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Gefängnisrevolte in Belgien, der Staat entsendet die Armee

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Aufstand im Gefängnis von Merksplas, Antwerpen

Eine kleine Chronologie der Aufstände, die sich innerhalb belgischer Gefängnisse ausbreiten. Dort befinden sich die GefängniswärterInnen jetzt seit mehr als zwei Wochen im Streik.…(Stand: 10. Mai)

Am 25. April gingen die GefängniswärterInnen aller Gefängnisse im französischsprachigen Teil Belgiens in den Streik. Insgesamt waren 21 Gefängnisse betroffen. Die Häftlinge sind in ihren Zellen eingesperrt. Alle Aktivitäten, wie der Hofgang, das Duschen, Besuche oder die Rechtsberatung wurden aufgehoben. Um die Sicherheit aufrecht zu erhalten, hat die Polizei die Kontrolle übernommen.

Rasch verschlechterten sich nach einer Woche Streik der WärterInnen die Bedingungen in den Gefängnissen Als Folge kam es in vielen Gefängnissen zu Aufständen. In einigen Gefängnissen lässt sich die Situation als katastrophal beschreiben. Die Gefangenen erhalten nur einmal am Tag Essen, sind seit mehr als zehn Tagen nicht aus ihrer Zelle gekommen, die hygienischen Zustände sind schrecklich. Infektionen und Krankheiten breiten sich aus.

3. Mai Im Gefängnis von Tournai steigt die Anspannung. Die Gefangenen beginnen damit, ihre Zellen zu zerstören.

3. Mai In der Nacht verbrennen die Insassen von Huy Matratzen und zerstörten einige Zellen. Bundespolizei interveniert, um die Ordnung wieder herzustellen.

4. Mai Die Insasassen von Huy zünden im ganzen Gefängnis Feuer, brechen die Türen ihrer Zellen auf, zerstören Teile der Gefängnissinfrastruktur und fluten einen ganzen Trakt des Gefängnisses. In der Nacht dringt erneut die Bundespolizei ein.

4. Mai Die Häftlinge von Nivelles zerstören Zellen und werfen brennende Sachen aus ihren Zellen. Mehr als 40 Gefangene gehen in einen kollektiven Hungerstreik.

4. Mai Während der Nacht entzünden die Gefangenen von Arle mehrere Feuer. Die Feuerwehr muss in der Nacht, geschützt durch die Bundespolizei, zweimal eingreifen.

5. Mai Gefangene in Jamioulx beginnen einen Aufruhr. Sie reißen Zellen nieder, greifen das restlich verbliebene Sicherheitspersonal an, das immer noch im Gefängnis arbeitet und zünden Feuer an. Außerhalb des Gefängnisses versammeln sich zehn Leute aus Solidarität mit den Gefangnenen.

7. Mai Im Gefängnis von Merksplas (im flämischsprachigen Teil von Belgien, wo die WärterInnen nicht streiken) findet eine riesige Revolte statt. Nach dem Hofgang verweigern es 200 Gefangene zurück in ihre Zellen zu gehen und leisten Widerstand. Sie zerstören alles, was sie können. Einige WärterInnen werden von den kämpfenden Gefangenen eingesperrt. Mauern, Zäune und Infrastruktur werden zerstört. Im Anschluss sind insgesamt 150 Zellen total verwüstet. Bedeutende Feuer brennen an verschiedenen Stellen des Gefängnisses. Ein Häftling gelingt es im Chaos zu entkommen. Er wird aber wenig später in der Umgebung wieder verhaftet. Die Polizei greift mit starken Kräften ein. Die Gefangenen erwehren sich in der Nacht stundenlang, so dass es erst am frühen Morgen der Polizei gelingt den Aufstand zu beenden. Mehr als 100 Häftlinge werden in andere Gefängnisse überführt. Zeugen sprechen vom längsten Aufstand in belgischen Gefängnissen.

8. Mai Gefängnis Antwerpen. Während der Nacht beginnen Gefangene, die aus dem teilweise zerstörten Gefängnis von Merksplas nach Antwerpen transferiert wurden, Ärger zu machen. .

8. Mai Im Gefängnis von Lantin, brechen die Gefangenen ihre Zellen auf und beginnen mehrere Flügel zu zerstören. Feuer werden entzündet. Auch am darauffolgenden Tag setzt sich der Widerstand fort.

8. Mai Im Gefängnis von Andenne breitet sich Chaos aus, als die Gefangenen aus ihren Zellen ausbrechen, alles zerstören, was sie können, Brände entzünden und dabei rufen „Freiheit, Freiheit!“ Das ganze setzt ich am nächsten Tag und der darauf folgenden Nacht fort. Ein kurzes Video wurde Online gestellt.

8. Mai Im Gefängnis von Itrre erhalten die Gefangenen Sonderausgang, verweigern es aber in ihre Zellen zurückzukehren und kämpfen mit einigen WächterInnen. Innerhalb der Gefängnisblöcke wurde Gefängnisinfrastruktur durch randalierende Gefangene zerstört.

