Profit weiter erhöhen wollen. Es entsteht eine neue Elite, machtvoller als viele Staaten, angehäuft mit einem nie dagewesenen Berg an Informationen und Mitteln. Gleichzeitig gibt es immer mehr verarmte Menschen, oft Migrant*innen, die die im Kapitalismus als „niederen” Dienste gesehenen und zumindest schlecht bezahlten Jobs wie Putzen oder Kinderbetreuung übernehmen. Doch auch daran wird gearbeitet: in 20 Jahren sollen Roboter einen großen Teil dieser Arbeiten erledigen.

Diese weitere Polarisierung bewertet und entwertet Menschen, betreibt soziale Zerstörung und Vertreibung. Und nicht nur in der eigenen Stadt – die Ausbeutung ist global. Der Reichtum mancher Weniger fußt auch auf der Ausnutzung von Ressourcen und Menschen, vor allem aus südlichen und östlichen Ländern. Von der Hose bis zum Chip, die Ressourcen und die Arbeitskraft kommen aus dem Trikont, die Ware bekommen wir.

Meins meins meins

Auch in den Städten hier trennen sich immer mehr Arm und Reich. Die neuen Reichen, jung und smart, drängen in die Städte, es entstehen Innovationsdistrikte mit Vierteln von Tech-Spitzenverdiener*innen. Hier pulsiert das Leben, ist Kultur, Party und Lifestyle, der altbekannte Speckgürtel ist jetzt zusätzlich die Innenstadt, der Pöbel wird immer weiter nach außen gedrängt. Wer Eigentum hat, wird damit noch reicher, wer wenig oder nichts hat, kriegt noch was abgenommen und ist am Arsch. Da nicht die Menschen die drin wohnen die Häuser besitzen, sie stattdessen das Eigentum von Wenigen sind, können Markt und Eigentümer*innen das soziale Leben ärmerer Leute zerstören, weil diese z.B. wegen Mieterhöhung oder Umwandlung in Eigenbedarf wegziehen müssen.

Solange es Eigentum an sich gibt, ist die Grundlage für Ausbeutung geschaffen und manche Arschlöcher werden das Ausnutzen. Vermutlich sogar die meisten, sofern sie die Möglichkeit dazu hätten. Es ist also sinnlos für niedrigere Mieten oder gegen Umwandlung in Eigentumswohnungen zu kämpfen, diese Auseinandersetzungen können höchstens Aufhänger für eine Vertiefung der Konflikte und der grundlegenden Fragen für ein ganz anderes Leben dienen.

Die Beziehung des Wettbewerbs

Die Städte untereinander wiederum stehen im harten Wettbewerb, genauso wie Staaten, Firmen und angeblich auch du und ich. Die Stadtregierungen werden harten Druck bekommen und ausüben, an der Smarterisierung teil zu haben, da dies die einzige Chance ist, dauerhaft wirtschaftlich am Weltmarkt zu bestehen. Im Gegensatz zu einem Konzern, der im Verwertungsdruck gefangen ist, oder der Politik, die immer quantifiziert, für andere entscheidet und am Machterhalt mit dessen zwangsläufigen Mitteln geknüpft ist, können du und ich etwas anders machen. Beziehungen führen die nicht auf Wettbewerb, Tausch oder Gewinn aus sind, Verbindungen die der Verwertung durch Solidarität, kollektiven Strukturen und Praxis des Widerstands etwas entgegensetzen.

Überflüssige Roboter

Dafür könnten sich Gefährt*innen, vor allem unter den Überflüssigen, finden. Denn im kapitalistischen Sinne Überflüssige wird es immer mehr geben, Menschen ohne Arbeit, nicht mehr wirklich nützlich für die Marktwirtschaft, oder Billiglohnarbeitende, die dann auch teilweise noch durch Automatisierung und Robotisierung ersetzt werden. Die massive Datensammlung des smart live ermöglicht die Robotisierung der Gesellschaft, da Roboter viele Daten brauchen, um möglichst selbstständig agieren zu können und dann auch gleichzeitig ein Menge Daten aufnehmen und weitergeben.

Die möglichen Folgen der fortschreitenden Automatisierung können wir nur erahnen. Die Menschen werden eine Menge Skillz verlieren, viele Fähigkeiten werden wir verlernen. Das ist nichts neues, wer weiß noch wie man sich selbst versorgt oder wenigstens das Auto selbst repariert? Hier wird schnell klar, neue Autos sind Computer, selbst reparieren ist kaum noch möglich, Eigenständigkeit ist nicht erwünscht, geschweige denn ein Ziel. Technologisierung und Automatisierung erschaffen enorme Abhängigkeiten, und zwar von Techniker*innen, Konzernen und Strukturen, deren Interesse es ist, uns immer abhängiger zu machen, um verwertbar zu bleiben. Das wertvollste Produkt wird die Dienstleistung werden, da alles spezialisierter wird. Im Plan der Strategen der Abhängigkeit und Verwertung ist die Zukunft der Autonomie nicht die des Menschen, sondern die der selbstfahrenden Autos, der autonom putzenden Roboter, der von Algorithmen gefilterten virtuellen Beziehung und der intelligenten Maschine die im Altersheim Karten spielt und in der Schule vorliest.

Wenn wir Selbstbestimmung erlangen wollen, müssen wir uns die Fähigkeiten erhalten und erlernen, die nicht nur das Bestehende zerlegen, sondern uns auch befähigen, anders als den uns vorgegebenen Weg zu gehen. Fähigkeiten und Angewohnheiten, die direkte Kommunikation ermöglichen und Grundbedürfnisse auf möglichst direkte und sozial wertvolle Art befriedigen können.

Die Kontrolle der Dinge

Dem entgegen arbeitet die Ausweitung des Internets der Dinge. Alles und jede*r soll mit Sensoren versehen werden oder gar eine eigene Rechnereinheit bilden. Dafür werden beispielsweise RFID-Chips an allen möglichen Produkten sorgen, die dann selbstständig mit der vernetzten Umwelt kommunizieren wann wo was wie gerade ist und sich verändert. Oder auch Mini-Rechner in Haushaltsgeräten, die ständig alles Mitschneiden und gegebenenfalls selbst „Entscheidungen” treffen sollen. Ebenfalls wird an der Verbindung Mensch-Maschine gearbeitet, die fast angewachsene Prothese Smartphone ist erst der Anfang. Implantate und rückkoppelnde Hilfsmittel wie google glass oder auch bildschirmartige Kontaktlinsen können Teil des Internets der Dinge sein.

Sensoren überall beobachten und überwachen Dinge und Menschen, von denen Interaktionsmuster, also z.B. Benutzerprofile oder Bewegungsmuster erzeugt werden. Die Daten können von Firmen und Staaten nach bedarf benutzt werden, zur Vermarktung auch des letzten Teil des Lebens oder auch zur Kontrolle und der Erfassung „abweichender” Verhalten. Diese penetrante Art der dauerhaften Datenerhebung von allem was Ist, dieses Netz in dem wir immer mehr in einem offenen allgegenwärtigen smarteren Gefängnis leben, soll alles messbar und bewertbar machen. Das ist das neue Gold, der neue Absatzmarkt, die Ausbeutung des Lebens und der Beziehungen selbst, die absolute Abhängigkeit von Mutter Konzern.

Die Sicherheit der Ausbeutung

Dahingehend werden die Voraussetzungen für kybernetische Kontrollapparate geschaffen. Die Erde, ein Lebewesen, das Leben selbst ist nach dieser Idee berechenbar, angeblich nur eine Maschine. Wenn möglichst viel verfolgbar und steuerbar ist, wächst die Möglichkeit der Kontrolle enorm an. Nicht für das betroffene Individuum, sondern für diejenigen die die Mittel, Ressourcen, Netzwerke und Informationen besitzen oder verwalten, oder den Handlungsrahmen, die bestimmenden Algorithmen vorgeben. Es wird immer schwieriger sich dem Netz der Kontrolle zu entziehen.

Die eingesetzten Mittel sind äußerst vielfältig, so werden beispielsweise immer ausführlichere DNA-Datenbanken angelegt und immer mehr DNA-Proben gesammelt und abgenommen. Auch DNA-Profile von Familienmitgliedern sind ersichtlich, kürzlich hatten Politiker*innen gefordert, das Erstellen von Phantombildern per DNA-Fund zu legalisieren – technisch kaum mehr ein Problem. Die Forschung beschäftigt sich außerdem eingehend mit der Nutzung von Drohnen, Spionagesoftware, Robotern, sogenannten „nicht-tödlichen” Waffen und anderem technologischen Spielzeug zur totalen Überwachung. Drohnen und Satelliten sollen Informationen z.B. bei der Strafverfolgung liefern, flächendeckende Kameras sollen einschüchtern und schon entwickelte Demoroboter können per unangenehmen Geräuschen, Überwachung oder Tränengas Versammlungen einschüchtern und auflösen. Die smarte Repression funktioniert unter anderem durch Abschreckung, da durch eine Aufrüstung die Zielgenauigkeit und Wirksamkeit der Gewaltmittel erhöht werden. Gleichzeitig werden Überwachungssysteme allgegenwärtig, normal und daher von vielen schon gar nicht mehr (als solche) wahrgenommen.

Eine Tendenz ist bei modernen Bullentaktiken schon jetzt ersichtlich: es gibt einen Übergang von reaktiven zu präventiven Polizeimethoden. Intensive Kontrolle, Präsenz und Datenerhebung kombiniert mit kleinen gezielten Zugriffen lassen einen psychologisch hilfloser und kontrollierter erscheinen als durch martialisch auftretende Bullen, die die Knüppel schwingen und somit ein klares hier und dort, klare Trennlinien aufzeigen. Heute ist alles lieb und Freund und Helfer, Gewalt gibt nur schlechte Bilder. Abschreckung kann viel subtiler, unterschwelliger passieren, ist somit sauberer, konfliktfreier und verhindert durch Vereinzelung und Isolierung offene Solidarisierungen. Weniger körperliche Gewalt und Internierung, stattdessen unablässige Kontrolle und unmittelbare Kommunikation, sind in der Unterdrückung clean und smart. Damit wird eine Ohnmacht, ein Gefühl des ausgeliefert sein, der Entfremdung und des allein sein erreicht.

Hilft dies nicht, so gibt es trotzdem weiterentwickelte technologische Werkzeuge und Waffen zur Aufstandsbekämpfung und weiterhin auch Knäste. Einmal mehr zeigt sich hier, dass Vereinzelung als Waffe der Politik genutzt wird und dass gegenseitige Hilfe und Solidarität den Interessen der Herrschenden entgegenstehen und Grundsteine des Widerstands gegen diese Verhältnisse sind.

Die totale Verwertbarkeit

Die Offensive der Herrschenden zur Regelung aller Lebensverhältnisse verbreitet und fördert ein totalitär technologisches Denken. Alles wird angeblich technisch lösbar, für jedes Problem ein Programm. Dabei verändert sich das Bild des Menschen selbst. Wenn du vor mir stehst, dann nehmen meine verschiedenen Sinne unterschiedliches von dir wahr: deinen Geruch, deinen Gang, deine Sprache, deine Ränder unter den Augen. All dies verknüpfe ich mit den Erfahrungen meines Lebens, ein Gefühl zu dir entsteht. In einer Welt der Maschinen wird das Individuum in einzelne Datenpunkte, in Informationen aufgelöst und nach vorbestimmten Algorithmen und Statistiken wieder zusammengesetzt. Du bist nicht du, sondern dein virtuelles Ich bei facebook, deine Google-Suche nach Krankheiten, dein Kaufverhalten im Supermarkt, deine Beziehungsmuster im Datingportal, deine Leistung im Fitnessstudio oder die Voraussage über die Wahrscheinlichkeit deiner Kriminalität. Wem du dein Gesicht zeigst, deine Vorlieben mitteilst, mit wem du über deine Krankheiten redest, ist dann nicht mehr deine Entscheidung sondern derjenigen die deine Informationen ausbeuten und verwalten. In der Kontrollierbarkeit von Menschen ein Quantensprung, bei dem Grenzen zwischen Stadt, Körper, Materialien, Geräten – Beziehungen, Personen und Handlungen verschwimmen, da alles Verwertbare zur Information wird.

Das System bestimmt dabei, welcher bestimmte Faktor dabei jeweils das Einzige von Bedeutung ist. Die Durchdringung dieser Offensive versucht in jede Trinkflasche, in jede Bewegung, in jede Beziehung vorzustoßen, denn nur so kann die Umgebung smart, also „intelligent” werden. Wenn es bald kein Bargeld mehr gibt und du immer mit Karte oder Smartphone zahlen musst, wenn sich die U-Bahn-Türen nur noch öffnen lassen, wenn du einen Bezahl-Chip implantiert unter der Haut hast, werden die Wahlmöglichkeiten, welche uns sowieso schon vorgegeben sind, immer geringer. Da diese Technologien dermaßen tief in das Leben eingreifen sollen, wird es immer schwieriger werden, bestimmte Dinge NICHT zu tun. Wir werden uns an einigen Punkten entscheiden müssen, wie heute auch schon. Nur werden der Ausschluss und der angebliche Verzicht massiv zunehmen. Zufriedenheit ergibt sich aber aus einer Kohärenz, daraus dass ich auch das Tue was ich für richtig halte und was meinen Ideen entspricht, nicht unbedingt aus dem einfacheren und bequemeren Weg.

Macht hoch 10

Ein tiefer gesellschaftlicher Umbruch steht bevor. Eingriffe in das Leben sind geplant, die wahrscheinlich tiefgreifendere Veränderungen wie die industrielle „Revolution” hervorrufen können. Manche smarte Entwicklungen, wie z.B. im Bereich der Nanotechnologie sind nicht mehr umkehrbar, da sie mit ungeahnten Folgen in unsere Umwelt ausgesetzt werden. Andere Angriffe werden das alltägliche Leben umkrempeln. Die Idee Smart City beinhaltet verschiedenste soziale Felder, Produkte, Kommunikationen, Regelungen, und so weiter.

