Category Archives: Migranten – Antifaschismus

Gap, Frankreich: Aufruf zur Mobilisierung! – Solidarität ist kein Verbrechen

erhalten am 1.11.2018

Am Donnerstag den 8. November findet in Gap (Frankreich) der Prozess gegen 7 Aktivist_innen aus Frankreich, Italien und der Schweiz statt. Ihnen drohen Strafen von bis zu 10 Jahren Gefängnis und Geldbußen in Höhe von 750 000 €. Ihnen wird die „Bandenmäßige Beihilfe zur Immigration von Ausländern mit irregulärem Status auf französischen Boden“ vorgeworfen. Begründet wird dies mit der Teilnahme an dem Solidaritätsmarsch am 22.April 2018.

Diese spontane Demonstration war eine Reaktion auf die rassistischen und gefährlichen Provokationen der Gruppe „Génération Identitaire“. Diese hielt seit dem Vortag den Pass zwischen Italien und Frankreich „Col de l`Echelle“ völlig unbehelligt besetzt und hinderte somit sämtliche Menschen an ihren Reisevorhaben. Im Anschluss der Demo wurden 3 Aktivist_innen für 11 Tage in U-Haft genommen und mussten anschließend weitere 25 Tage in Hausarrest verbringen.

Zu diesem Fall entschied das „Conseil Constitutionnel“ (franz. Verfassungsgericht) am 6. Juli 2018, dass Menschen, die spontan/ zufällig solidarische humanitäre Hilfe auf französischen Staatsgebiet an Menschen leisten, die unter Einsatz ihres Lebens Grenzen überquert haben, straffrei bleiben.

Alle Menschen aber, die organisierte Hilfen zur Grenzüberquerung leisteten, seien zu bestrafen.

Infolge dieses Urteils wurden weitere 4 Personen festgenommen.

Gegen diese 7 Menschen beginnt der Prozess am 8.11.2018.

Die Anklage gegen diese angebliche „Gruppe“ ist die Zuspitzung der zahlreicher Repressionen und Einschüchterungsversuche, die solidarische Personen während der letzten Monate ertragen mussten. Vermehrte Gewaltanwendung im Bereich der Migration trifft alle solidarischen Menschen. Die Hauptbetroffenen dieser Gewalt sind allerdings Menschen im Exil, welche mit Gefangenschaft und Aufenthaltsbestimmungsrechten überzogen werden. Diskriminierung aufgrund des Aussehens/ der Hautfarbe, Vorwürfe von Diebstahl, gewalttätige Übergriffe, Bedrohungen mit Feuerwaffen und Einschüchterungen gehören zur täglichen Realität.

Die gegenwärtige verheerende Lage an der Grenze führt uns auch dazu, einen kritischen Blick auf die Mängel dieser kapitalistischen Gesellschaft zu werfen: die Geschichte der Sklaverei und des Kolonialismus, Plünderung der Ressourcen, Klimawandel, Korruption, imperialistische Kriege usw. sind die Grundpfeiler dieser Gesellschaft, unter deren Konsequenzen zehntausende Geflüchtete leiden müssen.

Zusätzlich zur Unterstützung der 7 Angeklagten rufen wir hiermit auch zur Solidarität mit den fortwährend entmenschlichten und kriminalisierten Menschen im Exil auf. Wir klagen die Gewalt und die gesellschaftlichen Mechanismen an, von welchen sie täglich Betroffen sind. Für eine einladendere Welt für alle!

Wir rufen zu einer Unterstützungskundgebung am 08. November vor dem Gericht in Gap auf.

Wir freuen uns über dezentrale Aktionen überall im Vorfeld und während des Prozesses!

Grenzen sind ein Mythos. Es liegt an uns sie zu sprengen.

Grenzenloser Widerstand und Solidarität!

In Zeiten von rassistischen Pogromen

Es ist nicht vermittelbar, wenn Antifaschist*innen sich noch über erfolgreiche Protest freuen können, wenn die Kräfteverhältnisse auf der Straße eine deutlich andere Sprache sprechen.  Um sich Horden von Nazi-Hooligans entgegen stellen zu können, benötigen wir viel mehr, die sich darüber empören, was aktuell in Deutschland abläuft und ihre Wut in Widerstand wandeln.  Dennoch gibt es Möglichkeiten, mit verschiedenen Mitteln, der Situation zu begegnen, die zu Pogromen führt. Mittel, die nicht erst jetzt zu “entdecken sind”, weil sie immer schon erforderlich gewesen sind.

Vollkommen unverständlich ist, wenn über zu wenig Polizei, zu wenig Staat gejammert wird, die nicht nur in Sachsen Teil des Problems sind.  Rechtsextremismus entspringt der Mitte der Gesellschaft, überlassen wir die Extremismus-Theorie als Staatsdoktrin der Bundesrepublik den Pseudo-Wissenschaftler*innen. Es sind Parteien, Politiker*innen, Bürger*innen, die die Verantwortung tragen und denen wir uns solidarisch entgegenstellen müssen. Immer und Überall.

Sydney: Graffiti zur Erinnerung an Dan & Spit

Am 4. Juli 2018 sprühten einige AnarchistInnen in Sydney ein Erinnerungswerk an Dan Shersty and Lin (Spit) Newborn.

Dan und Spit waren junge antifaschistische Skinheads, Punk Musiker und Gründungsmitglieder der lokalen Gruppe von “Anti-Racist Action”

Am 4. Juli 1998 wurden sie in die Wüste außerhalb von Las Vegas gelockt und von einer Bande von sechs weißen Rassist*innen niedergeschossen. Ermordet von sechs bekannten weißen Rassist*innen, von denen nur drei ins Gefängnis mussten…

Zwanzig Jahre später, wird  ihre Erinnerung durch den täglichen Kampf gegen Rassismus und faschistischen Terror am Leben gehalten.

Niemals vergeben, niemals vergessen

auf englisch

Québec, Kanda: Aktionen am Nationalfeiertag zur Unterstützung der Freizügigkeit von Menschen

Die Grenzen öffnen. Bewegungsfreiheit. Freiheit zu bleiben. Freiheit zurück zu kommen
Hier überqueren!

erhalten am 1.7 auf französisch., Quelle: http://www.solidarityacrossborders.org

Am Nationalfeiertag fanden an der Grenze von Kanada zu den USA eine Reihe von Aktionen statt. Das Ziel dieser Aktionen besteht darin, Migrant*innen zu helfen, Kanada frei zu betreten und Bewohner*innen der Grenzstädte zu ermutigen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die freie Einreise von Migrant*innen nach Kanada zu erleichtern.

Diese Aktionen schließt die „Refugees Welcome“-Karawane ab, die von Coaticook nach Huntingdon, entlang der Grenze von Kanada zur USA ging. Ihr Zweck war es, die Solidarität in der Grenzregion für Migrant*innen, die gezwungen sind, die Grenze (aufgrund der Drittstaatenregel, illegal) zu überqueren, zu stärken.

Obwohl der Fokus gegenwärtig auf die Gewalt des US-amerikanischen Migrtionssystem gerichtet ist, schließt Kanada weiterhin Grenzen für Flüchtlinge, die aus den USA als Flüchlinge ankommen. Zusätzlich zur Drittstaatenregel, verweigert das kanadische Flüchlingssystem stillschweigend vielen Flüchtlingen die Einreise. Laut einer Regierungsstatistik wurden weniger als 50% der Menschen, die irregulär die Grenze zwischen Januar 2017 und März 2018 überquerten, akzeptiert. [1]. Die Abgelehnten werden abgeschoben oder in prekäre Situationen, als „papierlose“ Migrant*innen, gebracht.

