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Kampf um den Hambacher Forst: Die Gefährt*innen Hodei, Siao and Maya sind frei

Am Mittwoch Nachmittag, den 21. Dezember 2016, sind drei der Gefangenen aus dem Hambacher Forst aus der Haft entlassen.

Hodei und Siao waren vor drei Wochen wegen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und versuchter gefährlicher Körperverletzung wegen Fluchtgefahr in die JVA Ossendorf verschleppt worden. Nun hat sich die Staatsanwaltschaft entschieden, den Haftbefehl gegen die beiden ohne Auflagen zurückzuziehen. Es scheint kein ausreichender Tatverdacht vorzuliegen. Beide sind sofort aus dem Gefängnis entlassen und von lieben Menschen vor dem Knast empfangen worden.

Maya hingegen hatte heute um 14Uhr eine Haftprüfung in Düren. Sie verweigert nach wie vor die Angabe ihrer Personalien, hat sich aber zu ihrem Alter geäußert. Das Gericht hat sie daraufhin als Heranwachsende eingestuft und den Haftbefehl gegen eine wöchentliche Meldeauflage bis zum Prozess ausgesetzt. Im Anschluss an die Haftprüfung wurde auch sie aus der U-Haft entlassen.

Until all are free no one is free!

Brief vom Gefangenen Siao aus dem Kölner Frauengefängnis

Hi!

Vielen Dank fürs Schreiben (und auch fürs Schreiben an Hodei)

Ich bin wirklich glücklich darüber, etwas über den Deathrap Baum zu hören, weil ich total in ihn verliebt bin. Die Bullen habe über mich gelacht, als ich ihn beim Herunterklettern geküsst habe, bevor ich verhaftet wurde.

Mir geht es überwiegend gut, aber zur Sache, dass wir selbst runtergekommen sind… Ich habe mich so gefühlt, als wenn ich mich selbst stark betrogen hätte (und das Baumhaus und speziell die Haselmaus, die dort drinnen wohnt) und fühle mich immer noch ein wenig so. Wenn ich mir für etwas selbst die Schuld gebe, ist es dafür, dass ich nicht so gehandelt habe, wie ich mich gefühlt habe…

Wir bekamen einen Anruf von der Wiese, der besagte, dass der Kontaktbulle ihnen mitgeteilt hätte, wenn wir nicht friedlich von selbst runter klettern würden, würden sie den Baum beschneiden und Blah. Wenn wir aber einfach von selbst runter kommen würden, würden sie nur sehen wollen, was wir im Baumhaus hätten.

Glaub nie einen Bullen.

Als wir erkannten, das sie das Haus trotzdem räumen werden, war es zu spät eine andere Entscheidung zu treffen. Ich hoffe, dass mit dieser Wahl dem Baum noch eine Chance gegeben wird, noch eine Weile weiter zu leben.. (aber wohl nicht für sehr lange.)

Die Dinge im Wald ändern sich zu schnell. Ich fürchte mich ein wenig davor, was ich vorfinden werde, wenn ich zurück bin und ich wünsche bald zurück zu sein. Ich vermisse es wirklich zu klettern, ich trage Camu‘s Kleidung, weil es mich irgendwie zu Hause fühlen lässt 🙂 Danke für die Bilder vom Wald.

Ich bewältige die Situation im Knast zu sein, gut, vielleicht lerne ich mehr Deutsch als in der ganzen Zeit auf der Wiese / im Wald. Aber Sprache ist ein Problem. Es lässt mich viel darüber nachdenken, dass es in unserer supercoolen anarchistischen Bewegung viel einfacher ist, Leute zu finden, die wirklich gut Englisch sprechen können und dann ist es hier überhaupt nicht gängig. Dann bin ich nicht in der Lage so viel über die Menschen hier zu erzählen und es ist wirklich schwer ihnen zu erklären, warum ich hier bin.

Die eine Person, der ich wirklich vernünftig über den Grund meines Aufenthalts hier erzählen konnte, (mit einigen englischen, einigen deutschen  Wörtern und Zeichnungen) ist jetzt an einen anderen Ort gezogen. Ich bin ein wenig traurig darüber, sie war nett, (Wenigstens habe ich ihre E-Mail Adresse).

