Aspropyrgos, Attika: Der Streik der griechischen StahlarbeiterInnen geht weiter – eng poussiert von autoritären politischen Kräften

Am Dienstag, den 13. Dezember 2011 riefen die ArbeiterInnen, in Solidarität mit dem Kampf der StahlarbeiterInnen, zu einem 24-stunden Streik im gesamten Thriassio Feld (dem größten Industriegebiet Griechenlands, das sich 25 km nord-westlich von Athen, in Westattika befindet) auf.

Als Zeichen ihrer Solidarität, verbrachten einige Soligruppen am Sonnabend, den 10. Dezember, den Tag gemeinsam mit den 400 Streikenden vor den Werkstoren der Griechischen Stahlwerke (Helliniki Halivourgia).Die Vokügruppe ‘EL CHEf’ vom ImmigrantInnen Treffpunkt (Steki Metanaston, Exarchia) bereitete das Essen für die Streikenden und ihre UnterstützerInnen zu, während andere ein Rempetiko-Konzert veranstalteten.

Der Sonnabend war der 42. Streiktag der StahlarbeiterInnen. Die Streikenden fordern die Aufhebung der Pläne zur Verkürzung ihrer Arbeitszeit von 8 auf 5 Stunden und die Wiedereinstellung ihrer dutzenden MitarbeiterInnen die bereits gefeuert wurden (eine Massenentlassung von 50 ArbeiterInnen wurde schon angekündigt). Ein Streikender erklärt in einem Video zum Thema, dass es im Griechischen Stahlwerk im Verlauf der letzten 30 Jahren, in denen er in Aspropyrgos arbeitete, zu sieben Todesfällen und zu schweren Verletzungen (schwere Verbrennungen, Amputationen usw.) im zweistelligen Bereich kam.

Die Kommunikationswege zwischen den VertreterInnen der Gewerkschaft und den Fabrikbossen bleiben weiterhin offen, aber keine Seite rührt sich. Der Fabrikbesitzer Manenis droht mit weiterer Arbeitslosigkeit, sollte der Streik anhalten. Alle Streikenden halten zusammen und sind entschlossen, den Streik solange fortzusetzen, bis ihre Forderungen erfüllt werden.

Die Streikenden erhalten willkommene und beachtliche Unterstützung von Einzelpersonen und vielen verschiedenen Gruppen – in Form von Besuchen, finanziellen Spenden und gespendeten Lebensmitteln. Im Angesicht der überwältigenden Unterstützung aus breiten Teilen der Gesellschaft, fühlen sich die Streikenden dazu verpflichtet, den Streik für all jene fortzusetzen, die sie unterstützen. Landesweit werden sie von vielen beobachtet. Das Ergebnis dieses Kampfes wird ein Testlauf für die ArbeiterInnen und die kapitalistischen Bosse überall im Land. Der Mangel an Unterstützung aus der eigenen Branche verleiht ihrem Anliegen Druck. Die „Schwester“-Fabrik in Volos ist dabei, die Kurzarbeiterpläne zu akzeptieren und die VertreterInnen der Gewerkschaft in der dortigen Fabrik versagen, wenn es darum geht, auf die Rufe der Menschen im Stahlwerk zu reagieren. Als die Streikenden dazu befragt wurden, ob sie neben der Rückkehr an ihren Arbeitsplatz unter besseren Arbeitsbedingungen auch Pläne zur Aneignung der Fabrik hätten, antworteten sie, dass sie keine solche Intentionen verfolgten. Andere empfinden es als total unmöglich, hier eine Wiederholung der argentinischen Ereignisse zu vollziehen, da der großindustrielle Besitzer der Fabrik Teil eines Monopols ist, das nicht nur die Produktion sondern auch noch weitere wichtige Segmente die mit der Stahlbranche in Verbindung stehen (z. B. Bau und Logistik), miteinschließen.

Ob wir diesen Standpunkt nun teilen mögen oder nicht, die Herausforderung liegt darin, den Streik in den Händen der ArbeiterInnen zu halten. Ihre Ziele sind einfach und richten sich spezifisch auf die Fabrik. Dennoch erleben sie auch die Verbindung zwischen ihrem Kampf und all jenen der regionalen und migrantischen ArbeiterInnen in Griechenland gegen die Bosse, zu einer Zeit, da die ökonomische Krise offenkundig als Waffe gegen unser aller Leben eingesetzt wird. Diese Verbindung – zwischen dem spezifischen und dem breiten Kampf – macht es schwierig, den Streik „im Besitz“ der ArbeiterInnen selbst zu behalten.

Trotzdem die ArbeiterInnen auf regelmäßigen Versammlungen der gesamten Fabrik ihre eigenen Beschlüsse fassen, wetteifern verschiedene politische Gruppen darum, dem Streik ihre politische Ideologie aufzudrücken und ihn zum Banner ihrer Ausverkaufspolitik zu machen. Das konnte am Sonnabend bei den Soliaktionen sehr gut beobachtet werden, als ein Bus mit Delegierten der PAME (“Militante Front aller ArbeiterInnen”) in die Fabrik ankam, sie ihre Parolen grölten und Flaggen schwenkten, was einE ArbeiterIn folgendermaßen kommentierte: „Wir [Streikenden] begannen als ArbeiterInnen aber jetzt sind die politischen Parteien gekommen…“

Es muss klar sein, dass autoritäre Kräfte wie z. B. PAME und KKE selbst („Kommunistische“ Partei Griechenlands) die Streiks von Anfang an abgewürgt haben, da sich unter den Streikenden auch viele StalinistInnen befinden. Ein bezeichnender Artikel war im Umlauf, der die Worte von Maria Deli zitiert, die als Frau dargestellt wird, die im Namen „der Ehefrauen der Halivourgias Arbeiter spricht“. Sie erklärt, dass sie in ihrem Kampf von Anfang an durch die PAME unterstützt werden. Ihre emotionale Rede findet sich auch auf Indymedia Athen (wie hier), wurde allerdings zuerst in KKEs Verleumdungszeitung Rizospastis unter dem Titel: „25. November 2011: Rede, die gestern auf dem Treffen in Elefsina von Maria Deli, der Ehefrau eines streikenden Stahlarbeiters, gehalten wurde“. Hier ein kurzer Auszug: „Vom ersten Augenblick an, waren PAME und Klassenverbände auf unserer Seite, die KKE ist auf unserer Seite. Vom ersten Augenblick an, gründete sich der Kampf auf den Resolutionen und Entscheidungen der Gewerkschaften, Verbände, Förderationen, Frauen- und Jugendvereinen, Volksgremien, Arbeitslosenausschüssen, StudentInnen etc. Vom ersten Augenblick an, gab es einen Fluss der Solidaritätsbekundungen mit den ArbeiterInnen der Stahlindustrie und ihren Familien, ein Fluss der Solidarität, der langsam zu einem reißenden Strom anschwillt, der unseren Familien finanzielle Hilfe und Nahrungsmittel bringt. Wir verneigen uns vor der Größe der Solidarität innerhalb der ArbeiterInnenklasse und unseren Leuten. Wir verneigen uns vor der internationalen Solidarität aller ArbeiterInnen.“

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