Daher kann die Smart City nicht getrennt von Technologisierung und Herrschaft an sich gesehen werden. Die Ideen, Methoden und Mittel der Smart City sind Wegbereiter für Strategien lückenloser Kontrolle und Effizienz, das Ausmaß staatlicher Kontrollmöglichkeiten wird damit enorm gesteigert werden. Dies geht einher mit einer belästigenden Kultur der Selbstoptimierung, Selbstausbeutung, Selbstkontrolle und der Zustimmung.

Dieser Angriff in alle Dimensionen des sozialen Lebens bietet angeblich technologische Lösungen für alles. Die totalitäre Effizienz der technologischen Smartness will uns einverleiben, sortieren und klassifizieren. Sie lässt keine Gefühle, keine Ungewissheiten zu – nur Berechenbarkeit. Die sozialen Fragen der smarter Herrschaft beschränken sich auf Kontrollierbarkeit und Ausbeutbarkeit. Was eigentliche Probleme im miteinander sind, wie Ausbeutung und Herrschaft des Menschen über den Menschen entstehen und welchen sozialen Gehalt technologische Hilfsmittel haben, sind Fragen die an die Wurzel gehen, sie entwickeln sich im lebendigen reflektierenden Miteinander im Konflikt mit dem Herrschenden.

Wieviele Dinge brauchst du noch, um glücklich zu sein?

Wir kennen diese Systeme der Herrschaft, der Repräsentation, der Politik, der Repression, der Ausbeutung – das ist nichts neues. Jedoch gibt es neue Player mit neuen, ausgefeilteren Methoden. In diesem Projekt der Herrschenden zur Restrukturierung des Kapitalismus, das heißt die Veränderung, Verfeinerung und wohl auch Verschärfung ihrer Systeme, bietet ihnen nie dagewesene Möglichkeiten der Macht durch die Durchdringung aller Lebensbereiche. Das ist eine entscheidende Veränderung, die nicht skandalisiert, sondern mitsamt ihren Ursachen – den Strukturen und Handlungen der Herrschaft – zerstört werden muss, sofern jemand Ideen der Freiheit, der solidarischen Selbstbestimmung in sich trägt. Die meisten Menschen jedoch machen mit bei dem Konzept der freundlichen Zustimmung, verziert mit mal mehr oder weniger reformistischen Mahnungen und Forderungen an die Politik, z.B. zum Datenschutz. Verantwortungslosigkeit und Bequemlichkeit, der Anschein des Einfachen und Praktischen heißt am Ende jede Schweinerei willkommen. Mein Smartphone – ja stimmt schon, die ganze Überwachung und Ablenkung, aber praktisch ists schon und außerdem habe ich ja eh nix zu verbergen… Was mit all den Daten passiert bleibt oft im Dunkeln. Ich entscheide nicht mehr was mit meinen Informationen passiert und wenn es irgendwelchen Leuten und Strukturen gerade passt, dann werden sie sie verwenden. Und dann entscheiden sie wann und wofür, die Kriterien können sich jederzeit verändern, die Informationen sind da und bleiben bei denen, die es sich leisten können (Wer hätte im hippen Berlin der 1920er Jahre gedacht, dass ein paar Jahre später Faschismus herrscht?). Außerdem ist Technologie nicht neutral, sie erfüllt immer bestimmte Zwecke und hat oftmals nicht-beabsichtigte Eigendynamiken. Trotzdem: Alles scheint hilfreich, positiv, erleichternd, macht Spaß, gibt Lifestyle. Verkaufe mir meine Identität!

Hast du jetzt mehr tiefgehende Beziehungen, Menschen die auch bei dir sind wenn es schwierig wird? Was hast du in deiner Umgebung selbst erschaffen? Wie lange am Stück kannst du dich noch konzentrieren? Zu welchen grundsätzlichen Entscheidungen fühlst du dich in der Lage?

Bist du glücklicher?

shutdown

Es wird immer schwieriger die Tragweite der momentanen und zukünftigen Entwicklungen nachzuvollziehen, weil vieles kaum bewusst erlebbar ist. Die Mechanismen laufen subtil, unterschwellig ab, sind normal, gehören zu dir und sind gleichzeitig so komplex, dass die meisten sie nicht verstehen. Es ist nicht mehr der offensichtliche Sklaventreiber der die Peitsche schwingt, oder der Chef der dich ermahnt. Immer mehr sind es kleine Anstupser, Belohnungen, allgegenwärtige Kontrolle und Feedbacks deiner smarten Umgebung, die ein Netz, einen berechneten vorgegeben Rahmen vorgeben. Es ist wie mit der Zeit: wir leben immer effizienter, haben immer mehr Maschinen um uns Arbeit abzunehmen, und doch haben wir immer weniger Zeit und immer mehr Stress. Dieser Prozess ist schleichend, er vollzieht sich jeden Tag einen Stückchen weiter. Die Gewöhnung, die angebliche Normalität deiner Umgebung macht den Rest.

Die Smart City steckt bisher weitestgehend im Stadium der Planung und Ideen, Konzepte und Investitionsstrategien werden gerade erarbeitet. Einzelne Elemente von ihr breiten sich aber bereits im Alltag aus. Um weitere Angriffe auf die Selbstbestimmung durchzusetzen, wird momentan eine massive Meinungsbildung, oder eher gesagt Zurichtung und Köderung betrieben. Das geht einher mit einer Kultur der Angst, die von den Herrschenden und Meinungsmacher*innen geschürt wird. Angst vorm Terror, vorm Versagen, davor abgehängt zu werden, davor sein Kind alleine unbeobachtet zu lassen. Alles nützlich, um die hier beschriebenen Entwicklungen voranzutreiben. Dass mit am meisten Menschen, die hier nicht eines „natürlichen” Todes sterben, an den Folgen des Autofahrens draufgehen, spielt keine Rolle. Dem können wir nur entgegensetzen, sich nicht deren Kultur der Angst hinzugeben, sondern eigene Projekte zu entwickeln, die offensiv die eigenen Ideen ausdrücken und nach vorne bringen. Du bist ein handelndes Wesen und kannst selbst Entscheidungen treffen!

Jetzt geht es darum, eigentliche Interessen und Ziele der Konzerne und Staaten und deren Befürworter*innen aufzudecken und klar zu benennen. Dafür braucht es konkrete Projekte und Konflikte an denen Risse und Brüche auftauchen, an denen Widersprüche zu Tage treten. Das fängt im Alltag damit an, wenn ich Leute persönlich besuche oder nicht mehr mit ihnen rede wenn sie gleichzeitig auf einen Bildschirm schauen. Auch kann ich meinen digitalen Fußabdruck verkleinern und verschleiern oder mich bestimmten Entwicklungen verweigern und mein Umfeld damit konfrontieren. Wir können uns immer als lernende verstehen, Umgangsweisen der herrschaftsfreien solidarischen Beziehungen vertiefen, Verbündete suchen und auf vermeintliche Sicherheiten gegebenenfalls verzichten. Das Verzichten auf smarter Beziehungen üben und die Qualität des Persönlichen, des Gefühls, der eigenen Wahrnehmung, das Unberechenbare bewusst machen, erhalten und leben.

Auch Fähigkeiten und Strukturen, die Grundbedürfnisse befriedigen, wie zum Beispiel Gärtnern oder das Handwerk, sind elementar, wenn wir selbstbestimmt leben wollen. Die Technik an sich darf nicht auf den reinen Nutzen hin untersucht werden, sondern vor allem auch auf die soziale Qualität, auf das, was Technik mit uns macht und wie sie unsere Beziehungen beeinflusst. Ein Hammer braucht gewiss etwas spezielles Wissen und Maschinen um hergestellt zu werden, die endliche Entscheidung der Nutzung und die Folgen liegen aber bei mir wenn ich es so will. Bei einem Smartphone z.B. ist das anders, Materialien und Wissen sind hoch spezialisiert und müssen in höchster Abhängigkeit hergestellt werden, und verstehst du überhaupt was mit deinen Daten passiert, kannst du das steuern?

Da die Strukturen der Fremdbestimmung kleinteilig monströs und alltäglich machtvoll sind, braucht es mehr als persönliche Ablehnung und Alternative. Gerade dann, wenn es anscheinend keine klar erkennbare Herrschaft und Zentralen mehr gibt und wir alle teilhaben an der smarter Scheiße, gilt es doch Trennlinien auszumachen. Es gibt Strukturen, betrieben von Menschen, die weitaus mehr Verantwortung für diese Misere tragen und sie beschützen als andere, und diese sind angreifbar. Dabei geht es nicht darum, google oder eine*n Hauseigentümer*in zu vernichten, denn dann kommt ein anderes google, andere Ausbeuter*innen. Die Zerstörung der Systeme, Gedanken, Ideo

Wien :Anarchistische Zeitung “Revolte”, Nr. 25 (Jänner 2018)

eingegangen am 18. Februar 2018

Treue Gefährt*innen,

die anarchistische Zeitung “REVOLTE” aus Wien geht mit der 25.Nummer nun in das 3. Jahr ihres Bestehens!
Durch sich ständig verändernde Bedingungen wollen auch wir unser Verständnis der Welt, in der wir leben, immer wieder aufs Neue auf die Probe stellen. Daher haben wir ein paar kleinere Umgestaltungen der Zeitung sowie ein neues Editorial erstellt.

Gerade in Zeiten einer immer größeren Geschwindigkeit der Ereignisse und Abläufe kann eine gedruckte Zeitung mit anarchistischen Ideen, Vorschläge und Analysen helfen, einen Schritt weiter zu machen in Richtung Aufstand und Freiheit.

Lest und lebt die Revolte!

Download der Revolte Nr. 25 (Jänner 2018)

Alle Ausgaben unter: revolte.blackblogs.org
Schreibt uns an : revoltezeitung (at) riseup.net

Editorial:
Die Welt in der wir leben unterliegt stetigen Veränderungen. Diejenigen die uns beherrschen haben gelernt, die Geschwindigkeit unserer Zeit für ihre Ziele einzusetzen. Das erzeugt in vielen von uns das Gefühl sowieso abgehängt zu sein und lässt uns mit einem Gefühl der Handlungsunfähigkeit zurück. Diese Lethargie gilt es zu überwinden.

In jedem Moment der Geschichte hat es Antworten auf die Unterdrückung und Ausbeutung gegeben. Immer schon gab es die Auflehnung gegen Ausbeutung und Herrschaft. Mit ‚Würde‘ zu kämpfen bedeutet für uns, sich nicht auf die Diskurse und Diktate der Herrschenden einzulassen, sie nicht nur zurückzuweisen, sondern anzugreifen. Mit Worten, Taten und einer Mentalität der Subversion. Ihrer Realität der Beschränkungen, Gesetze, Regeln und Normen unsere Praktiken und Ideen entgegenzustellen. Der anarchistische Kampf ist für uns kein Tauziehen um die Macht, oder eine Forderung nach einem besseren Leben in der kapitalistischen Realität, sondern eine konstante Spannung gegen die Autorität. Und diese Autorität stellt sich zu unterschiedlichen Zeiten auf jeweils andere Art dar, was unsere vermehrte Anstrengung erfordert, um Analysen und Methoden zu entwickeln die fähig sind sich mit der Autorität zu konfrontieren.

Die kapitalistische Ausbeutung befindet sich seit geraumer Zeit in einer sich restrukturierenden Phase, diese, so scheint es, neigt sich nun einem Ende zu. Eine neue Dunkelheit in die wir eingetreten sind, sie zeichnet sich durch einen allumfassenden Angriff auf unser Leben, wie wir es kennen, aus. Und das nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt. Technologisierung, Kontrolle, Verarmung und Militarisierung sind einige der Speerspitzen des neuen Stils der Herrschaft. Doch soll diese Finsternis nicht unsere Handlungen bestimmen. Sie ist zwar das Milieu in dem wir gezwungen sind zu leben und zu kämpfen, aber sie hat noch nicht unsere Verlangen zerstören können.

Die Verwirklichung der Freiheit des Individuums kann nur durch die Zerstörung des Bestehenden erreicht werden, vorallem in einer Welt wie der unsrigen, die jeden Tag totalitärer wird. Und so setzen wir diesem täglich enger werdenden Horizont die grenzenlose Freiheit entgegen. Davon handelt diese Zeitung. Von den Überlegungen, Analysen und Taten die die Zerstörung der Herrschaft in sich tragen. So soll jede Tat gegen die Herrschaft und jedes Wort der Kritik und der Aufstachelung zur Revolte diese Dunkelheit erhellten. Lasst unsere Worte zu Taten werden und das Feuer sein, dass die Nacht erleuchtet.

Revolte heißt Leben!

Chile: Anarchistische Agitation gegen die Macht und die Präsidentschaftswahlen

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen haben wir gegen Wahlen agitiert. Außerdem haben wir Bücher mit anti-autoritärer Propaganda verschenkt und Flugblätter verteilt.

PS: (Über das Projekt) Die Bücherei  wird weiterhin als umherziehendes Projekt betrieben. Sie soll zum Lesen auf Umsonst-Art motivieren und diese Idee weiterverbreiten. Aus diesem Anlass haben wir, vor den Präsidentschaftswahlen, auf einer Freien Messe verschiedene Bücher verschenkt (Kinder, Romane und Politik) und Flugblätter mit Botschaften gegen die Macht und Politiker*innen verteilt, um zur Suche nach Autonomie und Freiheit jenseits von Institutionen und dem Staat anzuregen. Wir haben auch Broschüren in der Stadt herausgebracht, in der wir häufig als Projekt sind. Mit dieser Aktion ist unser Lagebestand an Büchern erst einmal erschöpft, aber das ist erst der Anfang dieser Initiative. Die Straßenpopaganda wird aktiv fortgesetzt und wir haben uns bereits mit Material ausgerüstet, damit es auf der Straße oder woanders weitergehen kann.

Irgendwo aus dem chilenischen Gebiet

Antiautoritäre Bibliothek Libertad
Frühling, 2017

auf spanisch

Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 12)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen und steht als PDF zum Download bereit

Inhalt:

  • Portugal: Erlebnispark und Freiluftlabor – die Zukunft zweier StädteItalien – Gegen TAP, alles blockieren!
  • USA – Ein Jahr voller Lärm
  • Argentinien – Für den anarchistischen Gefährten Santiago Maldonado
  • Chile – Den Feind im Visier
  • Spanien – Der Unsinn der Privatasphäre und die Notwendigkeit zu Handeln

Die nächste Ausgabe wird im Februar 2018 veröffentlicht.

