Category Archives: Analysen

Witten, 26.04.: Zur gegenwärtigen Situation in Griechenland – ein Vortrag im Trotz Allem

Wir verweisen auf eine Veranstaltung der Anarchistischen Gruppe Östliches Ruhrgebiet in Witten:

In den letzten Jahren richtete sich der Blick der anarchistischen Bewegung immer wieder nach Griechenland. Die von den Massenmedien in Deutschland oft als „faule Griechen“ beleidigten Menschen kämpfen täglich gegen die Verschärfung des kapitalistischen Systems infolge der Sparmaßnahmen im Sozial- und Gesundheitswesen. Immer wieder gibt es Generalstreiks und Demonstrationen im ganzen Land. Bilder von Straßenschlachten verdeutlichen die Wut der Menschen über die bestehenden Verhältnisse.

Wie sieht der Widerstand der anarchistischen Bewegung in Griechenland aus und in welcher Situation befindet sie sich? Wie wird auf die Pogrome gegen Migrant_Innen und das Erstarken der Nationalsozialistischen Partei „Goldene Morgendämmerung“ reagiert? Welche Folgen hatte der von einem Polizisten verübte Mord an dem 15jährigen Jungen Alexandros Grigoropoulos? Gibt es einen Aufbau von Alternativen zum herrschenden Kapitalismus? Wie sieht die Geschichte der anarchistischen Bewegung in Griechenland aus?

Die Anarchistische Gruppe Östliches Ruhrgebiet versucht, einen kurzen Überblick über die Ereignisse in Griechenland zu geben. Darüber hinaus wollen wir Spenden sammeln, um die anarchistische Bewegung in Griechenland gezielt zu unterstützen. Geld, welches alleine wegen der hohen Repressionskosten, aufgrund der vielen eingesperrten Genoss_Innen dringend benötigt wird.

Es wird eine Vokü (kostengünstiges veganes Essen) angeboten.

Im Trotz Allem – Witten – Augustastr. 58 – 19:00 Uhr – 26.04.

Flyer im PDF Format

Zypern: Weder die Frisur noch der Friseur – Anmerkungen zur aktuellen Sachlage

capitalist_paradise

Der Abschlag von Sparguthaben und die anderen bevorstehenden Maßnahmen des Memorandums können nicht durch das Prisma einer guten oder einer schlechten Verwaltung der Wirtschaft erklärt werden. Immerhin war die Regierung dieses Landes vor nur einer Woche noch in den Händen der linksgerichteten AKEL, die die Gesetze des Memorandums akzeptierte und durchsetzte, ohne sich über die endgültigen Fassung des Memorandums geeinigt zu haben – und natürlich ohne jemals Geld von dem viel gepriesene Darlehen gesehen zu haben. Die große Enttäuschung der Menschen über den finanziellen Verfall wurde bei den letzten Wahlen über die Gewinne der DISY [‘Demokratische Zusammenkunft’ – die konservative Massenpartei Zyperns – Anm. Contra Info (CI)] ausgedrückt.

Die Umverteilung der Schäden auf Kosten der kleinen SparerInnen kam wenig überraschend. Die neoliberale Logik verlangt die Aufhebung der gesellschaftlichen Errungenschaften [im Sinne der früheren sozialen und Arbeitersiege – Anm. CI], die Privatisierung von öffentlichem Vermögen und die Kompensierung der Verluste des Kapitals zu jedem Zeitpunkt auf Kosten der ArbeiterInnen auszugleichen.

Es wurde sehr schnell deutlich, dass Anastasiadis [der zypriotische  Präsident – Anm. CI] nicht zu seinem Wahlversprechen – seine neoliberalen “FreundInnen” in Europa davon zu überzeugen, die Politik, die er selbst vertritt, zu unterstützen – stehen konnte. [Externe – Anm. CI] Unterstützung für die lokalen Eliten, auf die Anastasiadis gehofft hatte, prallte an den Interessen der stärkeren, supra-nationalen Eliten ab, die es auf das eigene Vermögen abgesehen hatten. Der  Abschlag aller Einsparungen war ein verzweifelter Schritt der Regierung, um die Verluste des inländischen Kapitals, deren Interessen sie vertritt, zu begrenzen.

In der vor uns liegenden Zeit wird der Staat eine Reihe von Strategien nutzen, um zu versuchen, den gesellschaftlichen Schockzustand zu neutralisieren: Er wird auf die nationalen Interessen schwören und die Aussicht auf [Einnahmen durch – Anm. CI] Erdgas – und für diejenigen, die auch das nicht schlucken werden, wird er brutale Repression im Namen von Recht und Ordnung einsetzen.