Im Moment denke ich, dass es zu anstrengend für mich gewesen ist, hier drinnen Beziehungen mit anderen Leuten aufzubauen. Ich bin noch freundlich zu ihnen und der größte Teil von ihnen zeigt Solidarität untereinander, aber die Sprache…

Ein wenig bin ich auch verletzt wegen des Gender, der Pronomen und Blah und manchmal weiß ich wirklich nicht, wie ich mich selbst als eine trans* nichtbinäre Person in meiner Muttersprache erklären soll. Schwieriger noch, Leuten, denen das Gender Thema nicht bekannt ist oder die sich nie vorher mit Genderfragen beschäftigt haben. Ich versuche nur, dem nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen oder es komplett zu ignorieren. Aber es ist schwer in einem Frauengefängnis zu sein und darüber zu wissen, was all das bedeutet, wie alles von mir, mein Körper und meine Lebensgeschichte gechlechtsspezifisch eingeordnet wird. Aber ich glaube, dass ich es bevorzuge, hier zu sein, anstatt an einem reinen Ort für cis-Männer.

Ich hoffe wirklich, dass sie im Blog zumindest meine Pronomen akzeptieren. Sollte sie es nicht tun, werde ich wirklich wütend und traurig. Sie (in der Mehrzahl) oder „“er“, aber nicht „sie“ (in der Einzahl)

Es ist abgefuckt, weil Hodei die Person war, die ich vor langer Zeit dafür ausgewählt habe, darauf zu achten, dass mich niemand falsch gendert, wenn ich irgendwann ins Gefängnis gehe. Ich glaube die schlimmste Sache ist, dass es nicht erlaubt ist, dass wir uns gegenseitig sehen, wegen des Gerichtes.

Ich vermisse sie wirklich..

Auch habe ich Probleme mit Lesen und Schreiben, weil ich dafür eine Brille tragen sollte. Aber ich nutze sie seit Jahren nicht und ich habe zur Zeit auch keine..Nur am Ende des Tage sind meine Augen wirklich müde und ich kann nicht fortfahren. Danke für die Updates aus dem Wald. Ich frage mich jedes Mal, was dort passiert.

Über eure anderen Fragen…

Ich habe eine Einzelzelle, ich habe kein Fernsehen oder Radio, ich werde mich aber versuchen, nach einem Radiogerät zu fragen.Ich habe einige Bücher, ja, aber ich habe bereits alle gelesen die interessant waren und die anderen schauen verdammt langweilig aus.

Mit der Routine… es ist wirklich beschissen, dass es nicht wirklich Routine ist, und dass du nicht wirklich weißt, wann du für eine Stunde nach draußen gehen kannst oder solche Dinge und die Zeitwahrnehmung verwirrt wirklich alle. Jetzt fühl ich mich glücklich über eine Uhr. Aber so schlecht ist es nicht. Ich habe viel Zeit für mich selbst zu Denken und zu Schreiben und ich bin auf irgendeine Art glücklich darüber.

Danke für die Adresse von  Turt*le‘. Ich habe auch darüber nachgedacht Dein Brief kam am 12/12.
Entschuldigt mein Englisch. Ich bin nicht sicher, ob alles verständlich ist.

Ich hoffe euch bald zu sehen.
Umarmungen

Ich liebe euch alle
Krieg, Spaß, Liebe und Hass

lux et voluptas,

Siao.

MUERTE AL ESTADO Y QUE VIVA LA ALEGRÍA
MUERTE A LA AMARGURA Y QUE VIVA LA ANARQUÍA

(Tod dem Staat und dass die Freude lebt / Tod der Verbitterung und dass die Anarchie lebt

(Ich hoffe es gibt noch spanisch sprechende Leute, die den Satz übersetzen können.. falls leider nicht, könnt ihr Google Übersetzer verwenden, hahaha).

