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[Spanischer Staat] Update zur Situation von Gabriel Pombo da Silva

Am 13. Juni 2012 nach verschiedenen Operationen gegen andere Compas, lancierte der italienische Staat eine Repressionswelle gegen dutzende AnarchistInnen, genannt „Kühnheit“/Ardire mit 40 Durchsuchungen, 24 Anklageerhebungen und 8 Verhaftungen. Diesmal wollten sie ihr noch ein zusätzliches Ausmass geben, indem sie auch Compas anklagten, die in verschiedenen Ländern im Knast sitzen, wie in Griechenland, der Schweiz und in Deutschland. Wie gewohnt masst sich der Staat an, seine autoritäre Fratze im Lächeln seiner unbeugsamen Feinde zu sehen und konstruiert z.B. die Rollen von Chefs, Ausführenden und Koordinierenden innerhalb der x-ten „terroristischen Vereinigung“, wo Affinitäten bestehen, Korrespondenzen mit den Gefangenen, Kämpfe und Kampfgeist sind. So finden sich Gabriel Pombo da Silva und Marco Camenisch, seit langer Zeit Gefangene, nach einem im Dezember 2009 geführten internationalen Hungerstreik in dieser Ermittlung wieder und werden als „Symbole und Bezugspunkte eines neuen subversiven Projekts“ behandelt, von dem sie „die Ideologen und Antreiber“ sein sollen.

Nach 20 Jahren in spanischen Knästen (davon 14 unter FIES-Regime), aus dem er flüchten konnte, wird Gabriel 2004 nach einer Kontrolle und Schiesserei mit den Bullen in Deutschland verhaftet. Er wird in diesem Land weitere 9 Jahre absitzen. Aufgrund des ‚europäischen Haftbefehls‘ Spaniens, der vor zehn Jahren erlassen wurde, wird er am 25. Februar 2013 in dieses Land zur Beendigung der erhaltenen Strafe ausgeliefert und nach zwei Monaten vor die Audiencia Nacional in Madrid zitiert, wo ihm ein ‚europäischer Haftbefehl‘ eröffnet wird, der im März von Italien im Rahmen der Operation „Ardire“ gegen ihn erlassen wurde! Gabriel hat sich natürlich geweigert freiwillig dort hinzugehen. Im Januar 2014 musste somit die spanische Anti-Terrorismus-Justiz bei ihren deutschen Kollegen um die Erlaubnis anfragen, ihn nach Italien auszuliefern. Denn, wie sie es in ihren grausamen Paragraphen nennen, hatte Gabriel nicht auf das „Spezialitäten-Prinzip“ verzichtet.

Am 17. Januar forderte die Inquisitorin Comodi, im Prozessteil zur Operation „Ardire“, der in Perugia stattfindet, die Einstellung des Verfahrens wegen „terroristischer Vereinigung“. Das Gericht in Mailand wo die Hauptverfahren zugeteilt sind, hob alle beschränkenden Massnahmen (Unterschriftpflicht, Wohnortzuteilung, Ausreiseverbot) gegen die Compas auf. Nach einem Zirkus, der Einige ein Jahr ihres Lebens und andere gar noch mehr kostete –U-Haft!– hat dasselbe Gericht von Mailand am 18. April auch den ‚europäischen Haftbefehl‘ gegen Gabriel aufgehoben.

All diese Wendungen des europäischen Staatsterrorismus und seiner togabekleideten Lakaien dürfen uns nicht vergessen lassen, dass Gabriel seit seiner Verlegung in den Knast von A-Lama (Galizien) im August 2013 im FIES-Regime inhaftiert ist. Seine Korrespondenz ist immer der alleinigen Willkür der Wärter ausgesetzt (die ein- und ausgehende), auch die Aktivitäten sind willkürlich, völlig eingeschränkt und das Ganze in einem Knast der für seine hohe Anzahl „plötzlicher Todesfälle“ berüchtigt ist…“er wurde tot aufgefunden“, in ihrem obszönen Jargon. Schlussendlich, auf seine Anfrage nach dem Datum seines Strafendes treiben die Gerichte und die Vollzugsbehörden ihr feiges Spielchen der Folter auf Sparflamme weiter, indem sie ihre Henkersberechnungen regelmässig ändern. Zur Zeit ist es auf… 2023 festgelegt.