Bis zum 1. Februar 2018 können Texte an correspondance@riseup.net eingeschickt werden.

Für Bestellung der deutschen Ausgaben, schreibt an: avalanche-de@riseup.net

Argentinien: Verbindungen zwischen Mapuche und Anarchist*innen

Die vorliegende Übersetzung ist ein Absatz des von einigen Anarchist*innen aus Buenos Aires verfassten Artikels “Wir können sogar noch schlimmer sein- Überlegungen und Reflektionen nach einem Monat des Verschwindens von Santiago Maldonado”. Der vollständige Text ist auf den spanischsprachigen Seiten von Contrainfo publiziert.

(…)Verbindungen zwischen Mapuche und Anarchist*innen

In den letzten Jahren haben wir erlebt, dass einige Gemeinde der Mapuche von einer legalistischen Perspektive des Kampfes abgerückt  sind und sich entschieden haben, die Güter von Großgrundbesitzern und Teile von staatlichem Land zu besetzen. Maschinen wurden nieder gebrannt und es gab koordinierte Angriffe an verschiedenen Orten einzelner Farmen – was mit dem zu vergleichen ist, was in Wallmapu auf der chilenischen Seite vor sich geht.

Die Medien haben es sich angemaßt zu erklären, dass alle Mapuche zur RAM gehören bzw. dass die Mapuche, die in der LOF leben, allesamt dieser Gruppe angehören und schaffen damit einen perfekten inneren Feind. Tatsächlich, ist die RAM (Resistencia Ancestral Mapuche) nichts anderes als das Kürzel, mit dem einige Mapuche ihre Aktion in der Wallmapu in Argentinien erklären

El Lonko Facundo Jones Huala soll dieser Gruppe angehören. Momentan sitzt er im Gefängnis in Esquel, wo er 18 Tage im Hungerstreik verbringt und auf eine mutmaßliche Auslieferung nach Chile wartet. Er erkennt das Auftreten einer historischen Konfrontation nicht nur mit dem argentinischen, sondern ebenso mit dem den chilenischen Staat, zusammen mit den Unternehmen, die indigene Territorien (mit der Argument des Fortschritts) ohne Angst vor Repressalien verwüstet haben. Das ist ein Ahnenkampf, der mehr als 500 Jahre dauert. Die RAM ist nur ein kleiner Ausdruck dieses Kampfes.

Die Belästigung und Verfolgung, die nicht nur durch die Kräfte der Ordnung, sondern auch durch die Unternehmen und die Medien erfolgen, sind widerwärtig. Sie versuchen die Repression und den Vorschub des Neokolonialismus gleichermaßen zu rechtfertigen. Sie hauen Schlagzeilen raus, in denen behauptet wird, dass die Mapuche mit der FARC verbunden, dass sie schwer bewaffnet, dass sie „Fake-Indianer*innen wären und anderen Blödsinn.

Für uns als Anarchist*innen ist es unmöglich nicht über die verschiedenen Arten staatlicher Belästigungen und Angriffe auf die Mapuche (sowie über die Methode des Verschwindenlassens in Wut zu geraten) Was sich alles auch auf die Qom, die Wichi, oder die Guaraní übertragen lässt, ganz zu schweigen von den Stämmen, die im Amazonasgebiet leben und die den Vormarsch der Maschinen (der als Fortschritt verstanden wird) widerstehen.

Wir teilen vieles mit den Mapuche, die im Süden der Region kämpfen, aber es gibt auch eine Kluft, die uns von ihnen trennt. Ihre Organisationsformen, die Beziehungen und ihre Entfaltung in der Natur, sind eine Veranschaulichung ihrer eigenen Kosmovision. Vorankommen zu wollen und eine eigene Mapuche Nation herbeizuführen, ist etwas, was wir als Anarchist*innen ablehnen. Wir respektieren ihre rebellische Würde und zeigen unsere Solidarität, aber wir sind nicht einverstanden mit ihrem Kampf in seiner Gesamtheit. (…)

Madrid: Debatte im anarchistischen Lokal Motín über das katalanische Referendum

Debatte: Eine anarchistische Sicht auf das Referendum von Katalonien

Der katalanische und spanische Nationalismus sind auf dem Kriegspfad. Abermals. Die Spannungen zwischen den beiden sind auf einem Höchststand:

Das Referendum, zu dem die Unabhängigkeitskräfte für das nächste 1-0 aufgerufen haben, hat eine Repressionswelle entfacht und Schritt für Schritt zu einer Zunahme der Polizeipräsenz im öffentlichen Raum geführt.

In Anbetracht dessen…. Welche gemeinsamen Punkte und welche Verknüpfungen hat der ganze Nationalismus? Warum treffen wir auf beiden Seiten zwei Entwürfe des Bürgertums mit zwei unterschiedlichen staatlichen Modellen? Sind Sprache, Kultur, Tradition “Soziale Konstrukte” und Rechtfertigungen für eine Reihe von Interessen oder echte Motive, für die es sich zu kämpfen lohnt? Wie bringen wir uns als Anarchist*innen angesichts der Verteidigung indidueller und kollektiver Freiheit gegenüber Imperialismus und aller Arten von kultureller Auferzwingung ein? Sind Staat, Nation und Vaterland grundsätzlich mit einander verwobene Konzepte? Ist das Referendum ein neuer Schritt bei dem Versuch der Legitimisierung von Demokratie? Warum sollte der Kampf vom Wahlrecht ausgehen und dabei ignorieren, dass zu wählen, immer mit einschließt, die revolutionäre Initiative zu delegieren und zu deaktivieren? Wie unterscheiden sich die Unabhängigkeitsbewegungen von Links und Rechts? Wie können wir als Anarchist*innen eine Rollen spielen, angesichts zweier Positionen, von denen wir nicht überzeugt sind? Was wird geschehen, wenn die Leute in Katalonien auf die Straße gehen? Bleiben wir zu Hause? Versuchen wir einen vollständigen Bruch mit Politiker*innen, Verteiger*innen des Staates und der Demokratie zu erzielen, während wir gleichzeitig auf die totale Freiheit des Individuums setzen, die Kultur zu entwickeln, die es schätzt? Welche Möglichkeiten und Potentiale bieten die gegenwärtigen Umstände für einen revolutionären oder aufständigen Prozess?

Das alles und mehr, wollen wir mit all dejenigen diskutieren, die interessiert daran sind, aus einer anti-autoritären Perspektive daschste Referendum 1:0 in Katalonien zu erötern, Dafür schlagen wir vor, mit dem Lesen folgender Texte zu beginnen:

 -“Alle Verweigerung ist Entschlossenheit. Einige kurze Gedanken über die Unabhängigkeit in Katalonien Publicación Aversión nº6

-”Die Kultur als Form der Unterdrückung: Gegen den AnarcoIndependentismo”. Germinal Libertario. Suplemente nº4 über Nationalismus

-“Nation und Nationalismus: die einladende, vergiftete Köstlichkeit”, Contragolpes nº2.

Ausschnitte aus dem Buch Der andauernde Reiz des des Nationalismus”, Fredy Perlman

Texte zu finden auf: http://contramadriz.espivblogs.net/

Donnerstag, den 28. September um 19:00 Uhr im Local Anarquista Motín, in der Calle Matilde Hernández 47

Griechische Sektion der Anarchistischen Föderation erklärt sich solidarisch mit Linksunten Indymedia

Griechische AnarchistInnen: Solidarität mit Linksunten Indymedia

Die Unterdrückten müssen begreifen, dass wir in Wirklichkeit keine Rechte in der bürgerlichen Gesellschaft haben. Alles hängt davon ab, wie sicher sich Staat und Kapital bezüglich ihrer absoluten Herrschaft fühlen. Die einzigen Rechte, die wir haben, sind die, welche wir mit unseren Fäusten erringen. Je eher wir das begreifen, desto besser ist unsere Position in den bevorstehenden Kämpfen gegen den neuen Totalitarismus, der sich bereits seinen Weg bahnt.

Es scheint, das nichts, was zur Zeit in Europa geschieht, Zufall ist. Die Schwarze Konferenz in Estland* unter Teilnahme Deutschlands, eine Weißwaschanlage für die aggressivste Art von kapitalistischer Diktatur in der Geschichte, scheint Teil einer weit umfassenderen Agenda zu sein. Mit der Demütigung des deutschen Unterdrückungsapparates durch die Proteste gegen G20 in Hamburg war wahrscheinlich das Maß voll für den ehrgeizigen Imperialismus, der die EU finanziell dominiert. Radikale aus der ganzen Welt, die sich in der deutschen Stadt versammelten, gaben denen eine bittere Lektion, die ihre bombastischen Repressionspläne verkündeten. Sie gaben eine Warnung aus: die Menschen im Kampf sind hier, militant und kompromisslos, sie nehmen den Fehdehandschuh auf gegen die dystopischen Programme des neuen Totalitarismus. Es sind nicht Nationalstaaten, die Widerstand leisten, sondern Kräfte, die direkt aus der sozialen Basis aller Staaten stammen. Kräfte, die vielleicht im Moment in der Minderheit sind, aber keineswegs die Absicht haben, in der Minderheit zu bleiben.

Der neue kapitalistische Totalitarismus antwortete, indem er tat, was er immer tut, wenn er einen Gegner vor sich hat: den Deckmantel der Demokratie abwerfen und sich nicht die Bohne dafür schämen. Die bürgerlichen Märchen über Redefreiheit und der Mythos der offenen Gesellschaft“ sind nichts weiter als Propaganda, die nur vorgeführt wird, wenn diese Gegner keinerlei Gefahr für die Macht darstellen. Aber jetzt tun sie es. Linksunten.indymedia.org, eine Plattform für Information und radikale Kritik, wurde vom deutschen Staat angegriffen. Bis auf weiteres ist die Webseite abgeschaltet, ihre BetreiberInnen werden als TerroristInnen bezeichnet und selbst das Logo der Seite wurde verboten. Zur selben Zeit, aus reinem Zufall“, gräbt der deutsche Staat neue Geschichten aus der Zeit der bewaffneten Organisation RAF von vor vierzig Jahren aus oder erfindet welche.

Das Motiv der extremistischen Gefahr von Links“ wird durch bestimmte Aktionen der Repressionsorgane festgeschrieben. Diese Aktionen versuchen sie damit zu legitimieren, dass sie den „Schock des Terrors“ der 70er-Jahre hochwürgen. Kaum originell, denn die rechtsextreme Infektion ist dieselbe, egal ob sie nun deutsch, estnisch oder griechisch spricht.

Überhaupt nicht zufällig feierten AFD-Faschisten in Deutschland die Abschaltung von linksunten.indymedia.org. Überhaupt nicht zufällig tat das auch der diverse rechtsextreme Abschaum in ganz Europa (und in Griechenland). Die Theorie der zwei Extreme ist damit auch als Lüge entlarvt. Das Regime, von Sozialdemokraten bis zu den Nazis, formt ihre eigene Front. Die Rechte schließt sich zusammen, genau wie es die amerikanischen Nazis in Charlottesville gefordert haben. Und es scheint ganz so, dass der deutsche Staat beabsichtigt, diese Front in Europa anzuführen. Der Kampf gegen den Versuch, linksunten.indymedia.org. zum Schweigen zu bringen, geht weiter, nichts ist entschieden. Der Kampf für Redefreiheit, innerhalb und außerhalb des Internet, geht in eine neue Phase.

Die Unterdrückten müssen begreifen, dass wir in Wirklichkeit keine Rechte in der bürgerlichen Gesellschaft haben. Alles hängt davon ab, wie sicher sich Staat und Kapital bezüglich ihrer absoluten Herrschaft fühlen. Die einzigen Rechte, die wir haben, sind die, welche wir mit unseren Fäusten erringen. Je eher wir das begreifen, desto besser ist unsere Position in den bevorstehenden Kämpfen gegen den neuen Totalitarismus, der sich bereits seinen Weg bahnt.

Solidarität mit linksunten.indymedia.org

Anarchistische Föderation (Griechenland), 8. September 2017

anarchist-federation.gr

* 23.08. in Tallinn (Anm. d. Ü.)

englische Übersetzung:

https://enoughisenough14.org/2017/09/08/greek-anarchists-solidarity-with-linksunten-indymedia/

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 11)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen und steht als PDF zum Download bereit. 

Aus dem Editorial

Sich im Konflikt mit der Macht zu befinden, heißt nicht, dieser an sich feindlich gegenüber zu stehen. Die Feindlichkeit gegenüber der Macht beginnt mit der Skepsis – der Skepsis, die ihre Existenz und Notwendigkeit in Frage stellt. Eine rationale Angelegenheit, die uns dazu verleitet, rationale Analysen über die Funktionen und Wandlungen der Macht zu entwickeln. Allerdings auch eine rein abstrakte Sache, denn das in die Praxis setzen unserer Feindlichkeit gegenüber der Macht bedeutet dazu überzugehen, vom eigenen ich zu sprechen und das eigene Leben als Projektionsfläche der eigenen Ideen zu begreifen. Eine irrationale Sache, eine Sache des Herzens, eine Sache der Aktion, ein individueller Moment des Bruchs. Ein Bruch, der die passive Haltung der Skepsis überwindet, und mittels der eigenen Ideen und mit den eigenen Gefährten Projekte kreiert, die versuchen die Feindlichkeit gegenüber der Macht in Richtung einer permanenten Revolte und eines generalisierten Bruchs mit der Herrschaft zu treiben.

Bei der Entwicklung von gemeinsamen Projekten entsteht auch immer ein Moment des „Wir“s, ein Moment der Identität, den eine minimale gemeinsame Perspektive zusammen hält. Ein „Wir“, dass aus gutem Grunde die Skeptiker aufhorchen lässt. Ein „Wir“ zu konstruieren, ist eine Angelegenheit, die oft dem Willen nach Macht, nach Geltung und Normen entspringt. Denn wenn es so etwas gibt wie eine anarchistische Identität, worauf basiert diese? Was konstituiert die Bewegung, die sich diesen Namen gibt? Die Anzahl der Gruppen, der Anhänger, der Räume – eine Sache der Struktur?