Wie bei den ersten Kundgebungen gegen das geplante Gesetz über die Einsparungen beobachtet werden konnte, kommen Reaktion darauf aus dem gesamten politischen  Spektrum. Wir, als Teil des weitläufigen antiautoritären Raums, sind nicht der Auffassung, dass irgendeine Autorität in der Lage ist, unser Leben zu verwalten. Wir passen uns de facto weder jeder/m an, die/der eine Kritik an dem Memorandum artikuliert, noch glauben wir, dass es irgendeine sozial gerechte Lösung im Rahmen des aktuellen kapitalistischen Systems geben könnte. Die heutige Systemkrise ist für uns ein weiteres Aktionsfeld für die Entwicklung einer sozialen Bewegung der Subversion. Und deshalb werden wir mit allen, die diese Perspektive teilen, zusammenarbeiten.

Ansammlung der Ungezogenen

GenossInnen aus dem anarchistischen / anti-autoritären Raum

Nikosia, 19. März 2013

Der obige Text wurde in Nikosia während einer Demo außerhalb des zyprischen Parlaments verteilt.

Auf Englisch

Griechenland: Text der vier verhafteten Anarchisten im Zusammenhang mit dem doppelten Raubüberfall in Velventos, Kozani

Unsere Tage vergehen, unsere Nächte nicht.

Wir laufen unserer Flucht entgegen, während sich um uns herum eine umfassende Menschenjagd abspielt. Hinter uns ein vorbestimmtes Leben, geschnitzt von den Händen der Herrschenden mit dem Ziel für uns Unterwerfung als objektive Bedingung zu internalisieren, Systeme von Gesetz und Regeln moralisch zu legitimieren, um das Individuum mit der statistischen Logik der Zahlen zu entzerren. Vor uns, die Welt unserer utopischen Fantasien, die allein mit Gewalt erobert wurde. Ein Leben, eine Chance und bestimmte Entscheidungen.

Schau auf die Lücke zwischen den Wolken und spring, denn der Fall war nie eine sicherere Wahl.

Am Freitag, dem 1. Februar, zusammen mit einer Gruppe von GenossInnen, führten wir einen Raubüberfall in der Agrotiki-Bank und im Postbüro in Velventos, Kozani, durch. Unserer Ansicht nach ist es von einiger Bedeutung, in einem Umfang, den operativen Teil des Überfalls zu analysieren. Dies vor allem um alle Elemente des Falls zu beleuchten, die Entscheidungen, die wir getroffen haben, die Fehler, die wir gemacht haben und die Gründe, die uns zu diesem geführt haben:

Und so, an diesem Freitagmorgen, griffen wir die beiden Ziele aufgeteilt in zwei Teams an. Unser Ziel von Beginn an war es das Geld aus beiden Tresoren zu nehmen, was wir taten. Während unserer Flucht, führten eine Reihe unglücklicher Ereignisse und falscher Umgang mit der Situation, zur Entdeckung unseres Fahrzeuges, genauso wie unsere Richtung zur Polizei.

Wegen dem Polizeikordon, suchte der Genosse der den Transporter gefahren hat, der nach außen als ein Krankenwagen getarnt war, nach Fluchtwegen für die Gruppe, die den Raubüberfall durchgeführt hatte. Bei diesem Versuch machte er den Fehler dreimal an einem Bullenauto vorbeizufahren, was zur Folge hatte, das er als ein Verdächtiger galt. Eine Autoverfolgungsjagd folgte und dann, weil sie in einer für ihn unbekannten Gegend endete, erreichte er vier Sackgassen; in der letzten in der er umstellt war, war tatsächlich jede Möglichkeit zur Flucht erloschen. So wurde er nach dem Verbrennen des Transporters verhaftet. Mit all diesen Entwicklungen und während unser Genosse, der das Fluchtfahrzeug hatte, bereits in den Händen der Bullen war, wurden unsere Fluchtmöglichkeiten drastisch eingeschränkt.

