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Lesbos, Griechenland: Ausschreitungen im Abschiebezentrum Moria

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erhalten am 29.4.

Am 26. April hat der griechische Vizeminister für Einwanderung, Muzala, Moria besucht, um sich die Situation vor Ort anzusehen.

Es ist offiziell nicht erlaubt Minderjährige in Moria gefangen zu halten, deshalb dürfen sie jeden Tag eine halbe Stunde raus gehen. Diese 30 Minuten sind das große Tagessereignis, worauf die Minderjährigen jeden Tag warten.

Vermutlich aufgrund des Besuchs des Vizeministers wurden sie am 26. nicht zur gewöhnlichen Zeit heraus gelassen. Nach Stunden des Warten wurden sie immer aufgebrachter und befürchteten, dass sie an diesem Tag überhaupt nicht mehr raus kommen. Um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, warfen sie Wasser auf den Vizeminister, der durchnässt, zur eigenen Sicherheit aus dem Gefängnis gebracht wurde. Einige Minderjährige setzten die Rebellion fort, indem sie Sachen (vermutlich Mülleimer und andere brennbare Materialien) anzündeten. Die Polizei reagierte damit, dass sie diese Minderjährigen verprügelte, was immer mehr der jungen Leute gegen sie aufbrachte. Gegen 16 Uhr gab es einen Aufruhr am Haupteingang von Moria. Mülleimer wurden in Brand gesetzt und Steine auf die Bereitschaftspolizei geworfen,die direkt vor dem Haupteingang von Moria stationiert ist.

Die Bereitschaftspolizei ging in dass Lager, musste sich aber nach einigen Minuten zurückzuziehen. Sie rannte um ihr Leben, zusammen mit ÜbersetzterInnen, FrontexbeamtInnen und den Leuten, die in Moria arbeiten. Die Auseinandersetzungen übertrugen sich auf unterschiedliche Bereiche des Gefängnisses, wo es Flüchtlingen gelang den Zaun niederzureißen und außerhalb die Konfrontation mit der Bereitschaftspolizei zu suchen. Diese war eindeutig unterbesetzt und unvorbereitet und die Auseinandersetzung mit der Polizei dauerte über Stunden.

Tränengas blieb aufgrund des fehlenden Windes ohne besondere Auswirkung. Die Flüchtlinge schafften es in das Büro einzubrechen, das den Zugang zur Hauptlautsprecheranlage von Moria hat. Sie riefen „Freiheit“ über die Lautsprecher, was im ganzen Camp zu hören war und verschafften sich auch Zugang zum Registrierungszentrum, in dem Dokumente und Computer zerstört wurden. In der Nacht kletterten die Leute auf das Dach des Gebäudes, entzündeten noch mehr Feuer auf dem Campgelände und versuchten auch, das Gebäude selbst zu zerstören. Auch gab es einige weitere Versuche Zäune innerhalb des Lagers zu zerstören.

Schließlich betrat die Polizei wieder das Gelände und versuchte verzweifelt durch das Verschießen von Blendgranaten auf kurze Distanz (vermutlich direkt uf Flüchtlinge), die Revolte zu beenden. Fünf Krankenwagen trafen ein. Es ist nicht bekannt, ob sie verwundete Bullen oder Flüchtlinge ins Krankenhaus brachten. Was danach geschah ist unbekannt, weil die Polizei anordnete, dass die letzten AugenzeugInnen das Gebiet verlassen. Sie hat dann beitseitig die komplette Straße nach Moria versperrt, so dass nicht mehr möglich war, sich dem Gebiet zu nähern. Am Morgen hatte sich die Situation beruhigt.

Für uns zeigt dieser Vorfall, dass Menschen nicht gefangen gehalten werden können, ohne darauf mit emotionalen Widerstand zu reagieren. Wir unterstützen Flüchtlinge in ihren Kampf für Gerechtigkeit, würdigen ihre Situation und Existenz in Europa und außerhalb der Europäischen Union und wir unterstützen sie in ihrem KAMPF FÜR FREIHEIT.

Freiheit für alle Gefangenen!

Einige AnarchistInnen

Quelle: Indymedia Nederland

foto_no_exif(2) foto_no_exif(3)Auf Indymedia NL hat die No Border Kitchen Lesbos auch Bilder zum Zustand der Duschen im Abschiebelager Moria veröffentlicht, die die Lebensumstände der Flüchtlinge auf der Insel begreifbar werden lassen.

Update NBK Lesbos: Küche wird bis 7.April geräumt, es hat keine Polizeirazzia gegeben

noborderAm 30. März erhalten

Die aktuelle Situation: Es gab keine Polizeirazzia.  Die faschistischen Arschlöcher hatten entweder nicht den Mumm aufzutauchen oder die Gerüchte (von denen es viele auf der Insel gibt), dass es eine Polizeirazzia geben wird, sind falsch gewesen.

