erhalten am 2.2.2018 Quelle: Anarchistische Bibliothek
Die Smart City, die „intelligente” Stadt entsteht – in Berlin und an vielen weiteren Orten, weltweit. Was bedeutet Smart City eigentlich, wer treibt diese Entwicklungen voran, wem nützen sie und was könnten die Folgen sein? Wo finden sich Konfliktfelder und Angriffspunkte?
Smart City – was ist das Eigentlich?
Der Begriff Smart City ist seit Ende der 90er Jahre im Umlauf, wobei es keine klare Definition davon gibt, was das eigentlich bedeuten soll.
Eindeutig ist jedoch, dass der Begriff, die Leitbilder und Projekte der Smart City, von Staaten und Firmen gemeinsam entwickelt wurden und werden. Zur Smart City gehören verschiedenste Angriffe der Herrschenden, z.B. zentralistisch geplante Großprojekte wie die Planstadt New Songdo City in Südkorea, die als vernetzte Stadt, vollgestopft mit Sensoren, eine Vorreiterrolle einnehmen soll. Andererseits werden teilweise auch „Basisprojekte”, also z.B. computerbasierte Projekte zur E-Beteiligung (das E– bedeutet Elektronisch) an Entscheidungsfindungen bestens in diese smarten Konzepte integriert oder sogar als Teil davon entwickelt.
Manche Firmen arbeiten gar an Visionen eines Smarter Planet, also eines allumfassend vernetzten und kontrollierten Planeten und damit auch dessen Bewohner*innen.
Die Akteure bei dieser Neuorganisierung der herrschenden Strukturen sind natürlich diese selbst und umfassen damit eine enorme Bandbreite. Unternehmen wie beispielsweise SAP, Siemens, Bosch, IBM, Oracle oder google sind Hauptakteure. NGOs, verschiedenste staatliche Stellen unterschiedlicher Länder, aber auch die EU und die Vereinten Nationen arbeiten gemeinsam an diesem absoluten Kontrollwahn.
Schöne neue Welt
Mit vielfältigen Versprechen wollen die Herrschenden der Bevölkerung die totale Kontrolle schmackhaft machen. So soll die Smart City Nachhaltigkeit fördern und die Lösung ökologischer Probleme bringen, Probleme, die genau diese Leute und Strukturen mit deren Technologien selbst entwickelt und verbreitet haben.
Auch sollen diverse Technologien angeblich die soziale und kulturelle Entwicklung fördern: die Kultur der Vermarktung und Verblödung.
Ein gern benutztes Argument ist außerdem die Sicherheit, was bekanntlich auch die Sicherheit derjenigen meint, die privilegiert sind, die mehr besitzen als andere, was die Sicherheit zum Fortbestand von Systemen der Ausbeutung und Kontrolle meint. Eine Sicherheit der vorgegebenen Welt – ohne Abweichungen.
Dafür wird aber einiges bequemer. Viele Versprechen werden als „Gewinn” wahrgenommen, da sie Bequemlichkeit und Faulheit fördern. Digitale Prothesen sollen das Leben erleichtern, die damit einhergehenden Abhängigkeiten und Verkümmerungen bleiben unerwähnt.
Als Ausgleich wird mit immer mehr Mitbestimmung geworben, was durch E-Partizipation möglich gemacht werden soll. Also kontrollierte Stimmabgabe im vorgegebenen Rahmen, mehr Mitbestimmung, aber nur dort, wo es den Kontrollierenden passt.
Außerdem soll der massive Ausbau neuer Technologien die Effizienz und Produktivität erhöhen. Wer davon profitieren wird, ist auch heute schon klar ersichtlich – diejenigen, die die Produktionsmittel, Netzwerkströme und Arbeitskräfte bestimmen.
Und somit wird schließlich auch mit wirtschaftlichem Aufschwung geworben. Die Industrie sieht einen riesigen, in diesem Ausmaß lange nicht dagewesenen neuen Absatzmarkt.
In einer Smart City werden Stadt und Mensch als eine Maschine gesehen. Der Mensch funktioniert, als Teil des Ganzen, der Stadt, und ist kein autonomes Wesen. Damit dies möglich wird, soll ein Internet der Dinge aufgebaut werden. Gegenstände, Informations- und Kommunikationstechnologien und Körper müssen entsprechend ausgerüstet und vernetzt werden. Eine totale Reorganisation des Lebens in allen möglichen Bereichen ist Teil dieser Ideen. Sicherheitsmanagement, gesteigerte Effizienz und Leistung des Staates und seiner Institutionen, Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz und ein umfassendes Internet der Dinge sind Kernelemente dieses Angriffs.
Deine Reorganisierung
Die Mittel zur Durchsetzung dieser Reorganisierung sind vielfältig, sie reichen in alle Lebensbereiche hinein. So wird eine durchdringende Datenerhebung in Echtzeit, sowie eine systematische Prozessbeobachtung anvisiert, was bedeutet, dass möglichst viele Veränderungen in allen Bereichen mitgeschnitten und live ausgewertet werden können. Und zwar durch in Objekte eingebettete Sensoren und Rechner, die sich über das Internet miteinander verbinden, kommunizieren und Informationen übertragen. Sensoren im Asphalt und in Fahrzeugen, kombiniert mit Informationen der Smartphones der Verkehrsteilnehmenden, sollen eine bessere Verkehrskontrolle ermöglichen. Ein*e Bürger*in wird als Sensorknoten gesehen und benutzt, die E-Partizipation im Spiel der Herrschenden ist die Fata Morgana der um jegliche Selbstbestimmung Beraubten.