Wir entschieden deshalb, das erste entgegenkommende Fahrzeug anzuhalten, da es eine sicherere Flucht für uns und unsere Genossen garantieren würde. Die Hauptsache unter dieser Bedingung war sicherzustellen, dass das neue Fluchtfahrzeug unserer Genossen den Bullen nicht bekannt wird , so beschlossen wir den Fahrer des Wagens bei uns zu behalten, bis wir auch für uns einen Fluchtweg gefunden hatten. Es war etwa an diesem Punkt, als wir auf ein Bullenauto trafen, was allmählich zu einer wilden Autoverfolgungsjagd bis zur Stadt Veria führte, woraufhin die meisten Polizeikräfte der Umgebung hinter uns waren. Selbstverständlich haben wir nicht einmal für eine Sekunde in Erwägung gezogen unsere Geisel als menschliches Schild zu benutzen (wir hätten kein Problem damit gehabt, wenn er ein Bankmanager gewesen wäre), die Polizei wusste sowieso nicht von ihm. Schließlich wurde er ein menschlicher Schutzschild für die Bullen ohne deren Wissen, da er der Grund dafür war, dass wir unsere Waffen nicht einsetzten um uns zu befreien. Weil unser Gewissen und unsere moralischen Grundsätze uns nicht erlaubten das Leben eines Menschen zu riskieren, der bei uns gegen seinen eigenen Willen landete.

An dieser Stelle möchten wir etwas klarstellen, wir haben die Waffen nicht getragen um jemanden einzuschüchtern, sondern als Mittel für den Fall, dass wir mit den Bullen zusammenstoßen. So, der Grund warum wir nicht so gehandelt haben, wie wir gekonnt hätten, um zu entkommen, war ein Zustand in dem wir aufgrund unseres falschen Umgangs mit der Situation waren. Die einzige Möglichkeit zur Flucht war jetzt Geschwindigkeit und unser Versuch mit unserem Fahrzeug Distanz von den Bullen, die uns verfolgten, zu gewinnen.

Wie auch immer, die Stadt Veria ist nicht der beste Ort für so etwas und so blieben wir schnell in einer schmalen Straße stecken, was zu unserer Verhaftung führte. Während unserer Verhaftung war das Einzige, was wir von Anfang an angaben, dass die Person, die mit uns im Auto war nichts mit den Überfällen und mit uns zu tun hatte.

Trotzdem schlugen die Bullen ihn auch weiterhin, zumindest so lange wie wir Blickkontakt mit ihm batten. Die obige Schilderung wurde nicht als eine Art von Angeberei und Selbstdarstellung geführt, sondern um das Vermächtnis der Verhaftungen ohne einen Kampf, zu der uns die Umstände führten, umzukehren. Continue reading Griechenland: Text der vier verhafteten Anarchisten im Zusammenhang mit dem doppelten Raubüberfall in Velventos, Kozani

Griechenland: „Sagt nicht, dass wir wenige sind; sagt einfach, dass wir entschlossen sind“ –von der R.O. CCF (Verschwörung der Feuerzellen) und Theofilos Mavropoulos

Ein Beitrag der neun inhaftierten Mitglieder der revolutionären Organisation CCF und dem anarchistischen Gefangenen Theofilos Mavropoulos zum Anlass eines internationalen anarchistischen Treffens, welches unter einer insurrektionalistischen Perspektive zusammengekommen war (Zürich, 10-13 November 2012)

Sagt nicht, dass wir wenige sind..
Sagt einfach, dass wir entschlossen sind..

Die Frage ist nicht ob wir mehr oder weniger arm sind, sondern ob wir in einer Art und Weise leben, die uns in Grenzen hält. Wir wollen nicht Dinge wiederholen, die schon gesagt wurden.

Wir haben die Idee einer zentralen Regierung aus unserem Geist verbannt und wir glauben nicht an Legenden vom Phantom des Proletariats. Wir sind auf diese Weise weder mit einem isolierten Staat konfrontiert, der vermeintlich Befehle aus den Palästen seiner Macht gibt, noch mit einer Gesellschaft, die darauf wartet, aufgeweckt zu werden, um zu revoltieren. Die heutige Gesellschaft ist eine tiefgreifende soziale Fabrik, die Einstellungen, Werte, Moral und Gewohnheiten produziert.

Die heutige Gesellschaft wirkt wie eine soziale Todesmaschine, die Zeit, Raum, Emotionen und Bewusstsein verschlingt. Das Zentrum des Staates und das Herz des Systems sind zerstreut in Millionen von kleinen und großen Repräsentationen der Macht in unserem alltäglichen Leben. Es liegt in der Sprache, die wir sprechen, den Reklamebildern, der Architektur der Städte, der virtuellen Realität der Technologie, den Menschen im Mittelpunkt der Zivilisation, den Schusswaffen der Bullen, den nationalen Symbolen der Faschisten, den Schlössern von Privateigentum, den Normen, in die wir uns verlieben, in den Mauern der Gefängnisse.

