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Griechische Gefängnisse: Updates zum Hungerstreik des anarchistischen Gefangenen Nikos Romanos

Athen Polytechnikum, Exarchia: Solidarität mit dem Anarchisten N. Romanos, im Hungerstreik seit dem 10. November
Technologisches Pädagogisches Institut (TEI) in Kozani: Solidarität mit N. Romanos, der seit dem 10.11. im Hungerstreik ist, weil ihm zustehender Studienurlaub aus dem Koridallos Gefängnis verweigert wird
Chania, Kreta: „Nie wieder Sklaven, nie wieder mit niedergeschlagenen Augen, nie wieder allein; für immer auf der anderen Uferseite, für immer Insurrektionist und ohne Gott, für immer auf dem Pfad freier Menschen; für immer, hört ihr mich?“ [Gedanken von Nikos Romanos, geschrieben im November 2013] Stärke dem Anarchisten N. Romanos, im Hungerstreik seit dem 10.11.
Zografou Campus, Athen: Ersticken für einen Atemzug Freiheit – Solidarität mit dem Anarchisten N. Romanos, im Hungerstreik seit dem 10.11. – Kein Genosse und keine Genossin wird in den Händen des Staates alleingelassen
Ostseite Thessaloniki: Solidarität mit dem anarchistischen Gefangenen N. Romanos, im Hungerstreik seit dem 10.11

Ein Arzt, der den Genossen am Donnerstagmorgen, den 13. November – am vierten Tag seines Hungerstreiks – im Gefängnis in Koridallos untersuchte, berichtet, dass der 21jährige Nikos Romanos 3,2 kg Körpergewicht verloren hat und intensive Schwäche und Müdigkeit empfindet, selbst nach sehr geringen Anstrengungen wie der Gang von der Zelle zur Krankenstation. Sein Blutzuckerspiegel (per Fingerpunktion gemessen) lag bei 64.

Zwischen dem 13. und 14. November enthielten sich 75 Gefangene des E-Flügels des Männergefängnisses in Koridallos der Nahrung in Solidarität mit ihrem Mitinsassen Romanos.

Genossinnen und Genossen der solidarischen Versammlung in Athen, die speziell für diese Sache organisiert wurde, gaben die Information, dass der Vernehmungsbeamte, Eftihis Nikopoulos, den Antrag auf Romanos seit dem September 2014 zustehenden Bildungsurlaub formell abgelehnt hat. Vor dem Hungerstreik hatte derselbe Vernehmungsbeamte behauptet, nicht kompetent sei, in dieser Sache zu entscheiden, am Donnerstag jedoch benachrichtigte er die Gefängnisleitung über den abschlägigen Bescheid über den Antrag des Genossen.

Am 19. November um 18:00 Uhr wird es eine weitere Versammlung im Gini-Gebäude des Polytechnikums in Athen geben. Solidarische Menschen werden die Gelegenheit haben, direkt per Telefonschaltung vom gegenwärtigen Kampf des Anarchisten Nikos Romanos zu hören.

[Griechische Gefängnisse] Nikos Romanos: Befreiende Reisen des Angriffs

Der folgende Text ist vorgesehen als Fortsetzung eines Dialogs über die Werkzeuge des anarchistischen Aufstands und der Art und Weise, uns zu organisieren; ein Dialog, der während einer internationalen Begegnung von Anarchistinnen und Anarchisten irgendwo auf dem Land in Frankreich begann und jetzt von einer griechischen Gefängniszelle aus fortgeführt wird.

Die hier geäußerten Meinungen sind meine persönlichen Ansichten, es sollte also klar sein, dass sie eine besondere Position zu dem Thema vertreten. Dennoch ist nicht gewünscht, eine Position über alle anderen zu stellen. Worauf es ankommt, ist wie die verschiedenen und doch komplementären Sichtweisen miteinander kommunizieren und interagieren. Angesichts eines Feindes, der in Bezug auf den Gebrauch und die Vielfalt der Mittel und Formen des Angriffs sehr flexibel ist, versteht sich die Vielfältigkeit der Überlegungen und Praktiken auf anarchistischer Seite von selbst. Wobei verschiedene Perspektiven nicht dogmatisch vorangebracht werden können, sondern basierend auf der Grundlage des vielgestaltigen Angriffs.

Zuerst müssen wir über das eigentliche Konzept der Organisation sprechen, ein Wort, das in anarchistischen Kreisen recht oft missverstanden wird.

Wir haben es mit einem Feind zu tun, der komplexe und komplizierte Funktionen hat. Eine der wesentlichen Merkmale, die diesen Feind Macht verleihen, ist die konstante Hervorbringung und Organisierung der sozialen Paranoia, die wir heute erfahren; eine technologische, militärische, architektonische, zivile, industrielle, ökonomische, wissenschaftliche Organisierung. Jeder Aspekt dieser Welt wird organisiert, wobei jegliche Unvollkommenheit permanent durch ein intelligentes System korrigiert wird, das eine große Zahl von Dienern hat.

Angesichts dieser Bedingungen sind diejenigen gelinde gesagt naiv, die glauben, es gebe die Möglichkeit zu kämpfen, ohne sich zu organisieren.