[1] http://www.irb-cisr.gc.ca/Eng/res/stat/Pages/Irregular-border-crosser-statistics.aspx

Update NBK Lesbos: Küche wird bis 7.April geräumt, es hat keine Polizeirazzia gegeben

noborderAm 30. März erhalten

Die aktuelle Situation: Es gab keine Polizeirazzia.  Die faschistischen Arschlöcher hatten entweder nicht den Mumm aufzutauchen oder die Gerüchte (von denen es viele auf der Insel gibt), dass es eine Polizeirazzia geben wird, sind falsch gewesen.

Heute gingen zwei UnterstützerInnen der NBK, zusammen mit unserem Rechtsanwalt zur Gemeinde, um dem Bürgermeister von Mytilini unsere Forderungen zu verkünden. Der Bürgermeister eröffnete mit der Erklärung, dass er sich selbst auf der linken politischen Seite verortet und dass er uns sein freundliches Gesicht präsentieren möchte. Nachdem wir ihn über die Forderungen der Flüchtlinge der NBK aufgeklärt hatten, hat er uns wissen lassen, dass er nicht die politische Macht besäße sie zu erfüllen. Er informiert uns, dass wir am selben Tag (30.3.2016) den Tsamakia Strand verlassen müssen, worauf wir ihm entgegneten, dass das unmöglich wäre. Nach einiger Verhandlung, war der „Deal“ gemacht, dass die Küche innerhalb einer Frist von sieben Tagen, bis zum 6. April 2016 gehen wird. Wir haben verdeutlicht, dass wir die Küche nur entfernen und die Flüchtlinge über ihr weiters Handeln selbst entscheiden lassen werden. Außerdem ergänzten wir, dass wir ihre Entscheidung respektieren und uneingeschränkt unterstützen und die Flüchtlinge mit allen unseren Möglichkeiten unterstützen werden.

Der Bürgermeister brachte es zu Papier, (gab seine Unterschrift und stempelte es ab), dass er die NBK nicht räumen und vor dem 7. April keine Polizei, Frontex or Busse nach Moria schicken wird.

Wir möchten die Stellungnahme abgeben das wir, die Leute der NBK, die mit den Flüchtlingen solidarisch sind, AnarchistInnen sind. Wir wollen verdeutlichen, dass wir niemals geglaubt haben, dass die Unterhaltung mit dem Bürgermeister zu einer Verbesserung der Situation der Flüchtlinge auf dem Gelände der NBK, auf Lesbos oder anderswo führen würde. Wir glauben nicht den Lügen der Bullen, PolitikerInnen und Mächtigen, egal ob sie erklären politisch links oder rechts zu stehen. Wir versuchen die Kommunikation mit unseren Feinden so gering wie möglich zu halten. Wir wollen zu verstehen geben, dass wir momentan Räumung, Verhaftungen, Transport nach Moria und Abschiebung unsere GefährtInnen auf jede erdenklich Weise vermeiden wollen. Leider fühlen wir uns, als wenn wir mit unseren Rücken an der Wand stehen, dazu gezwungen mit denen zu kommunizieren, die das Leben unserer GefährtInnen zur lebenden Hölle machen. Wir stellen klar, dass diese Unterhaltung nicht unsere Entscheidung war und sein wird und nicht unser Konsenz sein kann. Wir werden niemals den ersten Schritt unternehmen, mit unseren Feinden zu kommunizieren. .

Im Moment ist es nicht möglich, unsere nächsten Schritte mit aller Welt zu teilen, aber ein Update wird folgen.

Für eine Welt ohne Grenzen!

NBK Lesvos

Calais, Frankreich: Informationen zur Räumung des “Dschungels” seit dem 29. Februar – Internationaler Solidaritätsaufruf

CcZIo8yWAAAsg0w1Am frühen Morgen des 29. Februars begann in Calais die Räumung des südlichen Teil des Flüchtlingslagers, „Dschungel“, genannt, indem mehr als 3000 BewohnerInnen leben und sich selbst organisieren. Die Räumung soll drei Wochen andauern. Sie ist der erste Schritt das seit 2002 bestehende gesamte Areal zu räumen, auf dem derzeit um die 5000 Menschen leben. In der Nähe werden sterile Container für 1500 Menschen errichtet, die unter staatlicher Kontrolle gebracht werden sollen. Mit Bussen soll aber auch ein großer Teil der bisherigen Dschungelbewohner über das ganze Land verteilte Lager oder direkt in Abschiebegefängnisse gebracht werden. Die erbärmlichen Zustände im Dschungel sind von der Politik gewollt, trotzdem für die „papierlosen“ BewohnerInnen, eine letzte Hoffnung, die ihnen jetzt genommen werden soll.

Bulldozer und Arbeiter von Sogea (einem Unternehmen der Vinci Gruppe) zerstören derzeit die Unterkünfte der BewohnerInnen. Dächer zahlreicher Hütten sind besetzt und es wird sich mit Steinwürfen gegen die Staatsgewalt gewehrt, die Tränengas und auch Wasserwerfer einsetzt. 12 iranische Bewohner des Camps befinden sich im Hungerstreik.

Eine Solidaritätsgruppe aus Calais ruft zu internationalen Solidaritätsaktionen auf, die besonders Institutionen des französischen und britischen Staates treffen sollen. Hier ist eine Liste einiger der Firmen, die sich an der Räumung beteiligen. Poster gegen die Räumung stehen hier zum Download bereit.

Ein aktuell gehaltene Chronologie des Widerstands findet ihr auf den Seiten von Rabble.

Prag: Stellungnahme des Klinika-Kollektivs zum Angriff auf das Autonome Soziale Zentrum

napadeni_Kliniky_unor_2016Neonazis haben das Klinika angegriffen. Eine Person wurde verletzt, andere direkt bedroht. AktivistInnen vermuten, dass es eine Verbindung zu islamophoben Demonstrationen gibt, die heute statt gefunden haben und die von tausenden Leuten besucht wurden. Das Klinika Kollektiv zeigt sich nicht eingeschüchtert und wird seine Aktivitäten fortsetzen. Das Klinika ruft auch dazu auf, solche Demonstrationen zu begleiten, um Erkenntnisse über Verbindungen zu gewinnen.

Am Samstag, den 6.Februar, im Anschluss an die Demonstrationen des Blocks gegen Islam (BPI), Pegida und von Adam B. Bartoš geführte NationalistInnen griff eine Gruppe von ~20 Neonazi-Hooligans das Autonome Soziale Zentrum Klinika im Žižkov Viertel von Prag an. Es scheint, dass der Angriff von der selben Gruppe durchgeführt wurde, die die Demonstration für Flüchtlinge “Solidarität ohne Grenzen ” mit Pflastersteinen und Eisenstangen angegriffen hat und danach Leute am Hauptbahnhof (Hlavní nádraží), auf ihrem Rückweg von der Demo attackierte.

Der Angriff auf das Klinika geschah ungefähr 30 Minuten, nachdem die Gruppe eine Straßenbahn vom Hauptbahnhof nach Žižkov genommen hatte.

“Halt’s Maul, du Araber“, schrien sie einen Nachbarn an, der ihren Angriff bemerkte. Sie warfen Steine und feuerten mit Leuchtraketen, die ein Teil des Klinika Caf é s in Brand setzten. Im Moment des Angriffs waren an die 20 Leute im Gebäude. Die Räume in denen sie sich aufhielten, wurden mit Steinen beworfen. Ein Mann musste mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht werden, einige andere inhalierten Rauch.

Wir kommen nicht umhin auf die offensichtliche Verbindung zwischen der heutigen Gewalt und der aggressiven Stimmung hinzuweisen, die durch islamophobe und fremdenfeindliche PolitikerInnen geweckt wurde.