Es gibt keine Unschuldigen. Wir machen alle einen Teil der sozialen Maschine der Macht aus. Die Frage ist, ob wir Öl oder Sand im Getriebe sind. Deshalb lehnen wir die Vorstellung von der scheinbaren Unschuld der Gesellschaft ab. Schweigen ist niemals unschuldig. Wir hassen beides, die Hand, die die Peitsche hält, und den Rücken, der es widerstandslos erträgt. Continue reading Griechenland: „Sagt nicht, dass wir wenige sind; sagt einfach, dass wir entschlossen sind“ –von der R.O. CCF (Verschwörung der Feuerzellen) und Theofilos Mavropoulos

Athen, Villa Amalias: Wir werden es wieder tun, so oft wie es nötig ist. Erklärung der 93 im Polizeipräsidium Inhaftierten

Die bei der Wiederbesetzung der Villa Amalias festgenommen GenossInnen, wurden am 10.1. vom Athener Gericht aus zurück in die Polizeihauptwache überführt. Insgesamt befinden sich immer noch 92 GenossInnen in vorübergehendem Gewahrsam (der 93. Gefangene, bei dem es sich um einen Minderjährigen handelt, wurde entlassen).

Die AnarchistInnen, die bei der Räumung des Skaramaga Squat am 9.1. festgenommen wurden, sind mittlerweile alle entlassen worden. Auf sechs von ihnen (alles Erwachsene), kommt ein Gerichtsverfahren am 24. Januar 2013 zu (die Verhandlung des Siebten, der noch minderjährig ist, findet wahrscheinlich am 11.1. statt). Der achte Genosse, der am 9.1. auf der Straße (außerhalb des besetzten Hauses) gefangen genommen wurde, wurde ohne Anklagen freigelassen.

Es folgt ein Text der 93 GenossInnen, die bei der Wiederbesetzung der Villa Amalias gestern festgenommen wurden.

Es ist nicht weniger als unsere nicht zu verhandelnde Haltung zu sozialen Räumen, die wir und die uns im Gegenzug unterstützen.  Nichts anderes als das, was wir sagen und was wir all diese Jahre in Besetzungen, in selbst-organisierten Räumen, auf Demonstrationen, bei Streiks und auf der Straße tun.

Aus diesem Grund kann die Obrigkeit, die bewaffnete Wächter vor die Villa Amalias gestellt hat, niemals Unzufriedenheit bei uns erzielen, unsere Moral brechen oder erreichen, dass wir aufhören oder aufgeben.

Heute, am 9. Januar, haben unsere GefährtInnen, unter den Augen der zum Schutz abgestellten repressiven Kräfte, das Gebäude wieder besetzt.  Ein Gebäude, das nicht nur mit der Geschichte der subversiven Bewegung der letzten 22 Jahre, sondern auch mit für uns bedeutenden Idealen verbunden ist.

Vom ersten Augenblick an wurde ein Transparent ausgerollt und eine PA-Anlage aufgebaut, um Texte vorzutragen. Gleichzeitig versammelten sich hunderte Menschen aus Solidarität außerhalb des besetzten Hauses. Zwei Stunden später brachen, ohne Anwesenheit eines Rechtsanwalts, Kräfte der EKAM (antiterroristische Einheit) in das besetzte Haus ein und verhafteten uns. Sie wurden durch andere Einheiten, samt Helikopter, unterstützt.

Kurz darauf besetzten GefährtInnen das Hauptquartier der Regierungspartei Demokratische Linke (DIMAR) und wiesen auf die vollständige Übereinstimmung dieser Partei mit dem Vorgehen von Premierminister Samaras und dem Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz, Dendias, hin. Nach dem Eingreifen der Polizei wurden 40 GefährtInnen festgenommen.

Der Staat hat sich bei seinem gegenwärtigen Versuch Solidaritätsaktionen zu verhindern, dazu entschieden, einen weiteren sozialen Raum anzugreifen, das besetzte Haus in der Str. Patision 61 / Ecke Skaramanga, und verhaftete weitere 8 GefährtInnen von uns.

Wir haben die Villa Amalias wiederbesetzt, obwohl wir wussten, dass wir angegriffen und naheliegenderweise auch verhaftet würden. Wir werden es so oft wie nötig wiederholen, für diesen und für jeden anderen sozialen Widerstandsraum von unten, der unter Beschuss geraten könnte. Wir sagen es noch einmal: Weder ihre Wachen noch ihre Verleumdung können uns Angst einjagen.

Mit der heutigen Wiederbesetzung zeigten wir, dass der Großangriff des Staates, mit den heutigen (Angriffs)Zielen der besetzten Häuser, selbstorganisierten Räume und der Strukturen der  anarchistischen /anti-autoritären Bewegung sowie der sozialen Klassenkämpfen, nicht alternativlos ist.  Herz, der Wille zum Kampf und der Wunsch nach einer Welt voll Gleichheit und Freiheit erweisen sich als stärker als die Armeen.