„wenn die bullen 1972 mit 150 000 mann die totale mobilmachung für die fahndung gegen die raf gemacht haben, die volksfahndung übers fernsehen, einschaltung des bundeskanzlers, zentralisierung der gesamten polizeimacht beim bundeskriminalamt – dann waren damit zu diesem zeitpunkt durch eine zahlenmäßig kleine gruppe von revolutionären schon alle materiellen und personellen kräfte dieses staates im einsatz; es wurde materiell sichtbar, daß das gewaltmonopol des staats begrenzt ist, seine kräfte erschöpfbar, daß der imperialismus taktisch ein menschenfressendes ungeheuer, daß er strategisch ein papiertiger ist. es wurde materiell sichtbar, daß es an uns liegt, wenn die unterdrückung bleibt, und ebenfalls an uns, wenn sie zerbrochen wird“ (Ulrike Meinhof)

Wir können also sagen, dass alle diejenigen, die sich nicht organisieren, zu einer harmlosen Gruppierung werden, die früher oder später von den entfremdenden Mechanismen des Bestehenden einverleibt werden. Sie verlieren die kämpferischen Eigenschaften, die sie gefährlich für den Feind machen und infolgedessen vom Feld des antagonistischen Kampfes abgeschoben werden.

Im umgekehrten Fall wird jede und jeder, der oder die sich entschieden hat, dieses System zu bekämpfen, notwendigerweise ihren oder seinen Hass organisieren müssen, um effektiv und gefährlich zu sein. Somit beginnt die Diskussion über die Art und Weise unserer Selbstorganisation, die Eigenschaften besitzt, die unseren anarchistischen Werten entsprechen, irgendwo an dieser Stelle.

Das Dilemma besteht dann darin, ob wir uns über eine zentrale anarchistische Organisation als Bezugspunkt für die anarchistische Bewegung organisieren oder in einer dezentralisierten und diffusen Art in anarchistischen Affinitätsgruppen, die sowohl im Hinblick auf Aktion als auch auf kollektive Entscheidungen ihre politische Autonomie behält.

In puncto zentralisierter Organisationsweise werde ich nach allgemeinen und nicht nach spezifischen Gesichtspunkten darüber sprechen, wer sich wie in Griechenland für diese Option entschieden hat.

Wenn ihr es historisch betrachtet, haben diese zwei Organisationsformen immer existiert, aber niemals co-existiert. Im spanischen Bürgerkrieg waren Anarchistinnen und Anarchisten auf der zentralen Ebene organisiert, um gegen die Faschisten zu kämpfen, und so war es auch bei anderen revolutionären Versuchen.

Dasselbe ist der Fall bei den meisten kämpfenden Stadtguerillaorganisationen der letzten Jahrzehnte, die zu neuen Genossinnen und Genossen im Kontext eines bestimmten politischen Projektes Kontakt aufnahmen. Somit strebten sie danach, die Organisation zu stärken und nicht eine bewaffnete Streuung, bei der die Autonomie eines jeden Individuums die Möglichkeit eröffnet, chaotische Fronten des Angriffs zu schaffen.

Dieses Verständnis von Organisationsweisen sollte nicht getrennt von den sozialen und politischen Bedingungen im zeitlichen Kontext betrachtet werden.

Die Kämpfenden jener Zeiten studierten ihre Gegner mit ihren eigenen analytischen Werkzeugen, kämpften für Freiheit und bezahlten den Preis in Form von Morden, hohen Gefängnisstrafen, Folter, Isolationshaft. Jene unter ihnen, die ihre Werte nicht aufgegeben haben, machen ihre eigene kritische Bewertung der Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre gesammelt haben. Erfahrungen, die offensichtlich ein sorgfältiges Studium verdienen; doch wenn wir daran hängenbleiben, sind wir verloren. Worauf es ankommt ist, was wir heute machen, in der Ära in der wir leben.

Für mich sind demnach die zentrale Organisationsform und der revolutionäre Zentralismus Geister, die wir verbannen müssen.

Ein Hinweis darauf ist außerdem die Tatsache, dass all die übriggebliebenen zentralen Anarchistinnen und Anarchisten einfach die glorreichen Kennzeichen dieser Zeiten behalten haben und dabei tief in den Reformismus abgesunken sind. Sie lehnen direkte Aktion und alltägliche Rebellion ab und haben nichts zu schaffen mit allem, was irgendwie mit Kampfbereitschaft verbunden ist. Sie weigern sich, die enormen sozialen und politischen Veränderungen zu verstehen, sie weigern sich, über die Schärfe der zeitgenössischen Unterdrückung, das Voranschreiten der Wissenschaft, die technologische Faschisierung, die Dominanz der Multinationalen zu sprechen. Sie wiederholen nur immer ideologisierte Theorien über den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit und verwenden Begriffe, die vor hundert Jahren gebildet wurden und aus einer anderen Ära des Kapitalismus stammen.

Schlimmer noch, sie weigern sich zu handeln. Sie sind unfähig zu begreifen, dass wenn sie in der glorreichen Vergangenheit leben würden, in deren Erinnerung sie schwelgen, sie nur Komparsen wären, da sie niemals irgendwelche Risiken auf sich nehmen würden.

Nun, was den revolutionären Zentralismus innerhalb Stadtguerillagruppen betrifft, so verstehe ich zwar die Ursachen und Wirkungen hinter einer solchen Entscheidung, stimme jedoch nicht mit ihr überein. Denn ich glaube stattdessen, dass es unser Ziel ist, nicht alle zusammen entsprechend einem gemeinsamen politischen Projekt-Programm zu laufen, sondern unsere Mittel zu zerstreuen und jeder und jedem nahezulegen, ihre und seine eigene Autonomie zu wahren und so zur Schaffung neuer Wahrnehmungsweisen und Möglichkeiten für die Intensivierung polymorpher anarchistischer Aktion beizutragen.

Das ist der Grund, warum ich für die informelle Organisation bin, die ich als qualitativ besser und effektiver betrachte aus Gründen, die ich später erklären werde. Die grundlegende Komponente, welche die informelle Organisation (und nicht nur sie) greifbar macht, ist nichts anderes als die direkte Aktion; sonst wären wir nur ein Haufen Scharlatane mit Dissidentenrhetorik.