Die smarter Techniken soll die Industrie 4.0 entwickeln, durch die die Arbeitswelt einen massiven Wandel erleben wird. Vernetzte (Selbst-)Organisation der Produktion bedeutet eine Robotisierung, aber auch eine Spezialisierung der dann noch Arbeitenden.
Der umfassende Charakter der Eingriffe benötigt außerdem eine intelligente Verzahnung verschiedenster Aufgabenfelder, also Zugriffe und Verknüpfungen auf das Verhalten in den Bereichen Arbeit, Konsum, Gesundheit, Freizeit, Mobilität, jegliche Art von Dienstleistungen, etc.
Eine optimierte Gesundheitsversorgung soll unter anderem durch Selbstvermessung, Selbstregulierung und Selbstoptimierung erreicht werden. Statt eines Lebens, welches mehr Bewegung im Alltag z.B. durch Gartenarbeit beinhaltet, werden überall ausbeutbare Abhängigkeiten von Dienstleistungen erzeugt. Es gibt immer mehr Werkzeuge zur persönlichen Gesundheitsanalyse und immer mehr Fitnessstudios, denn gesunde Menschen sind einfach billiger. Um dich ausbeutbar zu machen, werden auch hier Probleme benutzt, die von der bestehenden Ordnung erzeugt wurden. Um sie mit neuen Problemen am Leben zu erhalten, aber aushaltbar zu machen.
Und wer manches nicht mehr aushält, sucht sich andere Wege, für die wiederum neue Formen der Kriminalitätskontrolle entworfen werden. Durch stärkere polizeiliche Überwachung, Datenerhebung und -zusammenführung, sowie Nutzung anderer neuer Technologien soll der Repressionsapparat ausgebaut werden. So wird im Berliner Strategiepapier für eine Smart City Berlin beispielsweise ganz konkret von der Auswertung von Satellitenbildern gesprochen.
Aber nicht nur bessere technische Ausrüstung spielt hier eine Rolle, sondern auch sich verändernde Sicherheits-, also Kontroll- und Repressionskonzepte. Billiger und einfacher zu kontrollieren als durch „die harte Hand”, durch Bestrafung, ist vorauseilender Gehorsam und Selbstzurichtung. Wobei auch viele Knäste zu Unternehmen werden, die profitabel sein können und es wohl immer auch Menschen geben wird, die aus den vorgegebenen Mustern ausbrechen oder trotz ausgefeilter Überwachung und Selbstkontrolle Gesetze brechen und weggesperrt werden.
Be smart, be Berlin
Ein konkretes Beispiel ist die Stadt Berlin, die sich anschickt eine smarte Stadt zu werden, um im internationalen Ausbeuterwettbewerb ganz vorne mitspielen zu können. Berlin soll „Standort für Zukunftsindustrien und -technologien werden” (Die Zitate dieses Abschnitts stammen aus dem Papier Smart City-Strategie Berlin von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin). Vieles in dem Strategiepapier der Stadt zur Smarterisierung bleibt vage und schwammig, eher soll Politik grundsätzlich in eine smartere Richtung gebracht werden.
Um die ehrgeizigen Vorhaben der massiven Ausweitung von Kontrolle und Technologisierung des Alltags durchzusetzen, soll die Bevölkerung dahingehend beeinflusst und überzeugt werden. Das alte Spiel der Politik von Manipulation und Zurichtung: „Es bedarf einer langfristigen, auf Glaubwürdigkeit ausgerichteten Kommunikationsstrategie, die der Bevölkerung die Sinnhaftigkeit des Smart City-Ansatzes verdeutlicht”. Natürlich wird dabei alles als supernützlich dargestellt und auch in versteherischer linker Tradition immer zur sanften Vorsicht gemahnt, dass angeblich das Wohl des Einzelnen und die Privatsphäre dabei eine große Rolle spielen würden. Alles nur zu deinem Wohle.
Der Mensch, die Maschine
Für einen effizienteren Staat wird bereits an einem E-Gouvernment-Gesetz gearbeitet, wobei Geschäftsprozesse einfacher werden sollen, E-Verwaltung, der E-Pass und die umfassende E-Akte sind Teil dessen. Als absolute Grundlage der Smart City wird auch ein immer überall verfügbares öffentliches WLAN genannt, die BVG zum Beispiel bietet dies mittlerweile in ihren Bussen an. Diese sollen sich dann auch in einer „systemübergreifenden Verkehrssteuerung” bewegen, was bedeutet, dass möglichst viele Fahrzeuge im Verkehr kommunizierend oder autonom fahren. Auch eine „Innovationsförderung” ist Teil des E-Gouvernments. So sollen „Risikokapitalfonds aus Mitteln des Landes und des Europäischen Fonds finanziert werden, um kleine und mittelständische Unternehmen der Technologie- und Kreativwirtschaft zu fördern.” Berlin will Vorreiterin in der wahnhaften Technologisierung unserer Leben werden.