Sie werden es niemals schaffen, uns zu schlagen. So viele Repressionskräfte sie auch heranziehen, Widerstand, Würde und Solidarität können sie nicht ersticken.

Sie werden uns niemals besiegen, weil wir nicht nur Hundert sind, wir sind Tausende. Wir sind Teil der Welt, der gegen die kapitalistische Barbarei , Staatsterrorismus und faschistische Tendenz kämpft. Wir verstehen uns als Teil von einheimischen und migrantischen ArbeiterInnen, Arbeitslosen, Studierenden, die in den Nachbarschaften Widerstand leisten; verfolgte und verhaftete Menschen im Kampf, die nicht ihr Haupt beugen. Mit ihnen erheben wir die Faust des Widerstands, wie im Moment unserer Verhaftung.

Unsere eigene Waffe ist Solidarität, die wir heute sehr stark erfahren haben. Unsere Stärke ist kollektiver Widerstand.

In Zeiten des Memorandums, aufgezwungener und ständig wachsender Verarmung der Gesellschaft ist die Zukunft vom Staat und Kapitalismus diktiert. Zum jetzigen Zeitpunkt, wo die Gewalt des Systems sich verschärft und der ständige Ausnahmezustand Totalitarismus installiert, ist die soziale Revolution der einzige Schritt vorwärts. Inmitten dieses Zustands bleiben wir bewusst standhaft und propagieren Selbstorganisation, Widerstand und Solidarität und gehen einen weiteren Schritt weiter, um den sozialen und Klassen-Gegenangriff zu organisieren. In Zeiten, in denen der herrschende Zustand lautet: Wir werden alles verlieren, kämpfen wir für seine Umkehrung: Lasst uns alles gewinnen.

Wenn wir dies nicht ändern, wird es keineR machen. Alles wird weiter gehen……

Gegen den Hurrikane der Repression, lasst uns den Sturm der Solidarität entfachen!

Alle auf die Straße, wo alles entschieden wird.

Hände Weg von Villa Amalias, dem besetzten Skaramanga, dem selbstorganisierten Platz der ASOEE, dem Xanadu Treffpunkt, der Delta Besetzung, allen Squats, selbstorganisierten Plätzen und den sozialen Kämpfen.

Die 93 Verhafteten der Villa Amalias

Quelle auf Englisch / Griechisch

Die Wiedergeburt des radikalen Nationalismus in Polen

Warschau – Die letzten Tage, die den nationalistischen Krawallen des 11. November 2012 folgten, waren für diejenigen unter uns, die in Polen leben aber auch für unsere zuschauenden FreundInnen rund um die Welt, eine Zeit der ernsthaften Reflektion. Wir sind in einer neuen Realität aufgewacht, nicht im übertriebenen oder theoretischen Sinne, sondern in einer konkreten, neuen Realität des faschistischen Terrors auf den Straßen unserer Städte mit ausgebrannten Wohnungen, im Krankenhaus liegenden AntifaschistInnen, Morden, nationalistischen Massenaufmärschen durch unsere Städte und nun der Formierung von nationalistischen Milizen sowie einem Aufruf zum Umsturz der Republik. Wir fragen uns, genauso wie unsere Großeltern es vor 80 Jahren taten, “wie konnte das in unserer Zeit passieren?”

Historischer Zusammenhang

Der Sturz der “kommunistischen” Diktaturen in den 1990’ern bot neuen politischen Ideologien in den ehemaligen Einparteienstaaten einen Nährboden zum Erstarken. Wo einst die Geschichte durch die stalinistische Propaganda an die Menschen vermittelt wurde, kehrte der Krieg über die historische Wahrheit zurück und die NationalistInnen tun alles in ihrer Macht stehende, um die Geschichte zu ihrem düsteren Vorteil zu verfälschen. Überall im vergessenen Teil Europas beobachten wir heute diese Tendenz. In Dresden organisieren die NationalistInnen Aufmärsche, um der Opfer der Bombenangriffe durch die Alliierten zu gedenken; in Ungarn werden NationalistInnen aus der Vorkriegszeit (und Verbündete der Nazis) als die wahren Verteidiger der Freiheit glorifiziert; in der Ukraine werden Monumente für die terroristische Organisation UPA errichtet, ihren Anführern wird der Status des ‘Nationalhelden’ zugesprochen. Wir leben in extrem unsicheren Zeiten. Die Schwarzweißmalerei, die  NationalistInnen anbieten, stößt bei einer Generation, die unter den Gegebenheiten der modernen Ökonomie leidet, auf Resonanz.