Oder die Ideen, ihre Geschichte, die Diskussionen – also die Theorie? Oder gar die Angriffe und die Form der Aktionen, die die Feindlichkeit gegenüber Herrschaft annimmt – also die Praxis? Oder alles zusammen?

Im Gegensatz zu einer Perspektive, die nur durch den Hunger nach neuen Anhängern für die eigene Identität getrieben wird, zielen unsere Projekte – also die vielenunterschiedlichen Projekte der diversen Individuen, die dieses Projekt teilen – auf etwas anderes. Der Versuch aufständische Dynamiken und Beziehungen anzustoßen und zu entwickeln, ist der Versuch innerhalb des Konfliktes mit der Macht die Isolation unserer Ideen und Methoden aufzubrechen, um die Möglichkeit eines generellen Bruchs mit der sozialen Realität zu erproben.

Denn wenige Gefährten zu sein, bedeutet nicht isoliert zu sein, genauso wie die Qualität und Kompromisslosigkeit einer Konflikthaltung nicht auch quantitativ teilbar werden kann. Denn unsere Beziehungen und Kämpfe sind nicht an das Teilen einer fixen Identität, eines Namens oder einer formellen (physischen) Struktur gebunden, sondern viel eher an die Art und Weise, wie wir gegen die Macht kämpfen wollen. Was bedeutet, dass wir in unseren Kämpfen nicht nur die Bindung an Formalitäten hinter uns lassen und unsere Beziehungen auf wirklichen Affinitäten und Erfahrungen basieren,

sondern unsere Kämpfe auch auf eine anti-politische Grundlage stellen. Denn damit sich eine Methode potentiell verbreiten kann, muss sie auf der Analyse spezifischer sozialer Konfliktualitäten beruhen, auf der Realität des Konflikts mit der Macht. Darüber hinaus wollen wir in unseren Kämpfen über ein bloßes Reagieren auf die Schläge der Macht hinaus gehen und unsere Kämpfe und das Terrain, auf dem sie sich abspielen, selbst bestimmen – und somit auch auf Basis eigener Analysen, eigener Vorschläge und einem individuellen Rhythmus stellen.

In diesem Sinne bedeutet Kollektivität für uns das Zusammenkommen verschiedener individueller Perspektiven, die zum Zwecke eines Projektes die notwendigen Dinge organisieren und diese Organisierung nur so lange aufrecht erhalten, wie diese eine individuelle Bereicherung und Annäherung an eigene Perspektiven bedeutet und ermöglicht. Gefährten, die eine internationale Korrespondenz unter Anarchisten über ihre Projekte und Kämpfe begrüßen und die Avalanche dafür als nützliches Mittel betrachten, rufen wir auf, zu diesem Projekt durch eigene Texte, Übersetzungen und die Verbreitung der Zeitung beizutragen.

Einige irgendwo in Deutschland lebende Anarchisten

Hamburg nach dem G20: Text der Autonomen Sani Koordination G20. Zum Umgang mit Zahlen von Verletzten

Zwei Wochen nach dem G20 Gipfel in Hamburg ist noch vieles offen, auch die Zahl derer, die verletzt wurden. Doch sie wird sich nicht ermitteln lassen, selbst wenn dies versucht werden würde. Vielfältig und unermüdlich wie die Proteste waren, ist dies schlicht nicht möglich.

Die täglich ansteigende Zahl der verletzten Polizist*innen erweckt das starke Bedürfnis nach einer Gegendarstellung: „Auch auf Seite der Aktivist*innen gab es so und so viele Verletzte“

Doch auf dieses Spiel lassen wir uns nicht ein. Klar ist, genaue Zahlen kennt niemand und es kann nicht das Ziel sein, sich welche auszudenken. Auch Behandlungszahlen zu veröffentlichen wäre irreführend. Denn obwohl sehr viele Verletzungen durch unsere Strukturen versorgt werden konnten, die meisten wurden von Genoss*innen, solidarischen Ersthelfer*innen, zu Hause oder in der nächsten Kneipe behandelt.

Die Cops haben getreten, geboxt, gesprüht und geknüppelt. CS Gas wurde verschossen, Polizeiautos sind in Menschenmengen gefahren; Tote wurden billigend in Kauf genommen. Demosanitäter*innen wurden angegriffen, bei der Arbeit behindert und mit gezogener Waffe von Behandlungen abgehalten. Diese Aufzählung ginge endlos weiter. Zahlreiche Menschen haben gewaltvolle Situationen, wie auch den Einsatz des schwer bewaffneten SEKs, miterlebt und müssen nun einen emotionalen Umgang mit dem Erlebten und Gesehenen finden. Wir alle kennen die Bilder, die im Umlauf sind, sprechen mit betroffenen Freund*innen oder lesen Zeitung. Das, was wir hören und gesehen haben, verstört zutiefst und kann trotzdem nur einen kleinen Teil abbilden.

Physische Gewalt gegen Aktivist*innen ist Teil der Repression. Sie funktioniert über Angst, soll abschrecken und Menschen zum Schweigen bringen. Verletzungen, die Rückschlüsse auf Einzelne zulassen, sind aber auch gefährliche Informationen, die in erster Linie dem Staatsapparat dienen. Wir empfinden es als unsolidarisch, mit besonders übel anmutenden Verletzungen medienwirksam Auferksamkeit erreichen zu wollen. Wir wollen nicht mit den Verletzungen Anderer Politik machen, sondern Menschen vor Repression schützen. Die Betroffenen haben das Recht selbst zu entscheiden wie eventuelle Veröffentlichungen aussehen können.

Unsere Solidarität gegen ihre Repression
Genesungswünsche an alle Betroffenen

Hamburg: G20 – Tage der Revolte

erhalten am 24.7.2017

Tausende Menschen trugen während des G20 Gipfels ihre Wut über die Bullengewalt und die Welt, die durch sie verteidigt wird, auf die Straßen Hamburgs.

Die Bullen machten schon in der Woche vor dem Gipfel klar, dass sie nicht zimperlich sein werden und unterstrichen ihre Linie mit dem direkten Angriff auf die Demonstration am Donnerstag Abend. Offenkundig wurden schwere Verletzungen oder gar Tote billigend in Kauf genommen, als der vordere Teil der Demonstration in einer engen Straßenschlucht unter Schlägen, Pfefferspray, Tränengas und Wasserwerfer-Einsatz auseinandergetrieben wurde – Panik entstand, es blieb für viele nur die Flucht über eine hohe Mauer. Viele wurden verletzt, aber es gab auch Szenen von beeindruckender Solidarität, als Menschen sich gegenseitig halfen, die Mauer zu erklimmen, die Bullen von oben stetig angegriffen wurden und sehr besonnene Reihen die Schläge der Bullen einsteckten, um den Rest der Demo zu schützen.

Der Knüppel im Gesicht, das Knie im Nacken, Pfeffer in den Augen sollen daran erinnern, wer in dieser Welt das Sagen hat. In diesen Tagen trafen sich Vertreter der 20 reichsten Länder, um über den Fortbestand dieser Ordnung des Elends zu beraten. Abertausende Bullen sollten dieses Spektakel vor denjenigen schützen, die den arroganten Autoritäten anlässlich dieses Gipfels ihre Wut, ihren Hass, ihren Widerstand entgegenbringen wollten.

In der Nacht auf den Freitag nahmen sich bereits viele Menschen einen Teil der Würde, die uns diese beschissenen Verhältnisse Tag für Tag rauben zurück und griffen an etlichen Orten die Cops an, errichteten Barrikaden und verursachten mit Hämmern, Steinen und Flammen an vielen Stellen der Stadt Risse in der Fassade einer Gesellschaft, in der nur Platz für diejenigen ist, die funktionieren, konsumieren und sich anpassen.

Kaum waren die Barrikaden der Nacht gelöscht, gingen am frühen Morgen des Freitags die ersten Autos in Flammen auf. An verschiedenen Orten der Stadt machten sich Gruppen auf den Weg um zu zeigen, dass es an diesen Tagen um mehr gehen sollte als um den Angriff auf ein Treffen von Staatsoberhäuptern. Unter anderem Immobilienbüros, Luxusautos, dieJugendgerichtshilfe, Banken und die glitzernden Fassaden der Einkaufshöllen wurden Ziel von Angriffen und auch die ersten Cops mussten unter Angriffen die Beine in die Hand nehmen. An vielen anderen Orten der Stadt blockierten andere Massenhaft mit Sitzblockaden und Demonstrationszügen, ohne dass sich die Mittel, für die sich Menschen
entschieden, in die Quere kamen.

Am Freitag entlud sich die Wut mit einer disruptiven Wucht, die in diesem Kontext leider selten ist.

Die bürgerliche Friedhofsruhe zu stören und die Normalität zu unterbrechen, die Stadt der Reichen und des Konsums am Funktionieren zu hindern und keinen Zweifel daran zu lassen, dass der Bullenstaat uns
nicht am Leben hindern kann, ist eine sehr bestärkende Erfahrung.

Freitag wurde sich ein Stück des Raumes, den die Autoritäten im Interesse ihrer Herrschaftsinszenierung den Menschen in dieser Stadt mit aller Gewalt abgetrotzt haben, für einige Stunden zurückerkämpft. Mittels brennender Barrikaden und beständigen Angriffen auf die Bullen wurde ein Raum geschaffen, in dem Menschen sich für einige Stunden unabhängig von der Macht des Staates entscheiden konnten, was sie tun wollen.

Es wurde geplündert, Menschen nahmen sich, was sie brauchten oder wollten, andere wiederum zerstörten Symbole der jeden Sinn für ein wildes, freies Leben abtötenenden Welt des Konsums und machten sie zum Raub der Flammen.
Es zeigte sich eine beeindruckende Vielfalt von Menschen, die sich an diesem Tag die Straße teilten, plünderten, Barrikaden errichteten und die Cops angriffen – viele von ihnen vermutlich nicht Teil irgendeines Protestmilieus.

Wenn irgendein selbsternannter Sprecher von irgendwem sagt, dieser Krawall habe sich an sich selbst berauscht und er habe keine politische Ausrichtung, dann muss man ihm bei allem Ekel gegenüber seinem kriecherischen Opportunismus recht geben: Dieses notwendigerweise gewaltvolle Abtrotzen eines Raumes, der nicht von den Bullen dominiert wird, welches einen grundsätzlichen Bruch mit dem bedeutet, was uns hier Tag für Tag auferlegt wird, hat nichts mit
einer politischen Agenda oder dem Programm irgendeines Bündnisses zu tun, sondern mit der individuellen, völligen Wiederaneignung unserer Leben.

Wenn damit hier und dort ein gewisses Unbehagen, im Zweifel sogar Angst vor einer Situation, in der die gewohnte Ordnung in der Tat aus den Fugen gerät einhergeht, ist das nachvollziehbar und notwendiger Bestandteil eines grundsätzlichen Bruches mit dieser Realität.

Wir müssen uns ferner die Frage stellen, um wessen Angst vor wem oder was es hier geht. Wenn eine so satte und reiche Gesellschaft wie die dieser Stadt des Geldes und des Handels um ihr Eigentum bangt und das Fürchterliche an den Zerstörungen die Tatsache ist, dass dort Waren entwendet und Einkaufsmöglichkeiten verwüstet wurden, dann gehört diese Gesellschaft zerstört.

Unsere Domestizierung in dieser Welt der Autorität ist sehr umfangreich. Der vielbeschworene Bulle im Kopf ist hartnäckig.

Wenige können sich vorstellen, was es bedeutet die Autoritäten zu vertreiben, deswegen müssen wir Momente schaffen, in denen wir ihre Abwesenheit erleben. Das Menschen auch in diesen Situationen Entscheidungen treffen, die im
Nachhinein als nicht richtig oder verantwortungsvoll erscheinen, ist in diesen Momenten wie in allen anderen Lebenssituationen nicht besonders überraschend. Auch über diese Dinge muss geredet werden, wenn wir einer
Vorstellung von Freiheit näher kommen wollen. Dennoch muss klar sein, dass es keine Objektivität gibt – schon gar nicht in der Revolte. Sie besteht in ihrem Kern aus der individuellen Verantwortung und Initiative all jener, die zu ihr beitragen wollen.

Es ist dieser Tage offenkundig sehr einfach, dem Diskurs der Autoritäten und Bewahrer_innen dieser Ordnung auf den Leim zu gehen. Diejenigen, die dieser Tage bereitwillig Leben aufs Spiel setzten, waren die Bullen – daran gibt es nichts zu rütteln. Sich im Angesicht der Hetze und Propaganda die bestärkende und befreiende Erfahrung dieser Momente streitig machen zu lassen, wäre ein großer Fehler.

An diesem Wochenende hat der Widerstand den Rahmen des politisch opportunistisch durchorchestrierten Protests verlassen und es zeigt sich abermals, dass es in der Revolte immer wieder um die Frage geht, für welche Seite sich entschieden wird. Für die Seite derer, die diese Gesellschaft, diese Ordnung, dieses System in Trümmern sehen wollen im Sinne eines Lebens in Freiheit und Würde, mit allen Fehlern und Triumphen, die die Revolte mit sich bringt.
Oder für die Seite derer die im Zweifel feststellen, dass sie ein kuschliges, kalkulierbares Protestmilieu im Rahmen der Sicherheit der totalitären Verhältnisse dem tatsächlichen Aufbruch in die Fröste der Freiheit vorziehen.

Anarchist_innen für die soziale Revolte

Hamburg, Sommer 2017

auf portugiesich l auf englisch

Venezuela: Aufruf an die Anarchist*innen weltweit

Aufruf aus Venezuela an die Anarchist*innen in Lateinamerika und weltweit: Die Solidarität ist mehr als nur ein geschriebenes Wort.

Wir wenden uns dem gesamt anarchistischen Spektrum zu, vor allem den Kräften auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Nicht nur um die Aufmerksamkeit auf die gegenwärtige Lage in Venezuela seit April 2017 zu richten, sondern um die aus unserer Sicht dringende Notwendigkeit eines internationalen anarchistischen Austauschs über die dramatische Lage voranzutreiben, allem voran mit Positionen und Aktionsformen die sich entlang der historischen Linie des anarchistischen Ideals bewegen.