Dazu werden unter anderem E-Health-Lösungen angestrebt, beispielsweise eine Vernetzung aller betreffenden Akteure. Was das konkret heißt, bleibt wieder mal im strategischen Dunkel. Die Health-Watch die mit deinem Smartphone kommuniziert, welches Fitnesskurven in der Cloud erstellt, mit der Termine im Fitness-Center gemacht werden und die deiner Ärztin ein Gesundheitsbild in Echtzeit liefert, das wiederum der Gesundheitsbehörde die statistische Vermessung und Kategorisierung des Lebens ermöglicht und bei der Krankenkasse deinen Beitrag berechnet? Alles schon in der Entwicklung, die Umsetzung beginnt jetzt.
Genau wie bei Smart Homes, welche einen „Anwendungsschwerpunkt” darstellen und „an deren möglichst schneller Verbreitung auch ein öffentliches Interesse besteht”. Neben der totalen Vernetzung aller Geräte und Körper gehört z.B. auch eine „Kiez-App”, mit der sich Nachbar*innen austauschen sollen. Auf welche Art und Weise und was dort erlaubt ist und was nicht, bestimmt der staatliche Algorithmus (digitales Grundgerüst/die Programme, die den Zweck und die Möglichkeiten einer digitalen Anwendung bestimmen). Einmal abgesehen davon, dass dadurch noch mehr Leben ins kontrollierbare, flatterhafte Virtuelle verbannt wird.
Auch im Zuhause beginnt die smarte Energie. „Die Energieversorgung der Zukunft benötigt ein intelligentes Netz, das die Energiekonsumenten und -produzenten mithilfe digitaler Informationstechnologie verbindet und kontinuierlich Informationen über Energienutzerverhalten und Energiebereitstellung auswertet”. Dadurch wird beispielsweise auch nachvollziehbar, wann sich wie viele Menschen bei dir zu hause aufhalten.
Um diese unsolidarische Gesellschaft, die Privilegien mancher zu schützen und um die uns eingeimpfte vermeintliche Sicherheit zu wahren, soll eine „qualitativ neue smarte Sicherheitskultur” eingeführt werden. Dazu gehören z.B. die Nutzung von Satelliten, aber auch Firewalls und kontrollierte Teilabschaltungen ganzer Netzwerke. Wenn wir uns also auf digitale Kommunikation verlassen, werden wir andere Kommunikationsstrukturen und somit auch unsere Selbstbestimmung verlieren. Die Strateg*innen der Herrschaft betonen, wie wichtig eine verfügbare Dateninfrastruktur auch in Krisenzeiten ist, was auch immer der Staat als Krise definiert. Die Vernetzung wird totalitär und immer überall, aber dafür auch immer überall angreifbar: „Zunehmende Vernetzung auch sensibler Bereiche erhöht die Verwundbarkeit gerade kritischer Prozesse und Strukturen […] Bereits mehrstündige Stromausfälle können die Funktion bestehender Systeme grundsätzlich infrage stellen.”
Die smarter Herrschaft
Mehrere Akteure arbeiten an der Entwicklung und Umsetzung dieser Ideologie des Fortschritts. Die Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH dient als angeblich Motor und Schnittstelle zwischen Politik, Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen und wirtschaftsrelevanten Akteuren. Das Netzwerk Smart City ist „Berlin Partner und repräsentiert einen Querschnitt führender Unternehmen, Forschungs- und wissenschaftlicher Einrichtungen, relevanter Netzwerke, Start-ups und Finanzierungseinrichtungen”.
„ [Der] Einsatz von innovativen Technologien soll ein Kriterium bei öffentlichen Vergabe- und Beschaffungsprozessen [werden]” der ist es schon. Das Projekt „Schaufenster für Elektromobilität” besitzt bereits ein Gesamtvolumen von bis zu 85 Millionen Euro. Infrastruktur allgemein soll massiv smart ausgebaut, Gebiete „erschlossen und optimiert” werden. Was diese Optimierung konkret bedeutet, bleibt unklar. Mit Sicherheit wird an der kommerziellen Erschließung und Ausweitung gearbeitet. Aufwertung und Verdrängung sind bekannte Folgen.
Dabei entscheidend ist die sogenannte Industrie 4.0, welche teilweise auch schon getestet wird. Diese Ideen der Umwandlung von Industrie und Arbeit beinhaltet viele Facetten: Robotisierung, Flexibilisierung, Spezialisierung und so weiter. Also mehr Arbeitslose, mehr Entfremdung und Fremdbestimmung, mehr Abhängigkeiten, mehr Unterwerfung unter den Verwertungsdruck. Die hippen Industrien 4.0 sind bereits Teil dieser Stadt: In Adlershof, dem Clean Tech Park in Marzahn-Hellersdorf und auf dem EUREF-Campus in Schöneberg; die Urban Tech Republic wird in Tegel zur Nachnutzung des Flughafens entstehen.