Das Allerwichtigste für eine Anarchistin und einen Anarchisten ist die Entscheidung, in Aktion zu treten. Denn damit bricht die Individualität durch die Angst hindurch, die ihr durch die Herrschaft hinsichtlich der Entscheidung für revolutionäre Aktion zugefügt wird. Wenn du in Aktion trittst, überwindest du hemmende Faktoren, die dich in die Passivität treiben. Du nimmst dein Leben in beide Hände und gewinnst die Fähigkeit, mehr oder weniger auf die Umstände, die dein Leben definieren, einzuwirken. Aktionen durchzuführen ist gleichbedeutend damit, unser Leben, das uns gestohlen wurde, zurückzugewinnen und damit die Eigenschaften freier Menschen zu entwickeln, die kämpfen, um ihre Fesseln, ihre sozialen Verträge loszuwerden, tagtäglich, die autoritären Rollen zu beseitigen, die ihnen aufgezwungen wurden, und eine Kultur aufzubauen, welche die Qualität eines neuen Lebens in sich trägt, das Leben anarchistischer Aufständischer, die der zeitgenössischen Welt offene Schnittwunden zufügen.

Nachdem eine solche Entscheidung getroffen ist, kommt das Experimentieren. Anarchistinnen und Anarchisten sollten keine fixierten Positionen haben, sie sind konstant unterwegs. Ohne sich zu bewegen, laufen sie Gefahr, sich durch ideologischen Dogmatismus selbst zu zerstören. Sie hinterfragen Dinge, kritisieren sich selbst und erforschen die kollektive Erfahrung, um sie in den laufenden historischen Kontext einzufügen. Sie legen ihr Herz auf Eis, um Schmerz zu widerstehen, und legen Feuer an die Spuren, die von ihrem vergangenen „ruhigen“ Leben übrig geblieben sind. Von diesem Punkt an ist das, was zählt, der Kampf, aber auch die Rache, denn wer immer Gewalt am eigenen Leib erfahren hat und nicht auf Rache sann, verdient sein oder ihr Leiden.

Lasst uns zurückgehen zum Thema des praktischen Experimentierens, das heißt, Aktion auf verschiedene Arten, viele Methoden und viele Formen.

Ich glaube, dass die Organisation unserer destruktiven Wünsche durch Aktionsnetzwerke von großer Unverwechselbarkeit ausgedrückt werden sollte, in denen jede und jeder die eigenen Worte und Werke lesen, inspiriert werden, reflektieren und an unserer Seite oder gegen uns kämpfen kann. (In kommunikativer Hinsicht) sichtbar zu sein ist Teil unseres Ziels, einen maximalen Grad sozialer Polarisierung zu erreichen, um die Rolle eines und einer jeden in dem autoritären Gebäude klarzustellen und dann von bewaffneter Kritik zu einer Kritik der Waffen überzugehen.

Meiner Meinung nach ist es das Bekennerschreiben, das einer Aktion Bedeutung verleiht. Es führt die Aktion zu deinen gewünschten Zielvorstellungen und erklärt jedem und jeder, die oder der daran interessiert ist, den Teufelskreis der Unterdrückung zu durchbrechen und in die Offensive zu gehen, die Motive und Gründe, die dich dazu gebracht haben, sie durchzuführen. Einfach und klar. In einer Welt der allgemeinen Informationsüberflutung und des Terrorismus virtueller Bombardierung kann keine Aktion für sich selbst sprechen, wenn nicht die Subjekte-Akteure sich zu ihnen äußern.

Das hohe Niveau der Unverwechselbarkeit, die ich oben erwähnt habe, bezieht sich sowohl auf unveränderliche aufständische Namen wie auch Akronyme. Für mich sind unveränderliche Namen in aufständischen Aktionen von besonderer Wichtigkeit, weil auf diese Weise eure Aktionen miteinander verbunden werden, und gleichzeitig an Eigendynamik gewinnen.

Außerdem bekommt euer Diskurs größere Bedeutung, da er mit der Konsistenz eurer Aktion verbunden ist. Ihr habt die Möglichkeit, Strategien aufständischer Aktion auszuarbeiten und eure ihnen zugrunde liegenden Prinzipien verständlich zu machen, einen Bezugspunkt zu erschaffen und eine Herausforderung zur Aktion in Umlauf zu setzen. Auf diese Weise verschärft ihr die revolutionäre Drohung und durchbrecht das staatliche Gewaltmonopol, denn Anarchistinnen und Anarchisten nehmen sich ihren Teil der Gewalt, um sie gegen den Feind zu richten.

Um jetzt auf den Gebrauch von Akronymen einzugehen, ist dieser von ähnlicher Nützlichkeit auf einer umfassenderen Ebene. Ihre größte Wichtigkeit besteht darin, dazu beizutragen, dass Widerstand ohne ein Zentrum wiedererkennbar wird. Stattdessen ist Widerstand horizontal und chaotisch und hängt von den Entscheidungen von Rebellinnen und Rebellen ab.

Ich denke dass die Existenz von Akronymen auch ein wichtiges Mittel der Propaganda ist. Übersetzungsnetzwerke können die Arbeit von Botschaftern zwischen aufständischen Gruppen machen, unabhängig davon, ob diese ein Akronym benutzen oder nicht. Nichtsdestoweniger steigert die Existenz eines oder mehrerer informeller Netzwerke, die Akronyme verwenden und sich gegenseitig erkennen, die Durchschlagskraft von Aktionen, indem sie diese in einen umfassenden Kontext stellt, so dass sie nicht etwas Fragmentarisches bleiben, und eine solide (im Sinne ihrer Existenz als kontinuierliche Aktion) Struktur schafft, die von ihrem Ursprung her anarchistisch und aufständisch ist.