Es ist bedauerlich, dass auf der einen Seite die Chavistische Regierung – die heute von Maduro geleitet wird – mit ihrer medialen Resonanz im Ausland und, auf der anderen Seite, die rechte Opposition und die Sozialdemokratie, sich in einer dreckigen Kampagne befinden, um der Welt ihre einseitigen Darstellungen der Wahrheit zu verkaufen, die von Machtinteressen durchdrungen werden. Viele anarchistische Stimmen außerhalb Venezuelas haben bis jetzt geschwiegen, diese Stille ist gewissermaßen eine indirekte Akzeptanz der „Wahrheit“ die die konkurrierenden Kräfte für die Macht innerhalb des Staates versuchen zu etablieren.

Wir wissen dass sie solidarischen und mitfühlenden Stimmen in unserer Nähe keinen Zugang zu den meisten Medien haben und dass viele Genoss*innen sich innerhalb komplexer Realitäten bewegen in denen bestimmte Themen und Probleme, aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe zu deren Alltag, Vorrang haben, doch diese Schwierigkeiten sollten nicht zu einem Hindernis werden, so dass auf bestimmte, wenn auch bescheidene Art und Weise, der Situation in Venezuela und dem Anarchismus in dieser Region Aufmerksamkeit, Interesse und Solidarität geschenkt werden kann.
Kurz zusammengefaßt, sagt der lokale Anarchismus zurzeit, dass die aktuelle Situation den faschistischen Charakter des Chavez-Regimes- und seinem Nachfolger Maduro- aufzeigt. Reaktionäre Militärregierungen wurden schon immer von ´El Libertario´ angeprangert. Dieses Regime kennzeichnet sich durch Kriminalität, Drogenhandel, Raub, Korruption, Inhaftierung politischer Gegner, Folter, und dazu kommt noch das katastrophale Managment auf wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und ethischer Ebene. Chavez konnte mit seiner messianischen und charismatischen Führungart punkten, seine Regierung finanzierte sich durch hohe Ölpreise, aber nach seinem Tod und mit dem Ende des Erdölaufschwungs, geriet der sogennante bolivarianischen Prozess ins Schwanken, denn seine Fundamente waren zu fragil. Diese „Revolution“ trat in die Fussstapfen der historischen Tradition des Diktators Juan Vicente Gómez im frühen zwanzigsten Jahrhundert, die vom Militär Marcos Perez Jimenez weitergetragen wurde und auch heute innerhalb der repräsentativen Demokratie nicht aufgehört hat zu existieren.

Auf internationalen Ebene (Noam Chomsky ist das beste Beispiel), zogen viele Leute ihre ursprüngliche Unterstützung für den venezolanischen Autoritarismus zurück und kritisieren ihn heute vehement. Wir nehmen jedoch mit großer Sorge das Schweigen vieler AnarchistInnen dieses und anderer Kontinente über die Entwicklungen in Venezuela wahr. Es gibt ein Sprichwort, „Schweigen ist Zustimmung“, dessen Inhalt die aktuelle Lage widerspiegelt, denn ein ganzes Volk hungert und wird mit bestialer Gewalt unterdrückt, während diejenigen die dagegen protestieren sollten wenig oder gar nichts sagen. Wir rufen diejenigen auf, die die libertären Fahnen umarmen, damit sie, falls sie es noch nicht getan haben, sich über unsere Tragödie ausprechen. Wenn man eine anarchistische Weltanschaung hat, gibt es für Gleichgültigkeit keine Rechtfertigung. Nur das komplette Gegenteil einer anarchistischen Perspektive spricht sich für die Farce der Regierung aus und vergisst was von vielen Anarchis*innen im Laufe der Zeit über den autoritären Sozialismus und dessen Entartung durch die Macht gesagt wurde. Vielleicht liessen sich in der Vergangenheit einige Leute durch dir „progressive“ Illusion des Chavismus täuschen, sogar einige AnarchistInnen, aber wenn wir immer noch im Einklang mit unserem Ideal leben wollen, ist es unmöglich diesen Glauben aufrecht zu erhalten.

Wir bezeugen zur Zeit die letzten Zuckungen einer sterbenden und repressiven Regierung die keinerlei Legitimation mehr besitzt und die versucht sich an der Macht zu verewigen. Eine Regierung die von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird, eine Regierung die mit ihren repressiven und paramilitärischen Gruppen mordet und die auch Plünderungen fördert. Eine korrupte Regierung, die mit Nahrungsmittelkörbe die Leute erpresst die auf dem Schwarzmarkt für einen Dollar verkauft werden, eine Regierung die in allen Arten von Geschäften mitmischt, eine Regierung der Boli(varianischen)-Bourgeosie und des Militärs, die allesamt anhand der Eröl- und Bergbaueinnahmen reich wurden. Eine Regierung die Leute verhungern lässt und tötet während sie brutale wirtschaftliche Anpassungen mit dem transnationalen Kapitalismus tätigt, dem sie übriges die kriminellen Auslandsschulden immer pünktlich bezahlt.

Es ist Zeit den Pseudo-Informationen derjenigen die den Staat kontrollieren oder darauf hoffen ihn bald zu kontrollieren entgegenzutreten, wir erwarten hierfür die aktive Unterstützung von Einzelpersonen und anarchistischen Gruppierungen aus Lateinamerika und dem Rest des Planeten. Jedes Zeichen der anarchistischen Solidarität wird von der zwar kleinen und mit vielen Schwierigkeiten konfrontierten anarchistischen Bewegung Venezuelas begrüßt. In solchen Zeiten ist es für uns enorm wichtig zu wissen dass wir mit der Unterstützung der GenossInnen weltweit rechnen können, egal ob bei der Verbreitung unserer Informationen aus Venezuela, um mit eigenen Meinungen und Überlegungen ein Gegengewicht gegen die autoritäre Rechte und Linke zu erzeugen, oder – was noch viel besser wäre – indem solidarische Aktionen in verschiedenen Ländern gefördert werden, die auf den Hunger und die Unterdrückung des heutigen Venezuelas aufmerksam machen und die gesamte Situation verurteilen. Wir brauchen eure Unterstützung mehr denn je, um auf verschiedenen Ebenen die gegenwärtige Tragödie in Venezuela anzuprangern.

Mehr Infos unter: El Libertario: http://periodicoellibertario.blogspot.com.

(Übers. Linksunten, das spanischsprachige Original wurde u.a. auch an Contrainfo gesandt)

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 10)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen.

Aus dem Inhalt der Nr. 10:

USA * Ein Blick auf die Free Alabama Bewegung

USA * Zerstörung jetzt – Ein kritischer Blick aufden Gefängnis-Streik in den USA im September 2016

CHILE * Der radikale Kampf der Mapuche – Ein weit zurückreichender Widerstand gegen Staat und Kapital

ITALIEN * Auf der anderen Seite – Gegen die TAP Gaspipline und ihre Verantwortlichen

DEUTSCHLAND *  Weder Integration noch Gesetz

FRANKREICH * Solidarität mit den Gefangenen des sozialen Krieges

Die Ausgabe gibt es bis jetzt auf Deutsch, Französisch und Englisch zum Runterladen, Ausdrucken und Verteilen auf: avalanche.noblogs.org

Wenn ihr einige Ausgabe bestellen wollt, wendet euch an: avalanche-de@riseup.net

Aus dem Editorial:

Die Zeit scheint ein selbstverständliches Maß des Lebens zu sein, bis hin zu dem Punkt an dem sie der natürlichen Ordnung der Dinge zugerechnet wird. Und durch all die Algorithmen, die mehr und mehr ins alltägliche Leben eingeflößt werden, tendiert ihre Bedeutung als ein Faktor des Daseins, dazu zuzunehmen. Aber die Zeit zwingt sich uns als eine unerbittliche, äußere Kraft auf, die Gleichgültigkeit gegenüber individuellen Wegen aufweist.Die unwiderlegbare Tatsache, dass Zeit verstreicht, erklärt abweichendes und “drückebergerisches” Verhalten für falsch. Leben gemessen durch Zeit, muss produktiv sein, muss Resultate liefern.

Wenn Zeit die Richtlinien des Lebens bestimmt, ist das, was innerhalb dieser Linien existiert, lediglich eine Frage von Umständen. Und auf die jeweiligen Umstände findest du adäquate Antworten, während du dich zur nächsten spezifischen Situation weiterbewegst. Folglich kann das Leben nur aus vagen Absichten bestehen, die sich mit Zufällen vermischen. Die einzige Logik, die die verschiedenen Kapitel einer Biographie eines solchen Lebens zusammenhält, ist jene der Zeit. Die Handlung besteht dann schlicht aus den Strategien, die wir zum Erreichen unser Errungenschaften angewandt haben.

Dennoch erscheint vielen Leuten ein solches Leben ziellos. Wir können so eine Bedeutung produzieren, die uns sagt, wer wir sind und wer wir waren. Und wer wir sein werden. Ein prächtiger Erzählstrang, der eine Existenz formt, die limitierter – da sie auch vorschreibt, wer du nicht sein kannst und mit wem du nicht in Beziehung treten kannst – aber auch verständlicher ist. Die Frage der Identität wird ein Retter in der Not, die Antwort auf alle Fragen.

Was aber, wenn produktiv zu sein, kein befriedigendes Ziel ist und zu den einen oder anderen dazu zu gehören, durch den Zufall bedingt zu sein scheint. Anstatt einer Logik, die auf Resultate abzielt, schlagen wir eine Methode des Lebens vor. Eine, die das Entwickeln autonomer Praktiken und antiautoritärer Beziehungen beinhaltet. Ein Leben, das seinen Sauerstoff aus diesen befreienden Erfahrungen zieht. Dies ist bestimmt kein ästhetischer Ansatz – wie manche vielleicht erwidern – keine der Lifestyleoptionen innerhalb dieser Gesellschaft. Sondern eine zerstörerische, ethische Position, die ihre eigenen Konflikte mit der autoritären Logik erzeugt.

Wenn unsere Intentionen hartnäckig sind, ist die Logik selbst nichts externes, sondern unser eigen, und so können wir, anstatt auf die jeweiligen Umstände zu antworten, die Situation erschaffen, in der wir uns bewegen. Durch anarchistische Projekte, die darauf abzielen, Räume für Begegnungen zu öffnen, während sie die Werkzeuge der Herrschaft sabotieren und so die Logik der Autorität zersetzen. Diese Projekte sind Gelegenheiten, Experimente in denen Ideen und Aktionen sich verflechten und Ausdrücke einer Perspektive werden, die über die Einzelheiten hinausgeht.

Wenn der Monolog ein Werkzeug derjenigen ist, die eine hegemoniales Erzählmuster herstellen und eine lähmende Wiederholung von Klischees aus dem Alltagsdenken für all jene produzieren wollen, die der vorherrschenden Logik gehorchen, dann sind Dialoge ein integraler Teil des Versuches neue Wege zu schaffen. Ein Ansatz, der von einer ehrlichen Reflexion seines eigenen Weges ausgeht und der nicht danach strebt Unterschiede zu beseitigen. Ein Dialog steht in Opposition zu den rhetorischen Tricks, die in zu vielen Diskussionen verwendet werden, um andere hinter dem eigenen Diskurs einzureihen.

Wir müssen mehr Momente des Dialogs schaffen. Diese Publikation kann einer dieser Momente sein, wenn auch mit seinen eigenen Beschränkungen. Aber Dialoge zwischen Individuen, durch Erfahrungen, sind eine Notwendigkeit.

  Download der Avalanche als PDF

Istanbul: Koordinierte Aktionen von Anarchist*innen am Vorabend des Referendums gegen Diktatur und Demokratie (Türkei)

Im Zusammenhang mit dem türkischen Verfassungsreferendum haben einige anarchistische Gruppen koordinierte Aktionen gegen Demokratie und Diktatur organisiert. Hierdurch sollte auch die „Koordination Anarchistischer Gruppen“ willkommen geheißen werden, die in der letzten Woche von einigen anarchistischen Gruppen vorgestellt wurde Anarchistische Gruppierungen hängten in den Vierteln Kadıkoy, Kucukcekmece, Umraniye, Sefakoy und Kasımpasa Transparente auf und fertigten zeitgleich Aufkeber an.

Auf den Transparenten war zu lesen: Entdeckt euch selbst, organisiert, kämpft! Ja zum Aufstand, Nein zum Staat! (Kadıköy), „Aufstand wird nicht etwas sein, was ihr erwartet habt“ (Sefaköy ve Ümraniye), „Staat erzeugt Krieg. Revolution, keine Wahlen, Kommunen, keinen Staat“ (Küçükçekmece), „Seit keine Skaven. Es gibt keine Autorität, außer dich selbst (Ümraniye), „Weder Diktatur, noch Demokratie, Aufstand, Revolution, Anarchie“ (Kasımpaşa).

Hier ist die Stellungnahme von anarchistischen Gruppen in Komplizenschaft

Die Herrschaft der AKP hat keine Chance ihrem Zusammenbruch zu entkommen, obwohl das Referendum vom 16. April wahrscheinlich den Weg für eine umfangreiche Unterdrückung der Opposition in der Türkei bereitet.Anderseits würde ein Gewinn des Nein-Lagers nur die Aufrechterhaltung des Status-Quo bedeuteten. Der größte Gewinn würde eine moralische Stärkung der Hauptströmungen der Opposition sein, die den Unterdücker*innen-Unterdrückten -Konflikt in Form von Anti-Akp – Anti Erdoganismus neu gestaltet hat. Unserer Verantwortung ist es, nicht auf den Zusammenbruch der Macht zu warten, sondern uns zu organisieren und die Kämpfe zu verstärken, die das System stürzen. .