Wir möchten hervorheben, dass es nicht der erste Angriff war, als diejenigen angegriffen wurden, die ihre Solidarität mit Leuten zeigten, die aus ihrem Land geflohen sind. Letzte Woche wurde ein Mann muslimischer Konfession, der bekannt dafür war, Füchtlingen zu helfen, im Vršovice Viertel (Prag) niedergestochen.

Es fällt auf, dass die Polizei nicht in der Lage war, jemanden aus der Gruppe zu verhaften, die vorher die Demonstration angegriffen hatte und die sich den ganzen Tag frei durch die Stadt bewegen konnte. “Wir werden uns nicht wegen der Gewalt oder Drohungen fürchten. Wer werden unsere Solidaritätsaktionen fortsetzen und uns für die Verbreitung freier Autonomer Räume einsetzen. Die Aggression von tschechichen Nationalisten gleicht der Aggression fundamentalistischer islamischer Gruppen, die sie zu bekämpfen vorgeben. ”, kommentiert Jakub Ort, Mitglied des Klinik- Kollektivs die aktuelle Lage.

CSAF

Berlin: Diskurs über die Methode – eine Veranstaltung in der Tempest Library

9112897152Am Dienstag den 27.10. um 19Uhr laden wir euch ein mit zwei Gefährt_innen der französischen Zeitung /Subversions/ über den dort 2012 erschienenen Text ‘Diskurs über die Methode’ zu diskutieren. Der Text reflektiert einen im Mai und Juni 2011 in Paris stattgefundenen Kampf von tunesischen Harragas* und pariser Anarchist_innen.

Aus der Einleitung: Für einige Leser mag es vielleicht paradox erscheinen, den Erfahrungen des Pariser Kampfes mit den tunesischen Harragas,auf den wir hier zurückkommen werden, so viel Gewicht zu geben. Denn, von welchem Interesse könnte ein Kampf sein, der sich nur über sehr kurze Zeit (die 2 Monate von Mai bis Juni 2011) in einem beschränkten Raum (einige Viertel einer Metropole) entfaltet hat, bevor er sich aus Mangel an Kämpfenden wieder erschöpfte, und der aus einem materiellen Blickwinkel nur sehr dürftige Resultate erzielte? Dennoch, wenn man die große Brille irgendeines „revolutionären Subjekts“ oder des berühmten „weltweiten Klassenkampfes des Proletariats gegen die Besitzenden“ für 2 Minuten ablegt, das heißt, wenn man sich die Fragen auf eine andere Art stellt, wird dieses Paradoxon schon relativer. Auf diese Weise könnte man mehr bezüglich Intensität und Gegenseitigkeit, Spannung und Methode reflektieren, als abhängig von quantitativen Kriterien wie Dauer, Ausmaß, Beteiligung oder Befriedigung von Forderungen. So gesehen kann diese vergangene Erfahrung also vielleicht einige Vorschläge für die kommenden Kämpfe liefern und dazu beitragen, Umrisse von Gegensetzlichkeiten und Komplizenschaften rund um die Frage der Intervention in die soziale Konfliktualität zu aufzuzeichnen.

*Harraga. Dieser mündliche arabische Ausdruck, der ebenso auf tunesisch wie auf algerisch verstanden wird, bedeutet „Durchbrecher“ wie „jemand, der die Grenzen durchbricht“. Es ist ein abwertendes Synonym für einen „illegalen Migranten“, das nach und nach auch im Positiven zum Abbild jener Sans-Papiers wurde, die entschlossen sind, alle Hindernisse zu überwinden.

27. Oktober // Beginn 19 Uhr in der  Tempest Library Reichenbergerstr. 63a 10999, Berlin

Freiburg: Thomas Meyer-Falk – Ein Versprechen namens Freiheit!

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Ein Versprechen namens Freiheit !

Vor wenigen Wochen erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Merkel, Deutschland sei ein freundliches Land, das Menschen willkommen heiße, welche vor Kriegen und politischer Verfolgung flüchteten. Kaum ausgesprochen, reagiert die ganz große Koalition aus CDU, SPD und – wie sollte es anders sein – den Grünen, angesichts des Umstandes, dass viele tausende Menschen dieses Kanzlerinnenwort für bare Münze nahmen und kamen, mit einem Gesetzes- und Maßnahmenpaket, welches die wohl schärfste Einschränkung elementarster Menschenrechte für Flüchtlinge seit dem Jahr 1993,- seinerseits wurde faktisch das Asylrecht in der BRD abgeschafft – , darstellt.

Was meint Freiheit ?

In einer idealtypischen Vorstellung ist dort Freiheit existent, wo unser Leben keiner Rechtfertigung durch Erfolg oder irgend etwas sonst benötigt, dort wo der Mensch keiner Macht außerhalb seiner selbst unterworfen ist. Einerseits sprechen wir also von der ‘Freiheit von’ etwas; andererseits ist die ‘Freiheit zu’ etwas fast schon wichtiger. Die Freiheit zu leben, in Beziehung zu und mit anderen Menschen, ohne manipuliert zu werden, ohne einen unterdrückerischen Apparat fürchten zu müssen, spontan, glücklich; sicherlich nicht immer, das Leben wird niemals ein Ponyhof sein, aber zu einer positiven Freiheit ist der Mensch geboren und sucht sie ein Leben lang.

Die Freiheit ist das Verbrechen!

Jetzt wo hunderttausende Menschen nach Europa wollen, aus nacktem Überlebensantrieb, aus Furcht vor Verfolgung, Folterungen, Diskriminierungen, wirtschaftlich völlig desolaten Lebensbedingungen, erweist sich jene ‘Freiheit’ von der die etablierten PolitikerInnen Europas, zu förderst Deutschlands zu sprechen pflegen, als ‘ das Verbrechen, das alle Verbrechen enthält’ (‘Ein Verbrechen namens Freiheit’, OS Cangaceiros).

Die die kommen um hier Freiheit zu finden, sie sollen nach dem Willen von CDU/SPD/GRÜNEN wahlweise als möglichst günstige Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt herhalten ( und damit soll und wird auch Druck auf die übrigen ArbeiterInnen ausgeübt, Lohnverzicht zu üben), oder möglichst rasch wieder aus dem Land geworfen werden. Die Parteien nutzen die Gunst der Stunde, längst  gefasste Pläne zur noch repressiveren Ausgestaltung des Ausländer- und Flüchtlingsrechte in Eilverfahren durch zu peitschen.

Flüchtlinge die aus anderen EU-Staaten kommend hier einreisen, sie sollen künftig nur noch Verpflegung und ein Rückreiseticket ( in das EU-Land aus welchem die Einreise erfolgte ) erhalten. Keinerlei sonstige Unterstützung: Kein Platz zum Schlafen, keine ärztliche Versorgung, kein reguläres Asylverfahren.

Mal wieder erweisen sich die GRÜNEN als  Vollstrecker, wenn – vielleicht – auch nicht als die eigentlichen Initiatoren dieser Entwicklung; angesichts deren Regierungsbeteiligung in neun Bundesländern, kann nur mit ihrer Zustimmung , die sie längst signalisiert haben, die Verschärfung Gesetz werden.

Europa – ein großes Gefängnis

An den EU-Außengrenzen werden Zäune installiert, im Mittelmeer sind Kriegsschiffe im Einsatz – noch lassen die Regierungen nicht scharf auf die Flüchtlinge schießen, aber es wird der Boden geschaffen und bereitet für – man kann es nicht anders sagen – Gemetzel in den Grenzregionen. In Ansätzen zeigte die ungarische Maschinerie in den vergangenen Tagen schon, was künftig zu erwarten sein wird. Menschelnd biedern sich SPD-Gabriel und CDU-Merkel bei und mit BILD ( ‘Wir helfen’ ) an, zeigen ihre scheinbar menschlich-herzliche Seite,während sie doch zur selben Zeit an der Umsetzung der Pläne für ein Grenzregime arbeiten,welches verblüffend an die ehemalige DDR-Grenze erinnert, nur dass es jetzt darum gehen soll, jeden zu ‘neutralisieren’ der einreisen möchte.

