VERANSTALTUNGSPROGRAMM
OKTOBER-NOVEMBER 2018
Donnerstag 18. Oktober, 20:00 Uhr
Vortrag: Arbeiter-Zeitung (1876-1877)
Sonntag 21. Oktober, 19:00 Uhr
Film: Caracremada
Sonntag 28. Oktober, 17:00 Uhr
Textdiskussion: Negazine
Technologie und Derealisierung
Donnerstag 1. November, 20:00 Uhr
Vortrag: Der Rebell (1881-1886)
Sonntag 4. November
Buchvorstellung & Diskussion:
Lou Marin – Im Kampf gegen die Tyrannei
Donnerstag 15. November, 20:00 Uhr
Vortrag: Die Autonomie (1886-1893)
Samstag 17. November, 16:00 Uhr
Buchvorstellung & Diskussion:
Parole chiare / Klare Worte
Donnerstag 22. November, ab 19:00 Uhr
Anti-Rep-Bar: Soliabend zum Hambacher Forst
20:00 Uhr: Input & Diskussion (Flyer folgt)
Freitag 23. November, 20:00 Uhr
Vorstellung und Diskussion: Rhizom Nr. 5
Reguläre Öffnungszeiten:
Mittwoch 15:00-20:00 Uhr
Donnerst. 16:00-21:00 Uhr
Samstag 15:00-20:00 Uhr
Sonntag 15:00-20:00 Uhr
Vortragsreihe:
Frühe anarchistische Zeitungen
An drei Abenden werden wir einige der ersten anarchistischen Zeitungen in deutscher Sprache vorstellen. Wir werden dabei versuchen, ein Verständnis, nicht nur der Inhalte der Zeitungen zu schaffen, sondern ebenso der Kontexte, in welchen diese Zeitungen produziert wurden, in welchen sie intervenierten und welche Vorschläge ihre Macher – nicht nur theoretisch – vertraten.
Dabei wird das Verhältnis von Theorie und Praxis ebenso zur Sprache kommen, wie die Komplikationen, Zeitungen zu drucken, während die Schergen des Staates einem an den Fersen sind oder man ins Exil gedrängt wurde. Die Tatsache, dass die Propaganda durch die Tat keineswegs eine marginale Sache, vielmehr ein grundlegender Vorschlag (nicht nur) der deutschsprachigen Sektion der Internationale war, wird ebenso Beachtung finden, wie die grundlegenden Fragen des Eigentums, der individuellen Autonomie und der Revolution.
Donnerstag 18. Oktober, 20:00 Uhr:
Die Arbeiter-Zeitung (Bern, 1876-1877)
Donnerstag 1. November, 20:00 Uhr
Der Rebell. Organ der Anarchisten deutscher Sprache (Klandestin, 1881-1886)
Donnerstag 15. November, 20:00 Uhr
Die Autonomie. Anarchistisch-communistisches Organ (London, 1886-1893)
Die verschiedenen Vorträge werden sich aufeinander beziehen, können aber auch einzeln besucht werden.
Filmvorführung:
Caracremada
Freitag 21.Oktober, 20:00 Uhr
Am Ende des zweiten Weltkriegs wurden die Pyrenäen von anarchistischen Guerillagruppen der in Toulouse exilierten Spanischen C.N.T.infiltriert, um das Franco-Regime zu bekämpfen. 1951, nach sechs Jahren fruchtlosen Kämpfens, zieht die libertäre Organisation ihre Aktionsgruppen angesichts der Repression seitens der Faschisten und des Schweigens des demokratischen Westens zurück. Einige der Widerständler gehorchten nicht und führten den Kampf alleine fort. Ohne viele Worte zeigt der Film das Leben eines dieser Kämpfer auf eigene Faust, kaum bewaffnet, mit einer Säge und einer guten Idee…
Textdiskussion:
Technologie und Derealisierung
Sonntag, 28. Oktober, ab 17:00 Uhr
Die Geschichte der Menschheit ist auch die Geschichte der Techniken, von der Sprache über die Werkzeuge und Maschinen bis zum Computer, der heute das Antlitz der Welt so radikal verändert hat. Die Wirtschaft ist das Feld, worin sich die Techniken, von diesem oder jenem Kapital vorangetrieben, in ständigem Konflikt gegeneinander entwickeln, um den Fortbestand der Ausbeutung zu sichern. Die Technologie jedoch, wie wir sie hier zu verstehen versuchen wollen, ist ein gesamtheitlicher Prozess, der nunmehr über die Wirtschaft und somit den Konflikt unter den Techniken Überhand gewonnen hat. Weshalb unsere alten analytischen Mittel, auf die politischen und ökonomischen Verhältnisse zielend, heute zu wünschen übrig lassen, um diesen überwältigenden Wandel, der sich eingeleitet hat, zu verstehen.