„Direkte“ oder „repräsentative“ demokratische Ordnung repräsentiert keine Gleichheit, Freiheit und revolutionäre Umwandlung. Durch das Wahlsystem degradiert sie gesellschaftliche, revolutionäre Ideale zu Zahlen. Ihre Wahrnehmung und Bewusstsein sind von der höchsten Klasse auf Hierarchie konzepiert worden und die demokratische Ordnung führt zur Unterjochung der Gesellschaft durch den „Willen der Mehrheit “ Wir bedauern, dass viele Aktivist*innen (darunter Antiautoritäre, die nach „Direktdemokratie“ streben, kämpfen, um einen durch die Herrschenden aufgezwungenen Zustand demokratischer Ordnung zu erreichen und nicht mit dem Ziel, eine Graswurzel Bewegung ins Leben zu rufen. Wenn wir uns deren Haltung bei den letzten Wahlen anschauen, sehen wir viele antiautoritäre Menschen, deren liebstes Wort „Direktdemokratie“ ist und die ihre Diskurse und Praxis um das bürgerliche Parlament herum gestalten und für Wahlerfolge von Mainstream-Oppositionsparteien arbeiten, indem sie ich von ihren revolutionären Maßnahmen abwenden. Diese kompromittierenden Bemühungen sind in der Geschichte erwiesenermaßen immer wieder das Todesurteil für potentiell revolutionäre Umgestaltung. Wir rufen allen unsere Gefährt*inen und Antiautoritäre und emanzipatorische Feund*innen noch einmal zu:

Anarchie ist weder ein flüchtiger Traum, noch dogmatische Weltanschauung. Im Gegenteil, kann sich Anarchie nur verwirklichen. so lange sie Individuen ins Dasein bringen. Die Forderung nach Freiheit, das Zerstören jeder Verbindung von Unterdrückung und diejenigen zu stürzen, die uns ausbeuten, hungrig halten, obdachlos lassen, ausweisen, ermorden, abstumpfen lassen, voneinander trennen, diese Forderung lässt uns kämpfen und eine Welt schaffen, die auf Gleichheit, Freiheit und Gemeinschaft basiert. Sie kann nur ermöglicht werden, indem wir uns uns auf unseren Diskurs und Aktivismus hier fokussieren. „Demokratie“ ist nicht eine Abkürzung, sondern ein Ausguss von Illusionen. Nehmt den anarchistischen Kampf an, organisiert, bildet Allianzen zwischen anarchistischen/ anti-autoritäten / emanzipatorischen Gruppen, , verwirklicht Projekte, verbreitet anarchistische /anti-autoritäre Prinzipien unter soziale Bewegungen, aber assimiliert euch nicht innerhalb dieser Bewegungen. Lasst euren revolutionären Willen nicht von Wahlurnen oder der autoritären / reformistischen Politlinken übernehmen. Im Gegenteil, zerschmettert alle Kompromisse und Abstimmungsmechanismen, anstatt eure Energien in Abkürzungen zu verschwenden, die in ein Labyrinth führen.. Leitet sie zur Anarchie oder totale Befreiung. Seit organisiert, koordiniert, handelt…

Mit diesen Aktionen heißen wir die kürzlich bekannt gemachte “Koordination Anarchistischer Gruppen“ willkommen, die von anarchistischen und anti-autoritären Gruppen, die gemeinsame Erfahrungen im Kampf haben, gebildet wurde. Über Organisations- und Kampferfahrung zu verfügen , ist für diese Gruppen unerlässlich. Ebenfalls senden wir unser Unterstützung und Solidaritätswünsche an inhaftierte Gefährt*innen weltweit.

Anarchist*
innen gegen Diktatur und Demokratie

auf Portugiesisch

Chile: Befriedung und Revolte in Bezug auf den Internationalen Frauentag. Eine anarchistische Reflexion

Wenn wir die autoritäre und patriarchale Natur der gegenwärtigen Gesellschaft realisieren, verstehen wir Geschlechter als Auferlegung, durch die Individuen gezwungen werden, bestimmte Rollen innerhalb des Herrschaftsnetzwerks zu spielen. Mit Sicherheit wird in dieser Gesellschaft weiterhin allen, die als „Frauen“ geboren sind, eine denen als „Männer“ geborene, untergebenere Rolle auferlegt. Deshalb gehen immer am 8. März, wenn der „Internationale Frauentag“ gefeiert wird, Menschen (zumeist Frauen) auf die Straße, um ihre Unzufriedenheit über diese Situation der Ungleichheit Ausdruck zu verleihen.

Das bekannteste historische Gedenken zum 8. März bezieht sich auf die Ereignisse, die sich an diesem Tag im Jahre 1908 ereigneten. Damals verbrannten durch ein, durch die Bosse verursachtes Feuer, 146 Arbeiterinnen in einer Baumwollfabrik in New York. Sie kamen zu Tode, nachdem die ArbeiterInnen es verweigerten, ihren Sitzstreik-Protest gegen niedrige Löhne und niederträchtige Arbeitsbedingungen, unter denen sie leiden mussten, zu beenden.
Es war 1910, als während einer Konferenz sozialistischer Frauen, vorgeschlagen wurde, den 8. März als Internationalen Frauentag zu gedenken. (Zur Erinnerung an diese ersten Aktion von Arbeiter*innen, die sich gegen kapitalistische Ausbeutung organisierten).

Allerdings verwandelte sich, wie es mit anderen Terminen geschehen ist, deren Ursprung in Verbindung zum Konflikt mit den Herrschenden steht, der 8. März vor allem in eine bürgerliche Parade.

Hier vereinen sich die Reden der Mehrheit der Demonstrant*innen mit Versuchen der Regierung, den „Kampf für Frauen“ zu einem Element des Konsens mit dem Rest der Bevölkerung werden zu lassen.

Wie andere Meilensteine des Gedenkens, wurde der 8. März durch die kapitalistische Demokratie genutzt, die Infragestellung des politischen / ökonomischen Systems und den historischen Kampf gegen die Ausbeutenden zu begrenzen und den Kampf gegen ihrer Taktiken von Zerstörung und sozialer Kontrolle zu unterbinden.

Als Anti-Autoritäre verweigern wir es, dieses Datum zu einem Tag der Befriedung und Konsens mit dem Staat und dem linken Reformismus zu verwandeln. Weil wir alle Formen der Macht und alle Belastungen von den dominanten Bereichen in unserem Leben ablehnen, ziehen wir es stattdessen vor, die Revolte gegen die soziale Ordnung zu verbreiten und unsere eigenes individuelles Verhalten zu hinterfragen, um uns selbst im Krieg gegen das System der Herrschaft, seine Kontrollmethoden und den Begrenzungen, die sie in unserem täglichen Leben schaffen, zu positionieren.

Unser Kampf ist für Totale Befreiung und in ihm, kämpfen wir gegen alle Personen die ihren Willen und ihre Macht durchsetzen. Gleichfalls gilt unsere Affinität allen Individuen, die die Ketten der Autorität brechen wollen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Rasse oder Spezies.

Weil wir in diesem Kampf keine Opfer sind!
Weil wir gegen alle Formen der Autorität kämpfen. Verbreitet anarchistische Aktion und anti-patriarchale Spannung überall!

Anarchist*innen gegen die Befriedung unseres Lebens.

März  2017

auf Spanisch

Aachen: Nieder mit dem Patriarchat – Worte aus dem Knast

Wir veröffentlichen hier den Brief einer anarchistischen Gefährtin, die seit einigen Monaten in Deutschland im Knast sitzt, da ihr vorgeworfen wird, eine Bank in Aachen überfallen zu haben. Aktuell steht sie vor Gericht. Sie hat diesen Brief im Kontext des 08. März, dem internationalen Frauenkampftag, geschrieben.

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Nieder mit dem Patriarchat
– über soziale, rassistische und patriarchale Missstände –

Dass wir auch hier in Deutschland in einer total ungleichen Gesellschaft leben, ist allgemein bekannt. Die Oberschicht ist gut abgesichert und wohl behütet, hat keine existenziellen Sorgen und kann ihren Kindern trotz aller allgemeinen Problemen auf dieser Welt eine zuversichtliche Zukunft bieten, etwas, dass der Unterschicht nicht zusteht. Während ein kleiner Teil der Menschen zudem immer reicher wird, soll ein großer Teil am Existenzminimum gehalten werden, arbeitet für einen beschissenen Niedriglohn und wird zum immer sinnloseren Konsum getrimmt, damit dieses profitgierige System in dem wir leben, aufrecht erhalten werden kann. Während sich wenige auf ihren millionenteuren Yachten im Mittelmeer sonnen oder sich in ihren Privatjets über den Erdball kutschieren lassen, können sich viele andere nicht einmal im Leben einen wirklichen Urlaub leisten, geschweige denn ihre Miete, die Stromrechnung oder ein paar neue Zähne bezahlen. Während die Superreichen ihren angescheffelten Reichtum vor den geltenden Steuerpflichten in irgendwelchen Steuerparadiesen oder über ein paar Briefkastenfirmen retten und meist nicht einmal ernsthaft juristisch dafür belangt werden, sitzen so manche Arme Monate oder Jahre für Geldstrafen oder Kleinstkriminalitäten – für Beträge, die die Reichen täglich in Minuten ausgeben.

Der Staat und die Medien erzählen zwar jeder Mensch würde vor dem Gesetz gleich stehen, aber dabei weiß jedes Kind, dass wer reich und mächtig ist, nicht im Knast landet, da gute und teure Anwälte ihn heraus hauen werden. Wer schlechte Anwälte hat oder auch schon aus sozialen oder rassistischen Gründen als „übliche_r Verdächtige_r“ gilt, hat währenddessen einfach schlechte Karten. Und wer zudem nicht der deutschen Sprache mächtig ist oder nicht lesen und schreiben kann, hat faktisch keine Verteidigungschancen und ist auf ständige Hilfe anderer angewiesen, die oft nicht da ist. Der Gesellschaft ist es scheiß egal. Es werden die üblichen Feindbilder der „kriminellen Ausländer*innen“, arabischen und nordafrikanischen „Terrorist*innen“ und „gefährlichen Flüchtlingen“ hochgehalten, die schnellstmöglich weg gesperrt oder abgeschoben werden sollen. Deutschland preist sich zwar gerne als weltoffenes Land an, das auch Flüchtlinge aufnimmt, aber nur wenn sich diese erfolgreich in das Arbeitssystem integrieren, wirtschaftlich aus ihnen Profit zu schlagen ist oder sie sich als Opferrolle vermarkten lassen. Wenn sie allerdings in ihren Familien, oder sogenannten „Banden“, nach Deutschland kommen, um in einem reicheren Land logischerweise besser überleben zu können oder denen nehmen, die mehr haben als sie, dann werden sie nicht nur weg gesperrt oder abgeschoben, sondern an ihnen noch fremdenfeindliche Politik statuiert und gerechtfertigt. Dabei geht es dem Staat vor allen Dingen um das Recht der Reichen und dem Schutz ihres Eigentums. Wer gegen Besitzverhältnisse verstößt, wird hier proportional am härtesten bestraft. Der Knast ist eben voll von sogenannten Einbrecher*innen, Betrüger*innen, Räuber*innen und Dieb*innen und nicht von Mördern oder Vergewaltigern, wie so oft dargestellt. Und die Ausländerquote ist natürlich sehr hoch, aber nicht weil Ausländer*innen krimineller als Deutsche sind, sondern weil sie generell zur Unterschicht gehören. Das war in einem Einwanderland wie Deutschland schon immer so und wird auch weiter so bleiben.

Doch da gibt es noch einen anderen Punkt, der hier die ganzen benannten Ungerechtigkeiten und strukturellen Unterdrückungen vielleicht sogar noch übertrifft, nämlich die patriarchale Gewalt. Und das trifft die Frauen im Knast noch einmal dreifach. Der Anteil der Frauen im Gesamtteil der Gefangenen ist ein absolut geringer. Deshalb werden die Bedürfnisse der Frauen auch fast gar nicht wahrgenommen. Die gesundheitlichen, medizinischen und hygienischen Möglichkeiten für Frauen und in frauenspezifischen Angelegenheiten sind erschreckend schlecht. Es gibt grundsätzlich immer mehr Aktivitäten, Sportmöglichkeiten und Aus- und Weiterbildungsoptionen für Männer als für Frauen. Die meisten Frauen kommen mehr oder weniger direkt aus häuslichen oder sexuellen Gewaltverhältnissen, oft wurden sie von ihren Männern oder Vätern zum klauen oder rauben gezwungen oder sind hier, weil sie sich gegen ihre Peiniger gewehrt haben. Der Staat und die Gesellschaft skandalieren auf sexistische Weise, wenn Frauen kriminelle Handlungen durchführen, vor allen Dingen wenn sie besondere Positionen haben, die sonst gewöhnlich nur Männer machen. Außerdem behält sich auch heutzutage der Staat weiter vor über den Körper der Frau bestimmen zu dürfen und die Frauen notfalls strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie diese Herrschaft über ihren Körper nicht hergeben. Das hat sich auch seit dem Mittelalter nicht geändert, bloß werden sie jetzt nicht mehr als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern landen im Knast. Während die Männer im Knast oft von ihren Frauen besucht werden, ist das umgekehrt nur selten der Fall. Oft sind die Männer der Frauen im Knast auch selbst in Haft, auf der Flucht oder kümmern sich nicht um sie. Außerdem haben fast alle Frauen im Knast Kinder draußen und somit oft das Problem wer sich um diese zwischenzeitlich kümmert. Die Frau ist eben oft auch aus dem Knast heraus gezwungen ihr Familie zu versorgen und aufrecht zu halten und das obwohl es von hier heraus enorm schwierig ist so viel zu organisieren. Im besten Fall steht der Frau immer noch ihre eigenen Mutter zur Verfügung. Denn am Ende ist die Frau im Knast in fast allen Kulturen verpönt und verachtet und wenn sie angeblich gewalttätig geworden ist, dann noch mehr, da das klassische Rollenbild einer Frau ihr jegliche Art von Selbstermächtigung abspricht. Somit spielt die patriarchale Struktur des Staates und des Strafgesetzes zusammen mit den familiären Gewaltverhältnissen gegen die Frauen und führt zu ihrer Beherrschung und Unterdrückung. Und trotz dieser niederschmetternden Realität gibt es doch immer wieder kleine hoffnungsvolle Selbstbestimmungs- und Selbstorganisierungsansätze der Frauen untereinander im Knast. Vielleicht ist oft die Empathie größer als zwischen Männern, in gewissen Situationen wird sich manchmal gegenseitig geholfen oder im einzelnen auch solidarisch gegenüber Schwächeren, Unterprivilegierten oder Rebellinnen verhalten. Jede dieser auch noch so kleinsten Gesten und Haltungen sind natürlich lebensnotwendig – für jede einzelne im Weg durch den Knast aber auch als Zeichen gegen all diese Unterdrückungen und Zwangssysteme.