Alles ist möglich!

Wer heutzutage revolutionäre Ansprüche erhebt, gilt rasch als Träumer, als jemand der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat; ich bin überzeugt: das Gegenteil ist richtig. Die globalen Krisenherde verschieben sich, die (westlichen) Regierungen rüsten auf und grenzen sich ab. Warum sollten sie das tun, wenn sie nicht revolutionäre Strömungen am Horizont erkennen würden!?

Die tagtäglich zu tausenden eintreffenden Flüchtlinge geben bildhaft Zeugnis von den Schrecken dieser Welt, fernab unser durch relativen Wohlstand verweichlichten Konsumgesellschaft, in der die Wahl des ‘Coffe-to-go’ (mit/ohne Zucker/Süßstoff und so weiter) vielen wichtiger erscheint, als das Sterben auf dem Mittelmeer.
So kommt es zu einer existenziellen Erschütterung der vertrauten Welt, denn plötzlich ist es nicht mehr die ‘Tagesschau’ um 20 Uhr, die uns Bilder von Verfolgten in die Wohnstuben sendet, sondern es reicht ein Gang vor die eigene Haustüre.
So ist es an uns, jenen, die hinter der starren Maske des scheinbar mitfühlenden Lächelns, und der geheuchelten Empathie für die Verfolgten dieser Erde, daran arbeiten in den Krieg zu ziehen gegen eben jene Verfolgte, etwas entgegen zu setzen. Aber nicht als bloße Reaktion, sondern als gesellschaftliche Alternative; denn eine Bewegung die sich lediglich in Reaktionen verliert, stabilisiert das System, anstatt es zu überwinden.

Thomas Meyer-Falk, c/o JVA (SV-Abt.)
Hermann-Herder-Str.8, 79104 Freiburg
https://freedomforthomas.wordpress.com

Heidenau: Aufruf zur Solidarität mit Flüchtlingen

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Zurück nach Heidenau, wo die Nazis etabliert sind.

So lange sich RassistInnen, angestachelt vor einer Angstkampagne der Medien, unterstützt von heuchlerischer Politik und unter den Augen der Polizei  vor den Flüchtlingen versammeln und austoben können, so lange ist es Pflicht, sich Ihnen in den Weg zu stellen. Mit allen erforderlichen Mitteln.
Nicht nur in Heidenau überall dort, wo es notwendig ist.  Im Alltag.

Zeigt eure Solidarität! Unterstützt die Flüchtlinge. Für einen praktischen Antifaschismus.

Pogrome verhindern! Rassismus entsteht in der Mitte der Gesellschaft.

Deutschland verrecke!

Aktuelle Termine:

Am Freitag den 28. August soll um 15:00 Uhr ein Willkommensfest in Heidenau starten, um den Geflüchteten wenigstens temporär einen unbeschwerten und sicheren Raum zu bieten.

Am Samstag, den 29. August, wird es eine bundesweit mobilisierte Demo geben, welche 14:00 am Hauptbahnhof Dresden starten soll.

Aktuell schwadroniert die Polizei von einem bestehenden Versammlungsverbot für Heidenau. Es ist wieder das gewohnte Szenario , dass der demokratische Staat, allen heuchlerischen Lippenbekenntnissen  zum Trotz, die Solidarität für Flüchtlinge mit den gewohnten Mitteln bekämpft. Sorgen wir dafür, dass dieses Bemühen scheitert.

Weitere Informationen findet ihr auf den Seiten der URA (Undogmatische Radikale Antifa) Dresden.

 

Auf nach Heidenau: Nazimob vertreiben!

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Erneut konnten am Samstag, den 22.08.2015 über 250 Nazis in Heidenau bei Dresden randalieren. Sie attackierten die Asylunterkunft und eine antirassistischen Kundgebung mit Böllern, Steinen und Flaschen. Der Angriff erfolgte organisiert und zielgerichtet. Das war bereits die zweite Krawallnacht in der sich der rassistische Mob austoben konnte. Die Nazis konnten sich über Stunden unter den Augen der Polizei sammmeln und ihren Angriff vorbereiten.

Es ist davon auszugehen, dass wir erneut mit einer ähnlichen Situation konfrontiert sein werden. Wir sind allerdings nicht gewillt, das zu akzeptieren. Wir rufen alle dazu auf sich gemeinsam mit uns dem Nazimob entgegenzustellen und ihn aus Heidenau zu vertreiben. Organisiert euch in Bezugsgruppen und kommt zahlreich zum Treffpunkt in Dresden. Wir werden im Gegensatz zur sächsischen Polizei morgen eine ähnliche Zusammrottung vor der Unterkunft von Asylsuchenden nicht zu lassen.

Bereitet euch vor und kommt am 23.08.2015 um 17 Uhr zum Park am Königsbrücker Platz (Rudolf-Leonhard-Straße unterhalb vom AZ Conni). Bringt sofern ihr könnt eure Autos mit. Eine Anreise mit dem Zug ist auch möglich. Achtet auf euren Selbstschutz.

Kein Fussbreit den RassistIinnen! Es ist dringender denn je.

Verschiedene Antifas

 

Gemeinsam gegen Rassismus – 12.09. Naziaufmarsch in Hamburg verhindern!

1209

Für den 12. September planen Nazis, rechte Hooligans und Rechtspopulisten einen „Tag der deutschen Patrioten“ in Hamburg. Damit wollen sie an die rassistischen Aufmärsche von Hogesa und Pegida anknüpfen. Zehntausende von Pegida-AnhängerInnen zeigten im letzten Winter, dass sich jetzt ein schon länger vorhandenes rassistisches Potential offen auf die Straße wagt. Zudem hat dieses Spektrum mit der AfD erstmals eine parlamentarische Vertretung, die im Gegensatz zur NPD nicht mit dem Makel des NS-Bezuges behaftet ist. Im Gefolge von AfD, Pegida und HoGeSa nahmen Angriffe auf Geflüchtete in Deutschland drastisch zu. 2014 gab es laut ProAsyl 35 Brandanschläge und 118 Sachbeschädigungen gegen Geflüchtetenunterkünfte sowie 256 Kundgebungen gegen Geflüchtete und ihre Unterkünfte. Auch Hamburg und angrenzende Bundesländer blieben nicht von dieser Entwicklung verschont. Seit 2014 machen RassistInnen in Farmsen gegen eine Geflüchtetenunterkunft mobil, während in Harvestehude Biedermänner mit juristischen Winkelzügen eine Unterkunft verhindern wollen. Im schleswig-holsteinischen Escheburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) wurde am 9.02. sowie am 29.06.2015 in Lübeck Brandanschläge auf Unterkünfte für Geflüchtete verübt.

Die deutsche und europäische Politik im Umgang mit Geflüchteten ist gescheitert. 60 Millionen Menschen befanden sich 2014 weltweit auf der Flucht vor Elend und fehlenden Lebensperspektiven, an denen auch die westlichen Industriestaaten Schuld tragen. Dem Massensterben bei der Flucht über das Mittelmeer wird jedoch begegnet durch noch stärkere Abschottung und durch ein noch härteres Abschieberegime. Statt auf Willkommenskultur wird auf eine Politik der Abschreckung gesetzt. Pegida, ‬HoGeSa, „‬Nein zum Heim“‬-Initiativen und die rassistischen Angriffe erfolgen also vor dem Hintergrund einer politischen Stimmungsmache, ‬die bis weit ins bürgerliche Lager hineinreicht oder diesem entspringt.

