Tag Archives: Poesie

Mit flammenden Grüßen

Sommernächte leuchten magisch,
Herrschaftsträume enden tragisch,
ihre Heere sie gegen sie schicken,
ihre Pläne ihnen heute missglücken.

Ach Feuer hoch am Horizont erstrahlen,
vernichten Panzer, die sie einst befahlen,
schwarze Banner wehen über jenen Köpfen,
die ihre Kraft aus Wut und Trauer schöpfen.

Der Morgen wird Neues erschaffen,
Herrschaftszeiten hinwegraffen,
und Wüsten siehst du erblühen,
wo Lebensfunken hell flackernd erglühen.

Ach Feuer hoch am Horizont erstrahlen
vernichten Chimären, die mich einst befahlen.
schwarze Banner wehen über jenen Köpfen,
die ihre Kraft aus Wut und Trauer schöpfen.

Panik steht da geschrieben auf der Verschmähten Angesicht’:
Mit flammenden Grüßen; mein Leben gehört euch nicht!

Reste

Zehn Brötchen
vier rote Äpfel
ein grüner Apfel
eine Banane
Dutzende von Sandwiches
in Aluminiumfolie verpackt

Wir versuchen zu retten
was zu retten ist
aus dieser betrügerischen Welt
plündern eure Müllcontainer
streunen in eurem Touristenleben umher

Braucht ihr Handtücher?
Braucht ihr Toilettenpapier?
fragen wir beim Eintauchen
tief in die Reste der Konsumenten

Meine Füße bringen mich um
doch ich kann nicht aufhören zu fragen
Wann verdammt nochmal erheben wir uns?
gegen ihr-wisst-schon-wen
gegen ihr-wisst-schon-was

(Plumpes Weihnachtsgedicht)

1.Advent
ein Lichtlein brennt:
Wir sorgen für ein Weihnachtswunder
oh Tannenbaum, du brennst wie Zunder

2.Advent
das nächste Lichtlein brennt:
Ein Konsumtempel spukt Feuer
seine Waren warn uns zu teuer

3.Advent
noch ein Lichtlein brennt:
Bullenwache in Flammen steht
Law und Order vom Winde verweht

4.Advent
und das 4. lichtlein brennt:
Ach welch herrlich leuchtend Pracht
ist ein Knastaufstand bei Nacht

Bescherung! Wir zünden alle Lichtlein an:
Koukoulofori spielen Weihnachtsmann
Oh, wie fröhlich ist die Weihnachtszeit
wenn es Mollis auf Behörden schneit

Plastikwelt

Freiheit wurde als selbstverständlich betrachtet,
beworben auf riesigen Bildschirmen,
eingewickelt in farbenfroher Plastikverpackung
verkauft als billige Massenware
inmitten des Spektakels hell erleuchteter Glaspaläste
wo Menschen mit RFID-Chips im Nacken sich beeilten sie einzufangen.

Plastikwelt,
bewohnt von Plastikmenschen
mit Plastikträumen,
ihre Essenz endet als schwimmende Inseln auf den Ozeanen
bald formen sie einen achten Kontinent –
die neue Welt –
Plastika
wird uns mit einer Freiheitsstatue aus Plastikmüll begrüßen.

Oh, allmächtiger Plastikgott segne unsere Zivilisation!

