Es folgt ein Brief des Genossen José Miguel Sánchez Jiménez zu einer Contra Info-Veranstaltung, die am 11. Januar 2014 in dem Squat La Gatonera (Madrid) in Solidarität mit anarchistischen Langzeit-Gefangenen stattfand.
Kämpfende Brüder und Schwestern in Madrid, Spanien.
Ihr seid hier!
Während ich an die Distanz denke, die diese Worte tragen wird bis sie euch erreichen und einen Ruf nach der weltweiten totalen Befreiung übermitteln, grüße ich jede/n einzelne/n von euch mit erhobener Faust zum Klang von Revolte und schätze von ganzem Herzen die unterstützende Aktivität für Gefangene, die Langzeitstrafen absitzen müssen – eine Geste, die neuen Antrieb gibt, um den Kampf gegen die Knastgesellschaft fortzuführen und die Macht in all ihren Facetten konfrontiert.
In Wirklichkeit weiß ich nicht, wie ich diesen Brief an euch beginnen soll; ich konnte sogar in den letzten paar Tage nicht gut schlafen… Es muss aufgrund meiner Unruhe gewesen sein, die ich beim Näherkommen des Datums meiner Haftentlassung (27. Februar 2014) fühle. Ich schaue zurück und ich vergegenwärtige mir Schläge, Folterungen, Aufstände, Knastgewalt und so weiter. Während der 20 Jahre meiner Gefangenschaft war dies die Konstante; und ich leistete Widerstand und begab mich in den Kampf… Und hier bin ich: In Erinnerung schwelgend und an so viele GenossInnen denkend, die inhaftiert bleiben werden, und – erfüllt von Traurigkeit – wissend, dass sie weiterhin Teil der Knastgesellschaft bleiben werden – einem Biest, dessen Rachen danach dürstet KämpferInnen zu bezwingen und zu verschlingen.
Meine Gedanken sind mit all jenen, die in Knästen sein werden, den Brüdern und Schwestern im Kampf gegen die Macht. Ich sende ihnen allen meine Zuneigung, Stärke, meinen Mut und Respekt und erinnere sie daran, dass sie niemals allein sein werden. Unser Kampf wird ihre Begleitung sein und unsere Schläge ein Ansporn, der sie während der Gefangenschaft begleiten wird. Die Verpflichtung, die ich ihnen gegenüber – noch vor euch – habe, ist, dass kein Tag ohne Kampf für die Zerstörung der Knastgesellschaft vergeht; lasst nicht einen einzigen Tag vergehen, an dem nicht die Macht mit allen Mitteln angegriffen wird – kein Waffenstillstand, keine Kompromisse.
Während meiner obligatorischen Knastzeit lernte ich viele Strafinstitutionen dieses unbedeutenden Landes namens Chile kennen. In jedem Knast herrscht ein anderes System der Beherrschung, wo du niemals eine reiche Person finden wirst – nur arme Menschen, ein wahrhaftiger Spiegel externen Realität, wo Staatsgewalt in all ihrer Rohheit hervortritt, wo der/die Gefangene nur ein/e weitere/r Untergebene/r ist, wo die Schläge durch die Knastwärter das Alltagsgeschäft darstellen… verdammte Scheiße.
Indem ich daher an so viele Mauern und Gitterstäbe denke, verwirklichten sich die Zeilen in diesem Schreiben und widmen sich euch und all jenen, die uns das Feuer der Rebellion ihrer Aktionen durch diese Geste der Solidarität mit Langzeit-Gefangenen fühlen lassen. An jeden Bruder und jede Schwester, die diese Worte hören, an euch sende ich eine brüderliche Umarmung, revolutionäre Zuneigung und einen Kampfesruf gegen alles Etablierte.
Die Revolte im Kopf habend
grüßt euch brüderlich,
José Miguel Sánchez Jiménez.
10. Januar 2014.
Ex Penitenciaría of Santiago – Calle 9
PS: Meine Grüße, Anteilnahme und Stärke geht an meinen kleinen Bruder Francisco Solar (Panchito), Mónica Caballero und all jenen, die in Spanien und der ganzen Welt eingesperrt sind.