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Griechenland: Der anarchistische Genosse Vaggelis Koutsibelas wurde zu 15 Jahren Knast verurteilt

Der Prozess gegen den Anarchisten Vaggelis Koutsibelas begann am 6. März 2013 vor dem Strafgericht in Larissa. Der Genosse war für fast ein Jahr in Untersuchungshaft und wurde einer Kette von Brandanschlägen bezichtigt, die in der Stadt Trikala zwischen März und April 2012 stattfanden.

Am ersten Prozesstag focht der Rechtsanwalt die vorangegangenen Aussagen des Denunzianten Giorgos Zafiris an, der vor Gericht aussagte. Der Denunziant gab zu, dass ihn die Polizei dazu genötigt habe, eine gefälschte Aussage zu unterschreiben, weil er wegen Drogenmissbrauch festgenommen wurde und die Cops ihm sagten, von diesen Anschuldigungen befreit zu werden. Das Gericht drohte, seine Verhaftung wegen Falschaussage zu beantragen – etwas, das nie passierte.

Am nächsten Tag, 7. März, erklärte Vaggelis vor dem Gericht, dass es sichere Beweise gäbe, dass er sich tatsächlich nicht während der Zeit eines Brandanschlages in der Nähe des Tatorts befunden habe, sondern in der Nähe der Präfektur, und er sich somit auch nicht in der Nähe des Tatgeschehens war. Daraufhin antworteten die Richter, dass er offensichtlich beim Präfekturgebäude war, um eine weitere Vorrichtung detonieren zu lassen! Vaggelis sprach von der politischen Bedeutsamkeit der Brandanschläge (unabhängig davon, wer sie ausführte) und bezog sich dabei auf das vorherrschende politische System aber auch auf den Aufstieg der Nazipartei Chrysi Avgi (Golden Dawn).

Ebenso fragte Vaggelis, in ein anderes Gefängnis transportiert zu werden, weil – wie er zu Ende seiner Aussage sagte – ‘Die Einrichtung in Trikala ist ein Drogen-Gefängnis. Ich halte es nicht mehr aus.’

Die Entscheidung des Gerichts von Larissa war vernichtend und zog mildernde Faktoren nicht mit ein. Die Richterbank verurteilte Vaggelis zu 15 Jahren Haft mit Recht auf Berufung und einer Geldstrafe von 300 Euro. Der Staatsanwalt verlangte ursprünglich eine Gesamtstrafte von 27 Jahren Haft. Nach einer Unterbrechung der Verhandlung wurde die Strafe jedoch auf 15 Jahre ‘reduziert’.

Seine FreundInnen unterstützen den Genossen während der ganzen Zeit und sendeten ihm Kraft in der Hoffnung, dass er bald wieder aus dem Knast kommt, indem sie riefen: Die Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als alle Knäste!

Inzwischen widmeten im Januar 2013 der ‘Verbund der anarchistischen Organisationen Wilde Freiheit und Anstifter der Sozialen Explosion‘ ihre erfolgreichen Angriffe auf das Shoppingcenter in Marousi (Athen) Vaggelis Koutsibelas unter anderen anarchistischen GenossInnen, die entweder auf der Flucht sind oder im Knast sitzen. Sollen ihre Taten der Solidarität sich ausbreiten und die Herzen aller Geiseln des sozialen Krieges!

Aktuelle Adresse:
Evangelos Koutsibelas
Krinitsa, Trikala – Mpalkoura Trikalon 42100
4th wing, Trikala prison, Greece

Update aus dem Trikala-Knast: Der Genosse Vaggelis wurde zusammengeschlagen

Letzte Nacht (25.3.) und im Rahmen einer ‘Aufräumoperation’, die in den letzten Tagen in Trikala-Knast stattfand, weil jüngst 11 Gefangene flohen, wurde auch die Zelle des Genossen Vaggelis K. gerazzt. Indem sie ein Foto und seine Akte hielten, begannen die menschenähnlichen Wesen der EKAM (‘anti-terroristische’ Spezialeinheit) auf Vagelis einzuschlagen und einzutreten. Sie trafen ihn hauptsächlich in den Rippen und am Kopf! Da er nicht in der Lage war, etwas anderes zu machen, rief der Genosse ihnen zu, dass sie aufhören sollten, da er auch gar nicht den Grund für die Angriffe auf ihn wusste. Nach 10 Minuten, und nachdem die aufgedunsenen, vermummten Männer ihren Job erledigt hatten, hörten sie schließlich auf und verließen die Zelle, wobei sie ihn weiter bedrohten und fluchten.