Wir rufen dazu auf, mit dem Hamburger Bündnis gegen Rechts, am 12. September gemeinsam gegen den Aufmarsch der Nazi-Hooligans auf die Straße zu gehen.

-Infoveranstaltung: HoGeSa, PeGiDa und die rassistische Stimmung im Land (Veranstaltung mit ReferentIn vom Beranet-SH) am 3.10.2015 in Pinneberg um 19 Uhr

-12.09.: Gemeinsame Fahrt von Pinneberg zur HBgR-Demo gegen den „Tag der deutschen Patrioten

Von Griechenland nach Pakistan, Kampf im Gedenken an Shehzad Luqman

SHEHZAD LUQMAN LEBT: IN UNSEREN HERZEN, UNSEREN STRAßEN, UNSEREN WAFFEN. WEDER VERGESSEN NOCH VERGEBEN
Kampf und Gedenken für die toten MigrantInnen // Nicht einmal einen Zentimeter Land für die Faschos // Die Rebellierenden haben kein Vaterland // Von Griechenland bis Frankreich, wir zerschlagen Rassismus und Xenophobie
Internierungslager abreißen // Feuer den Grenzen // Shehzad Luqman lebt // Bullen – TV – Neonazis, die Dreckskerle arbeiten alle zusammen

“Der, der schoss, war nicht allein
Er hatte andere, unbekannte Henker bei sich
Er hatte die Tugendhaften bei sich
Er hatte die Anständigen bei sich
Er hatte die Moral bei sich
Er hatte die Rechtschaffenen bei sich
Er hatte die Friedlichen bei sich”

Am Samstagmittag, 17. Januar 2015, zwei Jahre nach dem rassistischen Mord an Shehzad Luqman, einem migrantischen Arbeiter aus Pakistan, den zwei Verbrecher der Goldenen Morgendämmerung in der Trion Ierarchon Straße auf seinem Weg zur täglichen Arbeit erstachen, wurde im Athener Stadtteil Ano Petralona eine Demonstration durchgeführt. Ausgehend vom Merkouri Platz, demonstrierten ca. 400 Menschen mit starken Slogans, liefen durch die engen Straßen Ano Petralonas und Thissio, um kurz am Ort der Ermordung halt zu machen, bevor sie zum Merkouri Platz zurückkehrten.

Die GenossInnen trafen sich ein weiteres Mal auf den Straßen und schlossen sich dem Aufruf zur Mobilisierung mit einem individuellen Block am hinteren Ende der Demonstration an. Als anarchistische Individuen mögen wir unterschiedliche Ansatzpunkte haben, trotzdem teilen wir eine gemeinsame Überzeugung: Was die Demokratie angeht, haben wir keine Illusionen und wir warten auch nicht auf irgendeine bourgeoise Justiz oder ein Wahlsystem, um die Probleme der Unterdrückten zu lösen. Die Institutionen des Staates und des Kapitals sind die Haupttäter, die für die massenhaften Morde an Geflüchteten an den Rändern der Kontinente und Ozeane; für die staatlichen und parastaatlichen Pogrome und Abschiebungen, für die Internierungslager, für die Verbreitung von Xenophobie und Rassismus, für das Produzieren und Reproduzieren von Nationalismus und schließlich für die komplette Faschisierung unserer Stadtteile und Gesellschaften verantwortlich sind.

Weil für uns der Kampf in Gedenken an Shehzad Luqman und jede Migrantin, jeden Migranten, der oder die den Neonazis (mit oder ohne Uniform) in die Hände fiel, einen Kampf gegen Grenzen und Nationen bedeutet. Für einen täglichen internationalen und insurrektionalistischen Kampf bis wir diese Wichser regierungsunfähig gemacht haben.

DIE DEMOKRATIE IST DIE GEBURTSHELFERIN DES FASCHISMUS
DIE EINZIGE GERECHTIGKEIT IST DIE BEWAFFNUNG DER MENSCHEN

AnarchistInnen

[Europa] 12 Tote

Zwölf Tote. Menschen mit leblosen Körpern in so wenigen Minuten. Wir wissen, dass viel mehr Menschen in viel weniger Zeit in Kriegen sterben, durch eine abgeworfene Bombe, durch Giftgas, durch Minen. Aber wir sind nicht im Krieg. Wir sind in einer Demokratie. Die erträumte freie Welt. Das Bild, dass die Welt voller Sehnsucht informiert: das große Europa, die beispielhafte Zivilisation.

Zwölf Tote, ermordet durch Kugeln von Menschen, die im Krieg sind, die trainiert sind zu töten.

Bringt das nicht durcheinander. Es ist nicht das Bild vom Tod mehrerer Zeichner und anderer Mitglieder einer Pariser Satire-Zeitschrift, das alle im Sinn haben, sondern die Erinnerung an die 12 Körper der afrikanischen Migranten, durchlöchert und ertrunken in nur wenigen Minuten durch die Guardia Civil. Es ist fast ein Jahr her, der 6.Februar 2014, dass diese Militär Polizei sie zwang ins Meer zurückzuweichen. Es gab mehr Tote, aber es wurden nur diese 12 Körper gefunden. Die anderen wurden vom Meer verschlungen.

Es gab weder große Aufmärsche noch Ablehnung und niemand dachte an den Slogan “Wir sind alle an den Grenzen Europas sterbende Migranten!”. Na klar, es waren keine Weißen und sie kamen nicht aus reichen Ländern, aber sie wurden durch grausame Art und Weise ermordet. Nicht durch die Verteidigung irgendeiner Religion oder eines Fundamentalismus, sondern durch die Verteidigung der heiligen Grenze und des Staates; um ein weiteres Mal ihre Grenze mit Blut und Feuer zu markieren.

Man möchte die Migranten, die es wagen in spanisches Territorium einzudringen, nicht töten –versichert der Innenminister Jorge Fernández und seine Guardia Civil–, sondern “man möchte durch Einschüsse ins Wasser eine Art Grenze im Wasser entwerfen”. Es gibt keinen Platz für Scherze, sie meinen das ernst.

Allein im Mittelmeer, der maritimen Grenze Europas, hat das Jahr 2014 seinen eigenen “Rekord” (wie die Medien es nennen) erreicht; mit mehr als 3.200 Migranten, die versuchten den Kontinent zu betreten und ertranken in weniger als 12 Monaten, ohne die ganzen Toten mitgezählt, die an anderen Grenzen starben, die ohne Wasser und Nahrung durch verschiedene Grenzpolizeien in der Wüste zurückgelassen wurden oder die durch faschistische Schläger und Ordnungskräfte umkamen, noch diejenigen Toten, die im europäischen Paradies in Abschiebehaft durch die Hand von Polizisten starben. Einmal innerhalb des europäischen Territoriums angekommen, sieht die Begrüßung nicht sehr anders aus als an den Eingangstüren. Die polizeiliche Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen (hauptsächlich derjenigen, deren Herkunft an ihrer Haut abzulesen ist), die wachsende Xenophobie, der Rassismus, begünstigt durch die Kommunikationsmedien und die Politiker, die Kampagnen gegen alles was nicht als “das europäische” identifizierbar ist.

Charlie ist europäisch und deswegen sind wir nicht alle Charlie. Es gibt Werte, Gewohnheiten, inklusive Witze (einige dermaßen nervtötend), die sehr identifizierbar mit diesem abstrakten Wesen, das als “das europäische” genannt werden will, sind. Aber die Wahrheit ist, dass es sehr viele Leute gibt, hauptsächlich diejenigen, die sich nicht mit den dominierenden Werten, die definieren, was “europäisch” ist und was nicht, identifizieren können, die sich nicht mit Charlie noch mit seinen Werten verbunden fühlen, und noch viel weniger mit seinem Sinn für Humor.