In Polen verbrachten die NationalistInnen die letzten 20 Jahre damit, Fußballfans zu rekrutieren, bestrebt, die Kultur und Identität der Arbeiterklasse zu übernehmen. Diese Taktik beobachten wir überall in Europa. Die BBC-Dokumentation, die sich kritisch mit der faschistischen Gewalt innerhalb des polnischen und ukrainischen Fußballs auseinandersetzte, schockierte diejenigen außerhalb dieser Region, die überlegten, einen Urlaubsausflug zu den EURO 2012 Meisterschaften zu machen. Aber nationalistische Kultur und Ideen lassen sich nicht länger nur im Umkreis der Fußballstadien finden, sie dringen immer weiter in den Alltag, die Massenmedien, die Kirchenpredigten und sogar auf den Universitätskampus vor.

Die radikalen NationalistInnen haben ihre Militäruniformen und Fußballklubpolitik zu Gunsten von Anzügen und Krawatten, sowie dem Bündnisaufbau eingetauscht. Durch die Etablierung von Allianzen quer durch die Rechte, was auch Großverlage mit einschließt, brachten sie die 11. November Aufmärsche von 300 Neonazi-Skinheads im Jahr 2009 auf 20.000 “PatriotInnen” im Jahr 2012, bereit “das System umzustürzen”. Aber wir reden hier nicht nur von Propaganda und Aufmärschen, wir stehen auch einer neuen Ära der organisierten und koordinierten Gewalt gegenüber, die es so jahrelang nicht zu sehen gab. Sie fahren eine zweigleisige Strategie, wobei sie einerseits das öffentliche Bild von der extremen Politik säubern (sie bemächtigen sich des Märchens vom ewigen Opfer “wahrer PatriotInnen”, die von einem unterdrückerischen System verdammt werden), während sie gleichzeitig ganz kurz unter der Oberfläche ihrer Organisierung eine Kultur der Gewalt erschaffen. Ihre Strategie erreichte diesen 11. November ihren Höhepunkt.

Polnische NationalistInnen und Fußballhooligans beim nationalistischen “Unabhängigkeitsmarsch” am 11.11.2012

Mit Entsetzen standen wir da, als nationalistische Gruppen polnische Städte terrorisierten und Straßenkämpfe, die den Hauptaufmarsch begleiteten, von den NationalistInnen und ihrer Masse konspirierender SympathisantInnen als “provoziert durch verdeckte Ermittler” abgetan wurden. Die total inkompetenten polnischen Medien begannen die Behauptungen der ONR zu wiederholen, von der langen, bemitleidenswerten “nationalen Aufopferung”, die nun der Hauptmythos des 11. November zu sein scheinen. Die Mär des vergangenen Jahres von den “ausländischen Antifaschisten, die kommen, um polnische Patrioten zu bekämpfen und Warschau zu demolieren,” wurde ersetzt durch eine neue paranoide Theorie von “verdeckten Ermittlern mit Skimasken, die Krawalle in Warschau verursachen”. Die Realität hat die Masse der Gesellschaft noch zu erkennen, polnisch-nationalistische Gewalt erreicht ihren Höhepunkt und polnische AntifaschistInnen, ImmigrantInnen und LGBT’s erleben es aus erster Hand.

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24. November – 2. Dezember: Aktionswoche gegen die Goldminenprojekte auf der Halbinsel Halkidiki in Nordgriechenland

Auf dem Poster steht:

Sonnabend, 24. November, Thessaloniki: Demo gegen den goldenen Tod
Versammlungsort: Weißer Turm Thessalonikis (Lefkos Pyrgos), um 11 Uhr
Nach der Demo findet eine offene Diskussion/Versammlung für kommende Aktionen im „Alexandros“ Kino statt

Gegeninformationsveranstaltungen:
Donnerstag, 29. November, 19 Uhr:
Ioannina, im Antiviosi Squat

Freitag, 30. November, 19 Uhr:
Athen/Keratsini, im Resalto – Korfu, im Elaia Squat

Sonnabend, 1. Dezember, 19 Uhr:
Athen/Exarchia, im Autonomo Steki – Agrinio, im Apertus Squat

Sonntag, 2. Dezember, 16 Uhr:
Athen/Ilion, im Agros

Offene Koordinative von Thessaloniki gegen die Goldminen

Hier folgt der Aufruf zu einer Demonstration und einem offenen Plenum gegen die Goldminen, die am 24.11.2012 in Thessaloniki stattfanden:

„Die Minen von Halkidiki sind eine goldene Gelegenheit, die nicht verschwendet werden sollte“

11.000.000 Euro: Das ist der Preis, den Hellas Gold bezahlte, um die Minenrechte für ein Gebiet im nördlichen Halkidiki, das 317.000 Morgen Land umfasst, zu erhalten. Der Vertrag wurde vom griechischen Staat nach der Intervention von Herrn Pachtas, dem damaligen Staatssekretär für Finanzen and jetzigem Bürgermeister der Gemeinde Aristoteles, unterzeichnet. Im Vorfeld des Vertrags gab es keine öffentliche Ausschreibung. Stattdessen wurde die Kommission direkt an ein Unternehmen vergeben, das gerade mal zwei Tage vorher gegründet wurde (ein Unternehmen mit einem Aktienkapital von 60.000 Euro!). Überdies wurde das Unternehmen laut Vertragsbedingungen von jeglichen Reparationsauflagen befreit, die im Zuge der Umweltschäden verursacht durch die Canadian TVX Gold (dieses Unternehmen löste sich eines Nachts in Luft auf, hinterließ 472 unbezahlte ArbeiterInnen; die Gesamtschulden des Unternehmens gegenüber den ArbeiterInnen betragen 17 Millionen Euro) im Gebiet auftraten.

95.700.000 Euro: Der Gewinn, den Leonidas Bobolas, Dimitrios Koutras und Frank Timiş (die Hauptaktionäre von Hellas Gold) machten, nachdem sie das Unternehmen schrittweise in Teilstücke zerlegten, die sie dann an das multinationale Mutterunternehmen European Goldfields verkauften.

408.000.000 Euro: Beträgt der Marktwert der Minen laut einer Schätzung, die ein globaler Finanzdienstleister sechs Monate nachdem der griechische Staat sie überschrieb, abgab. Das bedeutet, dass der Wert auf das 37-fache des Kaufpreises angestiegen ist. Trotzdem hielt es die Regierung nicht davon ab, Hellas Gold mit 15.000.000 Euro zu subventionieren.

2.300.000.000 Euro: Ist der heutige Wert mit dem die Minen auf dem Aktienmarkt von Toronto gehandelt werden, nach der Übernahme der European Goldfields durch die Eldorado Gold Corporation, die jetzt 95 % der Aktienanteile der Hellas Gold kontrolliert. Eldorado Gold ist eine in Kanada ansässige multinationale Aktiengesellschaft. Ihre Hauptinvestoren sind Fonds und Banken wie J.P.Morgan und Goldman Sachs.

15.436.000.000 (!) Euro: Der Wert der Mineralien, die in den Minen von Halkidiki liegen.

0 Euro: Der Gewinn des griechischen Staates. Laut des Bergbauverfahrens gehören die Erzressourcen und Ablagerungen in den Minen ausschließlich den Unternehmen, die sie abbauen. Es gibt keine Klausel zur Abtretung der Minenrechte an den Staat aufgrund ihrer Erschließung. Das ist der Grund, warum die IWF/EZB/EU Troika den Vorschlag der griechischen Regierung ablehnte, als diese in den Verhandlungen zum Schuldenabkommen die Halkidiki Minen als Garantien anbot.

„Jene, die reagieren sind Provokateure und stehen gegen den Fortschritt“

Viele Menschen denken wahrscheinlich, dass Eldorado Gold vorhat, Untergrundminen mit Schächten zu bauen, Tunnel zu graben etc. Das ist aber nicht der Fall. Continue reading 24. November – 2. Dezember: Aktionswoche gegen die Goldminenprojekte auf der Halbinsel Halkidiki in Nordgriechenland

Neue Verhandlung im Prozess gegen die CCF: Kommuniqué der Flüchtigen Dimitris Politis und Yannis Michailidis

Nachfolgend ausgewählte Abschnitte aus dem langen Brief der Genossen.

Lasst uns aus Anlass des Prozesses gegen die revolutionäre Organisation „Verschwörung der Feuerzellen“ das Wort ergreifen, weil wir in dieser Gerichtssache gesucht werden.

Nein, wir appellieren in keiner Weise an die juristischen Repräsentanten der Macht. Es hat keinen Sinn, an unsere Feinde zu appellieren. Wir appellieren an unsere Genossinnen und Genossen, im engen und im weiteren Sinn des Wortes. Wir versuchen, mit jedem rebellischen Funken in den Seelen der Menschen in Berührung zu kommen, die wie wir das Gefühl haben, in den durch das System aufoktroyierten Verträgen zu ertrinken.