Berlin wirbt gezielt Vorreiter der zukünftigen technologischen Ausbeutung an. So findet die größte Smart City-Kongressmesse der Welt, die Metropolitan Solutions, seit 2015 jährlich in Berlin statt. An der Ideologie der smarter Herrschaft arbeiten außerdem die CKI-Konferenz, die Berliner Wirtschaftskonferenz, der Smart City Summit, die Asien-Pazifik-Wochen und der Stadtarchitekturkongress. Hier wird an unserer Zukunft gefeilt – ein massiver Angriff, bisher scheinbar ungestört vorbereitet. Allen voran Firmen wie Deutsche Telekom, Bertelsmann, Springer, Microsoft, Google und Siemens, die dabei in Berlin „bedeutsame Impulse” setzen.
Smarter desaster
Welche Folgen könnte die Umsetzung der beschriebenen smarten Ideen haben?
Probleme für Probleme
In einigen Bereichen wird durch effizientere Technologie eine bessere ökologische Ausnutzung und ein geringerer Ressourcenverbrauch erreicht. Gleichzeitig benötigt die Smarterisierung jedoch eine Menge neuer Geräte, Sensoren und Computer, welche im Bau einen Haufen Energie und Rohstoffe verbrauchen. Die Entsorgung superschnell veralteter Geräte vergiften die Umwelt. Viele der benötigten Materialien werden zu beschissensten Arbeitsbedingungen aus Ländern des globalen Südens vor allem für unseren Luxus hier ausgebeutet, eine Forstsetzung der kolonialistischen Tradition westlicher Länder, nur mit anderen Mitteln.
Gedanken darüber, ein Leben mit weniger Dingen, Technik und Mobilität zu führen, um die eigentliche Ursache ökologischer Probleme anzugehen, liegt jedoch nicht im Interesse des Kapitals, da im Kapitalismus immer mehr produziert werden muss, immer mehr Gewinn erwirtschaftet werden muss, damit er funktioniert. So haben die Verfechter*innen des Bestehenden kein Interesse daran, Ursachen für Not und Zerstörung zu bekämpfen, sondern es wird versucht die Maschinerie immer weiter zu treiben, Mittel für angebliche Lösungen zu finden, für Probleme, die diese selbst erzeugt haben.
Die soziale Zerstörung
Dazu gehören auch soziale Verhältnisse. Wie man an Orten, wie beispielsweise dem Silicon Valley in den USA, sehen kann, klaffen hier die Eigentumsverhältnisse noch weiter auseinander als bisher. Gemeint sind Orte, die die aktuellen Entwicklungen vorwegnehmen und im System zukunftsweisend sind, wo die Tech-Elite ihre technologischen Tempel aufbaut, die Industrie 4.0 sich verbreitet und smartes Leben bereits Alltag wird. Hier verarmt ein großer Teil des Mittelstands, die soziale Ungleichheit steigt. Eine harte Gentrifizierung folgt, also eine Verdrängung angestammter Bewohner*innen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, weil Eigentümer*innen viel besitzen und damit ihren Profit weiter erhöhen wollen. Es entsteht eine neue Elite, machtvoller als viele Staaten, angehäuft mit einem nie dagewesenen Berg an Informationen und Mitteln. Gleichzeitig gibt es immer mehr verarmte Menschen, oft Migrant*innen, die die im Kapitalismus als „niederen” Dienste gesehenen und zumindest schlecht bezahlten Jobs wie Putzen oder Kinderbetreuung übernehmen. Doch auch daran wird gearbeitet: in 20 Jahren sollen Roboter einen großen Teil dieser Arbeiten erledigen.
Diese weitere Polarisierung bewertet und entwertet Menschen, betreibt soziale Zerstörung und Vertreibung. Und nicht nur in der eigenen Stadt – die Ausbeutung ist global. Der Reichtum mancher Weniger fußt auch auf der Ausnutzung von Ressourcen und Menschen, vor allem aus südlichen und östlichen Ländern. Von der Hose bis zum Chip, die Ressourcen und die Arbeitskraft kommen aus dem Trikont, die Ware bekommen wir.
Meins meins meins
Auch in den Städten hier trennen sich immer mehr Arm und Reich. Die neuen Reichen, jung und smart, drängen in die Städte, es entstehen Innovationsdistrikte mit Vierteln von Tech-Spitzenverdiener*innen. Hier pulsiert das Leben, ist Kultur, Party und Lifestyle, der altbekannte Speckgürtel ist jetzt zusätzlich die Innenstadt, der Pöbel wird immer weiter nach außen gedrängt. Wer Eigentum hat, wird damit noch reicher, wer wenig oder nichts hat, kriegt noch was abgenommen und ist am Arsch. Da nicht die Menschen die drin wohnen die Häuser besitzen, sie stattdessen das Eigentum von Wenigen sind, können Markt und Eigentümer*innen das soziale Leben ärmerer Leute zerstören, weil diese z.B. wegen Mieterhöhung oder Umwandlung in Eigenbedarf wegziehen müssen.
Solange es Eigentum an sich gibt, ist die Grundlage für Ausbeutung geschaffen und manche Arschlöcher werden das Ausnutzen. Vermutlich sogar die meisten, sofern sie die Möglichkeit dazu hätten. Es ist also sinnlos für niedrigere Mieten oder gegen Umwandlung in Eigentumswohnungen zu kämpfen, diese Auseinandersetzungen können höchstens Aufhänger für eine Vertiefung der Konflikte und der grundlegenden Fragen für ein ganz anderes Leben dienen.
