Am 30.03.2011 wird der Prozess zum Fall der “Räuber in Schwarz” in der ersten Instanz stattfinden. Es wird sich um den Banküberfall der National Bank auf der Solonos Straße im Athener Stadtzentrum im Januar 2006 handeln, sowie sechs weitere Banküberfälle. Es ist der gleiche Fall in dem Giannis Dimitrakis schließlich in zweiter Instanz zu 12,5 Jahren Knast verurteilt wurde. Dieses Mal ist Seimos Seisidis, der für 4,5 Jahre auf der Flucht war, der Beschuldigte.
Simos wurde am 03.05.2010 festgenommen, nachdem er zufällig auf eine Polizeistreife traf. Da er auf der Flucht war, blieb Simos nicht stehen um kontrolliert zu werden. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wurde er von hinten angeschossen, woraus resultierte, dass er in Lebensgefahr schwebte und letztendlich, aufgrund der schweren Verletzung, sein rechtes Bein amputiert wurde. Auch aus diesem Vorfall wurde eine Anklage gemacht, Simos wird wegen versuchtem Totschlag an dem Bullen angeklagt, welcher sich zuvor hinter einem Auto versteckt hatte und ihn von dort aus anschoss. Auch für diesen Vorfall befindet er sich in Untersuchungshaft. Da der Staatsanwalt es zu einer schnellen Verurteilung bringen wollte, wurde nicht einmal auf das Gutachten des Gerichtsmediziners über die amputierte Gliedmaße gewartet. Das Gutachten wurde nun endlich mit NEUN MONATEN VERSPÄTUNG ERBRACHT UND BESTÄTIGT UNSERE ANGABEN VOLLSTÄNDIG.
Simos war auf der Flucht seit ein Haftbefehl gegen ihn ausgesetzt wurde, welcher dem Banküberfall folgte, bei dem Giannis Dimitrakis festgenommen wurde. (Der Haftbefehl wurde ebenso gegen seinen Bruder Marios Seisidis und den Comrade Marios Tsironis ausgesetzt, welche beide noch gesucht werden.) Ohne wesentliche Beweise gegen sie und infolge der Kriminalisierung ihrer persönlichen und „politischen“ Beziehungen, waren die drei Comrades dazu gezwungen zu fliehen, da sie keine Gerechtigkeit von Justiz, den Repressionsorganen und den terrorspeienden Marionetten der Nachrichten erwarteten und so war es auch. Keine der zuvor genannten Gewalten widersprach den Erwartungen: Die erstgenannte verurteilte ihn in Abwesenheit zu 7,5 Jahren Knast für Vergehen im Zusammenhang mit den sieben Banküberfällen, vor kurzem lehnte sie sein Berufungsrecht ab. Die zweitgenannte setzte ein Kopfgeld in der astronomischen Höhe von 600.000 Euro aus und versuchte schließlich ihn umzubringen. Und die letztgenannte mit ihren “Polizei-Informationen“ und ihren “Terror“-Artikeln in diesen Jahren, begradigte den Weg für die Kugel, die schließlich ihr Ziel fand…
Der Comrade wird ebenso wegen beschlagnahmter Waffen angeklagt, wobei die Anklage ausschließlich auf einem DNA-Beweis basiert. Diese DNA-Probe wurde in einer anderen Gegend gefunden, als dort wo der Vorfall passierte; aber das ist nur eine Nebensache, wenn du ein Anarchist bist und besonders ein gesuchter. Seit kurzem sind Verurteilungen auf Grund von DNA in Mode bei den griechischen Behörden, welche auf diese Art einen einfachen Weg gefunden haben Leute zu kriminalisieren und es wird in Kauf genommen, dass genetisches Material von uns allen und zu jeder Zeit überall gefunden und irgendwohin transportiert werden kann. Mit einer älteren, noch offenen Anklage für die er problemlos hätte freigesprochen werden können, wäre er nicht auf der Flucht gewesen (immerhin wurde er vor kurzem von einem weiteren Komplott freigesprochen), sieht Simos sich insgesamt in zwei Fällen zu Haftstrafen verurteilt und in Untersuchungshaft für weitere drei Anklagen. Das Wesentliche liegt trotz Allem nicht in der legal-juristischen Sichtweise. Wir halten jedoch eine kurze Beschreibung der Situation für notwendig, um den Comrades inner- und außerhalb Griechenlands ein möglichst klares Bild von der Intensität und Größe der Bemühungen des Staates, diesen Comrade im Speziellen zu vernichten, zu ermöglichen. Wir wollen, dass die Solidarität für ihn, wenn er am 30.03. vor Gericht steht, passend zu dieser Intensität und Größe ist!
In den letzten zwei Jahren schlägt in Griechenland das Imperium zurück. Aus Angst vor der sozialen Explosion, die aufgrund der Intensität der ökonomischen Krise ausbrechen könnte, versucht es den Faktor auszulöschen, welcher durch die Verbreitung von politischem Bewusstsein während dieser Explosion, diese in eine Revolution verändern könnte: das anarchistische/antiautoritäre Milieu.
Bei diesem Versuch hat die Demokratie die letzten glatten Fassaden des demokratischen Seins verloren. Protestierende werden mit unglaublicher Heftigkeit verprügelt, anarchistische Freiräume werden als konspirative Häuser betitelt, Menschen werden eingeknastet und angeklagt Teil einer unbenannten und unbekannten bewaffneten Gruppe zu sein, andere werden beschuldigt “Terroristen” zu sein, weil sie eine Straße entlang gegangen sind oder einen Kaffee getrunken haben. Aber unglücklicherweise für diejenigen, die an der Macht sind, springen dort, wo sie einen Fokus des Widerstands unterdrücken, zehn weitere hervor…
Sie versuchen soziale Kämpfe durch den Gebrauch von Angst und Repression in nicht ernstzunehmende und sinnlose Aktivitäten zu verwandeln. Es liegt an uns, ihnen diese Angst zurückzuspielen. Sie versuchen durch die beispielhafte Vernichtung von den Kämpfenden, die sich in ihren Fängen wiederfinden, den Rest davon abzuschrecken, Kampf und Widerstand zu wählen, und die eingesperrten Comrades zu Gespenstern zu machen, an die sich nur ein paar Freunde und Verwandte erinnern… es liegt an uns, unsere Comrades nicht zu vergessen. Es liegt an uns, sie zurückzuholen.
Wir werden Simos Seisidis Vernichtung nicht zulassen. Weder weil er “unschuldig” ist, noch weil er brutal von den Repressionsorganen “bestraft” wurde. SONDERN WEIL ER EIN KÄMPFER IST.
WIR FORDERN SEINE UMGEHENDE FREILASSUNG. Weder aufgrund von “demokratischer Sensibilität”, noch aus Humanismus. SONDERN WEIL ER EIN GENOSSE IST.
WIR RUFEN ALLE KÄMPFENDEN AUF, IHRE STIMMEN MIT UNSEREN ZU VEREINEN, AM TAG DES PROZESSES DEM 30.03.2011. Weder aus Mitleid, noch aus der Pflicht. Sondern weil wir Anarchisten sind.
UND SOLIDARITÄT IST UNSERE WAFFE
GenossenInnen in Solidarität