Anstelle eines Epilogs

Es ist klar, dass im Namen der „Sicherheit der Bürger“ künstliche soziale Bedrohungen konstruiert werden, um ein politisches Alibi zu liefern, damit die größten Staatsverbrechen begangen, mehr und mehr Praktiken der Kontrolle und Überwachung etabliert und Antiterrorgesetze verschärft werden können. All dies zielt darauf ab, dass sich die privilegierten Bürgerinnen und Bürger der entwickelten Länder, denen dieses elitäre Niveau zugestanden wird, sicher fühlen, während ihre staatlichen Beschützer massiv und wahllos Tod um sich herum säen.

Das ist der Grund, warum ich mir einen kriegführenden Zustand in den städtischen Zentren vorstelle, in dem Rebellinnen und Rebellen jeden Tag Angriffspläne ausarbeiten und eine asymmetrische Bedrohung erzeugen, die sozialen Zusammenhalt und politische Stabilität in Stücke reißt und in den Reproduktionszentren des Kapitalismus Unsicherheit sät. Der reibungslose Fluss der Güter wird nicht mehr selbstverständlich sein, und die Repräsentanten der Unterdrückung werden in Furcht leben.

Wir haben nichts, worauf wir warten müssten. Also organisieren wir uns und schlagen los gegen die Gesellschaft des Kapitalismus. Revolutionäre Aktionen formen die objektiven Bedingungen, lasst sie uns multiplizieren.

Stärke für alle gefangenen und flüchtigen Genossinnen und Genossen
Stärke für die vier anarchistischen Hungerstreikenden in Mexiko*

Nikos Romanos
Dikastiki Filaki Koridallou, Ε Pteryga
(Haftanstalt Koridallou, Ε-Flügel)
18110 Koridallos, Athen, Griechenland

Oktober 2014.

Zuerst veröffentlicht in der 3. Ausgabe von Avalanche (November 2014).

* Bemerkung der Transkription: Zur Zeit der Abfassung dieses Textes befanden sich die in verschiedenen mexikanischen Gefängnissen eingekerkerten Genossen Fernando Bárcenas, Abraham Cortés Ávila, Carlos López Marín und Mario González noch im Hungerstreik, den sie am 17. Oktober 2014 beendeten. Am 31. Oktober wurde Mario aus dem Gefängnis entlassen. Freiheit für alle!

Griechische Gefängnisse: Anarchistischer Genosse Nikos Romanos erklärt Hungerstreik ab 10. November 2014

ANKÜNDIGUNG DES HUNGERSTREIKS

Ersticken für einen Atemzug Freiheit.

Im vorigen Frühling beteiligte ich mich vom Gefängnis aus an Aufnahmeprüfungen verschiedener Universitäten und wurde an einer Fakultät in Athen angenommen. Ihren Gesetzen entsprechend habe ich seit September 2014 das Recht auf Bildungsurlaub, um ab dem Beginn des Semesters regelmäßig an Lehrveranstaltungen teilnehmen zu können.

Wie erwartet trafen meine Anfragen hierfür auf taube Ohren, was mich dazu bringt, meiner Forderung nach Hafturlaub Nachdruck zu verleihen, indem ich meinen Körper als Barrikade benutze.

An dieser Stelle scheint es mir notwendig, meine fundamentalen Beweggründe zu erläutern, um den Kontext meiner Entscheidung zu zeigen.

Gesetze werden, außer Instrumente zur Kontrolle und Repression zu sein, auch dafür angewendet, Gleichgewichte – auch Sozialverträge genannt – aufrechtzuerhalten, sozio-politische Wechselbeziehungen wiederzugeben und teilweise dafür, bestimmte Positionen für die Führung des sozialen Krieges zu bilden.

Deswegen möchte ich meine Entscheidung so deutlich wie möglich machen: Ich verteidige nicht ihre Legitimität; im Gegenteil, ich verwende das politische Mittel der Erpressung, um Atemzüge der Freiheit aus den vernichtenden Bedingungen der Einkerkerung zu gewinnen.

An dieser Stelle kommt die Frage auf, was unsere Forderungen in Gefangenschaft betrifft. Es sollte als selbstverständlich gelten, dass es unter solchen Bedingungen immer Widersprüche gegeben hat und geben wird. Beispielsweise als wir uns, obwohl wir fanatische Feinde aller Gesetze sind, an dem massiven Hungerstreik der Gefangenen gegen das neue Gesetz für Hochsicherheitsgefängnisse beteiligt haben. Viele Genossen haben in ähnlicher Weise über ihre Haftbedingungen verhandelt (gegen „rechtswidrige“ Untersuchungshaft, gegen Leibesvisitation, für den Verbleib in einem bestimmten Gefängnis) und ihren Körper als Barrikade benutzt, und es ist eine gute Sache, die sie gemacht haben.

Dann kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass wir unter solchen Umständen oft gezwungen sind, in einen strategischen Krieg der Positionen zu treten, was in unserer Situation ein notwendiges Übel ist.

Schon im Titel dieses Textes habe ich den politischen Charakter meiner Entscheidung angegeben, was die Möglichkeit einer neuen Kampffront eröffnet, jetzt, da wir alle uns an einem sehr kritischen Punkt befinden.