Die Beziehung des Wettbewerbs
Die Städte untereinander wiederum stehen im harten Wettbewerb, genauso wie Staaten, Firmen und angeblich auch du und ich. Die Stadtregierungen werden harten Druck bekommen und ausüben, an der Smarterisierung teil zu haben, da dies die einzige Chance ist, dauerhaft wirtschaftlich am Weltmarkt zu bestehen. Im Gegensatz zu einem Konzern, der im Verwertungsdruck gefangen ist, oder der Politik, die immer quantifiziert, für andere entscheidet und am Machterhalt mit dessen zwangsläufigen Mitteln geknüpft ist, können du und ich etwas anders machen. Beziehungen führen die nicht auf Wettbewerb, Tausch oder Gewinn aus sind, Verbindungen die der Verwertung durch Solidarität, kollektiven Strukturen und Praxis des Widerstands etwas entgegensetzen.
Überflüssige Roboter
Dafür könnten sich Gefährt*innen, vor allem unter den Überflüssigen, finden. Denn im kapitalistischen Sinne Überflüssige wird es immer mehr geben, Menschen ohne Arbeit, nicht mehr wirklich nützlich für die Marktwirtschaft, oder Billiglohnarbeitende, die dann auch teilweise noch durch Automatisierung und Robotisierung ersetzt werden. Die massive Datensammlung des smart live ermöglicht die Robotisierung der Gesellschaft, da Roboter viele Daten brauchen, um möglichst selbstständig agieren zu können und dann auch gleichzeitig ein Menge Daten aufnehmen und weitergeben.
Die möglichen Folgen der fortschreitenden Automatisierung können wir nur erahnen. Die Menschen werden eine Menge Skillz verlieren, viele Fähigkeiten werden wir verlernen. Das ist nichts neues, wer weiß noch wie man sich selbst versorgt oder wenigstens das Auto selbst repariert? Hier wird schnell klar, neue Autos sind Computer, selbst reparieren ist kaum noch möglich, Eigenständigkeit ist nicht erwünscht, geschweige denn ein Ziel. Technologisierung und Automatisierung erschaffen enorme Abhängigkeiten, und zwar von Techniker*innen, Konzernen und Strukturen, deren Interesse es ist, uns immer abhängiger zu machen, um verwertbar zu bleiben. Das wertvollste Produkt wird die Dienstleistung werden, da alles spezialisierter wird. Im Plan der Strategen der Abhängigkeit und Verwertung ist die Zukunft der Autonomie nicht die des Menschen, sondern die der selbstfahrenden Autos, der autonom putzenden Roboter, der von Algorithmen gefilterten virtuellen Beziehung und der intelligenten Maschine die im Altersheim Karten spielt und in der Schule vorliest.
Wenn wir Selbstbestimmung erlangen wollen, müssen wir uns die Fähigkeiten erhalten und erlernen, die nicht nur das Bestehende zerlegen, sondern uns auch befähigen, anders als den uns vorgegebenen Weg zu gehen. Fähigkeiten und Angewohnheiten, die direkte Kommunikation ermöglichen und Grundbedürfnisse auf möglichst direkte und sozial wertvolle Art befriedigen können.
Die Kontrolle der Dinge
Dem entgegen arbeitet die Ausweitung des Internets der Dinge. Alles und jede*r soll mit Sensoren versehen werden oder gar eine eigene Rechnereinheit bilden. Dafür werden beispielsweise RFID-Chips an allen möglichen Produkten sorgen, die dann selbstständig mit der vernetzten Umwelt kommunizieren wann wo was wie gerade ist und sich verändert. Oder auch Mini-Rechner in Haushaltsgeräten, die ständig alles Mitschneiden und gegebenenfalls selbst „Entscheidungen” treffen sollen. Ebenfalls wird an der Verbindung Mensch-Maschine gearbeitet, die fast angewachsene Prothese Smartphone ist erst der Anfang. Implantate und rückkoppelnde Hilfsmittel wie google glass oder auch bildschirmartige Kontaktlinsen können Teil des Internets der Dinge sein.
Sensoren überall beobachten und überwachen Dinge und Menschen, von denen Interaktionsmuster, also z.B. Benutzerprofile oder Bewegungsmuster erzeugt werden. Die Daten können von Firmen und Staaten nach bedarf benutzt werden, zur Vermarktung auch des letzten Teil des Lebens oder auch zur Kontrolle und der Erfassung „abweichender” Verhalten. Diese penetrante Art der dauerhaften Datenerhebung von allem was Ist, dieses Netz in dem wir immer mehr in einem offenen allgegenwärtigen smarteren Gefängnis leben, soll alles messbar und bewertbar machen. Das ist das neue Gold, der neue Absatzmarkt, die Ausbeutung des Lebens und der Beziehungen selbst, die absolute Abhängigkeit von Mutter Konzern.