9. Mai Im neu erbauten Gefängnis von Leuze, verweigern es Gefangene nach einem Sonderhofgang wieder in ihre Zelle zu gehen und bleiben die ganze Nacht draußen. Am Morgen greift dann die Polizei ein, um sie in ihre Zellen zurückzudrängen.

9. Mai Die Regierung entscheidet die Armee in den Gefängnissen einzusetzen. Mit Pfefferspray und Schlagstöcken bewaffnete Soldaten werden in den Gefängnissen von Brüssel (Forest und Saint-Gilles) und im Gefängis von Lantin stationiert. Die Gefängniswärter entscheiden sich, ihren Streik fortzusetzen. Nachrichten von „Innerhalb der Mauern“ werden immer weniger, weil der Staat jegliche Kommunikation nach draußen verhindert.

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Im Gefängis von Andenne (Namur) entzündetes Feuer

Updates auf Französisch: La Cavale

Text auf Englisch

Bolivianischer Knastaufstand

“Wenn ein Gefängnisaufstand beginnt, werden selbst die, die die Regeln der Gesellschaft akzeptieren, von der edlen Versuchung der Freiheit wachgerufen; wenn die Wände der Gefängnisse von dem Feuer oder den Rebell_innen niedergerissen werden, werfen wir ihre Hände von unseren Schultern und identifizieren den Feind.”

Anmerkung der Redaktion: Diese Worte haben – in ihrem Eifer – nicht die Absicht, die Gefangenen des bolivianischen Staates unrecht zu behandeln, sondern sie beschreiben einfach die Ereignisse, die in den Knästen hier stattfanden. Das Echo unserer anarchistischen Intervention wird jene erreichen, die in den Sklavenunterkünften des Staates eingesperrt sind.

Massenaufstände in der bolivianischen Knästen begannen vor einem Jahr und riefen zum Rüchtritt des Direktors des Strafvollzugs – Ramiro Llanos – auf. Die Aufständischen forderten ein Ende des Verzugs von Gerechtigkeit, eine ‘menschenwürdige’ Behandlung und den Transport zu Anhörungen. Ausländische Gefangene forderten, in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt zu werden und jede_r forderte eine Erhöhung der täglichen Nahrungsaufwendungen [prediario]. Neben den Protesten wurde ein Abkommen nicht umgesetzt, das im Februar 2013 zwischen den Gefangenen in San Pedro (La Paz) und dem Strafvollzugsystem unterzeichnet wurde, was den Rückgang bzw. die Einstellung der Riots mit sich brachte und für einen Zeitraum von drei Monaten für eine Übereinstimmung bzgl. all der vereinbarten Punkte sorgte. Ramiro Llanos dementierte die Existenz eines solchen Dokuments und bis heute wurden die Forderungen der Gefangenen nicht umgesetzt.

Der Staat plant, neue Regeln im Strafvollzug anzuwenden, die die härtere Bedingungen für Gefangene und Besucher_innen aufdrückt. Sie befehlen den systematischen Transfer von Gefangenen aus San Pedro in andere Knästen im Panoptikum-Stil, die weit entfernt sind von der Stadt La Paz. Sie haben vor, ab dem 17. Juli neue Gefangene aufzunehmen und verkündeten die Schließung diesen Knast als eine repressive Maßnahme gegen die anhaltenden Proteste, die in der Strafanstalt von La Paz aufkamen. Die Riots häufen sich und der Staat beabsichtigt, sie über den Transfer in weiter entfernte Knäste aufzulösen. Der Transfer von den Insass_innen von San Pedro [die oftmals mit ihren Familien drin leben] wird mehr Isolation verursachen aufgrund der Entfernung der Knäste, wohin sie gesendet werden sollen. Dies wird bedeuten, dass ihre Familien größere Hindernisse auf sich nehmen müssen, um sie zu besuchen, da 80% der Gefangenen und ihre Familien arm sind.

Zusammenfassung der 2013-Riots

Am 17. Januar wurde Llanos (der Direktor des Strafvollzugsystems) von den Gefangenen in San Pedro als Geisel genommen als eine Reaktion auf die dauerhaften Drohungen, sie in andere Knäste zu verfrachten, wenn sie mobilisieren oder Forderungen stellen. Die repressiven Kräfte stellten sich den Gefangenen entgegen, um ihn [Llanos] zu retten. Llanos rettete sich schließlich selbst dank einiger Gefangenendeligierter, die Leute davon abhielten, ihn zu hängen. Proteste brachen aus als Gefangene sich dem Plan widersetzten, dass 39 Minderjährige aus dem Calahuma Center zur Jugendrehabilitierung nach San Pedro in La Paz zu überstellen. Nach diesem Tag traute sich Llanos nicht mehr, das kämpferische Gefängnis zu betreten. Während des gesamten Monats befand sich das Gefängnis in einem Zustand von Meuterei und Aufständen, an denen alle neun Abschnitte die Gefängnisgebäude übernahmen. Flammen wurden auf den Dächern und in den Höfen gesehen.

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