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Bogotá, Kolumbien: Ausschreitungen im Umkreis der Pädagogischen Universität haben das Finanzviertel für vier Stunden blockiert

erhalten am 13. März

Am Dienstag, den 6. März wurde die Ruhe des Unterrichts der Pädagogischen Universität von Bogotá plötzlich durch zwei Explosionen gestört. Inmitten der der vollständig bemalten Mauern, dieser ewig linken Universität, die sich im Zentrum eines Finanzviertels befindet, drehten die Student*innen, die auf dem Sportplatz spielten, ihre Köpfe in alle Richtungen. Plötzlich verstummte das Geräusch des Durcheinanderredens.

Es ist 10:30 Uhr und die Pförtner setzen ihre Rucksäcke auf verlassen den Ort. Unmittelbar darauf, erscheint eine kleine Gruppe Vermummter, ohne zu sprechen. In einer Art Tanz, haben die Studierenden, ohne viel nutzlosen Lärm, den Sportplatz verlassen und die „Encapuchadxs“ („Vermummten“) sind nach und nach an ihre Stelle getreten. Auf die Schnelle können ca. fünfzig von ihnen gezählt werden, die jetzt vor den Steinbänken stehen.

Auf den Bänken versammelt sich eine Menge interessierter Student*innen. Wir hören, dass einige ihre Ablehnung ausdrückten “Es wird übel werden!”, aber sie haben den Platz dann, so schnell, wie sie können, verlassen. Auf dem Feld sind leicht mindestens drei verschiedene Gruppen auszumachen. Ihre Körper sind komplett verdeckt, die Kopfhauben wurden aus schwarzer Kleidung gefertigt, sogar ihre Schuhe sind mit langen Socken überzogen. Einige von ihnen sind vollständig mit schwarzen Plastiktaschen bekleidet. Abgesehen von den ersten Explosionen, scheinen sie sich nicht zu beeilen. Einige von ihnen scheinen mit etwas, das kleineren zusammengefalteten Kügelchen aus Aluminiumpapier ähnelt, auf die Mauer zu werfen, die mit einem unglaublichen „Boom“ explodieren. Ihr habt gerade „Papa Bombas“ kennengelernt, eine Tradition, hier in Koĺumbien.

Sie bitten die Zuhörenden um Ruhe und beginnen den Zweck des Ganzen zu erklären. Von den Bänken halten zwei anarchistische Individuen ihre Reden, bevor eine Feministin das selbe macht. Dann spricht auch eine trans*Frau, nachdem sie gefordert hatte, dass eine anarchistische Rede unterbrochen wird. Sie sagt, dass das was geschehen wird, sehr gut wird, aber der Kampf findet auch im alltäglichen Leben statt, der für Frauen, Schwule, Lesben und trans*. Wir müssen alle Aspekte der Unterdrückung bekämpfen. Die Encapuchadxs und die Zuhöre*innen applaudieren lautstark.

Während der Reden verteilen mehrere Encapuchadxs Flugblätter mit politischen Inhalten, darunter auch die Themen Anarchismus und Feminismus (mit Aufrufen für die Demonstration zum 8. März). Dann ist die Zeit für die Dissident*innen der FARC zu reden. Die FARC, die gut bekannte, fünfzig Jahre alte kolumbianisch Guerilla-Gruppe, hat vor ein paar Jahren ein Friedensabkommen mit den kolumbianischen Staat abgeschlossen. Einige der Encapuchadxs sind, wie wir sehen können, gut gekennzeichnet mit ihren schwarzen und gelben Armbändern. Sie sind Dissident*innen dieser Gruppe. Aber sobald sie zu sprechen beginnen, ertönt eine laute Sirene und sie brechen ihre Rede ab, was uns als anti-autoritäre Individuen amüsiert hat. Dann nehmen die Student*innen und die Encapuchadxs an den Toren der Universität ihre Plätze ein. Viele Leute vermummen ihre Gesichter und sammeln Steine und leere Flaschen. Die ESMAD, die Bereitschaftspolizei, kann durch die Gitter der Universität gesehen werden. Sie zieht sich langsam rund um die Universität zusammen, als die Encapuchadxs hinaus gehen, die Hände voller Papas Pombas. Die Auseinandersetzungen beginnen, die Bullen antworten auf die wirksamen Bomben mit Tränengas und Gummigeschossen.