Der Staat rächt sich im Rahmen seiner ‘Null Toleranz-Politik’ an den Menschen, die ein würdevolles Verhalten in den Dreckslöchern der griechischen Knäste beibehalten, und sendet eine Nachricht an die restlichen, dass das eine Andeutung dessen war, was all jenen bevorsteht, die denken, streiten, planen aber auch handeln gegen das Gefängnissystem, indem sie sich Würde, aber auch Freiheit zum Ziel setzen.

Eine schnelle Erholung wünschen wir Vaggelis K. und all jenen, die ähnliches erleiden mussten.
GenossInnen aus Trikala

Quelle: i, ii

Trikala: Ein Brief aus dem Gefängnis

Guten Abend, Genossen, aus dem D2 Flügel des geschlossenen Gefängnisses in Trikala.

Der Herbst 2012 erlebte viele Aktionen in diesem speziellen Flügel. Im September unterbrachen wir die Arbeit in unserer Sektion, aber auch in fast allen anderen Gefängnisabteilungen. Es war ein riesiger Protest, an dem sich alle Gefangenen beteiligten, was einen Stillstand in allen Abteilungen (Küchen, Kantinen, Krankenpflege, Reinigung) zur Folge hatte.

Im Oktober entschied sich der Gefängnisleiter, den Freigang eines Gefangenen, der im D1 Flügel festgehalten wird und wünschte, an der Beerdigung seiner Eltern teilzunehmen, nicht zu bewilligen; eine Entscheidung die weitere Spannung entfachte. In den Flügeln D1 und D2 brach sofort ein Aufstand aus. Die kugelsicheren Glasfenster der Kabine des Sicherheitspersonals wurden zestört, was zur Folge hatte, dass der Gefängniswärter im Dienst Angst bekam und davon lief. Daraufhin wurden auch die Computer auseinandergenommen. Aufstandsbekämpfungseinheiten zusammen mit anderen Polizeikräften wurden außerhalb eingesetzt, aber der verantwortliche Aufseher intervenierte und verhinderte ihren Eintritt.

Kurz darauf gaben alle der Staatsanwältin die Schuld, weil sie eine ablehnende Entscheidung getroffen hatte, aber schließlich übernahm ein Gefangener, der auf Lebenszeit im Gefängnis sitzt, die volle Verantwortung für die Ereignisse. So wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet und er wurde sogar vor Gericht gestellt, aber ich kenne nicht die genauen Anklagepunkte gegen ihn.

Die Staatsanwältin wurde von einem anderen alten Lebenslänglichen fix und fertig gemacht, dem sie wiederholt den Freigang aus dem Gefängnis verwehrt hatte; aber nach diesem Vorfall verließ er ständig dieses bestimmte Gefängnis. Was uns betrifft zahlten wir den Preis für zwei Wochen in unseren Zellen eingesperrt zu sein, bis neue kugelsichere Scheiben aus Athen geliefert und die Schäden in Höhe von über 20.000 Euro repariert wurden.

Abgesehen davon ist das Essen schrecklich, gibt es kein Heizöl – also keine zentrale Beheizung (und sie geben uns noch nicht mal zusätzliche Decken) – und wir kochen Wasser in Kochtöpfen um zu baden. Soweit es den sozialen Dienst betrifft, gibt es keinen Arbeiter in diesem Bereich, deshalb macht stattdessen ein Psychologe den Job. Ich hoffe, es wird sich am Neujahrstag etwas ändern.

Das ist für den Augenblick alles aus den furchtbaren Löchern der Demokratie.

FREIHEIT FÜR ALLE GEFANGENEN!

Vaggelis K.
D2 Flügel, Gefängnis Trikala