In der Nacht vom Freitag, den 21. Oktober, griff eine Gruppe von Kollegas die Parteizentrale der stalinistischen KKE in der Stadt Larissa (Zentral-Griechenland) an.
Die Scheiben des Gebäudes wurden eingeworfen und einige Feuerwerkkörper ins Innere geworfen. Eine Erklärung zu dieser Aktion besagt, dass dieser Angriff als Antwort auf die Mitglieder der KNE (Jugendorganisation der KKE) ist, die sich am zweiten Tag des Generalstreiks entschlossen haben, die Polizei zu ersetzen.
In der Nacht zu Donnerstag, den 20. Oktober wurden in Athen und Thessaloniki einige direkte Aktionen gegen die Stalinisten der KKE und die Sozialdemokraten der PASOK durchgeführt. Im Viertel Jalandri, im Nordosten von Athen hat eine Gruppe von AnarchistInnen bzw. Antiautoritären die Parteibüros von KKE und der regierenden PASOK mit Farbe eingedeckt. Sprüche gegen die rote Polizei der KNE und die Schergen der Troika (PASOK) wurden auf die Fenster und die Fassade des Gebäudes geschrieben. Wie in ihrer Erklärung geschrieben, handelte es sich dabei um eine kleine Reaktion auf die Ereignisse des 2. Tages des Generalstreiks (wir berichteten).
In Thessaloniki gab es am selben Tag ungefähr gegen 4Uhr morgens Brandanschläge gegen Zentralen der KKE, in den Vierteln Tuba, Jarilau und Triandria.
Des weiteren wurden Mitglieder der KNE aus der Universität in Thessaloniki geschmissen und ihre Plakate entfernt und Informationstische umgeworfen. Auch an der Universität in Ioannina wurden Mitglieder der MAS und PAME von Antiautoritären angegriffen.
„An die Mitglieder der KKE: dies ist nicht 1998. Heute bleibt nichts unbeantwortet! Schläge und Tritte für die Bullen der KKE!“
1998 gab es an der Polytechnic Universität in Athen eine Versammlung aufgrund des Jahrestages der Niederschlagung der Militärjunta. Es wurde beschlossen keine Demo durchzuführen doch ein Block von Leuten ging trotzdem los und rief anarchistische Parolen. Daraufhin wurden sie von der „KNAT“ umzingelt und angegriffen (KNAT ist ein Wortspiel aus KNE, der Jugendorganisation der kommunistischen Partei und MAT, der Abkürzung für die Spezialeinheit der Polizei). Der kleine Block war nicht darauf vorbereitet und so konnte die Polizei zusammen mit den Stalinisten wild auf circa 100 Leute einprügeln. Diese wurden dann nachher sogar noch von der Polizei verhaftet. VIDEO
Direkte Aktionen gegen den Staat und seine Kollaborateure!
Kämpfe in Athen – ein Augenzeugenbericht
Athen 20.10.2011: Vor dem griechischen Parlament kam es zu teilweise brutalen Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der KKE, einer dem Namen nach kommunistischen Partei und vielen anderen Demonstrant_innen.
Wir dokumentieren hier auf deutsch den Bericht eine_r Aktivist_in aus Athen, die/_/der die politische Situation in Griechenland beschreibt und einen Augenzeug_innenbericht der Ereignisse vom Donnerstag enthält.
Dies ist nochmal dringlicher, weil auch hier teilweise der stalinistischen Propaganda glauben geschenkt wird. Ein gutes Beispiel für das Spektakel in den mainstream-Medien finden wir z.B. beim Spiegel (Der Spiegel: „… Nach einer Attacke vermummter Autonomer auf friedlich demonstrierende Kommunisten starb der Gewerkschafter Dimitris K… Am Nachmittag eskalierte die Situation, als mehrere hundert Vermummte die friedlichen Protestierer aus unerfindlichen Gründen mit Steinen, Knüppeln und Molotow-Cocktails angriffen…“). Aber auch bei indymedia und anderen „linken“ Seiten scheint diese Darstellung der Autoritären Anklang zu finden. Daher der folgende Augenzeugenbericht, jetzt auf deutsch:
“… Leute wurden ernsthafter verletzt und unglücklicherweise starb jemand während der Demonstration. Aber jetzt ist klar, dass der Tod durch das Tränengas der Polizei verursacht wurde. Der Typ war von der stalinistischen PAME, aber er wurde nicht während des Kampfes verletzt (die amtliche Verlautbarung des Arztes bezeugt, dass er keinerlei Verletzungen aufwies).
Was passierte und warum? Eine kleine Hintergrundgeschichte ist wichtig. Die KKE (die stalinistische “kommunistische” Partei) hatte eine deutliche Rolle in der griechischen Geschichte, besonders seit ihrer Legalisierung 1974 (nach dem Sturz der Diktatur). Ihre Rolle war es, in Arbeitsstellen, die Universitäten und in alle sozialen Räume einzudringen, um den bourgeoisen Rechtsstaat anzuklagen. Ihre Rolle im Brechen von Streiks durch ihren gewerkschaftlichen Flügel, im Angreifen von Radikalen inner- und außerhalb von Universitäten ist gut dokumentiert (vielleicht nicht im Englischen). In gewisser Weise aber ist die Rolle der Stalinist_innen überall die gleiche gewesen und wenn man sich die Situation in Italien in den 70er Jahren anschaut, wird man eine Menge Ähnlichkeiten mit Griechenland finden.
