Am Morgen des 10. Januars betraten ca. 20 Mitglieder der ‚Soligruppe für den Prozess gegen Revolutionary Struggle (Epanastatikos Agonas, »Revolutionärer Kampf«), die Räumlichkeiten des kommerziellen Radiosenders flash.gr in der Kifisia Avenue und unterbrachen das Programm, um eine Solidaritätsmittelung an die Angeklagten zu übertragen.
Trotz des Fakts, dass weder die Betriebsführung noch deren Mitarbeiter offiziell nach einer Intervention von Seiten der Polizei gefragt haben, kamen bald unterschiedlichste Polizeieinheiten (DIAS Motorradeinheiten, Gruppen der MAT, Zivicops usw.) am Ort des Geschehens an und kreisten das Gebäude ein. Um ca. 14 Uhr, nachdem die Räume des Senders bereits stundenlang blockiert wurden, wurden AnarchistInnen, die an der Soliaktion teilnahmen, massenhaft festgenommen und ins Polizeihauptverwaltung in der Alexandras Avenue gebracht: 2 Strafverfolger zusammen mit Polizeieinheiten stürmten das Rundfunkhaus und zwangen die GenossInnen, die Räumlichkeiten zu verlassen. Alle wurden in Handschallen abgeführt und in Polizeibusse festgehalten, während ihre Handys konfisziert wurden.
Sofort als die Nachricht umging, versammelten sich AnarchistInnen gegenüber von der Polizeihauptverwaltung (GADA), wo eine Solidaritätskundgebung von ca. 100 Menschen stattfand (Vortreffpunkt war vor der Metro-Station Ambelokipi).
Es folgt ein Text, der von den 20 Festgenommenen selbst veröffentlicht wurde:
Heute, am 10. Januar 2012, führten GenossInnen aus der anarchistisch/anti-autoritären Szene eine Intervention bei dem kommerziellen Radiosender Flash 96 FM im Kontext einer Reihe von Solidaritätsaktionen für den Revolutionary Struggle-Fall, der nun seit dem 5. Oktober 2011 vor einem Sondergericht im Koridallos Gefängniskomplex verhandelt wird, durch.
Wir haben diese Aktion als ein Versuch unternommen, die Mauer der Stille und die politische Ordnung zu durchbrechen, um das verordnete Schweigen über den Gerichtsprozess und den politischen Diskurs der Angeklagten im Revolutionary Struggle-Fall.
Eine Bestätigung jenes Mundtotmachens war die sofortige Reaktion der Polizeikräfte während der Übertragung unserer Audio-Botschaft mit den Worten der Angeklagten für denselben Fall. Diese Mobilisierung von exekutiven und judikativen Behörden ist eine Ansage an jene, die Widerstand leisten; an all jene, die den Systemumsturz durch die soziale Revolution voranbringen wollen. Sie ist der einzige Weg, dem modernen Totalitarismus der Troika – bestehend aus EU, EZB und IWF – und ihres Treuhänders, des griechischen Staates, der die gesamte Gesellschaft Armut und Not ausliefert, zu entfliehen.
Eine Gesellschaft, verdammt durch den Abbau der Arbeitsbeziehungen, der „Chinesierung“ vor der Bedrohung von mehr und mehr arbeitslosen Menschen, die sich in lange Reihen einordnen, den Angriffe von räuberischer Besteuerung, der Auflösung von gemeinnützigen Gesellschaften, der Privatisierung, dem Ausverkauf des öffentlichen Vermögens und der Entwicklung von finanziellen Bereiche auf Hungerlohnbasis.
Es ist beachtenswert, dass – während überall reduziert und eingespart wird – das einzige, das steigt, die Ausgaben für die Armeen der Wachhunde der Demokratie, der bewaffneten Einheiten, des Kapitalismus und seinem Staat sind. Daher – und unter Berücksichtigung dieser Tatsache, die mehr Gemeinsamkeit mit der Junta hat – erklären wir uns solidarisch und stolz mit unseren GenossInnen und ihren Entscheidungen.
Unsere Entscheidungen sind Seite an Seite mit allen Teilen der Gesellschaft, die den gerechten Weg der sozialen Befreiung wählten.
SOLIDARITÄT MIT MAZIOTIS, ROUPA, GOURNAS, STATHOPOULOS, NIKITOPOULOS, KORTESIS, BERAHA UND KATSENOS
Soligruppe aus der Radiostation Flash
Obwohl es sehr wahrscheinlich ist, dass der Besitzer des Radiosenders oder sogar seine Sicherheitsleute die Behörden über die Anwesenheit von AnarchistInnen in dem Gebäude benachrichtigt haben, wurde berichtet, dass alle Festgenommenen von Amts wegen mit der Anklage belastet wurden, was so viel heißt, dass kein Anruf von den MitarbeiterInnen der Firma nötig war, um Strafverfolgern und Polizeieinheiten Eingang zu gewähren. Anfangs wurde befürchtet, dass sie wegen Vergehen angeklagt werden könnten, die unter Griechenlands drittes Terrorismus-Gesetz fallen würden. Es sieht jedoch so aus, als wenn alle GenossInnen mit dem Vorwurf „Anstiftung zur Gewalt“ belastet werden. Ihnen wird weiterhin gedroht, in U-Haft zu bleiben und morgen, 11.1., vor ein Gericht an den Evelpidon Gerichten in Athen (gegen 12 Uhr) gestellt zu werden. Wir fordern einen bedingungslosen Freispruch!
Keine Verfolgung unserer GenossInnen, die im Radiosender Flash 96FM interveniert haben! Freiheit für alle, sofort!
Solidarität mit den drei Mitgliedern des Revolutionary Struggle, Nikos Maziotis, Pola Roupa, Kostas Gournas und die anderen Angeklagten in demselben Fall Vaggelis Stathopoulos, Sarantos Nikitopoulos, Christoforos Kortesis, Marie Beraha and Kostas Katsenos. Wir fordern die sofortige Freilassung von K.Katsenos, der immer noch in U-Haft gehalten wird.
SOLIDARITÄT IST UNSERE WAFFE
Die 20 GenossInnen sind endlich freigelassen worden, aber der Prozess gegen sie wird am Montag, dem 26. März, fortgesetzt.