Einige der Encapuchadxs gehen zu Gebäuden, um entweder Davivienda eine große kolumbianische Bank ober ein großes Renault Geschäft anzugreifen. Renault ist ein großer französischer Autohersteller. Als wir sehen, wie ihre Fenster zerstört werden, sind wir in Gedanken bei Gefährt*innen, die in Frankreich seit der letzten sozialen Bewegung eingesperrt sind. [1]. Einige Rebell*innen zerstören auch Werbetafeln in der Umgebung der Universität und sprühen einige anarchistische Graffitis (Rabia y solidaridad (A);
¡Arriba el tropel! ; Tombos = bastardos ; (A)-K Anarchistas al Kombate).

Als mehr und mehr Bullen ankommen, versuchen sie näher an die Tore der Universität zu kommen. Aber sie konnten niemals den Campus komplett umstellen. Zwei oder mehr Polizei-Trucks mit Wasserkanonen wurden auch gesehen und es wurden Tränengaskanister auf das Universitätsgelände geworfen. Dort versuchten die Leute kleine Feuer zu zünden, um den Rauch einzuatmen und die Auswirkungen des Gases abzumildern. Aus dem selben Grund inhalieren sie auch das Aroma von Rosmarinzweigen. Andere warfen Molotow-Cocktails oder Papa Bombas auf die Polizei. Außerhalb gab es totales Chaos. Die Bullen blockierten eine riesige Menge an Zuschauer*innen, die den wütenden Studierenden anscheinend sehr freundlich gesinnt waren und lautstark gewarnt haben, wenn ein Truck oder Polizeimotorräder gekommen sind.

Eine wichtige Tatsache ist, dass es in Kolumbien der Polizei nicht erlaubt ist, die Universität zu betreten. Noch seltsamer ist es, dass sie diese Regel zu respektieren scheinen. Das ist sicherlich der Grund, warum der Riot über Stunden anhielt, ohne dass eine der beiden Seiten in der Lage gewesen wäre, sich vorwärts zu bewegen.

Zum Schluss der Ausschreitungen hat es noch ein trauriges Ereignis gegeben. Eine laute Explosion war zu hören und drei oder vier Student*innen waren schwer verletzt, wohl durch einen Sprengkörper (Papas Bombas). Es scheint, dass einige von ihnen entweder ein Auge oder eine Hand verloren haben. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Wir drücken nachdrücklich unsere Solidarität mit diesen verletzen Gefährt*innen aus.

Nach diesem Riot, der der zweite innerhalb eines Zeitraums von nicht einmal zwei Monaten gewesen ist, können wir in der Zeitung lesen, dass alle Politiker*innen von Rechts bis Links fordern, die Proteste einzustellen und das Gesetz zu ändern, um es den Bullen zu ermöglichen, die Universität zu betreten. Der ganze Campus wurde für eine Woche geschlossen, um Ermittlungen durchzuführen. Jenseits solch einer klassischen, konservativen Gegenreaktion gibt es einige Stimmen, sogar von Gewerkschaften, die ihre Solidarität mit dem Ereignis und mit den Verletzten ausgedrückt haben.

In Kolumbien ist die anarchistische, offensive Bewegung lebendig und der Wille radikale Ideen auf radikale Art auszudrücken auf jeden Fall spürbar.

Für Anarchie. Für Chaos.

Einige Anarchist*innen
[1] Insbesondere sprechen wir von den Gefangenen der arbeiter*innenfeindlichen Gesetze von 2016. Einig von ihnen sind immer noch eingesperrt. Außerdem von den Leuten, die seit der Räumung des Bois Lejuc (eine besetzte Zone im Kampf gegen ein Großprojekt im Osten Frankreich zur Lagerung von Atommüll) im Gefängnis sitzen.

vier der verteilten Flugblätter (auf spanisch) im PDF-Format

auf englisch

Kolumbien: Solidaritätsgruß an Diren Coşkun, anarchistische trans* Gefangene

eingegangen auf spanisch am 2.3.2017

Hallo, liebe Diren,

Ich hoffe, dass es dir trotz der schwierigen Umstände, in denen wir uns befinden, gut geht. Ich bin Queen Violeta, Queer aus Kolumbien, und ich sage “wir uns befinden”, weil ich auch im Gefängnis bin.