Der Prozess der Technologie ist nicht als etwas zu verstehen, das von irgendeiner Elite dirigiert werden könnte, sondern er drängt den Dingen seinen eigenen Lauf auf. Er ist das verselbständigte Resultat des quantifizierenden Bestrebens, die Welt zu kontrollieren. Sein Ziel ist die Vereinheitlichung, und somit die Abflachung von all dem, was im Menschen aus der Konfrontation mit der Realität erwächst – kulturelle Inhalte an erster Stelle. Und wenn es nicht möglich ist, dass alle die selben Gegenstände begehren und die selben Inhalte denken, so ist es möglich, dass die Bedeutung dieser Gegenstände und Inhalte in gleichem Masse an Realität verliert. Ein Schleier von derealisierter Bedeutung legt sich über die Realität, die nunmehr, überdrüssig der menschlichen Niederträchtigkeiten, die weiter ihren Lauf nehmen, jeder Bedeutung entleert wurde. Je mehr unsere Referenzen, womit wir täglich unsere Welt aufbauen, kognitive Reize, Informationen, Schemen, an die Technologie delegiert werden, desto mehr finden wir uns von der Realität getrennt, derealisiert, und desto mehr auch ohne Mittel, uns dessen gewahr zu werden. Dabei geht es nicht nur um das System von Geräten, das uns umgibt, die technischen Strukturen und Menschen, die es aufrecht erhalten, die Technologie ist vor allem auch in unsere Mentalität eingedrungen. Nur als Beispiel die zahlreichen parzellierten Denkmuster, die vor uns aufgestellt werden, um Formen des Protests zu rezyklieren, die nunmehr gänzlich symbolisch sind und jeden Bezug zur gesamtheitlichen Realität der Ausbeutung verloren haben – und deren einziges Ziel es ist, uns davon abzuhalten, das, was uns angreift, in seiner realen Substanz zu erkennen und zu zerstören.
Für eine Vertiefung dieser Überlegungen empfehlen wir die Lektüre der Zeitschrift mit dem Namen Negazine, deren erste Ausgabe Anfangs 2017 von Anarchisten in Triest herausgegeben wurde. Sie ist in der Bibliothek Fermento sowohl auf Italienisch, Englisch und Deutsch erhältlich. Darin wird in diversen Artikeln die Hypothese der Derealisierung entwickelt. Zur Grundlage der Diskussion möchten wir im Mindesten die beiden Artikel „Technologie“ und „Technologische Kontrolle“ nehmen.
Buchvorstellung und Diskussion:
Im Kampf gegen die Tyrannei
Sonntag 4. November, 18:00 Uhr
An diesem Abend wird Lou Marin das Buch „Im Kampf gegen die Tyrannei. Gewaltfrei-revolutionäre Massenbewegungen in arabischen und islamischen Gesellschaften: der zivile Widerstand in Syrien 2011-2013 und die „Republikanischen Brüder“ im Sudan 1983-1985“ vorstellen, welches von ihm, Guillaume Gamblin und Pierre Sommermeyer dieses Jahr im Verlag der Graswurzelrevolution herausgegeben wurde.
Klappentext: „Die Kriege im Mittleren Osten und in der afrikanischen Sahelzone treffen vor allem ZivilistInnen und zwingen Millionen zur Flucht. Viele Medien stellen als Handelnde nur die bewaffneten Militärs und Milizen dar, denen eine angeblich passive, ihnen ausgelieferte Bevölkerung gegenübersteht. Dieses Bild lässt zunehmend in Vergessenheit geraten, dass in den arabischen Aufständen 2011 Militärdiktaturen auf gewaltfreie Weise gestürzt oder ins Wanken gebracht worden sind.“
Buchvorstellung und Diskussion:
Parole chiare / Klare Worte
Samstag 17. November 16:00 Uhr
„In den Vereinigten Staaten, zwischen 1914 und 1920, entfesselte sich die grösste bewaffnete revolutionäre Offensive des 20. Jahrhunderts gegen die Regierungs-, Justiz-, Religions-, Industrie- und Finanzeinrichtungen des grössten kapitalistischen Landes des Planeten, bewirkt von einer Handvoll italienischer Anarchisten, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts dahin immigrierten. Und eben aus ihren Reihen kamen Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, berühmt geworden wegen ihrer Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl im Jahr 1927, als Abschluss eines Justizfalles, der überall auf der Welt Furore gemacht hat. Weshalb sind diese Ereignisse so lange unbekannt geblieben und erst seit Kurzem wieder aufgedeckt worden?