Die Sicherheit der Ausbeutung
Dahingehend werden die Voraussetzungen für kybernetische Kontrollapparate geschaffen. Die Erde, ein Lebewesen, das Leben selbst ist nach dieser Idee berechenbar, angeblich nur eine Maschine. Wenn möglichst viel verfolgbar und steuerbar ist, wächst die Möglichkeit der Kontrolle enorm an. Nicht für das betroffene Individuum, sondern für diejenigen die die Mittel, Ressourcen, Netzwerke und Informationen besitzen oder verwalten, oder den Handlungsrahmen, die bestimmenden Algorithmen vorgeben. Es wird immer schwieriger sich dem Netz der Kontrolle zu entziehen.
Die eingesetzten Mittel sind äußerst vielfältig, so werden beispielsweise immer ausführlichere DNA-Datenbanken angelegt und immer mehr DNA-Proben gesammelt und abgenommen. Auch DNA-Profile von Familienmitgliedern sind ersichtlich, kürzlich hatten Politiker*innen gefordert, das Erstellen von Phantombildern per DNA-Fund zu legalisieren – technisch kaum mehr ein Problem. Die Forschung beschäftigt sich außerdem eingehend mit der Nutzung von Drohnen, Spionagesoftware, Robotern, sogenannten „nicht-tödlichen” Waffen und anderem technologischen Spielzeug zur totalen Überwachung. Drohnen und Satelliten sollen Informationen z.B. bei der Strafverfolgung liefern, flächendeckende Kameras sollen einschüchtern und schon entwickelte Demoroboter können per unangenehmen Geräuschen, Überwachung oder Tränengas Versammlungen einschüchtern und auflösen. Die smarte Repression funktioniert unter anderem durch Abschreckung, da durch eine Aufrüstung die Zielgenauigkeit und Wirksamkeit der Gewaltmittel erhöht werden. Gleichzeitig werden Überwachungssysteme allgegenwärtig, normal und daher von vielen schon gar nicht mehr (als solche) wahrgenommen.
Eine Tendenz ist bei modernen Bullentaktiken schon jetzt ersichtlich: es gibt einen Übergang von reaktiven zu präventiven Polizeimethoden. Intensive Kontrolle, Präsenz und Datenerhebung kombiniert mit kleinen gezielten Zugriffen lassen einen psychologisch hilfloser und kontrollierter erscheinen als durch martialisch auftretende Bullen, die die Knüppel schwingen und somit ein klares hier und dort, klare Trennlinien aufzeigen. Heute ist alles lieb und Freund und Helfer, Gewalt gibt nur schlechte Bilder. Abschreckung kann viel subtiler, unterschwelliger passieren, ist somit sauberer, konfliktfreier und verhindert durch Vereinzelung und Isolierung offene Solidarisierungen. Weniger körperliche Gewalt und Internierung, stattdessen unablässige Kontrolle und unmittelbare Kommunikation, sind in der Unterdrückung clean und smart. Damit wird eine Ohnmacht, ein Gefühl des ausgeliefert sein, der Entfremdung und des allein sein erreicht.
Hilft dies nicht, so gibt es trotzdem weiterentwickelte technologische Werkzeuge und Waffen zur Aufstandsbekämpfung und weiterhin auch Knäste. Einmal mehr zeigt sich hier, dass Vereinzelung als Waffe der Politik genutzt wird und dass gegenseitige Hilfe und Solidarität den Interessen der Herrschenden entgegenstehen und Grundsteine des Widerstands gegen diese Verhältnisse sind.
Die totale Verwertbarkeit
Die Offensive der Herrschenden zur Regelung aller Lebensverhältnisse verbreitet und fördert ein totalitär technologisches Denken. Alles wird angeblich technisch lösbar, für jedes Problem ein Programm. Dabei verändert sich das Bild des Menschen selbst. Wenn du vor mir stehst, dann nehmen meine verschiedenen Sinne unterschiedliches von dir wahr: deinen Geruch, deinen Gang, deine Sprache, deine Ränder unter den Augen. All dies verknüpfe ich mit den Erfahrungen meines Lebens, ein Gefühl zu dir entsteht. In einer Welt der Maschinen wird das Individuum in einzelne Datenpunkte, in Informationen aufgelöst und nach vorbestimmten Algorithmen und Statistiken wieder zusammengesetzt. Du bist nicht du, sondern dein virtuelles Ich bei facebook, deine Google-Suche nach Krankheiten, dein Kaufverhalten im Supermarkt, deine Beziehungsmuster im Datingportal, deine Leistung im Fitnessstudio oder die Voraussage über die Wahrscheinlichkeit deiner Kriminalität. Wem du dein Gesicht zeigst, deine Vorlieben mitteilst, mit wem du über deine Krankheiten redest, ist dann nicht mehr deine Entscheidung sondern derjenigen die deine Informationen ausbeuten und verwalten. In der Kontrollierbarkeit von Menschen ein Quantensprung, bei dem Grenzen zwischen Stadt, Körper, Materialien, Geräten – Beziehungen, Personen und Handlungen verschwimmen, da alles Verwertbare zur Information wird.