Wie auch immer, in Griechenland nahm die KKE (welche die „syndikalistische“ Gewerkschaft kontrolliert) seit 1989 Abstand davon, in Kontakt mit den Massen der Demonstrierenden zu kommen, seien sie Teile der parlamentarischen Linken, außerparlamentarisch oder Radikale aus der antiautoritären Szene, oder wirkliche Kommunist_innen wie wir (!). In den Jahren davor waren Zusammenstöße mit den Ordnungskräften der KKE eine gewöhnliche Sache auf Demonstrationen. Gleichgültig ob Studierendendemonstrationen, Antikriegsdemos oder die jährlichen Feierlichkeiten der Rebellion des 17. Novembers. Kämpfe mit der KKE waren typisch. Und üblicherweise, wegen der besseren Organisierung ihrer Ordnungskräfte (die wir in Griechenland KNAT nennen, was sich wörtlich als Kommunistische Ordnungskräfte übersetzen lässt), haben wir die Straße verloren. An einem Punkt hat die KKE entschlossen, ihre eigenen Demos zu organisieren, außerhalb und abseits von den großen. Sogar während Generalstreiks demonstrierten PAME und KKE nicht mit der Hauptdemonstration.
Aus Gründen, die es noch näher zu analysieren gilt, spielte die KKE während des zweitägigen Generalstreiks am 19. und 20 Oktober eine andere Rolle. Weniger am 19., aber sehr deutlich am 20., trafen die KKE und ihre Ordnungskräfte die politische Entscheidung die Polizei zu ersetzen. Als die Masse der Demonstrierenden am 20. am Syntagma- Platz eintraf, sahen sie sich einem Spalier von Mitglieder_innen der PAME, ausgerüstet mit Helmen und Baseball-Schlägern (nicht genau, aber ähnliche Holzschläger) über die ganze Länge des Parlamentsgebäudes gegenüber. Es ist bedeutsam zu sagen, dass die Polizei nirgends zu sehen war. Sie hatte Position hinter der KKE bezogen, und während des ganzen Tages unternahmen die nichts (mit der Ausnahme, wenn sie den Eindruck hatten, dass die KKE Hilfe benötigen würde). So war es also für die Demonstrierenden klar, dass die KKE am 20. die größte Hürde dafür sein würde, zu demonstrieren und ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.
Es dauerte nicht lange, bevor dies Wirklichkeit wurde. Zu einzelnen verbalen Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und Mitglieder_innen der PAME in ihren Verteidigungslinien vor dem griechischen Parlament kam es unmittelbar , aber in eher sporadischer Art und Weise. (Es ist wichtig zu bemerken, dass die Mitglieder_innen der PAME, die offiziell “das Parlament blockierten” und “die Demo vor Provokateur_innen schützten” der Menge und nicht dem Parlamentsgebäude zugewandt waren. Genau , wie es die Bullen tun. Als die Streits etwas hitziger wurden und einige Kaffeebecher und Wasserflaschen auf die PAME-Reihen geworfen wurden, zeigte ihre Reaktion, warum sie dort standen. Sie griffen mit Stöcken und Gummiknüppeln die Menge vor sich an. Die erste, die ernsthaft getroffen wurde, war ein junges Mädchen (die tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung schaute, als sie angegriffen wurde). Ihr wurde mit einem Schlagstock ein Schlag auf den Kopf versetzt. Der Anblick des blutigen Kopfes des Mädchens machte die Menge wütend und Kämpfe brachen aus. Zu beginn waren die Demonstrierenden mit nichts bewaffnet, und es war ein unfairer Kampf. Die PAME Mitglieder_innen hatten alle Helme und Stöcke, dagegen hatte die Menge Plastikflaschen und Beschimpfungen. Einige benutzten ihre Fäuste . Aber die Wut war so groß, dass der Kampf für die PAME nicht leicht war. Bald beteiligte sich die Mehrheit der Demonstrierenden an dem Kampf und eine offene Schlacht zwischen der PAME und dem Rest der Demo brach aus . Etwas, was den Demonstrierenden “half” sich zu beteiligen (abgesehen von den Radikalen, die schon mitmachten), war die Tatsache, dass die PAME – Mitglieder_innen in dem Versuch den Platz zu leeren die ganze Demo aus zwei verschiedenen Straßen heraus angriff. Danach fanden 2,5 Stunden lang heftige Kämpfe statt, in denen es den Demonstrierenden trotz ihrer Unorganisiertheit und schlechter Ausstattung gelang, die stalinistischen Schläger zu besiegen und zu verjagen. Natürlich waren die Stalinist_innen gut organisiert und sie behaupteten sich an der Spitze des Platzes (außerhalb des Parlaments), aber ihre Angriffe gegen die Menge wurden abgewehrt. Als es so wirkte, als ob die PAME sich nicht länger würde behaupten können, fand ein gemeinsamer Angriff der Bereitschaftspolizei und der KNAT sowohl auf dem Platz als auch in einer Seitenstraße statt. Dem konnte die Menge nicht mehr standhalten. Die Menge zerstreute sich in den umliegenden Straßen, fand sich aber schnell wieder zusammen und bewegte sich zum Platz zurück, wo sie bleib, solange sie konnte. Ein zweiter Angriff der Bereitschaftspolizei ließ Leute flüchten und ein koordinierter Angriff von einem Großteil der Stalinist_innen und der Polizei (Ich bin sicher, dass Fotos ihres gemeinsamen Angriffs sehr bald auftauchen werden) hatte zur Folge, dass die meisten Leute den Platz verließen. Am Ende war es an der Polizei, die letzten Demonstrierenden zu verjagen.