„Poesie ist die Kunst, die bleibt. Sie ist weiterhin unbezwungen, wenn schon alle Diskurse der Ordnung des Substanzlosen unterworfen sind; wenn jedes Wort sorgfältig desinfiziert und dekoriert ist, einer Marquise am Hof gleich, die mit dem Prinzen im Bett landet, so unheimlich ihr das auch scheinen mag, die sich anständig gibt und behauptet, Tugenden zu besitzen, die sie schon längst verloren hat im Sumpf von Kompromiss und Prostitution. Poesie ist inkompatibel oder sie ist keine.“ (Jean-Marc Rouillan)

Genossinnen und Genossen, wir sind jetzt schon seit geraumer Zeit eingemauert. Von den Polizeiblockaden und Antiterror-Pogromen bis zu den Vorständen der Wirtschaftswissenschaft, die jene auslöschen, welche nicht in ihre Statistiken passen; von den griechischen Industriellen, die sich gegen den Angriff multinationaler Giganten durch die Unterstützung des Spätsozialismus der Syriza-Partei wehren, bis zum Ausnahmezustand, in dem Politiker das Kostüm der Ultra-Patrioten anprobieren, allzeit im Dienst für das Wohl des Landes; von den Bullen und der Armee, deren Waffen und Ausrüstung auf dem neuesten Stand sind, um Rebellionen zu unterdrücken, bis zu den Maximumsicherheitsgefängnissen.

Lasst uns die Dinge beim richtigen Namen nennen: was der Staat sich zunutze macht, ist nichts anderes als die Passivität, die sich als Normalzustand etabliert hat.

Bald wird es zu spät sein, und die Macht wird ihren Zauberstab halten und nur mit jenen ein Nachsehen haben, die unterwürfig vor ihrer Allmacht knien.

Das System sieht eine Zukunft vor, in der Revolutionäre in „Intensivbehandlungen“ von „Korrektionsanstalten“ lebendig begraben und früher oder später körperlich, seelisch und moralisch zerstört sind.

Ein innovatives Museum menschlichen Horrors, in dem lebende Ausstellungsstücke gezeigt werden mit Schildern um den Hals: „Ein zu vermeidendes Beispiel“, und in dem alle sadistischen Absichten der Macht an menschlichen Versuchskaninchen getestet werden.

Jede und jeder kann eine Antwort auf Dilemmas vorschlagen und eigene Entscheidungen treffen. Entweder Zuschauer in abgeschiedenen Sesseln, die ein kastriertes Leben führen, oder Akteure der Ereignisse, die den Lauf der Geschichte bestimmen.

*

In jener Nacht hielten wir den Blick auf den Horizont gerichtet und sahen viele Sternschnuppen, die ihre eigenen chaotischen Bahnen zogen. Und wir zählten sie wieder und wieder, wir wünschten uns etwas, wir rechneten uns die Chancen aus. Wir wussten, dass unser Wunsch nach einem freien Leben über all das hinwegsteigen musste, was uns unterdrückt, uns ermordet, uns zerstört, so tauchten wir ins Leere genau so wie die Sternschnuppen, die wir beobachtet hatten.

Seitdem sind unzählige Sterne gefallen; vielleicht ist es an der Zeit, dass unser Stern fällt, doch wer weiß? Wenn wir vorgefertigte Antworten parat hätten, wären wir nicht zu dem geworden, was wir sind, sondern zu selbstsüchtigen Bastarden, die anderen Menschen beibringen, wie sie zu Nagetieren werden, die sich gegenseitig auffressen, so wie es heute normal ist.

Wenigstens sind wir immer noch unversöhnlich und haben einen starken Willen wie die Leute unseres Schlags. Und jene von uns, die ihre Augen im Schmerz geschlossen haben und weit gereist sind, halten auch weiterhin ihren Blick fest auf den Nachthimmel gerichtet, den wir beobachteten. Und sie sehen uns zu, wie wir fallen, schöne und leuchtende Sterne. Jetzt sind wir an der Reihe. Jetzt, ohne zu zögern, fallen wir.

Ich trete am Montag, den 10. November 2014 in Hungerstreik. Keinen Schritt zurück, mit Anarchie für immer in meinem Herzen.

Verantwortlich für jeden Tag des Hungerstreiks und was immer von diesem Punkt an geschieht, ist die Gefängnisleitung, vor allem der Staatsanwalt Nikolaos Poimenidis, der Direktor Charalambia Koutsomichali und Assistent der Sozialarbeit.

SOLIDARITÄT HEISST ANGRIFF

PS. An alle Sessel„kämpfer“, professionelle Humanisten, „sensitive“ Intellektuelle und spirituelle Persönlichkeiten, im voraus: Und Tschüss!

Nikos Romanos
Dikastiki Filaki Koridallou, Ε Pteryga
(Haftanstalt Koridallou, Ε-Flügel)
18110 Koridallos, Athen, Griechenland
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gr, en, es, pt, fr, tr, it

(das Zitat stammt aus Rouillans „Lettre à Jules“)

Athen: BekennerInnenschreiben zur Brandstiftung an einem Fahrzeug im diplomatischen Dienst

In den frühen Morgenstunden vom Freitag, den 11. Oktober 2013 haben wir an der Kreuzung der Pyrras- und Delacroixstraße in der Gegend von Neos Kosmos in Athen einen Kleinbus des diplomatischen Korps mit dem Kennzeichen CD 93-3 in Brand gesetzt.

Diese Aktion ist von ganzem Herzen unseren Gefährten, die wegen des Doppelraubs in Velventos (Kozani) strafrechtlich verfolgt und Ende November vor Gericht stehen werden gewidmet, und außerdem als Erinnerung an den ermordeten Antifaschisten Pavlos Fyssas gedacht.

Wir sollten uns nicht an das Bild von Angst und Tod gewöhnen. Wir sollten gegen den gegenwärtigen Totalitarismus mit allen verfügbaren Mitteln Widerstand leisten.