In Wirklichkeit sind diese unterschiedlichen Massnahmen eine Warnung an alle Aufständischen. Es ist gleichzeitig eine besondere Hetzjagd gegen einen unserer Genossen* („immer noch zu gefährlich“, wie sie von einem Anarchisten sagen, der ohne sich beugen zu lassen 29 Jahre hinter Gittern verbracht hat) aber auch eine allzu übliche Strafe gegen jene, die sich nicht unterwerfen. Denn die Köpfe müssen gesenkt bleiben, die Klappen zu und die Augen geschlossen, drinnen wie draussen. Ausser wenn…

Nieder mit allen Staaten, mit Einknasten, Bullen und Gerichten,
Freiheit für alle!

Solidarische AnarchistInnen
18. Mai 2014

Um ihm zu schreiben, obwohl er nicht antworten darf, bitte mit Einschreiben damit die Briefe nicht unter „Verlust/Gewinn“ fallen (Texte, Broschüren und Bücher kommen via Post nicht rein):

Gabriel Pombo Da Silva
CP A-Lama (Pontevedra), Monte Racelo s/n
36830 A-Lama (Pontevedra), España/Spanien

* Zwei andere GenossInnen, Mónica y Francisco (verhaftet im November 2013), sind auch unter dem FIES Regime eingekerkert. Francisco wurde innerhalb von 6 Monaten drei Mal verlegt und befindet sich immer noch in Isolationshaft.

Üb. mc, Bostadel (Anfang Juni 2014) aus Spanisch

Schweiz: Marco Camenisch befindet sich vom 20.8. bis 10.9. im Hungerstreik

Auf das Bild klicken für anfängliche Infos…

via Rote Hilfe International:

Vom 20.8. bis 10.9.2012 befinde ich mich im Hungerstreik. Wenn auch bloss symbolisch so doch als Beitrag auf dem Wege der Solidarität und des Kampfes den wir drinnen und draussen beschreiten, verstreut, im Gleichklang, mit vereinten und verschiedenen Stimmen und Manieren, in verschiedenen Gegenden mit verschiedenen Leuten. Aber immer gegen einen gemeinsamen Feind und für ein gemeinsames Ziel. Der gemeinsame Feind ist Eroberungskrieg, Ausbeutung, Sklaverei, Repression, totale und kapillare Zerstörung. Der gemeinsame Feind ist heute das technowissenschaftliche, globale, patriarchale, terroristische, und totalitäre System der imperialistischen Multis und ihrer Staaten und er ist auf dem Höhepunkt seiner Macht und Verbreitung aber auch in seiner mörderischsten und unumkehrbaren Krise. Das gemeinsame Ziel ist die Abschaffung dieses Systems und aller Ausbeutung und Sklaverei für eine freie, gesunde und gerechte Welt und alle ihre natürlichen Ausdrücke und Elemente, als unabdingbare Grundlage des Lebens und ihres, daher auch unseres, Fortbestehens.

Es ist ein Beitrag zum Kampf und zur Solidarität der auch von innen möglich ist und auch mit dieser x-ten Hitzewelle als x-tes Zeichen des sterbenden Planeten, das sogar denken und schreiben schwierig macht umso mehr da wir auch noch in geschlossenen Särgen aus Ziegeln und Eisenbeton versiegelt und unseren Schergen jederzeit total ausgesetzt sind.