Dieses “Ich bin Charlie” versucht eine sehr genaue Linie zu definieren: wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Unter dem Leitspruch marschierten tausende von Menschen in Paris. Zu der Verabredung fehlte auch nicht Rajoy, der ebenfalls einer derjenigen ist, die Migranten an den Grenzen und in spanischen Verliesen terrorisiert, zwischen vielen weiteren Heldentaten und es fehlte auch nicht Netanyahu, der mit seiner Armee Hunderte von Palästinensern von seinem ‘heiligen Boden’ verdrängt hat und jedes Jahr die Israelis einsperrt, die sich weigern an seiner persönlichen Art des Terrors teilzunehmen, und wie zu erwarten fehlte auch nicht der türkische Präsident Erdogan, der den Terror gegen das kurdische Volk sät. Es fehlten auch nicht die Chefs der kapitalistischen Haupt-Großmächte. Alle Chefs des Staates, Beschützer des Imperiums und der Zivilisation marschierten gegen die Barbarei. Zusammen mit ihnen nutzten Tausende von Faschisten rund um den Kontinent den Impuls von Charlie um ihre Scheiße auf mehr als fruchtbaren Boden auszusäen, die bald die sauersten Früchte hervorbringen wird.

Und die Straßen von Paris und Barcelona werden, zwischen vielen weiteren Städten, noch mehr militarisiert in der Verteidigung dieser Werte. Mit Pistolen und Maschinengewehren kann mensch die Söldner des Staates sehen, bereit mit Kugeln Grenzen zu markieren, wie sie es im Wasser bei Ceuta gemacht haben: mit Einschüssen haben sie die Grenze, die das “drinnen” und “draußen” trennt, was Charlie ist und was nicht, markiert.

Was sagt Charlie zu diesem Terrorismus? Macht er auch lustige und witzige Cartoons darüber? Weil für uns hält die Welt der Scheiße, in der wir leben, wenig Witzigkeit bereit. Bedeutet das den Fundamentalismus “unterstützen”? Auf keinen Fall. Wir wollen keinen einzigen Fundamentalismus, der uns verängstigt und unterdrückt. Es ist uns egal, ob in seiner Inschrift “Islamischer Staat”, “Säkularer Staat”, “Charlie Staat” noch sonst irgendein “Staat” steht.

Sie sprachen zu uns von “Meinungsfreiheit”, wie immer. Aber wer von uns die “Meinungsfreiheit” des Staates kennt, weiß die Verbindung, die dieser durch Terror schützt: seine Existenz basiert auf Angst. Die “Freiheit”, von der der Staat spricht ist der Ausdruck des Gewaltmonopols.

Deshalb zeigen uns diese Ereignisse ein weiteres Mal dass jeder Staat terroristisch ist.

Einige Anarchistinnen
Barcelona, 14. Januar 2015

Griechenland: Die meisten Migranten im Zusammenhang mit dem Verfahren zum Amygdaleza Aufstand wurden aus dem Gefängnis entlassen

Zu Neujahr wurden 24 von 25 Migranten, die in U-Haft festgehalten wurden, endlich entlassen. Sie zählten zu den Angeklagten im Verfahren zum Amygdaleza Aufstand, die vom Gericht unisono in allen Anklagepunkte im Zusammenhang mit der Rebellion im Internierungslager Amygdaleza im August 2013 freigesprochen wurden. Nachdem der repressive Apparat hin- und hergeschwafelt hatte, entschied ein Superhirn, dass es nicht länger notwendig sei, die Haft dieser Leute zu verlängern. Eine Ausnahme stellt ein Migrant dar, der anscheinend aufgrund eines früheren Verfahrens noch immer im Koridallos Männergefängnis eingekerkert ist. Der Rest von ihnen ist jetzt „frei“. Trotzdem einige Migranten Asyl beantragten und ihr Antrag genehmigt wurde, bekamen die meisten von ihnen ein Dokument, das von ihnen die freiwillige Ausreise (Abschiebung) innerhalb von 30 Tagen aus dem Land verlangt.

Alles geht weiter
Keine Internierungslager, niemals und nirgendwo

No Lager Assembly
Athen, 7. Januar 2015

Ilion, Athen: Faschistischer Brandanschlag auf das Squat Agros

Mittwochnacht, 7. Januar 2015 erlitt das Agros, die selbstverwaltete besetzte Zone im Tritsis Park, einen faschistischen Brandanschlag. Sofort nach dem Angriff machten sich GenossInnen gemeinsam mit solidarischen Leuten auf zum Squat. Der materielle Schaden hält sich in Grenzen.

Das Agros Squat besteht seit fünf Jahren. Es interveniert in selbstorganisierter, antihierarchischer und unkommerzieller Weise in den Bezirken Ilion, Aghioi Anargyroi und Kamatero, ohne irgendwelche Mächtigen und MediatorInnen. Dies sind die Merkmale, die die Faschoärsche dazu veranlassten, ihr Unbehagen zu bekräftigen, das durch die Projekte verursacht wird, die ihren Ungehorsam gegen die Welt der Mächtigen in die Tat umsetzen.

Wir bleiben unbeugsam…

Quelle: Eleftherosagros

Anmerkung der Übersetzenden:
Agros ist ein besetzter Zufluchtsort und ein Stück Land innerhalb des kommerzialisierten ‚Umweltbewusstseinparks Antonis Tritsis‘ im Gebiet Ilion, Athen; es existiert seit Mai 2009. Das Projekt betreibt kollektive Landkultivierung und führt u. a. wöchentlich Versammlungen und Küfas durch. Es wurde schon in der Vergangenheit zum Ziel von faschistischen Brandanschlägen.

Athen: Alle Angeklagten in der Verhandlung des Armygdalzea-Gefängis-Aufstands von Beschuldigungen freigesprochen

Das Athener Gericht in der Degleri Straße hat einstimmig 65 Migranten von allen Anklagepunkten freigesprochen. Jedoch wurde der Antrag der Rechtsanwälte auf Entschädigungsleistung für Migranten, die in Untersuchungshaft genommen wurden, abgelehnt.

Quelle: Versammlung- No Lager

Athen: Das kulturelle Zentrum Melina wurde von AnarchistInnen besetzt

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Die Rechtsstaatlichkeit mordet – Solidarität mit N. Romanos und den hungerstreikenden Genossen

Heute, am 06. Dezember 2014, besetzen wir das kulturelle Zentrum Melina in Athen, das sich Herakleidon- Ecke Thessalonikis Str. in dem Viertel Thissio befindet.

Die Besetzung ist ein Akt der Solidarität mit den anhaltenden Kämpfen des Genossen Nikos Roman, sechs Jahre nach dem Mord an Alexandros Grigoropoulos.

Unsere Absicht ist die Weiterführung und Eskalation der vielfältigen anarchistischen Aktion. Wir unterstützen jede Initiative, die dazu beiträgt, den sozialen Krieg zu intensivieren.

Sieg im Kampf der Hungerstreikenden Nikos Romanos, Yannis Michailidis, Andreas-Dimitris Bourzoukos und Dimitris Politis.

Kraft dem Genossen Gou.Sou aus Messolonghi, der im Aghios Stefanos Knast in Patras einsitzt und seit 3. Dezember ebenfalls im Hungerstreik ist.

Wir unterstützen den Kampf der Flüchtlinge aus Syrien.

Eine geballte Faust den Kämpfenden in den griechischen Knästen, die sich weigern, in ihre Zellen zurückzugehen, sich dem Essen enthalten und in einem symbolischen Hungerstreik in Solidarität mit dem Anarchisten Nikos Romanos gegangen sind.