Wir schaffen unsere eigenen Strukturen, wir stärken und erweitern unsere solidarischen Beziehungen und wir schaffen die Grundlagen für Anarchie und Kommunismus. Soziale Revolution, die einzige Lösung…

BrandstifterInnen mit Gewissen

* Die Verhandlung für den Doppelraub in Velventos soll am 29. November 2013 stattfinden. Verhandlungsort ist das Berufungsgericht in der Loukareosstraße in Athen. Angeklagte Gefährten sind Andreas-Dimitris Bourzoukos, Dimitris Politis, Nikos Romanos, Yannis Michailidis, Fivos Harisis-Poulos und Argyris Ntalios.

Athen: Update über die Festgenommenen von Nea Filadelfia

Kampf dem Terrorismus der Mächtigen

Information über die Festnahme der fünf Anarchisten am Dienstagnachmittag, den 30. April, das gegen sie eingeleitete Strafverfahren und den Hunger- und Durststreik des Genossen Dimitris Hadjivasiliadis.

Am Dienstag den 30. April gegen 16 Uhr wurden die beiden Anarchisten Yannis Naxakis und Grigoris Sarafoudis in der Dekeleias Straße im Stadtbezirk Nea Filadelfia beim Verlassen eines Cafés festgenommen.

Gleichzeitig stürmte ein großes Polizeiaufgebot das Café und nahm die flüchtigen Anarchisten Argyris Ntalios, der versuchte aus dem Kessel auszubrechen, und Fivos Harisis-Poulos fest. Seit Mitte Februar 2013 hatte gegen beide Genossen ein Haftbefehl vorgelegen (nach dem doppelten Raubüberfall in Velventos–Kozani und der darauffolgenden Einkerkerung der Anarchisten Andreas-Dimitris Bourzoukos, Dimitris Politis, Nikos Romanos und Yannis Michailidis).

Der Anarchist Dimitris Hadjivasiliadis wurde ebenfalls in demselben Café in Nea Filadelfia festgenommen. Continue reading Athen: Update über die Festgenommenen von Nea Filadelfia

Attika: Worte des anarchistischen Gefangenen Nikos Romanos zu GenossInnen, die sich in Solidarität außerhalb der Mauern des Jugendknastes in Avlona versammelt haben

Am Sonntagnachmittag, dem 17. Februar, nahmen ungefähr 70 GenossInnen an der geplanten Solidaritäsversammlung vor dem Gefängnis von Avlona teil, wo Nikos Romanos seit dem 11. Februar eingesperrt ist. Vier Anti-Riot Einheiten bewachten die Gefängnistore die ganze Zeit. GenossInnen bauten ein Soundsystem auf. Als es ihnen gelungen war, Telefonkontakt mit Nikos zu haben, wurden seine Worte so überall laut und deutlich durch das Mikrofon gehört. Außerdem gab es für fünf Minuten Sichtkontakt mit Nikos und alle versammelten Leute brachen in Schreie und Rufe aus. Weiter unten ist eine Transkription von Nikos Botschaft an die mit ihm solidarischen Menschen.

„Es lebe die Anarchie, ihr Dreckssäcke! Solidarität mit ‚den 4 von Kozani‘!“

Lasst mich damit beginnen, ein paar Worte über meinen Fall zu sagen. Vom ersten Moment an gab es die Bemühung, uns zu schikanieren, indem unsere eigenen Entscheidungen verschwiegen und wir als einige ziellose Jugendliche dargestellt wurden. Ein Versuch, der von den Arrangierten der staatlichen Propaganda gestartet und von reformistischen Kreisen aus Teilen der Linken, wie der sogenannten „Antiautoritären Bewegung“ (Alpha Kappa/AK) und der „Antikapitalistischen Linken Kooperation für den Umsturz“ (ANTARSYA), weitergeführt wurde. Also haben auf der einen Seite alle Arten von Mainstreammedien die Strategie in Richtung der Entpolitisierung der anarchistischen Aktion angewandt, indem sie unsere Entscheidungen in rührselige Geschichten für Boulevardzeitungen umwandelten, auf der anderen Seite haben die Reformisten von Alpha Kappa und ANTARSYA, ohne auch nur ein Wort über aggressive Praktiken des Kampfes zu sagen, ihre traurigen Märchen über uns geschluchzt und somit zu unserer Depolitisierung beigetragen.

Für mich ist allein die Tatsache, dass vier bewaffnete Anarchisten ohne vorhergehenden Kampf verhaftet wurden eine Niederlage, die keinen Raum für weitere Viktimisierung lässt. Über viele Jahre gab es eine reiche historische Erfahrung, eine Guerilla-Tradition, wo Revolutionäre bis zum Ende kämpfen; eine Vorstellung die eine echte Wahl des Konflikts mit der Macht fördert; eine Option, die in der Lage war wichtige historische Vermächtnisse des revolutionären Kampfes zu gestalten. Offensichtlich liegt die Verantwortung für diese Tatsache exklusiv bei uns, den vier Verhafteten. Die Gründe, die uns dazu veranlassten in dieser Weise zu handeln wurden in dem Text, den wir zu unserem Fall veröffentlicht haben, erklärt.

Deshalb, wie für Folterungen in Gewahrsam, ist es offensichtlich wichtig, die strategischen Absichten der Herrschaft gegen uns zu analysieren. Wie auch immer, wenn diese Analyse dazu führt, die Entscheidungen unseres Kampfes, der uns ins Gefängnis gebracht hat, zu überlagern, dann reproduziert es bloß eine Terror-Wahn-Vorstellung ohne jegliche revolutionäre Perspektive. Für mich ist eine angemessene Antwort auf Folterungen und Morde an GenossInnen (ohne die unterschiedliche Bedeutung der einzelnen zu entzerren) die Vergeltung gegen die Feinde der Freiheit; Vergeltung, die gleichzeitig mit vielfältiger anarchistischer Aktion verbunden ist, wodurch dauerhafte Widerstandsherde geschaffen werden.