Heute gingen zwei UnterstützerInnen der NBK, zusammen mit unserem Rechtsanwalt zur Gemeinde, um dem Bürgermeister von Mytilini unsere Forderungen zu verkünden. Der Bürgermeister eröffnete mit der Erklärung, dass er sich selbst auf der linken politischen Seite verortet und dass er uns sein freundliches Gesicht präsentieren möchte. Nachdem wir ihn über die Forderungen der Flüchtlinge der NBK aufgeklärt hatten, hat er uns wissen lassen, dass er nicht die politische Macht besäße sie zu erfüllen. Er informiert uns, dass wir am selben Tag (30.3.2016) den Tsamakia Strand verlassen müssen, worauf wir ihm entgegneten, dass das unmöglich wäre. Nach einiger Verhandlung, war der „Deal“ gemacht, dass die Küche innerhalb einer Frist von sieben Tagen, bis zum 6. April 2016 gehen wird. Wir haben verdeutlicht, dass wir die Küche nur entfernen und die Flüchtlinge über ihr weiters Handeln selbst entscheiden lassen werden. Außerdem ergänzten wir, dass wir ihre Entscheidung respektieren und uneingeschränkt unterstützen und die Flüchtlinge mit allen unseren Möglichkeiten unterstützen werden.

Der Bürgermeister brachte es zu Papier, (gab seine Unterschrift und stempelte es ab), dass er die NBK nicht räumen und vor dem 7. April keine Polizei, Frontex or Busse nach Moria schicken wird.

Wir möchten die Stellungnahme abgeben das wir, die Leute der NBK, die mit den Flüchtlingen solidarisch sind, AnarchistInnen sind. Wir wollen verdeutlichen, dass wir niemals geglaubt haben, dass die Unterhaltung mit dem Bürgermeister zu einer Verbesserung der Situation der Flüchtlinge auf dem Gelände der NBK, auf Lesbos oder anderswo führen würde. Wir glauben nicht den Lügen der Bullen, PolitikerInnen und Mächtigen, egal ob sie erklären politisch links oder rechts zu stehen. Wir versuchen die Kommunikation mit unseren Feinden so gering wie möglich zu halten. Wir wollen zu verstehen geben, dass wir momentan Räumung, Verhaftungen, Transport nach Moria und Abschiebung unsere GefährtInnen auf jede erdenklich Weise vermeiden wollen. Leider fühlen wir uns, als wenn wir mit unseren Rücken an der Wand stehen, dazu gezwungen mit denen zu kommunizieren, die das Leben unserer GefährtInnen zur lebenden Hölle machen. Wir stellen klar, dass diese Unterhaltung nicht unsere Entscheidung war und sein wird und nicht unser Konsenz sein kann. Wir werden niemals den ersten Schritt unternehmen, mit unseren Feinden zu kommunizieren. .

Im Moment ist es nicht möglich, unsere nächsten Schritte mit aller Welt zu teilen, aber ein Update wird folgen.

Für eine Welt ohne Grenzen!

NBK Lesvos

Griechenland: “No Border” – Küche auf Lesbos von Polizeirazzia und Räumung bedroht

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Auf der Insel Lesbos, wo die Abschiebungsmaschine mit voller Geschwindigkeit arbeitet, wurden alle Flüchtlingscamps geräumt. Das Registrierungszentrum ‘Moria’ hat seine wahre Bestimmung offenbart und funktoniert jetzt als Abschiebezentrum. Die “No-Border-Kitchen” (NBK) hat noch eine starke Position und ist mit voller Kraft im Betrieb.

Die aktuelle Situation ist, dass wir jetzt einige hundert Flüchtlinge verpflegen. Sie wurden auf der der Insel von Frontex und Polizei gejagt und hatten keinen anderen Platz, wo sie hingehen konnten. Die Küche wird Tag und Nacht betrieben, um allen zu helfen, die Essen, Schutz, medizinische Hilfe und einen (halbwegs) geschützten Platz zum Ausruhen benötigen. Wir „bewirten“, die Flüchtlinge, die sich beteiligen und zusammen halten wir das Camp aufrecht.

Es wurden schon Gerüchte verbreitet dass die NBK bald geräumt wird, weil es ein „illegales“ Camp wäre und das letzte Camp auf der Insel, wo Flüchtlinge zu finden sind – abgesehen von den Unglücklichen, die verhaftet wurden und ins Moria Abschiebezentrum gebracht wurden. (das von den Verantwortlichen immer noch „Registrierungszentrum“ genannt wird). Eine Zeit lang kam die Polizei in geringer Stärke, überprüfte die Pässe der solidarischen Menschen, untersuchte manchmal auch außerhalb Leute nach Drogen, zählte die Anzahl der Personen, die für Essen anstanden und fotografierte. Auch begann sie Flüchtlinge auf der Straße von der NBK in die Stadt Mytilini zu verhaften. Das ist ein riesiges Problem, weil es eine Einbahnstraße ist und nur diesen einen Weg zum Gehen gibt.