FEUER DEN GRENZEN – FEUER DEN KNÄSTEN
WIR VERGEBEN NICHT – WIR VERGESSEN NICHT

PS: Wir sehen uns in den Straßen, auf den Barrikanden und in den besetzten Gebäuden

Auf Griechisch, Englisch, Spanisch

Kurzes Update aus dem besetzten kulturellen Zentrum Melina:

Die Besetzung geht weiter und bleibt als Zentrum des Kampfes geöffnet, um einerseits die Leute nach der heutigen Demo zu empfangen und andererseits um unsere Teilnahme für die morgige Kundgebung auf dem Syntagma-Platz um 18 Uhr vorzubereiten. Für den morgigen Sonntag um 14 Uhr rufen wir zu einer öffentlichen Versammlung auf.

KONFLIKT – REVOLTE – SOLIDARITÄT

Athen: Kundgebungen in Solidarität mit Nikos Romanos und Yannis Michailidis (30.11.)

Eine Motorraddemo in Solidarität mit dem anarchistischen Hungerstreikenden Nikos Romanso, der ins Gennimatas Krankenhaus im Norden Athens überführt wurde, fand am Sonntag Nachmittag, dem 30. November statt. Mehr als 200 Demonstrierende fuhren gemeinsam aus dem Stadtzentrum und legten einen kurzen Halt auf dem Syntagma Platz ein, wo die Familien der Flüchtlinge aus Syrien – viele von ihnen befinden sich ebenso im Hungerstreik – gegenüber des griechischen Parlaments seit Tagen kampierten und ihr Recht forderten, in Griechenland arbeiten zu können, aber auch – noch viel wichtiger – sich frei in anderen europäischen Ländern zu bewegen und dort Asyl zu bekommen. Die dankbaren Gesten der Flüchtlinge gegenüber den AnarchistInnen war ein emotionaler Moment auf der Demo.

Ungefähr eine Stunde später fanden sich ca. 1000 AnarchistInnen, Verwandte und FreundInnen zu der bereits dritten Kundgebung am Gennimatas Krankenhaus im Laufe der letzten Tage ein. Die Protestierenden waren in der Lage, mit Nikos durch die Gitter hindurch zu reden. Der Genosse wollte wissen, was draußen passiert und unterstrich seine kompromisslose Haltung. Er machte klar, dass er es deutlich ablehnt, von einer Delegation der Partei Syriza besucht zu werden, die die Nerven hatte, ein paar Tage zuvor im Krankenhaus zu erscheinen. Er erkundigte sich weiterhin nach dem Gesundheitszustand seines Bruders Yannis Michailidis. Während des Protests wurde es möglich gemacht, Nikos internationale Solidaritätsbotschaften zu kommunizieren (aus Bristol von FAI-Komplizen, aber auch aus Santiago).

Als die Kundgebung zu Ende ging, fuhren viele der Demonstrierenden auf den Motorrädern zum Polytechnio in Exarchia, während ca. 80 GenossInnen die Initiative ergriffen, noch zum Tzaneio Krankenhaus in Piräus zu fahren, wo der anarchistische Hungerstreikende Yannis Michailidis unter Polizeigewahrsam behandelt wird. Die solidarischen Menschen konnten ebenso ein paar Wirte mit Yannis wechseln. Er war in guter Stimmung und beantwortete die Parolen mit Humor (“Ich fühle mich so als hätte ich jetzt gegessen”, sagte er an einem Punkt.

Weiteres Material und Berichterstattungen von beiden Kundgebungen auf Griechisch und Spanisch

Stärke für die Genossen im Hungerstreik Nikos Romanos (seit 10.11.), Yannis Michailidis (17.11.), Andreas-Dimitris Brourzoukos und Dimitris Politis (1.12.)!

Wichtige Anmerkungen:
– Das Polytechnio in Exarchia ist seit dem 01. Dezember in Solidarität mit den Hungerstreikenden von GenossInnen besetzt worden.
– Es sind Aktionen und eine Demonstration im selben Fall für Dienstag, den 02. Dezember 18 Uhr in Monastiraki (im Stadtzentrum) angekündigt.

Athen: Zulieferbetrieb für Abschiebelager angegriffen

Die Konzentrationslager für Migrantinnen und Migranten sind vielleicht das augenfälligste Beispiel für den staatlichen Totalitarismus und die Faschisierung der Gesellschaft, die wir in diesen Zeiten erleben. Sie bedeuten die Verhängung des Notstands gegen die verletzlichsten sozialen Schichten – die verarmten Migrantinnen und Migranten, die Geflüchteten, unsere Klassenbrüder und -schwestern. Einige sehen in dieser Situation eine Gelegenheit, sich zu bereichern. Das ist der Fall bei Kostas Tzironis, Eigentümer eines Unternehmens, das die Konzentrationslager für Migrantinnen und Migranten mit Reinigungsmitteln beliefert. Gestern Abend, am 31. Oktober, haben wir dem Geschäft dieses Halunken in der Ious Straße 31 in Petralona einen Besuch abgestattet und kurzerhand eine Neugestaltung bewerkstelligt.

Jeder Abschaum dieser Sorte wird es mit uns zu tun haben.

Solidarität mit den Migranten, die im letzten Jahr im Abschiebelager in Amygdaleza revoltiert haben und deren Gerichtsprozess am 3. November 2014 beginnt.*

AnarchistInnen

* Der nächste Gerichtstermin ist Dienstag, der 18. November, 09:00 Uhr, Gerichtsgebäude, Eingang Degleri Straße, Athen.

Athen: Brandanschlag auf Betrieb in Faschistenhand

Mit einem Brandsatz griffen wir am frühen Morgen des 24. Oktober 2014 die „Bristol“ Bar in der Davaki Straße in Ambelokipi an. Dieser Betrieb gehört Christos Zervas, ein bekanntes Mitglied der Goldenen Morgendämmerung und Kandidat bei den letzten Kommunalwahlen. Außerdem wird dieser Ort regelmäßig von Parlamentsmitgliedern der Goldenen Morgendämmerung und anderem faschistischen Abschaum frequentiert.

Wir widmen diese Aktion dem Gedenken an Pavlos Fyssas, Shehzad Luqman und an die unzähligen Migrantinnen und Migranten, die Opfer staatlicher Gewalt wurden, wie sie an Meeres- und Landgrenzen zum Ausdruck kommt.

Wir setzen den antifaschistischen Kampf in den Straßen und auf den Plätzen fort und erwarten nichts vom staatlichen „Anti-faschismus“ und seinen Nachfolgern; im Gegenteil, sie sind unsere Feinde.

Wir vergessen nicht die Gefangenen und Verfolgten des Kampfes. Präventive Verhaftungen, Strafverfolgungen und Folterungen werden nicht unbeantwortet bleiben.

Athen: Dresche für Naziärztin in Neos Kosmos

Am Morgen des 23. Oktober 2014 statteten GenossInnen der Arztpraxis der Naziärztin Athena Mataraga in der Kasomouli Straße 16 in Neos Kosmos einen Besuch ab. Mataraga, aktives Mitglied der Goldenen Morgendämmerung, war auch bei den letzten Wahlen der Ärzteassoziation Athens als Kandidatin für die Naziorganisation aufgestellt.

Was der Kollegin Dr. Mengeles zurückgegeben wurde, war ein kleiner Prozentsatz der Gewalt, welche die Drecksäcke ihrer Meute auf MigrantInnen, ArbeiterInnen und KämpferInnen ausüben.

Die Würmer werden einer nach dem anderen aus ihren Löchern gegraben werden. Nichts wird unbeantwortet bleiben.