Der Kampf geht weiter – bis alle Knäste nieder gestürzt sind!
Für die totale Befreiung von allen sozialen, rassistischen und patriarchalen Herrschaftssystemen. Kraft, Mut und Rebellion.
Freiheit für alle!

Januar 2017

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 9)

Aus dem Inhalt
Schweden: Lasst das Feuer um sich greifen
Deutschland: Wer hat Angst vorm Terror?
Frankreich: Niemals in Reih und Glied! Niemals auf den Knien! Nieder mit jeder Armee!
Niederlande: Interview mit Anarchisten aus Den Haag
Debatte und Kommentare: Die Reproduzierbarkeit des Angriffs und die informelle Organisation
Download der Avalanche als PDF

Die 2. Ausgabe der anarchistischen Zeitschrift: „Die Erstürmung des Horizonts“ ist erschienen

193696Im Mai 2016 erschien die 2. Ausgabe der anarchistischen Zeitschrift „Die Erstürmung des Horizonts – Anarchistisches Instrument zum Schüren von Diskussion, Affinität und Feindschaft“.

Die Zeitschrift kostet 3 Euro und ist bestellbar unter DEDH [at] riseup [punkt] net
oder ihr findet sie in eurem Info-/Buchladen des Vertrauens, unter anderem in:
Die Sturmflut, anarchistische Bibliothek: Karolinenstr. 21a, 20357 Hamburg
Tempest, anarchist library: Reichenbergerstr. 63a, 10999 Berlin
Infoladen Bremen: St. Pauli-Str. 10 – 12, 28203 Bremen
Black Pigeon, anarchistisches Buch- und Kulturzentrum: Scharnhorstr. 50, 44147 Dortmund
Infoladen G16: Gießerstraße 16, 04229 Leipzig
Frevel, anarchistische Bibliothek: Zenettistr. 27 (Hinterhof), 80337 München
Anarchistische Bibliothek und Archiv Wien: Lerchenfelder Str. 124-126 (Hof 3 Tür 1A), 1080 Wien
Fermento, anarchistische Bibliothek: Josefstrasse 102, 8005 Zürich

Wenn wir  in einem militärischen Krieg weder Position auf der einen, noch auf der anderen Seite beziehen wollen, wenn wir weder in unseren vertrauten vier Wänden verbleiben, noch durch die Wucht der Repression in die Ecke gedrängt werden, noch als stille Zuschauer des Spektakels verbleiben wollen, dann müssen wir uns mit revolutionären Methoden, Perspektiven und Träumen bewaffnen und uns mit der Welt, die uns umgibt, konfrontieren. Dies nicht als Bürger, nicht als Soldaten, sondern als Anarchisten und Anarchistinnen, als Individuen.
Als Anarchisten und Anarchistinnen wollen wir die Welt in Richtung soziale Revolution drängen, mit den subversiven Mitteln, die uns passend scheinen. Diese Zeitung ist nur ein Beitrag im sozialen Krieg, einen Krieg der zündelnde Analysen und lebhafte Kommunikation braucht.
(Ausschnitt aus dem Editorial der 2. Ausgabe)

Die 2. Ausgabe der DEDH hat den Schwerpunkt „Kommunikation im digitalen Zeitalter“.
Durch den Fortschritt der Digitalisierung und im Speziellen die Etablierung des Internets veränderte sich die Art der Veröffentlichung und Kommunikation massivst. Diese Veränderung ist in der gesamten Gesellschaft zu spüren und wir Anarchisten sind ziemlich häufig mit dieser veränderten Kommunikationsweise konfrontiert. Die Diskussion über Kommunikation im digitalen Zeitalter, die wir hier eröffnen wollen, soll von konkreten Aspekten unserer Kämpfe handeln.“
(Ausschnitt aus den einleitenden Worten zum Dossier)

Inhaltsverzeichnis:

– Das Kontinuum der Geschichte und die Auslöschung der Revolte
– Fragmentarische Notizen gegen die Justiz
– Raserei
– Trotz Alledem

Dossier: Kommunikation im digitalen Zeitalter
– Einleitende Worte
– Wo wir uns von Angesicht zu Angesicht treffen können
– Wenn Worte ihre Bedeutung verlieren
– Das Cybernet der Herrschaft
– Gute Technologie
– Die Sprache der Technik
– Destruktive Produktion

– Kommentare & Rezensionen

Deja vu:
– Centralismus

Wien : Anarchistische Zeitung “Revolte”

revolteheader

Seit Anfang 2016 gibt es in Wien eine weitere anarchistische Zeitung. Sie hört auf den Namen “Revolte”. Die Revolte erscheint monatlich und ist in den Straßen Wiens sowie in dem ein oder anderen Buchladen zu finden. Die Revolte ist der Versuch, sich ein selbstbestimmtes Mittel zu schaffen, um anarchistische Analysen und Ideen zu verbreiten und direkt ins soziale Gewebe der Stadt, in der wir leben, zu intervenieren.

Auf unserem Blog könnt ihr alle bisherigen Ausgaben finden:
https://revolte.blackblogs.org
revoltezeitung(at)riseup.net

Wir freuen uns über Rückmeldungen, Beiträge, Kritik und eigenständige Verbreitung.

In diesem Sinne:
Revolte heißt Leben!

(Editorial):
Seit Ausbeutung und Herrschaft existieren, gibt es auch diejenigen, die sich dagegen auflehnen. Diejenigen, die wie wir nicht hinnehmen wollen, dass ihnen tagtäglich ihre Würde genommen wird. Diejenigen, denen es nicht reicht das Elend der Lohnarbeit durch Spektakel und Drogen zu betäuben. Diejenigen die nicht um Zugeständnisse der Herrschenden betteln, sondern dem Bestehenden subversive Ideen und Praktiken entgegensetzen. Die Herrschaft und Ausbeutung verändern sich, und auch unsere ihnen feindlichen Ideen müssen sich mit der Realität konfrontieren und sie analysieren. Wir wollen nicht einer Utopie des Himmels auf Erden hinterhertrauern. Wir begreifen die Anarchie nicht als einen Zustand den wir in die Zukunft verschieben, sondern als konstante Spannung gegen jegliche Autorität. Wir schaffen Anarchie durch die Organisierung unserer Revolten gegen die bestehende Ordnung. Wir versuchen die revolutionäre Spannung zu erhöhen um zu einem radikalen Bruch zu gelangen, einem Moment in dem das freie Experimentieren mit anderen Formen des Lebens möglich wird.

Wir leben in Zeiten zunehmender Repression, massivem Ausbau von Überwachungstechnologie, Ausbau des polizeilichen Apparates und Vorantreibung der Militarisierung. Das soziale Klima wird immer angespannter. Seit den Anschlägen von Gotteskriegern in Paris befindet sich Europa in ständiger Alarmbereitschaft. Dabei ist schwer zu sagen was beunruhigender ist: Die Drohung des islamistischen Terrors oder die uniformierten Schergen des Staates, die nun bewaffnet mit Sturmgewehren durch die Straßen streifen um die kapitalistische Misere zu schützen. Immer schon gab es verschiedene Ansprüche auf die Herrschaft, verschiedene Ideologien die sich die Macht streitig machen. Für uns als subversive Anarchisten, die nach der Beseitigung jeder Herrschaft streben ist klar, dass all jene die uns vorschreiben wollen wie wir zu leben haben – ob durch diktatorische oder demokratische Methoden – sich unserer Feindschaft sicher sein können. Mit dieser Zeitung wollen wir anarchistische Ideen verbreiten und gegen die vorherrschende Resignation und soziale Befriedung ankämpfen, die droht die Feuer der Freiheit, die in unseren Herzen brennen, zu ersticken.

Wien: UNRUHEHERD Nr. 13

unruheherd
Die 13. Ausgabe der anarchistischen Zeitung UNRUHEHERD aus Wien/Österreich.

Zum verteilen, kopieren, kritisieren, plakatieren, diskutieren…

Aus dem Inhalt:

– Die Qual der Wahl

– Nach der Obergrenze: Notverordnung

– Ohne nach Erlaubnis zu fragen

– Ein Streik im Gefängnis

– die allseits beliebte Rubrik rebellischer Akte

Format A4, hinten und vorne bedruckt.

Die Zeitung erscheint regelmäßig, zumeist monatlich.

Anarchie lebt! Lebt Anarchie!

Unruheherd 13 (PDF)

Einige Anmerkungen zu Medien und Repression

189041-768x512Im Zuge des Wartens auf die Prozesse gegen verschiedene Anarchisten, die beschuldigt werden 2013 und 2014 Banken in Aachen beraubt zu haben, nutzt die Staatsanwaltschaft von Aachen mit ihrer gehorsamen Stimme, den Medien, jede Möglichkeit, um ihre Untersuchung fortzusetzen. Ob das auf einem juridischen oder etwas subtileren medialen Niveau passiert, tut hier nichts zur Sache, alle diese Ausdrücke sind lediglich verschiedene Tentakel des gleichen Repressionsmechanismus.

Wie gewöhnlich sind die Medien, koste was es wolle, darauf aus eine „gute“ Geschichte zu bekommen, während sie ohne jegliche Ethik die Leben anderer Menschen auf perverse Art unter die Lupe nehmen. Sie zögern deshalb nicht der Staatsanwaltschaft beim Verbreiten von fantastischen Märchen zu helfen. Wir haben sie gelesen ohne allzu überrascht zu sein – das ist nun mal was Journalisten tun –, haben das hysterische Spektakel, das um die Beschuldigten herum erschaffen wird, beobachtet. Nicht überrascht zu sein bedeutet jedoch nicht, dass wir nicht die Notwendigkeit fühlen einige Dinge zu verdeutlichen, die vielleicht inmitten dieses unentwegten Flusses an geschriebenem und ausgestrahltem Gekotze getrübt wurden.

Nach dem Ejakulieren verschiedener Artikel, in denen die Beschuldigten in Einklang mit dem Bild, das die Ankläger versuchen zu verbreiten, abgebildet wurden, haben die Medien jetzt beschlossen, dass es Zeit ist, um ihre eigene Geschichte zu kreieren. Über Umwege ist uns zu Ohren gekommen, dass ein gewisser niederländischer Journalist einen Aufruf auf Indymedia veröffentlicht hat, in dem er um Informationen zu einer der beschuldigten Personen bittet. Offenbar nicht zufrieden mit dem Bild, das durch die Staatsanwaltschaft diktiert wurde, sucht er nach „Leuten in der Amsterdamer Besetzerszene, die mir etwas über X erzählen können“, wonach er erklärt, dass diejenigen, die sich entscheiden zu singen, sich keine Sorgen machen müssen, denn er „werde niemandem erzählen, dass diese Gespräche stattgefunden haben“. Wir müssen nicht betonen, dass wir das widerlich finden. Was wir schon betonen wollen ist, dass bisher niemand der Beschuldigten eine Erklärung abgegeben hat, weder an die Medien noch an die Bullen und deshalb – wir entschuldigen uns für das Verdeutlichen von Dingen die auf der Hand liegen – sollte das auch von niemand anderem gemacht werden.

Es sollte klar sein, dass die Medien und die Bullen zwei Seiten derselben Medaille sind und sie auf raffinierte Weise zusammenarbeiten: Die Medien bauschen eine Geschichte auf, die Staatsanwaltschaft haut einige Unterstellungen und Charakterskizzen raus, die Medien publizieren diese und verändern es also in „Wahrheit“, und voilà, die Staatsanwaltschaft kann diese „Wahrheit” reproduzieren und diese mediale Jagd gegen die Beschuldigten verwenden. Denn, wenn die Medien es sagen, muss es wohl wahr sein. Denn, wenn die Medien sagen, dass diese gefährlichen Kriminellen auf der Flucht sind, muss es wohl so sein – et cetera ad nauseam. Alle diese Einschüchterungsversuche haben als einziges Ziel das Verstärken der Beschuldigungen des Staates und das Positionieren der Beschuldigten auf der Anklagebank, bereits verurteilt durch eine Maschine von Lügen, Verleumdungen und Staatspropaganda. Diese Taktiken beschränken sich nicht auf diesen Fall; sie haben sich endlos im Laufe der Geschichte widerholt. Die Medien stehen nicht nur im Dienst der Repression, sie befinden sich auch im Herzstück der Repression.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den Medien ist immer schon ein Rezept gewesen für irreführende Informationen, Hexenjagden und Repression. Die Medien spielen eine wichtige Rolle beim Manipulieren der öffentlichen Meinung, sie gewährleisten die Hegemonie der Unterstützung für den Staat, auch wenn sie gezwungen werden, die Maske der „Gerechtigkeit“ fallen zu lassen und ihre repressiven Mechanismen öffentlich zu zeigen. Die Medien rechtfertigen Repression gegen alles und jeden, die von der Norm abweichen, gegen diejenigen, die nicht in einer Art funktionieren, welche produktiv oder unterstützend für den Staat und das Kapital ist. Sogar, oder vielleicht speziell, in einem demokratischen Regime, wie wir in einem leben, sind die Medien mit der Staatspropaganda verflochten; beide tischen uns die Illusion auf, dass wir die Wahl haben eine Meinung zu formen, zu bestimmen von wem wir beherrscht werden wollen. Jedoch sind diese „Wahlmöglichkeiten“ immer eingeschlossen in die gleichen rigiden Parameter eines totalitären Regimes, das weder sich selbst noch seine Logik oder seine Macht herausfordern lässt.