Weil, „wenn die Anarchisten die Geschichte nicht machen, machen sie ihre Feinde.“ So sind die direkten Aktionen dieser subversiven Migranten, ein sehr schlechtes Exempel für die Nachwelt bildend, in die Hände jener gefallen, die alles Interesse daran hatten, sie beizulegen, zu verbergen und zu verleumden. Gegen den politischen Realismus, griffen sie trotz ihrer geringen Zahl jede Autorität an. Gegen die hoffnungslose Ohnmacht, fanden sie sich nicht mit dem Mangel an Mitteln ab, sondern strengten sie sich an, ihn zu überwinden. Gegen den illusorischen Idealismus, zögerten sie nicht, Blut zu vergiessen. Gegen die strategischen Kompromisse, verkauften sie nicht ihre Träume. Gegen jeden Gemeinplatz, stellten sie die Freiheit des Individuums nicht der Notwendigkeit des Zusammenschlusses entgegen. Hier verschmelzen die Liebe
für die Freiheit und der Hass auf die Macht in einer wahren Lebensethik, auf dass jene Korrepsondenz von Traum und Realität, von Liebe und Revolte, von Küssen und Dynamit stattfindet, welche den „guten Krieg“ jener italienischen Anarchisten charakterisierte.
Dieses Buch versucht, die Ereignisse zurückzuverfolgen durch ihre klaren Worte, um der glühendsten Vergangenheit die institutionelle Uniform abzureissen, welche die historiographische Akademie ihr aufgenäht hat, um endlich eine Geschichte ins Leben zu rufen, die weder Autorität noch Gehorsam kennt.“
Nach einer kurzen Präsentation des hier beschriebenen Buches Parole chiare. La ‘buona guerra’ degli anarchici italiani immigrati negli Stati Uniti (1914-1920), [edizioni Gratis] wollen wir, ausgehend vom Inhalt des Buches, über gegenwärtige Problematiken in der anarchistischen Bewegung diskutieren. Das Buch ist auf Italienisch und auf Französisch im Fermento erhältlich.
Diskussion:
Rhizom Nr. 5
Freitag 23. November, 20:00 Uhr
Die neuste, fünfte Ausgabe des Rhizom. Anarchistische Flugschrift zur Unterstützung des Kampfes gegen Gentechnik und die Welt die sie benötigt, erschien im September 2018 und ist ab sofort u.a. im Fermento erhältlich. Die Texte der aktuellen Rhizom Ausgabe, „behandeln insbesondere Klassenfragen inspiriert durch einen Brief den die Zeitschrift erhalten hat.“ So wird im Editorial die Frage aufgeworfen: „Gegen wen kämpfen wir?“ und weiter „wie steht es um all die Akteur*innen, die sich nicht klar zuordnen lassen, und um diejenigen, die von der strukturellen Herrschaft profitieren? Und wenn mensch sich die Frage stellt, mit wem wir kämpfen wird diese Problematik umso brisanter.“ Dabei wird festgestellt, dass sich in einem Kampf gegen die Gentechnik, oder spezifischer gegen Monsanto, ein Bruch heraus kristallisiert rund um die direkten Aktionen die nicht politisch verwertet werden können.
„Wir werden uns weiterhin die Frage stellen mit wem wir den Umsturz dieser Welt angehen können. Aber es ist klar, dass es niemals ein bestimmtes „revolutionäres Subjekt“ geben wird. Der Kampf gegen die Gentechnik muss nicht unbedingt nur von Menschen getragen werden, die in der Landwirtschaft arbeiten. Denn diese Technologien gehören zu einem weit grösseren Gebilde, das unsere Autonomie unterminiert und alle Aspekte unseres Leben betrifft. Überall wo Durst nach Freiheit besteht, finden wir auch Kompliz*innen.“
Ausgehend von diesen Fragen und Anregungen wollen wir an diesem Abend gemeinsam diskutieren.
ANARCHISTISCHE BIBLIOTHEK FERMENTO
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