Voltairine de Cleyre [1866-1912], Leben oder Tod

death

Leben oder Tod

Eine Seele, halb durch’s Tor, sagte zum Leben:
“Was hast du mir zu bieten?” Und das Leben antwortete:
“Bedauern, nichtendendenden Kampf, Enttäuschung;
danach
Dunkelheit und Stille.” Die Seele sagte zum Tod:
“Was hast du mir zu bieten?” Und der Tod antwortete:
“Am Anfang, was das Leben dir als letztes gibt.”
Sich zum Leben umdrehend: “Und wenn ich lebe und kämpfe?”
“Andere sollen nach dir leben und kämpfen
werden es leichter haben, wo du schon durchgekommen bist.”
“Und durch ihre Kämpfe?” “Soll der Ort leichter sein
für andere, um den Schmerz noch heftiger zu steigern
und die Agonie zu erobern!” “und was hab’ ich
mit all diesen anderen zu tun? Wer sind die?”
“Du selbst!” “Und alle, die vorher gingen?” “Du selbst.”
“Die Dunkelheit und die Stille, haben die auch ein Ende?”
“Sie enden in Licht und Klang; Frieden endet im Schmerz,
Tod endet mit mir und du musst dahingleiten von
selbst
zu selbst, wie Licht in Schatten und Schatten wieder in Licht.
Wähle!” Die Seele antwortete seufzend: “Ich werde leben.”

Philadelphia, Mai 1892

Quelle: i, ii

Die Ballade vom Untergang der Metropolis

Metropolis verdunkelte ihrer Sprösslinge Ringen,
in deren Köpfen bald Funke entfachte Glut,
nun flammend ein neues Lied sie anstimmen:
„Metropolis, deiner soll nur noch bleiben Schutt!“

Im Feuerschein ihre alten Stützen bebend,
erstrahlte Metropolis mächt’ger Horizont.
Wo schwarze Silhouetten sich erhebend,
bahnte Flammensturm seiner zügellos Front.

Noch aus der Asche ihrer glimmenden Ruinen
erhob sie ihre Säulen zur Metropolis-Replik
rachsinnend schuf sie ein Labyrinth aus Minen,
in das sie ihre wilden Sprösslinge vertrieb.

Drauf folgend kam eine Ära der kalten Steine,
als aus den Minen kein einz’ger Schrei entwich.
Türmten sich unten auch noch so viele Gebeine,
ein Erbarmen kannte die alte Metropolis nicht.

Statt Sprösslingen nun ein Geflecht aus Sprossen,
mit vereinter Kraft trieb gen Sonnenschein.
Nur ein Lied erklang als sie die Alte umschlossen:
„Metropolis, du wirst Staub und vergessen sein!“

Alle Säulen barsten, alle Mauern stürzten ein,
Metropolis rauschte tosend in ihr eig’nes Grab hinein.
Ihr Staub einen Dschungel wilder Schönheit nährt,
wie ihn unsere Welt bis dato vergeblich begehrt.

Eins, zwei… viele kleine Ferkelchen

Ich bin ein kleines Ferkelchen,
suhle mich im Dreck,
du bist das große Schwein,
lebst wie die Made im Speck.
Über dem Futtertrog thronend,
beißt alle Ferkelchen weg,
damit wir immer klein bleiben
und du dick und fett.

Schaust auf uns herab,
strahlst Terror aus,
zeigst du deine Hauer,
nehmen wir in Furcht Reißaus.
So verrinnt unsere Zeit,
tagein und tagaus,
Deine Macht ist unsere Angst,
deine Stärke unser Graus.

Wir sind viele kleine Ferkelchen,
suhlen uns im Dreck,
nur du bist das große Schwein,
lebst wie die Made im Speck.
Doch sind wir uns einmal einig,
stoßen dich vom Futtertrog weg,
suchst du ganz schnell das Weite,
verkriechst dich zitternd in ein Versteck.

-(A)-CAB all cats are beautiful

die verschwörung der katzen

heute morgen, als ich auf die straße ging,
war sie tot, nicht einmal die vögel wagten es zu singen…
ertränkt in grün und blau, blieb keine luft mehr zum atmen.

heute nachmittag, als ich auf die straße ging,
war ein gestank auf der straße, fürchterlich…
ertränkt in grün und blau, blieb keine luft mehr zum atmen.

aber heute abend, werde ich auf die straße gehen
und sie wird brennen, voll mit leben!
überlaufen mit wilden katzen, wird die luft explodieren mit freiheit!