MILITANTER ANTIFASCHISMUS IN JEDEM KIEZ

Athen: Faschist in Exarchia zusammengeschlagen

Am Nachmittag des 20. Oktober wurde ein Faschist in Exarchia gesichtet und verdroschen. Der rückgratlose Scherge, der den Namen Ioannis Kaptsis trägt und von der Insel Syros stammt, trug ein „Pit Bull Hellas“ T-shirt, das er zusammen mit seiner Tasche verlor. Einkaufsbelege aus dem Exarchia Viertel wurden bei ihm gefunden (wahrscheinlich wohnt er in der Gegend), sowie Kontakte mit anderen berüchtigten Faschisten (Lagos der Chrysi Avgi/Goldenen Morgendämmerung zum Beispiel) und anderem ähnlichen Abschaum (wie Giorgos Chrysi, Maria Chrysi) in seinem Mobiltelefon.

Weder in Exarchia noch anderswo; bash the fash in every hood.

P.S. Wir danken ihm für die großzügige Spende seines Geldes, mit dem wir die Aufenthaltserlaubnis eines migrantischen Genossen erneuern können.

[Demo in Schwarzenbek am 13.12.] Gegen die Feind_innen der Freiheit!

Am 13.12. werden wir in Schwarzenbek auf die Straßen gehen, um gegen das erneute Erstarken der faschistischen Aktivitäten in der Gegend zu demonstrieren. Im Gegensatz zu vielen die sich den Stempel „Antifaschismus“ aufdrücken, sehen wir Antifaschismus nur als einen Teil unseres Kampfes. Alleiniger Antifaschismus wäre in unseren Augen lediglich die Verteidigung des Bestehenden und somit nicht mit unserem Ziel zu vereinbaren. Unsere Bestrebungen beinhalten die Überwindung und Zerschlagung jeder Herrschaftsform; von der Ausbeutung des Planeten, über die Ausbeutung von Tieren, hin zu Formen wie Rassismus, Sexismus sowie Homo- und Transphobie. Auch bitten wir nicht um Hilfe vom Staat oder der Polizei. Wir brauchen und wollen nämlich keine Herrscher_Innen die uns befreien. Der Kampf den wir auf die Straße tragen werden, ist nicht nur ein Kampf gegen Nazis, sondern einer gegen alle Autoritäten, gegen jeden Moment in dem wir unterdrückt und beherrscht werden.

Aus der Perspektive von vielen sind wir Kriminelle. Wir richten uns aber auch nicht nach euren Gesetzen, nach euren Definitionen von Gut und Böse oder besser gesagt, von legal und illegal. Wir richten uns danach, was wir für erstrebenswert finden. Und das ist eine Welt in der wir nicht mehr hassen müssen, eine Welt in der man seine Verantwortung oder Willen nicht länger abgibt und sein Leben selbstbestimmt in die Hände nimmt.

Wir wollen dazu anregen, dass die Menschen sich selbst organisieren, eigenständig etwas unternehmen und nicht mehr ihre Verantwortung, getreu dem Motto „Dafür bin ich nicht zuständig“, an den Staat abgeben. Es gibt kein Verlass auf den Staat oder die Polizei, besonders nicht in Betracht der Tatsache, dass jede_r willkürlich in das Fadenkreuz der Repressionsmaschinerie geraten kann. Auch in Schwarzenbek ist die Verfolgung von Anarchist_Innen oder antifaschistisch engagierten Menschen wichtiger, als etwas gegen die Nazipropaganda vor Ort zu unternehmen oder sinnvolle Dinge zu tun, wie den Dienst zu quittieren. Uns ist zwar mittlerweile zu Ohren gekommen, dass die Stadt es wohl doch in Auftrag gegeben haben soll, dass die Nazipropaganda entfernt werden sollte, was aber für uns nicht haltbar ist. Das beste Beispiel dafür ist, dass antifaschistische Sprayereien nur einen halben Tag in der Stadt zu sehen sind, aber es immer noch einige Naziplakate zu finden waren, die erst durch die Witterung unkenntlich gemacht worden sind. Wir hatten noch nie Vertrauen in die Fremdbestimmung und werden es auch nie haben. Unser Anspruch ist es sich nicht auf solche Hinhaltetaktiken oder Versprechungen zu verlassen, vielmehr ist er es selbst zu handeln, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Nicht um die Stadt zu verschönern oder ihr einen Dienst zu erweisen, sondern dafür, dass das Leben frei von Herrschaft sein soll; ganz gleich von welcher.

Es geht uns um Freiheit und Selbst-Organisierung. Deshalb folgt nicht blind unserem Aufruf, betrachtet ihn als eine Möglichkeit gemeinsam mit uns auf die Straßen zu gehen. Der 13.12. soll aber keine Möglichkeit dafür sein, sein Gewissen zu beruhigen, dass man etwas gegen Nazis getan hat. Der Kampf gegen Nazis und Herrschaft ist ein alltäglicher, den man nicht nur auf Demonstrationen führen kann. Er fängt im eigenem Kopf an, indem man das Hinterfragen anfängt. Das eigene Handeln, den eigenen Wortschatz und vor allem auch das eigene Wegschauen. Jede_r ist mitverantwortlich, ob das alltägliche Leben rassistisch, sexistisch oder anderweitig autoritär ist. Die passive oder aktive Zustimmung von Rassismus kommt mitunter auch durch den rassistischen Sprachgebrauch, Menschen in Nationen und Völkern zu unterteilen, Wahlkämpfe zuzulassen oder rassistische Witze abzunicken. Bei Ausgrenzung und Diskriminierung vergeht uns das Lachen und da werden Witze zum Benzin der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Brecht mit der rassistischen Norm! Folgt aber nicht uns, folgt niemandem. Richtet euer Denken und Handeln danach, jedes Leben zu erkämpfen und zu verteidigen und nicht danach, Stellvertreter_Innen oder Sprecher_Innen zu finden. Werdet selbst aktiv, jeden Tag, nicht nur am 13.12..

Die Stadt tut das Ihrige, um so etwas zu verhindern. Durch die Schaffung eines unpolitischen Jugendzentrums, in dem politisches Engagement nicht nur nicht gern gesehen, sondern es auch untersagt ist. Einzig der Kinder- und Jugendbeirat darf, auf Grund der Tatsache, dass er zur Stadt gehört, sich dort politisch engagieren. Die total lächerliche Begründung dafür basiert auf der Befürchtung, dass wenn sie eine Gruppe reinlassen, auch alle anderen rein lassen müssen. Der Stadt geht es damit nicht in erster Linie darum, Nazis keinen Raum geben zu müssen oder zu wollen, sondern darum, das Image einer weltoffenen Europastadt zu wahren. Einer Stadt in der Nazis, als Jugendliche mit einem etwas anderen Weltbild bezeichnet werden, einer Stadt die kein Problem mit Nazis hat. Die Tatsache, dass viele Ladenbesitzer_Innen lieber für sich privat Flyer und Plakate wollten, da sie Angst davor haben, wie die Nazis reagieren könnten, wenn sie diese im Schaufenster entdecken würden, zeigt es nur allzu gut. Die Angst vor Nazis ist bei vielen zur Norm geworden. Während versucht wurde dem Brandanschlag auf das „Feuerschloss“ den rassistischen Hintergrund zu entziehen, der Brandanschlag auf das „Eiscafe Venezia“ niemals komplett aufgeklärt wurde oder die unzähligen Übergriffe als „unwahr“ abgestempelt wurden, da diese nicht zur Anzeige gebracht wurden sind, gibt es dennoch noch Menschen, die nach wie vor die Präsenz der Nazis wahrnehmen. Es darf einfach keine Normalität sein, dass Menschen in Angst leben.

Deshalb gehen wir am 13.12. nicht nur gegen Nazis auf die Straße. Wir gehen gegen jede Autorität, gegen jede Form von Ausgrenzung und Verachtung auf die Straße.

Für ein Leben in Liebe, Freiheit und Anarchie!

Anarchistische Gruppe Schwarzenbek