Die aktuelle Situation ist, dass der faschistische Bürgermeister von Mytilini heute (29-03-2016) mit der Forderung gekommen ist, dass sir den besetzten Strand zu verlassen haben, weil ein Vertrag unterzeichnet wurde, dass das Camp-Gelände zukünftig als „Wasservergnügungspark“ genutzt werden soll. Wir sind uns alle bewusst, dass das vollkommener Blödsinn ist, weil der Strand eindeutig zu klein ist für dieses Vorhaben und dass es nur der leichteste Weg ist, uns räumen zu können. Der Bürgermeister informierte uns vor ein paar Tagen, dass Busse zur NBC kommen würden, um alle Flüchtlinge ins Karatepe – Flüchtlingscamp zu transportierten, wo sie Bewegungsfreiheit hätten und nicht eingesperrt wären. Karatepe ist ein früheres Camp vom UNHCR (UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge) zur Unterbringung von Flüchtlingen aus Syrien. All seine BewohnerInnen wurden inzwischen auf das Festland gebracht. UNHCR hat das Camp verlassen und es wird jetzt von der Armee und der Polizei (Frontex) geführt. Bevor die Flüchtlinge nach Karatepe gehen können, müssen sie sich wieder(registrieren) lassen im Moria „Registrierungszentrum“, wo klar ist, was mit ihnen geschieht. Einmal drinnen, werden die Tore geschlossen und sie bleiben inhaftiert und warten auf ihren Transport zu den Abschiebezentren auf dem griechischen Festland.

Auch informiert uns der Bürgermeister, dass die Busse von Bereitschaftspolizei eskortiert werden, um auch Flüchtling in den Bus zu bekommen, die nicht freiwillig dazu bereit sind. Er hat uns eingeladen (Mit Flüchtlingen solidarische Menschen) morgen (30. 3. 2016) um 12 Uhr ins Gemeindegbäude zu kommen, um ihm zu erzählen, wie viele in den Bus nach Moria steigen. Dann erwartet er, dass wir die Küche einpacken und abreisen.

Wir werden zur Gemeinde gehen, aber aus anderen Gründen. Wir werden dem Bürgermeister erzählen, dass die Flüchtlinge Forderungen stellen, bevor sie gehen. Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, werden sie nicht kooperieren und für ihre Freiheit kämpfen, da sie auf dieser Insel gefangen sind und nichts mehr zu verlieren haben.

Ihre Forderungen sind:

  • Wenn die NBK die Möglichkeit erhält umzuziehen, dass es dann wirklich nur um einen neuen zukünftigen Standort geht.
  • Die Flüchtlinge werden die NBK nur verlassen und nach Moria umziehen, wenn sie in ihrer Gesamtheit oder in Kleingruppen von Verteidigerer / Verteidigerin vertreten werden.
  • Sie wollen ÜbersetzerInnen.
  • Sie sind in Moria oder Karatepe nicht eingesperrt.
  • Ihnen wird das Recht gewährt, direkt nach Ankunft im Moria „Registrierungszentrum“ Asylanträge zu stellen.

Wir habe auch die Insider/-innen – Information, dass die Polizei morgen früh zwischen 5 und 9 eine Razzia auf dem Gelände der NPK durchführen wird, um nach Drogen zu suchen und Beweise zu finden, dass wir falsche Papiere für Flüchtlinge anfertigen, um ihnen das Betreten der Fähren zu ermöglichen. (Nur syrische, irakische und afghanistanisch Nationalitäten ist es erlaubt, die Fähren zum Festland zu betreten, alle anderen werden am Hafen verhaftet, sollte sie es doch versuchen).

Es ist völliger Quatsch, dass Drogen oder Geräte für die Anfertigung von falschen Papieren auf dem Gelände gefunden werden. Wir wünschen der Polizei sehr viel Spaß jede Ecke zu durchsuchen und alle Zelte auf dem Tsamakia – Strand zu durchforsten, um dieses zu finden!!!
Wir werden auf sie warten!!!

Anders als Camps, wie ‘Bessere Tage für Moria’ und andere, werden wir Flüchtlingen nicht raten, sich Frontex/Polizei zu stellen. Wir werden sie nur über die aktuelle Situationen informieren und überlassen ihnen selbst die Entscheidung über ihr Handeln. Wir unterstützen ihre Entscheidungen.

BEWEGUNGSFREIHEIT FÜR ALLE!!!
FÜR EINE WELT OHNE GRENZEN!!!
FÜR SOLIDARITÄT, GEGENSEITIGE HILFE UND RESPEKT!!!

und für Alle, die noch die Hölle der Reise aus der Türkei nach Griechenland auf dem Seeweg erwartet, vielleicht das Wichtigste; FÄHREN, STATT FRONTEX!!!

e-mail: noborderkitchen@riseup.net

Infotel. (griechisch): 0030 698 340 69 78
Infotel. (deutsch): 0049 160 95 10 27 51

auf Englisch