Santiago, Chile: Barrikaden des Gedenkens und der Solidarität

Brandstiftungsaktion: Gedenken und kämpferische Solidarität im Kampf gegen jede Autorität.

Heute wollten wir, und sei es auch nur für einige Momente, die düstere Normalität dieser Ordnung des Todes durchbrechen. In der Nacht zum 20. März blockierten wir die Straßen an der Kreuzung Avenida Américo Vespucio und Avenida Industria (im Süden der Stadt Santiago) mit brennenden Barrikaden und warfen Flugblätter mit unseren Ideen über Kampf, Erinnerung und Solidarität. Diese kleine Geste ist mit Liebe und mit Hass geladen.

Wenn wir von anarchistischem Gedenken an die aktuellen Kämpfe sprechen, ziehen wir eine Linie der Kontinuität zu den gefallenen Genossinnen und Genossen. Gedenken ist in aktiver Form erinnern: es bedeutet, in der Gegenwart zu handeln und dabei immer unsere Wünsche der Rebellion zu projizieren.

Gestern und heute schreiten verschiedene Generationen von Revolutionärinnen und Revolutionären zur Tat. Es ist die Sehnsucht nach dem Kampf und der Wunsch nach Freiheit. Wir gedenken der Gefallenen und drücken somit unseren Respekt aus, weit über die Differenzen unserer Ideen und Kontexte hinausgehend.

Natürlich gab es Brüche mit der Vergangenheit, indem wir Konzeptionen der Vertikalität, des Militarismus, der Hierarchie und des Zentralismus zurückweisen, die von früheren (und gegenwärtigen) antikapitalistischen Gruppen entwickelt wurden. Denn als Antiautoritäre akzeptieren wir keinerlei Form der Herrschaft, warten nicht auf objektive Bedingungen und tragen keine Hoffnung in Bezug auf Mythen wie Volk, Vaterland, Macht des Volkes usw. Doch diese Differenzen lassen uns das Engagement dieser revolutionären Kämpferinnen und Kämpfer nicht vergessen. Kämpfer wie Rafael y Eduardo Vergara, die am 29. März 1985 von der Polizei ermordet wurden, die für uns lebendig bleiben und deren Optionen und Entscheidungen des Kampfes uns verbinden. Heute wie gestern bereiten wir uns auf den Kampf vor, so wie es davor schon andere getan haben.

Verwandeln wir die demokratischen Illusionen in Asche. Verbrennen wir all diese Hoffnungen, die dem leeren Lebensmodell entströmen, welches uns das Kapital anbietet. Erschaffen wir neue Welten, eine/r für den und die andere/n. Denn in jeder Handlung, in jeder Geste des Kampfes, so klein sie auch sei, verkörpert sich das Verlangen, sich zu erheben, Freiheit und Würde zu behaupten, den Schlag zurückzugeben.

Vergessen wir auch nicht, dass im Laufe dieser Woche der Prozess gegen unsere Genossen im Security-Fall beginnt: Freddy, Marcelo, Juan und Carlos. Es ist auch eine solidarische Umarmung für euch, Vergangenheit und Gegenwart der überschreitenden und revolutionären Aktion. In den Tagen der Unruhe ist die Solidarität permanent.

Für Sol Vergara, Genossin, die des vorsätzlichen Mordes an einem Sicherheitsbeamten der Banco Estado beschuldigt wird, deine Lichtstrahlen leuchten denjenigen den Weg, die sich nicht in ein Sklavenleben fügen.

Für die Familie Vergara Toledo, Kraft und Mut in diesen schweren Momenten.

Offensives Gedenken an die Gefallenen Rafael, Eduardo und Pablo Vergara Toledo, Norma Vergara, Claudia López, Jonny Cariqueo, Mauricio Morales, Sebastián Oversluij.

Solidarität mit den Genossinnen und Genossen, die in der Woche der solidarischen Aktion in Mexiko gefangengenommen wurden.

Ewige Solidarität mit all denen, die im sozialen Krieg in Chile und weltweit gefallen sind.

Bande der Wut und der Flammen für das Gedenken und die kämpferische Solidarität. Chile, März 2014

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