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Die Ballade vom Untergang der Metropolis

Metropolis verdunkelte ihrer Sprösslinge Ringen,
in deren Köpfen bald Funke entfachte Glut,
nun flammend ein neues Lied sie anstimmen:
„Metropolis, deiner soll nur noch bleiben Schutt!“

Im Feuerschein ihre alten Stützen bebend,
erstrahlte Metropolis mächt’ger Horizont.
Wo schwarze Silhouetten sich erhebend,
bahnte Flammensturm seiner zügellos Front.

Noch aus der Asche ihrer glimmenden Ruinen
erhob sie ihre Säulen zur Metropolis-Replik
rachsinnend schuf sie ein Labyrinth aus Minen,
in das sie ihre wilden Sprösslinge vertrieb.

Drauf folgend kam eine Ära der kalten Steine,
als aus den Minen kein einz’ger Schrei entwich.
Türmten sich unten auch noch so viele Gebeine,
ein Erbarmen kannte die alte Metropolis nicht.

Statt Sprösslingen nun ein Geflecht aus Sprossen,
mit vereinter Kraft trieb gen Sonnenschein.
Nur ein Lied erklang als sie die Alte umschlossen:
„Metropolis, du wirst Staub und vergessen sein!“

Alle Säulen barsten, alle Mauern stürzten ein,
Metropolis rauschte tosend in ihr eig’nes Grab hinein.
Ihr Staub einen Dschungel wilder Schönheit nährt,
wie ihn unsere Welt bis dato vergeblich begehrt.

Wenn ich die Straße nicht einmal mehr mit Kreide bemalen darf, ist es Zeit für eine Revolte!

Zu prähistorischen Zeiten lebten unsere Vorfahren in Höhlen, deren Wände mit bunten Bildern bemalt waren, oder sie ritzten Bilder in Felsen. Selbst später in Ägypten versahen Sklaven, die zum Bau der Pyramiden gezwungen wurden, übrig gebliebenes Baumaterial mit Karikaturen der Pharaonen und anderen verachteten Herrschenden. In der griechischen Antike waren die Tempel übersäht mit allen möglichen Nachrichten ihrer BesucherInnen. Auch die Straßen von Pompeji waren voll von Graffiti. Graffiti ist keineswegs eine neue Erfindung. Es ist eine Ausdrucksform des Menschen, sein Bedürfnis, seine Umwelt mitzugestalten, abzubilden und ein Lebenszeichen zu hinterlassen. Wer von all diesen “anständigen und zivilisierten Anti-Graffiti-Leuten” würde es jemals wagen, unsere prähistorischen oder antiken Vorfahren dafür als Kriminelle zu beschuldigen? KeinEr von ihnen. Bis der erste gierige und machthungrige Mensch etwas erfand, was sich “Eigentum und Gesetz” nennt, um seine Mitmenschen zu versklaven, bis zu diesem Zeitpunkt gehörte die Welt sich selbst und der Mensch hatte die Freiheit, sie zu durchwandern, sich niederzulassen und sie zu gestalten.

Heutzutage würden unsere malenden und gestaltenden Vorfahren von staatlichen Behörden verfolgt und als Vandalen und Kriminelle diffamiert werden. Sondereinheiten der Polizei würden sie jagen, in den Gerichten wären RichterInnen damit beschäftigt, sie “im Namen des Volkes” zu verurteilen – und sei es sogar zu Gefängnisstrafen, so genannte “Bürgerinitiativen”, PolitikerInnen und selbsternannte EigentümerInnen würden sie in der Öffentlichkeit als “Vandalen” brandmarken, usw. Das ist der aktuelle Stand der Menschheit, dem wir ausgesetzt sind. Der Punkt ist nicht, ob es unter irgendwelchen staatlichen Gesetzen legal ist, unsere Umwelt zu bemalen und zu gestalten, sondern dass dies ein angeborenes menschliches Bedürfnis ist, von dem sie uns liebend gerne weismachen würden, dass es sich um eine Art Krebs handelt, der aus der Gesellschaft herausgeschnitten werden muss, um seine Ausbreitung zu stoppen. Aber die Kreation von Dingen, sei es in der Öffentlichkeit oder im Privaten, sei es Malen, Schreiben, bildnerisches Gestalten etc., ist fast so notwendig für unser Wohlbefinden, wie die Nahrungsaufnahme: Sie ist unsere geistige Nahrung. Insbesondere in städtischen Metropolen, deren Architektur nicht zu Gunsten der Mehrheit ihrer EinwohnerInnen gestaltet wurde, in denen massenhaft Menschen (unter ihnen unzählige Kinder und Jugendliche) dazu gezwungen sind, in so genannten “Arbeiterschließfächern” zu hausen, inmitten einer leblosen und sterilen Umgebung aus Beton, fern der Natur und jeglicher Möglichkeit, dort jemals herauszukommen – insbesondere dort ist Graffiti ein Ausdruck der Lebendigkeit und stimuliert unsere abgestumpften Sinne.

NIEDER MIT IHREN GESETZEN, DIE UNS VERSKLAVEN!

FÜR DIE FREIHEIT UNS AUSZUDRÜCKEN:

GRAFFITI IST KEINE STRAFTAT!

OZ Smileys

Freiheit für OZ, N. und M. und jedEn, die/der verfolgt wird, weil er/sie unsere triste, städtische Umwelt in bunte, lebendige Orte verwandelt!