Zaragoza, Spanien: Solidarität mit den KämpferInnen im Hambacher Forst

9173a18c-d71b-470c-9b24-abdf30e89658Aus Zagagoza möchten wir unsere Unterstützung für die GefährtInnen zeigen, die vor kurzem aufgrund ihres Kampfes für die Rettung des Hambacher Forstes (vor einem  Braunkohletagebau) verhaftet wurden.

Insbesondere senden wir herzliche Grüße an die GefährtInnen aus dem Spanischen Staat, die im  Kölner Gefängnis einsitzen und beschuldigt werden, eine Explosion herbeigeführt zu haben und versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird.

Es ist uns egal, ob sie unschuldig oder schuldig sind, wir wollen nur ihre Freiheit und ihre Überzeugung, KämpferInnen gegen die zerstörerische Fortschrittsmaschine zu sein.

LANG LEBE DER HAMBACHER – FORST – KAMPF!
FREIHEIT FÜR DIE INHAFTIERTEN GEFÄHRTINNEN!
KRIEG GEGEN DIE MASCHINE!

auf Englisch

Köln: Ideen zur solidarischen Unterstützung von Hodei und Siao

solidaridad-hambi
Krieg für den, der unsere Erde zerstört und unsere GefährtInnen einsperrt

Erneut AktivistInnen aus dem Hambacher Forst hinter Gittern

Wie bereits berichtet, sitzen seit Donnerstag, dem 1. Dezember zwei weitere GefährtInnen aus dem Hambacher Forst in Untersuchungshaft. Die beiden Spanierinnen sollen sich laut Polizeiangaben auf einem Baumhaus am Waldausgang aufgehalten zu haben, aus dessen Richtung am Mittag ein Feuerwerkskörper Richtung Beamte flog. Der Vorwurf lautet “Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion” und “versuchte gefährliche Körperverletzung”, die Untersuchungshaft wird mit Fluchtgefahr begründet, da beide ihren Wohnort außerhalb von Deutschland haben. Donnerstag wurden sie in Kerpen der Haftrichterin vorgeführt und dann nach Köln Ossendorf in den Frauenknast gebracht.

Zeigt euch solidarisch, z.B. durch das Schreiben von Briefen…

Achtet darauf, dass für beide Postkontrolle angeordnet ist, d.h. dass alle Briefe bevor sie zu den Gefangenen kommen, mal mehr mal weniger gründlich gelesen werden. Hodey und Siao sprechen neben Spanisch auch Englisch, über alle anderen Sprachen freuen sich die Mitlesenden. Legt Fotos, (selbstgemalte) Bilder, Blätter, Sticker, Glitzer und anderes, was unsere Compas erfreut und die Zensur ärgert in die Umschläge. Bücher werden oft direkt zur Habe gepackt, Zines schaffen es manchmal durch.

Adresse: SSK z.H. ABC Hodei/Siao Salierring 37 50677 Köln

Die Briefe werden an die Gefangenen weitergeleitet.

Besucht die Gefangenen! Für Besuche im Knast braucht es eine Besuchserlaubnis, die ersten Besuche werden wahrscheinlich mindestens zwei Wochen dauern. Meldet euch hierfür gerne beim Anarchist Black Cross Rhineland. Für Besuche außerhalb des Gefängnis hingegen braucht es keine Erlaubnis, dafür aber umso kräftiger Stimmen, Megaphone, Töpfe zum Krachmachen und alles was euch sonst noch einfällt.

Macht Soliaktionen! Organisiert Schreibcafes, Demos, Kundgebungen, Aktionen gegen Knäste in euren Städten und mehr.

(…)Sammelt Spenden! Die Konsumgesellschaft macht auch vor dem Knast nicht halt. Um an das Tauschgut Tabak und zusätzliche vegane! Lebensmittel zu kommen, brauchen die Gefangenen Geld von draußen.

Es folgt das Konto des ABC:

VpKK e.V.
IBAN: DE 4085 0205 0000 0361 5700
BIC: BFSWDE33DRE
Bank für Sozialwirtschaft
Betreff: Spende ABC-R

und nicht zuletzt: dass der Kampf weitergeht!

auf Spanisch