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Balkan: Über die Mauern von Nationalismus und Krieg

Erklärung der Teilnehmer*innen der 8. Balkan Anarchist Bookfair

Nationalismus ist ein Instrument gegen ausgebeutete Klassen, das ist klar. In den 1990ern hat der Aufstieg nationalistischer Ideologie auf dem Balkan (besonders in der Region Ex-Jugoslawiens) dazu beigetragen, den brutalen kapitalistischen Angriff gegen die Gesellschaft zu ermöglichen. Was Isolierung der Menschen voneinander und Zerstörung bestehender Netzwerke von Kooperation und Solidarität mit sich brachte.

Die Notwendigkeit, nationalistische Ideologie aus einer radikalen und anti-autoritären Perspektive zu konfrontieren, hat uns am 5. und 6. September 2014 für die 8. Balkan Anarchist Bookfair in Mostar zusammengebracht. Wir sind zusammen gekommen aus Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien, Slowenien, Albanien, Rumänien, Griechenland und anderen Ländern außerhalb des Balkans.

Das wahre Gesicht von Nationalismus ist nirgendwo so offensichtlich wie in Mostar, einer geteilten Stadt, in der die Zeichen der brutalen Kriegsgeschehen immer noch überall in den Straßen präsent sind.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass diese nationalistische Teilung nicht Grund für den Krieg war, sondern eine Konsequenz von Kriegen und nationalistischen Ideologien ist, produziert von der herrschenden Klasse.

Dies war den Demonstrant*innen in Tuzla klar, die das Graffiti „Tod dem Nationalismus“ sprühten und auch den Demonstrant*innen in Mostar, die im Februar die Hauptsitze beider nationalistischer Parteien niederbrannten.

Dennoch werden in anderen Teilen der Welt, nach ähnlichen Mustern und mit vorhersehbaren Konsequenzen, neue Nationalismen und Konflikte hervorgebracht.

In der Ukraine denken heute viele, dass sie den falschen Kriegsentscheidungen der Staaten und Unternehmen antworten müssen (unter ihnen auch einige Anarchist*innen und sogenannte ‘Anarchist*innen’ [1]). Aber egal wie, für uns bleibt Nationalismus immer eine Ideologie die den Staat reproduziert, ein System von Repression und Ausbeutung das die Ausgebeuteten und Unterdrückten gegeneinander ausspielt. Heute sehen wir in der Ukraine die gleichen Mechanismen wie auch in dem(n) Krieg(en) im früheren Jugoslawien: Nationalismus als Instrument der Machthabenden, um Menschen im Interesse des Kapitals in Kriege zu stoßen. Als Anarchist*innen haben wir uns im früheren Jugoslawien allen Kriegsbemühungen durch Solidarität widersetzt; Solidarität, die bis heute besteht. Weit entfernt von liberalem Pazifismus oder Fixierungen auf links-nationalistische Guerilla-Armeen wird unser Kampf niemals auf der Seite militaristischer Politik und der Destruktion, auf der alle Staaten basieren, stehen.

Gegen Nationalismus, Militarismus und Krieg!
Gegen alle Regierungen und Staaten!

Für Solidarität und Autonomie!

[1] Von den anarchistisch beeinflussten anti-kolonialen Nationalisten der „Mlada Bosna“ aus Sarajevo 1914 bis zu dem Fall der ‘anarcho’-nationalistischen Gruppe „Slobodari“ aus Sarajevo 2014, zeigen alle Versuche einer Kombination von Anarchismus und Nationalismus, dass das Resultat ganz einfach eins ist: Nationalismus. „Slobodari“ ist eine kleine Gruppe aus Sarajevo die sich als Anarchist*innen geben, aber in engem Kontakt zu Nazis in der Ukraine stehen (den sogenannten Autonomen Nationalisten von „Avtonomni Opir“ (Autonomer Widerstand). Ohne irgendwo wirklich aktiv oder involviert zu sein betreibt „Slobodari“ verwirrender Weise diverse Homepages mit Infos zu politischen Kämpfen auf dem Balkan und darüber hinaus, so zum Beispiel auch eine Balkan Anarchist Black Cross homepage. Mehr zu „Slobodari“ hier.

Belgrad/Zagreb/Mostar: Solidaritätserklärung mit dem Kriegsdienstverweigerer Michalis Tolis

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“Nicht einmal eine einzige Stunde in der Armee – Wir werden niemals zum Schlachtvieh für tödliche Granaten werden”

Wie die Ereignisse der 1990’er in Ex-Jugoslawien zeigten, sind Kriege eine exzellente Methode, um die ungehinderte Herrschaft des Kapitals auszudehnen. Ob die Ausrede nun nationalistische Ideologie (wie im Fall der lokalen herrschenden Klasse) war, oder die Ideologie der Menschenrechte (wie im Fall der NATO Intervention), der militärisch-industrielle Komplex war der effektivste Faktor, um das Terrain für den neo-liberalen Angriff auf die ArbeiterInnenklasse vorzubereiten.

AntimilitaristInnen waren diejenigen, die immer imstande waren, die wahre Funktion der patriotischen Rhetorik zu erkennen, sich zu widersetzen und die Ideen der Freiheit und Autonomie zu verteidigen, selbst in Momenten der größten nationalistischen Hysterie. Da diese Hysterie mittlerweile abgenommen hat, ist vielen klar geworden, dass die “Verräter” und Deserteure diejenigen waren, die im höchsten Grade Courage und Verantwortung bewiesen haben, zu einer Zeit, als das am dringlichsten war und als viele dem infantilen Trend folgten, die persönliche Verantwortung an den Staat abzugeben.

Die Kriege in Ex-Jugoslawien, so wird es oft in der lokalen Bevölkerung gesagt, “hatte niemand erwartet”. Dennoch erwartete sie die herrschende Klasse nicht nur sondern sie bereitete sich auch auf die Kriege vor. Die Kriegsausbrüche waren alles andere als spontan, die Menschen mussten mittels Gewalt und Propaganda in sie getrieben werden. Die Erfahrung zeigt dadurch, dass blutige Kriege ausbrechen können, wenn die lokale Population sie nicht erwartet und bis zum letzten Moment nicht daran glaubt, dass sie passieren. Einen ähnlichen Mechanismus können wir bei den Ereignissen beobachten, wie sie sich derzeit in der Ukraine entfalten.

Deshalb ist der antimilitaristische Kampf auch in Momenten wichtig, wo die Mehrheit immer noch nicht an die Möglichkeit eines Krieges glaubt, und wo die “Herrschaft des Gesetzes” noch stabil ist. Es sind diese Herrschaft, der Staat, die patriotische Ideologie und der militärisch-industrielle Komplex, die alle Bedingungen reproduzieren, die für einen anscheinend “unerwarteten” Kriegsausbruch benötigt werden. Kriege, deren einziger Zweck immer einen neuen Angriff auf die ArbeiterInnenklasse und die Unterdrückung der sozialen Kämpfe gegen die Herrschaft des Kapitals zum Inhalt haben.

Aus diesem Grund ist der Kampf von Michalis Tolis und den GenossInnen des Barfußbataillons von elementarer Wichtigkeit.

Solidarische Grüße!
AnarchistInnen aus Belgrad, Zagreb und Mostar.

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