Athen: Zum Mord an Babakar Ndiaye in Thissio

Wenn Bullen und Faschos morden…

Am 01. Februar 2013 erhielten wir gegen 21 Uhr die Nachricht, dass ein Immigrant tot auf den Gleisen in Thissio gefunden wurde. Die Medien nannten es einen Selbstmord. Aus den Lautsprechern der Bahnhöfe ertönte die Durchsage: “aufgrund eines Hindernisses auf den Gleisen, wird dieser Zug seine Fahrt am U-Bahnhof Omonia einstellen”. ImmigrantInnen und solidarische Menschen begannen, sich an der Station zu versammeln. Kurze darauf, traf die MAT ein und griff die Versammelten mit Tränengas an, zerstreute sie. Sie machten weiter, verfolgten sie und nahmen Leute im Umkreis fest. Einige der Festnahmen wurden in Haft umgewandelt, Namen und Anzahl der Verhafteten konnten wir immer noch nicht herausfinden.

Laut eines Augenzeugen, der mit Babakar Ndiaye unterwegs war, verkauften sie ihre Waren in Thissio, als sie die Gemeindepolizei auf sich zukommen sahen. Einer von ihnen wurde Richtung Monastiraki verfolgt, Babakar von zwei Polizisten in Richtung Metrostation. Während er versuchte zu entkommen, wurde er auf einer Brücke in die Enge getrieben. Bei einer Auseinandersetzung, in der die Bullen versuchten, ihm seine Waren zu stehlen, fiel er aus einer Höhe von 6-7 Metern auf die Gleise. Der Immigrant, der mit ihm zusammen war, wurde kurze Zeit später gefangen und seiner Waren bestohlen. Dann, als er nach Thissio zurückkehrte, um nach Babakar zu sehen, fand er ihn tot auf den Gleisen. Die Bullen waren nirgendwo zu sehen und Babakars Waren verschwunden. Danach ging er zur Polizeiwache, um eine Aussage zu machen. Er gab an, sich an die zwei Bullen zu erinnern, die Babakar gejagt hatten und sie identifizieren zu können. Keine Überraschung war es aber, dass auf der Hauptwache der Polizei, wo sich alle Bullen dieser Schicht melden sollten, die zwei Beteiligten das niemals taten.

In der kapitalistischen Brutalität, die wir durchleben, ist dieser Tod weder ein Unfall noch ein Einzelfall. Leichen von ImmigrantInnen werden (unter anderem) an der griechischen Küste und auf den Meeresböden gefunden, Massengräber in den Grenzgebieten der entwickelten kapitalistischen Staaten entdeckt, ArbeiterInnen in den Fabriken in Stücke gerissen – die Grundpfeiler unserer Ökonomien, Militäreinsätze mit tausenden von Toten, kämpfende Menschen werden erschossen, Gefangene, die “sich umgebracht haben” in ihren Zellen gefunden, Selbstmorde wegen Schulden, von Faschos ermordete ImmigrantInnen (z. B. am 17.1. als Shehzad Luqman in Petralona erstochen wurde).

Ein System, das ethnische Säuberungen anwendet und wagt, sie “Der gastfreundliche Zeus” zu nennen, dass den Daueraufenthalt von Faschos und Bullen in unseren Stadteilen und die tagtäglichen Angriffe auf unsere Häuser fördert und deckt, erscheint meilenweit entfernt davon, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen… Aber, das ist ohnehin etwas, was sie selbst zugeben. Ihr Ziel ist es, die Städte zu säubern von Menschen, die sich wehren und von ImmigrantInnen, um Armut und Elend – gut versteckt, physisch und metaphorisch – zu verbreiten.

Unter Vorspiegelung der Krise (anders ausgedrückt, der Zusicherung von Profiten an die großen Bosse), setzt das Kapital und sein Staat unserer Ausbeutung neue Bedingungen. Um uns orientierungslos zu machen, fördern sie unsere Spaltung und den sozialen Kannibalismus. Sie versuchen uns davon zu überzeugen, dass ImmigrantInnen, Streikende, selbst organisierte Strukturen, besetzte Häuser, alle gesellschaftlichen Teile, die sich der Unterordnung unter das, was uns aufgezwungen wird, verweigern, alle, die für Gleichberechtigung, Freiheit und Solidarität kämpfen, unsere Feinde sind.

… und die Bedrohung sind diejenigen, die es nicht sehen wollen.

Für uns besteht die einzige Lösung darin, Wege zu finden, um miteinander zu leben und gemeinsam gegen das, was kommt vorzugehen; zusammen, Einheimische und ImmigrantInnen, ohne Hierarchien oder Diskriminierungen aufgrund von ethnischen Zuordnungen, Geschlecht oder Hautfarbe. Wir schließen uns zusammen gegen jede Art des faschistischen Rassismus und der Polizeigewalt, für die Welt, die wir erschaffen wollen. Das ist der Grund, warum wir uns entschieden haben, an der Versammlung der ImmigrantInnen und Solidarischen der ASOEE (jeden Donnerstag um 18 Uhr) teilzunehmen, um im gemeinsamen Kampf Einheimischer und ImmigrantInnen zu versuchen, den aktuellen Angriffen und denen, die noch kommen mögen, zu begegnen.

Wir rufen Einheimische und ImmigrantInnen zu einer offenen Gesprächsrunde am Montag, 04.02.2013, um 17 Uhr in der ASOEE (Patision 76) auf, um Aktionen zu besprechen und zu organisieren.

Initiative der Versammlung von MigrantInnen und solidarischen Menschen der ASOEE

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