Dank eines Freundes, habe ich herausgefunden, was du durchmachst. Vielleicht ist unser Kampf nicht von Erfolg gekrönt, aber er wird den Weg bereiten, damit Nachfolgende die Möglichkeit haben, es zu genießen.

Trans*frauen tragen die die Verantwortung, unseren Kampf sichtbar werden zu lassen, um ein Leben unter gerechteren und würdevolleren Bedingungen zu erreichen. Unsere Flagge ist die Freiheit, die uns niemand verwehren kann und vor allem nicht, wenn es darum geht, unser Glück zu finden.

Diren, ich werde dich aus der Ferne begleiten und sende dir all meine gute Energie, damit du beim Erreichen deiner Ziele unterstützt wirst, damit du zum Beispiel für andere wirst, die unseren Kampf fortsetzen wollen.

Du bist bewundernswert und ein Vorbild.

Tausend Umarmungen und Küsse.

Deine GefährtIn,

Queen  Violeta Queer, CNA (Curz Negra Anarquista) -Von Drinnen.

Quelle: ABC Bogotá

Bogotá, Kolumbien: Messe anarchistischer Publikationen und antiautoritärer Praxis

Um die lodernden Kohlen herum, mit funkelnden und tiefliegenden Augen, versammeln sich, die, vom Geschmacke der zivilisierten Körper gesättigten Geister und stellen sich feindlich gegen diejenigen auf, die herrschen und gehorchen. Und hier stehen wir. Wir laden die unregierbaren Wesen ein, über die Beschränkungen und Untätigkeit, verzweifelt sind.  Zwischen Musik, Theater, Essen, Büchern, Fanzines und Aufklebern, laden wir euch zu dieser Ausstellung antiautoritärer Publikationen und Praktiken ein. Trotz aller Gefangenen, der Toten, Flüchtenden und Distanzen, gibt es  in der Nähe des Feuers, Platz für alle, die teilnehmen wollen.

Auf freiwilliger Basis können am Veranstaltungstag für die Bibliothek Materialien, wie Bücher, Hefte, Lernmaterialien usw, mitbebracht werden.

Raum, frei von Tierausbeutung.

Raum frei von Rauch, Alkohol und jeglichen anderen Drogen

Übermittlung von Vorschlägen:

muestra17@insicuri.net

Datum: Samstag, den 18. Novembe, ab 20 Uhr

Ort: Kulturhaus und gemeinschaftliche Bibliothek:La Perseverancia / Bogotá

Straße: 4 #31-41

auf spanisch

Bogotá, Kolumbien: trans*-Gefangenenaktions- und Solidaritätstag

Heute sind wir auf die selben Straßen zurückgekehrt, auf denen wir Spott, Belästigung und Angriffe erfahren haben. Mit erhobenen Haupt und dem Vertrauen, dass uns die Unterstützung der Leute um uns herum gibt, vergessen wir eine Weile die Angstund setzten vor allem auf den Genuss, uns durch Aktion mitzuteilen, mit der wir die Gebiete zurückfordern, von denen wir gebannt wurden.

Das Flüstern des Sprays signalisiert, dass es keine Umkehr mehr gibt. Wir schützen uns vor der Dunkelheit und uns deckt eine Decke nicht erkennbarer Sterne in einem verschmutzten Himmel zu, als unverwechselbares Geschenk vom industriellen Kapitalismus.

Wir möchten so viel sagen, und es ist so schwierig, dass unsere Worte diejenigen erreichen, für die sie bestimmt sind. Aber wir gehen auf diese Straßen als ein Instrument, die Isolation zu brechen, die den Gefangenen aufgezwungen wird, obwohl wir wissen, dass es nicht genug ist.

Wir beteiligen uns an der Initiative zum 22. Januar (trans* Gefangenen Tag der Aktion und Solidarität). Seinen Ursprung hat der Tag in den USA, im Bewusstsein von Transphobie und sowie einer Reihe von Praktiken, die insbesondere Trans*-Gefangene, auch in Kolumbien, ausgrenzen.

In einem System, indem Heteronormativität die Regel ist, und angestrebt wird, dass die einzige Art als Mensch zu existieren, nur unter den Kategorien von „Mann“ und „Frau“ sein kann, erfährt jedes Individuum außerhalb dieses Postulats methodische Exklusion. Das macht es leicht, auf die Verstöße von Akteur*innen hinzuweisen, die Gendernormen verletzen, derweil alle Unterdrückung, ignoriert, gegen die sie Widerstand geleistet haben und Widerstand leisten.