Insgesamt war die Polizei wenig involviert während dieser Ereignisse (außer am Ende, wie ich beschrieben habe). Es war für jede_n klar, dass die Stalinist_innen sich diesen besonderen historischen Zeitpunkt (als genau über dieses Gesetz über die Sparmaßnahmen im Parlament abgestimmt wurde) ausgesucht hatten, um ihre wahre Gemeinschaft und ihre Rolle in der Bewegung zu zeigen. Zu handeln als die interne Polizei, um Demonstrierende davon abzuhalten, sich dem Paralamentsgebäude zu nähern, die Menge anzugreifen, um sie zu zerstreuen. Durch dieses Handeln haben sie der ganzen Bewegung den Krieg erklärt, dessen Nachwirkungen noch unklar sind. Was sicher ist, ist dass die Kämpfe mit der KKE und ihren Schläger_innen an den Universitäten (wo sie bedeutenden Einfluss haben) und auf den Straßen weitergehen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die politische Entscheidung als Polizeitruppe gegen die Demonstrierenden zu handeln, von der KKE so fortgeführt wird. Tatsache ist, dass ihre Rolle gestern an die Öffentlichkeit gekommen ist, auch in der bürgerlichen Presse. (Bezeichnend war ein Interview mit einem Mitglied von PAME auf einem großen Fernsehsender mit einem bekannten, rechten und pro-Regierungs Journalisten, der ihm sagte “Sie haben das griechische Parlament verteidigt” und der PAME-Typ sagte: “nein, wir haben die Demo verteidigt” und der Journalist sagte nochmal: “nein, sie haben das Parlament verteidigt”. Ich weiß nicht, wie die KKE ihre schizophrene Propaganda aufrecht erhalten und ihre Mitglieder überzeugen kann, dass das, was sie gestern getan haben eine Verteidigung der Demo war, besonders als es klar wurde, dass es ihre Rolle war, die Bereitschaftspolizei komplett zu ersetzen. Aber nochmal, es ist schwierig die psychologische Mentalität eines Stalinisten zu verstehen…
Niemand weiß, was als nächstes passiert , aber schon nach letzter Nacht wurden in verschiedenen Gegenden Griechenlands Büros der KKE angegriffen und manchmal niedergebrannt. Und ich habe den Eindruck, dass das weitergehen wird. Die jüngeren Mitglieder_innen der radikalen Szene haben davon eine Erfahrung aus erster Hand, was die älteren Mitglieder_innen schon in der Vergangenheit erlebt aber seit 1998 vergessen hatten. Jetzt ist jede_r über die radikale Szene hinaus – gelinde gesagt – extrem wütend. Und sie werden es bleiben. “
welcher seite soll man nun glauben schenken?
der demobericht ist mir etwas zu blumig geschrieben um tatsächlich das geschehen ernsthaft beschreiben zu können.
Welche Seite du glauben schenkst, musst alleine du entscheiden. Hilfreich ist es auch sich ein eigenes Bild zu machen, es gibt Foto- und Filmmaterialien, Stellungnahmen von Kollegas auf der einen, aber auch von der KKE, junge Welt und DKP auf der anderen Seite. Inzwischen sollte aber klar sein, dass es sich nicht, wie von den StalinistInnen und den Massenmedien behauptet, um eine Auseinandersetzung zwischen 500 Gewaltttätern und friedliche DemonstrantInnen handelt. Eine unerträglich Lüge und ein Schlag in unser Gesicht! An diesem Tag hat die KNAT sich auf Seite der Herrschenden gestellt und Polizeiarbeit übernommen. Dann noch ein Hinweis, wir titulieren die KKE nicht alleine als “stalinistisch” aufgrund ihrer Methoden. Sie selbst beruft sich positiv auf diese Epoche, z.B. offifziell auf ihrem 18. Kongress 2009, wo sie Stalin rehablilitierte. Es sollte sich jede bzw. jeder entscheiden auf welcher Seite er/sie steht.