Das System bestimmt dabei, welcher bestimmte Faktor dabei jeweils das Einzige von Bedeutung ist. Die Durchdringung dieser Offensive versucht in jede Trinkflasche, in jede Bewegung, in jede Beziehung vorzustoßen, denn nur so kann die Umgebung smart, also „intelligent” werden. Wenn es bald kein Bargeld mehr gibt und du immer mit Karte oder Smartphone zahlen musst, wenn sich die U-Bahn-Türen nur noch öffnen lassen, wenn du einen Bezahl-Chip implantiert unter der Haut hast, werden die Wahlmöglichkeiten, welche uns sowieso schon vorgegeben sind, immer geringer. Da diese Technologien dermaßen tief in das Leben eingreifen sollen, wird es immer schwieriger werden, bestimmte Dinge NICHT zu tun. Wir werden uns an einigen Punkten entscheiden müssen, wie heute auch schon. Nur werden der Ausschluss und der angebliche Verzicht massiv zunehmen. Zufriedenheit ergibt sich aber aus einer Kohärenz, daraus dass ich auch das Tue was ich für richtig halte und was meinen Ideen entspricht, nicht unbedingt aus dem einfacheren und bequemeren Weg.
Macht hoch 10
Ein tiefer gesellschaftlicher Umbruch steht bevor. Eingriffe in das Leben sind geplant, die wahrscheinlich tiefgreifendere Veränderungen wie die industrielle „Revolution” hervorrufen können. Manche smarte Entwicklungen, wie z.B. im Bereich der Nanotechnologie sind nicht mehr umkehrbar, da sie mit ungeahnten Folgen in unsere Umwelt ausgesetzt werden. Andere Angriffe werden das alltägliche Leben umkrempeln. Die Idee Smart City beinhaltet verschiedenste soziale Felder, Produkte, Kommunikationen, Regelungen, und so weiter.
Daher kann die Smart City nicht getrennt von Technologisierung und Herrschaft an sich gesehen werden. Die Ideen, Methoden und Mittel der Smart City sind Wegbereiter für Strategien lückenloser Kontrolle und Effizienz, das Ausmaß staatlicher Kontrollmöglichkeiten wird damit enorm gesteigert werden. Dies geht einher mit einer belästigenden Kultur der Selbstoptimierung, Selbstausbeutung, Selbstkontrolle und der Zustimmung.
Dieser Angriff in alle Dimensionen des sozialen Lebens bietet angeblich technologische Lösungen für alles. Die totalitäre Effizienz der technologischen Smartness will uns einverleiben, sortieren und klassifizieren. Sie lässt keine Gefühle, keine Ungewissheiten zu – nur Berechenbarkeit. Die sozialen Fragen der smarter Herrschaft beschränken sich auf Kontrollierbarkeit und Ausbeutbarkeit. Was eigentliche Probleme im miteinander sind, wie Ausbeutung und Herrschaft des Menschen über den Menschen entstehen und welchen sozialen Gehalt technologische Hilfsmittel haben, sind Fragen die an die Wurzel gehen, sie entwickeln sich im lebendigen reflektierenden Miteinander im Konflikt mit dem Herrschenden.
Wieviele Dinge brauchst du noch, um glücklich zu sein?
Wir kennen diese Systeme der Herrschaft, der Repräsentation, der Politik, der Repression, der Ausbeutung – das ist nichts neues. Jedoch gibt es neue Player mit neuen, ausgefeilteren Methoden. In diesem Projekt der Herrschenden zur Restrukturierung des Kapitalismus, das heißt die Veränderung, Verfeinerung und wohl auch Verschärfung ihrer Systeme, bietet ihnen nie dagewesene Möglichkeiten der Macht durch die Durchdringung aller Lebensbereiche. Das ist eine entscheidende Veränderung, die nicht skandalisiert, sondern mitsamt ihren Ursachen – den Strukturen und Handlungen der Herrschaft – zerstört werden muss, sofern jemand Ideen der Freiheit, der solidarischen Selbstbestimmung in sich trägt. Die meisten Menschen jedoch machen mit bei dem Konzept der freundlichen Zustimmung, verziert mit mal mehr oder weniger reformistischen Mahnungen und Forderungen an die Politik, z.B. zum Datenschutz. Verantwortungslosigkeit und Bequemlichkeit, der Anschein des Einfachen und Praktischen heißt am Ende jede Schweinerei willkommen. Mein Smartphone – ja stimmt schon, die ganze Überwachung und Ablenkung, aber praktisch ists schon und außerdem habe ich ja eh nix zu verbergen… Was mit all den Daten passiert bleibt oft im Dunkeln. Ich entscheide nicht mehr was mit meinen Informationen passiert und wenn es irgendwelchen Leuten und Strukturen gerade passt, dann werden sie sie verwenden. Und dann entscheiden sie wann und wofür, die Kriterien können sich jederzeit verändern, die Informationen sind da und bleiben bei denen, die es sich leisten können (Wer hätte im hippen Berlin der 1920er Jahre gedacht, dass ein paar Jahre später Faschismus herrscht?). Außerdem ist Technologie nicht neutral, sie erfüllt immer bestimmte Zwecke und hat oftmals nicht-beabsichtigte Eigendynamiken. Trotzdem: Alles scheint hilfreich, positiv, erleichternd, macht Spaß, gibt Lifestyle. Verkaufe mir meine Identität!