Diese Initiative möchte ich „operazione Fukushima“ nennen. Ein aktueller Name. Ein anderer Name für Zivilisation und Fortschritt. Ein Name für die enorme Qual und Vernichtung, die dem Leben von den wenigen Herrschenden und ihren vielen Lakaien der Zivilisation und des Fortschritts für die Macht und den Reichtum weniger verabreicht wird. Er könnte auch sein: Tschernobyl, Mühleberg, Beznau, Lucens, Hiroshima, deleted uranium, IBM, Trino Vercellese, Superphönix, Ansaldo, Bio- und Nanotechnologie, Asbest, Krebs, Deep Water Horizon, Xstrata, Monsanto, TAV (Hochgeschwindigkeitszug), Alternativenergie, Grüner KKKapitalismus, Belo Horizonte. Ein Name auch um mit den Worten der „Olga Zelle“ der FAI/FRI in Erinnerung zu rufen (danke, herzlichster Dank, Brüder und Schwestern der „Olga Zelle“, herzlichster Dank jeder Schwester und jedem Bruder, jeder Gruppe und jedem Volk für ihre aufständische und revolutionäre Aktion!): „… es ist nur eine Frage der Zeit und ein Fukushima wird auf unserem Kontinent massenweise Tote ernten“!

Operazione Fukushima“, ein Name als Vergleich der wahren und entsetzlichen Wirklichkeit, auch der unumkehrbaren sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Krise, zum Lächerlichen der Aufstandsbekämpfung und der dümmlichen Benennungen der „brillanten Antiterror-Operationen“ wie „Ardire“ (±Wagnis, kühn), „Tramonto“ (Untergang), „Mangiafuoco“ (Feuerschlucker), „Blackout“, „ORAI“, „Cervantes“… der Don Quichote der Landjäger in italienischer Version des globalen Imperialismus, die, weil sie die Zeichen des aufständischen Sturmes nicht anhalten können, sich an den solidarischen Stimmen und den Gefangenen des aufkommenden Weges der Solidarität und des Kampfes schadlos halten.

Ein Name um auch kraftvoll zu betonen: Terrorismus, das wahre Böse und Verbrechen und die „höchste Gemeingefährlichkeit“, Brutalität und Feigheit, Lüge und mörderische Aggression gehört dem herrschenden System und VerteidigerInnen; die Legitimität und Macht der Vernunft, die lebenswichtige Eile und die Menschenliebe, die niemals in der Geschichte so dringende Übernahme der wahrhaftigen Einzel- und Kollektiverantwortung für die menschliche Gesellschaft und die Welt und deren Fortbestand gehört uns wahrhaftig aufständischen und revolutionären, die dieses System wirklich bekämpfen.

Also ein Name, ein kleiner Beitrag auch um zu bestätigen wie töricht diese elende mörderische Verbrecherbande der Herrschenden und Lakaien (Politik, Wissenschaft, Bullen, Magistraten, Medien, Kultur, Religion, und Meinungsmacher und Hetzer aller Couleur und Verkleidung auch in unseren „offiziellen“ Bewegungsreihen…) ist wenn sie meint, dass ihre noch so verheerenden und niedrigen terroristischen Verfolgungen und Repressalien in bester nazifaschistischer Kontinuität unsere Kämpfe und Stimmen drinnen und draussen auf dem Wege der Solidarität und des Kampfes aufhalten können, denn wir gehen diesen Weg MIT ALLER NOTWENDIGEN BEHERZTHEIT, MIT ALLEN NOTWENDIGEN MITTELN!

Solidarität und Liebe,
marco camenisch, Lager Lenzburg, Schweiz, 19. August 2012

Italien: Große repressive Operation gegen AnarchistInnen

Seit dem 13. Juni gab es in Italien einen repressiven Angriff, Operation „Ardire“, auf AnarchistInnen und deren Projekte, wie z. B. Culmine, ParoleArmate und Informa-Azione. Über 40 Wohnungen wurden durchsucht, gegen 24 Personen wird ermittelt, unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer „terroristischen Vereinigung“. Acht AnarchistInnen sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

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(und auf Englisch hier)