Ich werde jetzt versuchen, meine gelebte Erfahrung in einer Weise zu vermitteln, die von allen verstanden wird. Der psychische Schmerz der Unterwerfung und unblutigen Kapitulation kann nicht mit den Schlägen von Bullen verglichen werden. Schläge versetzen dich in Wut, während dich der andere Schmerz quält.

Abschließend möchte ich alle GenossInnen grüßen, die uns aktiv unterstützt haben, durch die Verteilung von Texten, die Einrichtung von Sound-Systemen bei Versammlungen, Plakatieren von Postern, Organisation von Demonstrationen und das Inbrandsetzen von Zielen, um unsere Herzen zu wärmen.

Schließlich möchte ich meine uneingeschränkte Solidarität an den Hungerstreikenden Spyros Dravilas (Gefangener im Kampf im Gefängnis von Domokos) senden und euch wissen lassen, dass 37 Individuen vom Gefängnis von Avlona ihre Unterstützung mit seinem Kampf für einen Atemzug von Freiheit erklärten.

Nikos Romanos
17.2.2013

Knastadresse: Nikos Romanos, Eidiko Katastima Kratisis Neon Avlona, 19011 Avlonas, Attika–Griechenland

Der Anarchist Nikos Romanos veröffentlichte einen weiteren Brief, in dem er jegliche Beteiligung in der Aktion der Verschwörung der Feuerzellen abstreitet; er ist in Englisch hier zu lesen.

Athen: Erklärung zum Brandanschlag auf die Bullenwache in Exarchia vom 21. Februar

Gestern Abend (21.2.2013) haben wir die Bullenwache von Exarchia in einem kleinen Zeichen der Solidarität mit unseren Genossen N. Romanos, A.D. Bourzoukos, G. Michailidis, D. Politis angegriffen, die nach dem doppelten Raubüberfall in Velvento (bei Kozani) festgenommen wurden. Gemeinsam erheben wir unsere Fäuste und unsere Feuer, wenn die Entscheidungen Praxis werden, wenn der Blick oben bleibt und sich nicht senkt, wenn der Krieg tobt.

Es war erwartungsgemäß, dass es die sensationsgeilen Antiterrorismus-Massenmedien in Rekordzeit fertigbrachten, mit den Bildern und Namen unserer Genossen von Sender zu Sender zu laufen; zusammen mit niederträchtigen Analysen und Psychogrammen von jedem Medienstricher, immer auf der Suche nach Informationen und außergewöhnlichen Reportagen.

Wir sind nicht überrascht von den Befunden der scheiß Bullen aus Veria und der Feiglinge der E.K.A.M. [spezielle Antiterroreinheit in Griechenland] im Krankenhaus von dem faschistischen Bürgerschutzminister Dendias und unterschiedlichen Offizieren der Antiterrorbekämpfung. Wir glauben nicht, dass die Veröffentlichung der Bilder mit den geschlagenen Genossen in dieser Situation ein Fehler der Direktion der besonderen Gewaltverbrechensbekämpfung [DAEEV] war, mit dem einzigen Zweck der schnellen Verbreitung von Informationen zur Aktion der Verhafteten, sondern ein deutlich gezielter Schritt zur Streuung von Angst unter denen, die bewusst den Angriff gegen das Bestehende wählen.

Wir haben nichts weniger erwartet von den Mechanismen der Repression, die mit einer Leidenschaft, in jeder Situation, in der sie können, DNA sammeln; mit dem Höhepunkt der jüngsten Vorfälle in Skouries (Chalkidiki), mit der Entführung von Bewohnern und der gewaltsamen Aufname genetischen Materials für das Konstrukt von Anklagen und Festnahmen, da es als einziger Faktor genutzt wird und aus der „zweifellosen“ Beweisfabrik der griechischen Polizei [EL.AS.] stammt.

Minister, Bullen, Richter, Journalisten, Zeugen, Nachbarn und Wohnungseigentümer, deren Telefon ihre Armverlängerung geworden ist – ihr vergesst eine Sache: DASS WIR NICHT VERGESSEN.

Auf den geschwollenen Gesichtern unserer Genossen erkennen wir keinesfalls das Bild eines „Opfers“, im Gegenteil, wir hören nicht auf das Lächeln, die Wünsche, die Wut zu sehen, die zu Schritten auf dem Schlachtfeld führten, wie unsere nächsten Schläge.

Hinter den Ankündigungen zur Bekämpfung von Gesetzlosigkeit, “Terrorismus” und den neuen Anweisungen, hören wir nicht auf unsere Durchgänge zu sehen. Wir werden das bis zum Letzten ausnutzen.

(Die unmittelbare Reaktion der Bullen ist das (Weg)Rennen, wie es die bewaffnete Wache aber auch ein Streifenwagen machten.)

P.S. 1: Niemand ist ein „toller Kerl“ geworden, indem er einen schlägt der in Handschellen hinter seinem Rücken gefangen ist.

P.S. 2: Viel Kraft und Glück den gesuchten Genossen.

Quelle

Griechenland: Text der vier verhafteten Anarchisten im Zusammenhang mit dem doppelten Raubüberfall in Velventos, Kozani

Unsere Tage vergehen, unsere Nächte nicht.

Wir laufen unserer Flucht entgegen, während sich um uns herum eine umfassende Menschenjagd abspielt. Hinter uns ein vorbestimmtes Leben, geschnitzt von den Händen der Herrschenden mit dem Ziel für uns Unterwerfung als objektive Bedingung zu internalisieren, Systeme von Gesetz und Regeln moralisch zu legitimieren, um das Individuum mit der statistischen Logik der Zahlen zu entzerren. Vor uns, die Welt unserer utopischen Fantasien, die allein mit Gewalt erobert wurde. Ein Leben, eine Chance und bestimmte Entscheidungen.