Die Demokratie hat die Kunst der Gehirnwäsche so weit verfeinert, dass Medienpropaganda als das gleichzeitige Bestehen von verschiedenen Meinungen präsentiert wird, als Übertragung von unparteiischen Informationen und „frei“ Denken. Ihr einziges Ziel ist jedoch das Aufrechterhalten der Autorität der Staaten und des Kapitals. Natürlich erlaubt die Demokratie die Existenz von einigen leicht widersprüchlichen – jedoch eigentlich ergänzenden – abweichenden Positionen, um so eine sich selbst verstärkende Debatte zu kreieren, aber niemals das Infragestellen der Existenz der institutionellen Autorität selbst. Das erschafft eine willentliche Teilnahme, einzig basierend auf der Behauptung, dass Demokratie weniger schlimm ist als andere totalitäre Regime und wir uns glücklich schätzen müssen unter einem demokratischen Regime zu leben.
Aber jedes Regime braucht Feinde, um eine Lösung zu bieten für die Probleme, die es selbst verursacht hat, um seinen repressiven Apparat und letztendlich sich selbst zu legitimieren. Die Suche nach und Klassifizierung von Feinden wird auch durch die Medien verstärkt und durchgeführt. Wir haben die Stille und die Ausreden der Medien während der ökonomischen „Krise“ und der Probleme der Banken bemerkt; wir haben auch ihre ekelerregenden Geschichten über „externe Feinde“ gehört, die rasselnd an den Toren von Fort Europa stehen, beschuldigt vom Willen die Früchte des westlichen Wohlstands ernten zu wollen – Früchte, die gewonnen wurden durch jahrhundertelanges Plündern durch ebendiese westliche Länder. Die Medien verstärken das Darstellen von Menschen als Nummern, verstärken das Angstklima, in dem die westlichen Länder untertauchen, und zeigen gleichzeitig eine immer weiter zunehmende Gierigkeit, um neue „Sicherheitsmaßnahmen“ zu preisen, mit denen es sich die Unerwünschten, die das System ins Wanken bringen könnten, vom Leib halten oder einsperren kann.

Ob diese Unerwünschten die tausenden Menschen bedeuten, die auf der Suche sind nach einem besseren Leben irgendwo auf der Welt, oder diejenigen, die sich weigern sich der Macht zu beugen oder das nicht können (oder eine Kombination daraus), ist nicht relevant. Mordende Grenzen werden um das Fort errichtet, um „Flüchtlinge“ draußen zu halten, während innerhalb der Mauern die Repression versucht alle, die nicht draußen gehalten oder entfernt werden können, zum Schweigen zu bringen und zu strafen. Die Medien sprechen von externen Feinden, der Staat sucht auch seine internen Feinde. Natürlich beschränkt sich die Repression nicht auf Anarchisten, sondern richtet sich oft gegen jene, die sich entschließen die Repression zu bekämpfen. In Den Haag beispielsweise bekommen verschiedene Menschen ein Gebietsverbot, da sie den Mut haben sich in einem Viertel solidarisch auszudrücken und zu agieren, in Zeiten von Kontrolle, Kameras, präventiven Verhaftungen und Durchsuchungen. Das Verbot betrifft die Schilderswijk, wo im Sommer 2015 mehrere Tage hintereinander Krawalle stattfanden, nachdem die Bullen jemanden ermordet hatten. Anarchisten wurden später beschuldigt die Revolte angestiftet zu haben. Heutzutage ist sogar das Infragestellen des Systems und das Aufrufen zum Kampf auf einem Poster zu ebendieser Revolte genug, um wegen Aufhetzerei verfolgt zu werden.

Repressive Schläge können jedoch nicht als vereinzelte, abgesonderte Ereignisse gesehen werden, sie existieren nicht in einem Vakuum. Sie sind Teil einer aggressiven Kampagne an mehreren Fronten, mit dem Ziel einen weiteren eindeutigen Schritt beim Verschlingen der Freiheit zu erreichen, durch das gewalttägige Ausdrücken der Herrschaft des Staates. Ob es um die Rechtfertigung der Militarisierung der Straßen, das Legitimieren von Mauern an Grenzen, das Abschlachten von Menschen oder das Fortsetzen von Kampagnen gegen Rebellen und Revolutionäre geht, es bedarf gewiss einer Stimme, die eine Realität und Atmosphäre erschafft, in der Repression möglich, akzeptiert und hoffentlich unumstritten ist. Das sind die Mechanismen der Staatspropaganda, das ist das Ziel der Medien. Die Medien sind ein wesentlicher und essentieller Bestandteil der Autorität, die ihre Kontrolle schützt und jene Abhängigkeit bzw. Zustimmung diktiert, die sie braucht, um herrschen zu können. Die Millionen Worte und Bilder, welche die Bildschirme und Zeitungen füllen, sind keine Wiederspiegelung der Wirklichkeit, sie formen einen wesentlichen Bestandteil des Erschaffens der Wirklichkeit, vom Auferlegen von Moral, Regeln und Logik, welche die Existenz des Staates erlauben.

Wenn jemand diese Wirklichkeit – den Rahmen der Autorität selbst – herausfordert, wenn jemand dagegen kämpft oder sie einfach verweigert, gibt es keine Gnade in Bezug auf die Isolierung oder Neutralisierung, die sie in allen möglichen Formen auf jene Individuen oder Gruppen loslässt. Nicht nur durch Urteile des Rechtssystems, sondern auch durch die Stigmatisierung dieser Individuen gegenüber dem Rest der Gesellschaft, indem sie dafür sorgt, dass sie ihre Brandmale für den Rest ihres Lebens tragen. Die Medien helfen dem Staat beim Vertrauen in die öffentliche Meinung, um ihre Arbeit fortzusetzen: verurteilend, spekulierend und dafür sorgend, dass jene Ideen und Praktiken so gut wie möglich isoliert werden, welche diejenigen verteidigen oder dafür beschuldigt werden, die unvereinbar sind mit dem System. Wenn die Medien sich selbst als Gericht darstellen, suchen sie nach Richtern und Angeklagten unter den Menschen. Und das ist es, wo wir vorsichtig sein müssen, wo wir unsere (vielleicht unbewusste) Rolle bei der Weiterführung dieser Mechanismen überdenken müssen, und uns fragen müssen, wie viel wir zur Spekulation, zur Erschaffung von Rollen und zu einer Realität beitragen, die ausschließlich der Geschichte der Herrschaft dient.

Wir sollten nicht vergessen, dass an vielen Orten gegen die Repression gekämpft werden kann. Ein Gerichtssaal und Zeitungsartikel gehören da jedoch nicht dazu, sie sind nicht das Terrain unseres Kampfes, unserer Methoden und unserer Ideen. Überlassen wir die Spekulation und die Verzerrung der Realität den Experten – Staat, Bullen, Medien und deren Verteidiger –, lasst uns die Realität verstehen und in ihr unter unseren eigenen Voraussetzungen handeln.

Einige Feinde der Spektakelgesellschaft
solidariteit.noblogs.org

Griechenland: Dann lasst uns sie zuerst zerstören! Stellungnahme nach den Räumungen in Thessaloniki

erhalten am 19.08.2016

Dies ist eine individuelle Stellungnahme nach dem Prozess, der auf die Aktion gegen die orthodoxe Kirche in Thessaloniki folgte. Wenn auch diese Stellungnahme niemanden repräsentiert ausser mir selber und ein unvollständiges Bild enthalten könnte, habe ich entschieden, dass es verbreitet werden sollte. Vertrau niemals den Medien!

Die drei Räumungen in Thessaloniki am 27. Juli resultierten – wenig überraschend – in wilden Aktionen. Die Squats wurden durch eine koordinierte Polizeioperation geräumt, um der Kirche einen Gefallen zu machen und ihre Rachgier zu stillen. Die Kirche ist in diesem Fall nicht nur ein Anstifter, sondern auch verantworltlich für die Räumung und Abriss der Besetzung Orfanotrofio (ein selbstorganisiserter Raum und besetzter Wohnraum für Immigranten seit dem Dezember 2015).

Am 31. Juli wurden 25 solidarische Menschen bei der Metropolitankirche im Zentrum von Thessaloniki verhaftet. Dank den Autoritäten der orthodoxen Kirche mussten alle am 01. August für eine Aktion vor Gericht erscheinen, die die Sonntagsmesse unterbrach. Die meisten der Verhafteten widersetzten sich in Anbetracht der Konsequenz, eine weitere Anschuldigung zu erhalten, der Abnahme von Fingerabdrücken. Während dem Prozess drückte eine grosse Menge ihre Solidarität aus und unterstützte lautstark. Nach ein paar Stunden im Gericht war die Show zu Ende und nur diejenigen, die beim Prozedere der Fingerabdrücke/Photografie nicht teilnahmen, wurden verurteilt. Alle wurden freigelassen, doch ist dieser Prozess nur ein kleines Kapitel im Drehbuch, das das Gericht jeden Tag aufführt. Und wir wissen auch, dass das Gericht die grausamen Interessen des Staates und der Bosse befriedigt.

Neben all dem beabsichtigen wir nicht, die Autorität der Kirche harmlos aussehen zu lassen. Die Kirche hat die gleichen Stützen wie alle anderen Institutionen: Gehorsam, moderne Leibeigenschaft und Bestrafung unter anderen. Alle, die ihre autoritäre, patriarchale und koloniale Ideologie verachten, werden zu einem Feind. Natürlich sind auch wir ihre Feinde. Dass die Leidenschaft für Freiheit nicht mit konservativen Werten und der Pflicht zum Gehorsam kompromittierbar ist, sollte klar sein.

Wenn es zur Religion kommt, ist es nicht mehr so klar für alle, teilweise nicht einmal unter denen, die zusammen kämpfen. Freie Ausübung der Religion zu fordern oder von einer Utopie ohne religiösen Konflikte zu träumen, ist keine neutrale Position. Dies ist eine Position, die Religion nur als eine Idee betrachtet. Religion ist nicht eine Idee, die jeder kreieren, transformieren und verwenden kann, es ist ein Instrument der Macht. Die Bedeutungen werden von jenen gegeben, die die Macht haben, Werte, Gesetze und ungeschriebene Gesetze zu definieren. Es ist wahrscheinlich, dass Gläubige Beauftragte für ihre Religion werden, aber Macht ist in jedem Fall eine Voraussetzung, die herrschenden Definitionen zu umrahmen. Die Kirche strebt seit Jahrhunderten nach Vorherrschaft, ohne irgendwelche Schranken zu kennen und erlang Macht durch die Expansion ihres Glaubens. Eine anarchistische Perspektive sollte demnach gegen Religion als solche und nicht (nur) gegen Religion, die als Vehikel für Propaganda oder für religiös motivierte Konflikte verwendet wird, gerichtet sein.

Anarchie ist etwas, dass wir nicht auf eine Ideologie oder eine einzige Idee runterbrechen können. Deshalb bestehen im Anarchismus viele verschiedene Tendenzen, doch sind da sicher Praktiken, die wir als vollständig widersprüchlich ansehen können. Unterstützung für politische Parteien und Wahlen zum Beispiel untergrabt die anarchistischen Grundlagen. Wir sollten definitv mehr über ein anarchistisches Vorgehen bezüglich Religion diskutieren. Die indoktrinierte Gewohnheit, jeglichen Angriff gegen die Religion in Frage zu stellen, ist etwas, dass neu überdenkt werden und als Verharmlosung verstanden werden sollte. In meinem Verständnis ist „Religionsfreiheit“ als Gesetz und Konzept reine Täter-Opfer-Umkehr.

Als wir das Gerichtsgebäude betraten, wurde es offensichtlich, dass der Staat und die Kirche den gleichen repressiven Organismus bilden. Ein Bild von Jesus Christus (Scheiss auf den Künstler!) über dem Richter und der heilige Kaugummi vor dem Richter symbolisieren die Macht der Kirche und die starke Verbindung mit den staatlichen Institutionen. Wo auch immer Menschen für den religiösen Glauben einzahlen, werden es die Autoritäten versuchen, sie für ihr Unternehmen eines Risenreiches zu verwenden.

Es war nicht das erste Mal, dass die Kirche selbstorganisierte Strukturen der bedingungslosen Solidarität und des Widerstands attackierten. Im Wissen, dass dies auch nicht die letzte Räumung war, sollten wir als minimale Reaktion Syriza mit unserer Wut konfrontieren und für die Kontinuität von rebellischen Gemeinschaften kämpfen. Wenn die Karikaturen im Parlament, in der Kirche und in den Medien uns mit Lügen über die humanitären Kriegszonen/Grenzen/Militärlager füttern wollen: Dann lasst uns sie zuerst zerstören!

Zuletzt muss ich sagen, dass ich die Fingerabdrücke verweigert habe, weil da absolut keine Gründe bestehen, wieso ich den bewaffneten Hunden bei ihrer dreckigen Arbeit helfen sollte. Ich habe mich entschieden. Es ist eine Entscheidung gegen das Gesetz, das den Staat und das Kapital repräsentiert. Gesetze, die faschistische Mörder und Bullen, die unbewaffnete Menschen töten, beschützen. Dieses Mal waren wir alle erfolgreich in den entscheidenen Momenten, als sie versuchten, unsere Fingerabdrücke zu nehmen. Während sie dieses Mal die Fingerabdrücke nur von wenigen Menschen nahmen, die dem Verfahren zustimmten, haben sie sie früher schon oft mit extremer Gewalt genommen.

Wenn sie versuchen, die Solidarität zwischen uns zu brechen – Dann lasst uns sie zuerst zerstören!
Nichts ist vorbei, alles geht weiter!
Scheiss auf Charity! Squat the world!

Vor kurzem wurden zwei Anarchisten, Marios Seisidis und Kostas Sakkas, in der Umgebung von Sparta verhaftet und von der Polizei zusammengeschlagen, da sie die Fingerabdrücke und Photografien verweigert haben.

Kraft für Marios Seisidis und Kostas Sakkas!

Das letzte Update zur Festnahme von M. Seisidis and K. Sakkas findet ihr hier.

auf Englisch

Wien: UNRUHEHERD Nr. 12

unruheherdDie 12. Ausgabe der anarchistischen Zeitung UNRUHEHERD aus Wien.

Zum Kopieren, Verteilen, Diskutieren, Kritisieren, … DinA3, beidseitig bedruckt.

Aus dem Inhalt:

– Privatisierte Sicherheit

– Community-Polizei nun auch in Wien

– ein Gedicht (wow!)

– Todesursache Polizei: zu den aktuellen Vorfällen

– Die Utopie

– Chronik rebellischer Akte

Wenn euch irgendwas dazu einfällt, schreibt uns:

unruheherd(at)riseup.net

Es lebe die Revolte!

Unruheherd 12 (PDF)