Gleichzeitig ist es wichtig hervorzuheben, dass das soziale Stigma, dass für Gefangene und ehemalige Inhaftierte schwer wiegt, Teil der selben Strategie des Feindes ist, über „Terrorist*innen“ zu sprechen, als Vorwand für Sicherheitsdienste, fir Überwachung und die Kriege der Macht und des Kapitals. Außerdem zeigt die Existenz von Gefängnissen, dass die gesellschaftlichen Normierungseinrichtungen ineffizient sind und dass es immer Ungehorsam geben wird. Entweder weil die Leute, die Orte der Ausgrenzung erreichen und dort das Gesetz übertreten müssen, um zu überleben und danach streben, ein weniger prekäres Leben zu führen oder, weil ihr Wille sie dazu bringt, gegen das Bestehende zu verstoßen.

Trans*-Gefangene stehen in Kolumbien vor enormen Herausforderungen, wie, dem Risiko potentieller sexueller Gewalt und sexuell übertragbaren Infektionen (vor allem in Männer-Gefängnissen) ausgsetzt zu sein, dem Verbot intimer Besuche (das in einigen Gefängnissen besteht), die Ineffizienz und der langsamen Geschwindigkeit bei ihren juristischen Verfahren, willkürliche Einstellung ihrer Hormonbehandlungen, die schikanierende Konfiszierung von Kosmetik, Diskriminierung bei der Gesundheitsversorgung, eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu Kondomen. Ganz zu schweigen davon, dass, wenn es sich bei Trans*Frauen um Besucher*innen, nicht um Besuchte handelt, sie mit entwürdigen Durchsuchungen gedemütigt werden können, was dazu führt, dass das soziale Netzwerk des trans*Gefangenen aufgelöst, um damit zu einer größeren Isolation verdammt zu sein.

Die Anwort der trans*Kommune innerhalb und außerhalb der Gefängnisse ist Selbstorganisation. Dadurch hat sie, nach gesetzlichen und institutionellen Druck, wichtige Siege erreicht, obwohl Emilie Räkete sagen würde, “Gefängnis is gleichbedeutend mit Gewalt. Selbst wenn wir für Reformen plädieren, richten wir notwendigerweise unseren Blick auf ihre Abschaffung

Damit wir nicht bloß eine Erklärung liefern, die trans*Gefangene daran erinnern möchte, dass sie nicht alleine sind und Leute (ob trans* oder nicht) einladen Aktionen zu starten und dass sie, in gegenseitiger Hilfe, Respekt, Zuneigung und wechselseitiger Beziehung die effektivsten Waffen vorfinden, eine freiere Welt (mit weniger Barrieren) vorzustellen und zu errichten.

Den offiziellen Zahlen von INPEC (Instituto Nacional Penitenciario y Carcelario) für 2014 nach, gab es 102 bekennende Transgender Personen in kolumbianischen Gefängnissen. Vielleicht sind es mehr. Wir geben zu, dass wir unwissend über viele ihrer Geschichten sind. Deshalb versuchen wir im großen und kleinen die Initiativen zu stärken, die dazu einladen praktische Solidarität mit dieser marginalisierten Bevölkerung zu praktizieren, und vom dem Rand (warum nicht?), von den Rissen der Macht und dem System aus, Beziehungen zu knüpfen und Projekte, die darauf abzielen, die Gefängnis- transphobe und hetropatrirachale Gesellschaft zu zerstören. Wir gehen zurück auf die Straße, wenn es nötig ist, in diese oder andere, früher oder später.

Wut ist ein Geschenk und wir empfangen sie voller Freude und können es kaum erwarten , sie, wenn nötig, zu teilen-

In memoriam:

Paola
Shania Vanessa
Alex Camel
Angelina
Zharick
Marcela
Valentina
Valeria
Juliana Andrea de Henao Pérez
Paloma
Flor
Kyara

*Einige Nahmen von trans*Personen, die in verschiedenen Dörfern und Städten Kolumbiens ermordet wurden.

Tod der Transphobie!

Nieder mit den Mauern der Gefängnisse, für Heteros, Lesben, trans* und Schwule!

Jahr 525 des Widerstandes.