Schau auf die Lücke zwischen den Wolken und spring, denn der Fall war nie eine sicherere Wahl.

Am Freitag, dem 1. Februar, zusammen mit einer Gruppe von GenossInnen, führten wir einen Raubüberfall in der Agrotiki-Bank und im Postbüro in Velventos, Kozani, durch. Unserer Ansicht nach ist es von einiger Bedeutung, in einem Umfang, den operativen Teil des Überfalls zu analysieren. Dies vor allem um alle Elemente des Falls zu beleuchten, die Entscheidungen, die wir getroffen haben, die Fehler, die wir gemacht haben und die Gründe, die uns zu diesem geführt haben:

Und so, an diesem Freitagmorgen, griffen wir die beiden Ziele aufgeteilt in zwei Teams an. Unser Ziel von Beginn an war es das Geld aus beiden Tresoren zu nehmen, was wir taten. Während unserer Flucht, führten eine Reihe unglücklicher Ereignisse und falscher Umgang mit der Situation, zur Entdeckung unseres Fahrzeuges, genauso wie unsere Richtung zur Polizei.

Wegen dem Polizeikordon, suchte der Genosse der den Transporter gefahren hat, der nach außen als ein Krankenwagen getarnt war, nach Fluchtwegen für die Gruppe, die den Raubüberfall durchgeführt hatte. Bei diesem Versuch machte er den Fehler dreimal an einem Bullenauto vorbeizufahren, was zur Folge hatte, das er als ein Verdächtiger galt. Eine Autoverfolgungsjagd folgte und dann, weil sie in einer für ihn unbekannten Gegend endete, erreichte er vier Sackgassen; in der letzten in der er umstellt war, war tatsächlich jede Möglichkeit zur Flucht erloschen. So wurde er nach dem Verbrennen des Transporters verhaftet. Mit all diesen Entwicklungen und während unser Genosse, der das Fluchtfahrzeug hatte, bereits in den Händen der Bullen war, wurden unsere Fluchtmöglichkeiten drastisch eingeschränkt.

Wir entschieden deshalb, das erste entgegenkommende Fahrzeug anzuhalten, da es eine sicherere Flucht für uns und unsere Genossen garantieren würde. Die Hauptsache unter dieser Bedingung war sicherzustellen, dass das neue Fluchtfahrzeug unserer Genossen den Bullen nicht bekannt wird , so beschlossen wir den Fahrer des Wagens bei uns zu behalten, bis wir auch für uns einen Fluchtweg gefunden hatten. Es war etwa an diesem Punkt, als wir auf ein Bullenauto trafen, was allmählich zu einer wilden Autoverfolgungsjagd bis zur Stadt Veria führte, woraufhin die meisten Polizeikräfte der Umgebung hinter uns waren. Selbstverständlich haben wir nicht einmal für eine Sekunde in Erwägung gezogen unsere Geisel als menschliches Schild zu benutzen (wir hätten kein Problem damit gehabt, wenn er ein Bankmanager gewesen wäre), die Polizei wusste sowieso nicht von ihm. Schließlich wurde er ein menschlicher Schutzschild für die Bullen ohne deren Wissen, da er der Grund dafür war, dass wir unsere Waffen nicht einsetzten um uns zu befreien. Weil unser Gewissen und unsere moralischen Grundsätze uns nicht erlaubten das Leben eines Menschen zu riskieren, der bei uns gegen seinen eigenen Willen landete.

An dieser Stelle möchten wir etwas klarstellen, wir haben die Waffen nicht getragen um jemanden einzuschüchtern, sondern als Mittel für den Fall, dass wir mit den Bullen zusammenstoßen. So, der Grund warum wir nicht so gehandelt haben, wie wir gekonnt hätten, um zu entkommen, war ein Zustand in dem wir aufgrund unseres falschen Umgangs mit der Situation waren. Die einzige Möglichkeit zur Flucht war jetzt Geschwindigkeit und unser Versuch mit unserem Fahrzeug Distanz von den Bullen, die uns verfolgten, zu gewinnen.

Wie auch immer, die Stadt Veria ist nicht der beste Ort für so etwas und so blieben wir schnell in einer schmalen Straße stecken, was zu unserer Verhaftung führte. Während unserer Verhaftung war das Einzige, was wir von Anfang an angaben, dass die Person, die mit uns im Auto war nichts mit den Überfällen und mit uns zu tun hatte.

Trotzdem schlugen die Bullen ihn auch weiterhin, zumindest so lange wie wir Blickkontakt mit ihm batten. Die obige Schilderung wurde nicht als eine Art von Angeberei und Selbstdarstellung geführt, sondern um das Vermächtnis der Verhaftungen ohne einen Kampf, zu der uns die Umstände führten, umzukehren. Continue reading Griechenland: Text der vier verhafteten Anarchisten im Zusammenhang mit dem doppelten Raubüberfall in Velventos, Kozani

Athen: Sabotage von CCTV-Kameras und ATMs

Für den Schwarzen Februar

Am frühen Morgen des 6. Februar drehten wir eine Runde durch die Straßen des Athener Stadtzentrums, um anarchistische Parolen an die Wände zu malen und zu tun, was auch immer uns in den Sinn kommen möge. Inmitten unseres Enthusiasmus machten wir 3 Überwachungskameras der Agrotiki- und Nationalbank blind und verwüsteten auch ihre Bankautomaten.

Freiheit für die 4 Geiseln im Kozani-Fall, für Freddy, Marcelo, Juan in Chile, und für Marco Camenisch: wir dürfen ihn nicht alt werden lassen in den Schweizer Knästen!

Quelle