Hast du jetzt mehr tiefgehende Beziehungen, Menschen die auch bei dir sind wenn es schwierig wird? Was hast du in deiner Umgebung selbst erschaffen? Wie lange am Stück kannst du dich noch konzentrieren? Zu welchen grundsätzlichen Entscheidungen fühlst du dich in der Lage?
Bist du glücklicher?
shutdown
Es wird immer schwieriger die Tragweite der momentanen und zukünftigen Entwicklungen nachzuvollziehen, weil vieles kaum bewusst erlebbar ist. Die Mechanismen laufen subtil, unterschwellig ab, sind normal, gehören zu dir und sind gleichzeitig so komplex, dass die meisten sie nicht verstehen. Es ist nicht mehr der offensichtliche Sklaventreiber der die Peitsche schwingt, oder der Chef der dich ermahnt. Immer mehr sind es kleine Anstupser, Belohnungen, allgegenwärtige Kontrolle und Feedbacks deiner smarten Umgebung, die ein Netz, einen berechneten vorgegeben Rahmen vorgeben. Es ist wie mit der Zeit: wir leben immer effizienter, haben immer mehr Maschinen um uns Arbeit abzunehmen, und doch haben wir immer weniger Zeit und immer mehr Stress. Dieser Prozess ist schleichend, er vollzieht sich jeden Tag einen Stückchen weiter. Die Gewöhnung, die angebliche Normalität deiner Umgebung macht den Rest.
Die Smart City steckt bisher weitestgehend im Stadium der Planung und Ideen, Konzepte und Investitionsstrategien werden gerade erarbeitet. Einzelne Elemente von ihr breiten sich aber bereits im Alltag aus. Um weitere Angriffe auf die Selbstbestimmung durchzusetzen, wird momentan eine massive Meinungsbildung, oder eher gesagt Zurichtung und Köderung betrieben. Das geht einher mit einer Kultur der Angst, die von den Herrschenden und Meinungsmacher*innen geschürt wird. Angst vorm Terror, vorm Versagen, davor abgehängt zu werden, davor sein Kind alleine unbeobachtet zu lassen. Alles nützlich, um die hier beschriebenen Entwicklungen voranzutreiben. Dass mit am meisten Menschen, die hier nicht eines „natürlichen” Todes sterben, an den Folgen des Autofahrens draufgehen, spielt keine Rolle. Dem können wir nur entgegensetzen, sich nicht deren Kultur der Angst hinzugeben, sondern eigene Projekte zu entwickeln, die offensiv die eigenen Ideen ausdrücken und nach vorne bringen. Du bist ein handelndes Wesen und kannst selbst Entscheidungen treffen!
Jetzt geht es darum, eigentliche Interessen und Ziele der Konzerne und Staaten und deren Befürworter*innen aufzudecken und klar zu benennen. Dafür braucht es konkrete Projekte und Konflikte an denen Risse und Brüche auftauchen, an denen Widersprüche zu Tage treten. Das fängt im Alltag damit an, wenn ich Leute persönlich besuche oder nicht mehr mit ihnen rede wenn sie gleichzeitig auf einen Bildschirm schauen. Auch kann ich meinen digitalen Fußabdruck verkleinern und verschleiern oder mich bestimmten Entwicklungen verweigern und mein Umfeld damit konfrontieren. Wir können uns immer als lernende verstehen, Umgangsweisen der herrschaftsfreien solidarischen Beziehungen vertiefen, Verbündete suchen und auf vermeintliche Sicherheiten gegebenenfalls verzichten. Das Verzichten auf smarter Beziehungen üben und die Qualität des Persönlichen, des Gefühls, der eigenen Wahrnehmung, das Unberechenbare bewusst machen, erhalten und leben.
Auch Fähigkeiten und Strukturen, die Grundbedürfnisse befriedigen, wie zum Beispiel Gärtnern oder das Handwerk, sind elementar, wenn wir selbstbestimmt leben wollen. Die Technik an sich darf nicht auf den reinen Nutzen hin untersucht werden, sondern vor allem auch auf die soziale Qualität, auf das, was Technik mit uns macht und wie sie unsere Beziehungen beeinflusst. Ein Hammer braucht gewiss etwas spezielles Wissen und Maschinen um hergestellt zu werden, die endliche Entscheidung der Nutzung und die Folgen liegen aber bei mir wenn ich es so will. Bei einem Smartphone z.B. ist das anders, Materialien und Wissen sind hoch spezialisiert und müssen in höchster Abhängigkeit hergestellt werden, und verstehst du überhaupt was mit deinen Daten passiert, kannst du das steuern?
Da die Strukturen der Fremdbestimmung kleinteilig monströs und alltäglich machtvoll sind, braucht es mehr als persönliche Ablehnung und Alternative. Gerade dann, wenn es anscheinend keine klar erkennbare Herrschaft und Zentralen mehr gibt und wir alle teilhaben an der smarter Scheiße, gilt es doch Trennlinien auszumachen. Es gibt Strukturen, betrieben von Menschen, die weitaus mehr Verantwortung für diese Misere tragen und sie beschützen als andere, und diese sind angreifbar. Dabei geht es nicht darum, google oder eine*n Hauseigentümer*in zu vernichten, denn dann kommt ein anderes google, andere Ausbeuter*innen. Die Zerstörung der Systeme, Gedanken, Ideo