Zuerst wollen wir klarstellen, dass wir keine Mitglieder der R.O. Verschwörung der Feuerzellen sind. Nicht, um uns irgendwelcher legalen Verantwortlichkeiten zu entziehen, sondern um zu verhindern, dass unser politischer Diskurs mit dem der Organisation gleichgesetzt wird, denn nach wie vor bestehen zwischen uns Meinungsverschiedenheiten. Natürlich sind wir nach wie vor reuelos in unseren Entschlüssen, sowohl die Genossinnen und Genossen der CCF zu unterstützen und von ihnen unterstützt zu werden als auch uns aktiv dem anarchistischen Kampf anzuschließen. Continue reading Neue Verhandlung im Prozess gegen die CCF: Kommuniqué der Flüchtigen Dimitris Politis und Yannis Michailidis

Athen: Bekennerschreiben zu den Brandanschlägen der Revolutionary Groups of Terror Dispersion (CCF/FAI-IRF)

Wölfe können nicht eingesperrt werden; sie können nicht gezähmt werden

Der folgende Textausschnitt ist den anarchistischen Revolutionären Yannis Michailidis und Dimitris Politis gewidmet, die von den Behörden aufgrund ihrer mutmaßlichen Beteiligung in der anarchistischen revolutionären Organisation CCF gesucht werden und sich niemals ergeben werden! Unsere Feuer sollen ihnen Stärke geben und unsere Asche die Spuren unserer Brüder verwischen.

“Wenn ich mich umsehe, wird mir schlecht. Auf der einen Seite die Wissenschaftler, denen ich Glauben schenken soll, damit ich nicht ignorant bin. Auf der anderen Seite die Moralisten und Philosophen, deren Vorschriften ich akzeptieren soll, damit ich nicht brutal bin. Dann kommt das Genie, das ich glorifizieren soll und der Held, vor dem ich mich zu verbeugen habe.

Dann kommen die Genossen und Freunde, die Idealisten und Materialisten, die Atheisten und Gläubigen und eine riesige Horde von definierten und undefinierten Affen, die mir ihre guten Ratschläge unterbreiten und mich schließlich auf den rechten Weg bringen wollen. Weil der Weg, den ich gehe, (natürlich) falsch ist, genauso wie meine Ideen, meine Gedanken, mein gesamtes Dasein falsch sind.

Ich bin ein falscher Mensch. Sie – arme Verrückte – sind besessen von der Idee, dass das Leben sie zu Priestern berufen hat und sie eine Zeremonie ihrer größten Missionen leiten, wenn sie Menschlichkeit als ihre größte Bestimmung bezeichnen…

Diese armen, pathetischen Bestien – vernarbt durch Scheinideale und verklärt durch Aberwitz  – können nie die tragischen und heiteren Wunder des Lebens verstehen, da sie nie sehen, dass sich Menschlichkeit nicht auf irgendein großartiges Schicksal beruft. Wenn sie irgendetwas davon verständen, würden sie zumindest gelernt haben, dass ihre sogenannten Neigungen in der Tat kaum das Verlangen besitzen, das eigene Rückgrat zu brechen, indem sie Abgründe überbrücken, die einen vom anderen trennt.

Aber was ich bin, ist egal.

Und das Krächzen dieser verschiedenfarbigen Elstern dient nur dem Zweck, die persönliche und edle Weisheit zu erhellen. Oh, apostolische Affen der Menschheit und des gesellschaftlichen Fortschritts, hört Ihr nicht etwas donnern über euren Phantomen?

Hört, hört! Es ist ein durchdringendes Dröhnen meines wilden Gelächters, das überkopf in die Höhe poltert!

[Renzo Novatore, unter dem Pseudonym Brunetta, der Brandstifter]

Zuallererst sollten wir klar machen, dass es nicht das Ziel dieser Analyse ist, eine Theorie zu formulieren. Stattdessen ist sie verfasst als ein Mittel zur Verbreitung eines revolutionären Verständnisses und zielt grundlegend auf die praktische Etablierung (-Ermächtigung) von kollektivem Widerstand gegen jede Autorität, auf die gleiche Weise, wie die Macht persönliche Beziehungen schwächt und den Alltag dekontextualisiert, ab.

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[Frankreich] WÄHLT NIEMALS…

Uns gefällt es, uns selbst als freie und ganze Frauen und Männer zu betrachten und nicht als in kleine Teile zerschnitte Wesen, die man in die institutionellen Schubladen des Staats oder in die Finanzschubläden der Chefs oder anderer Eigentümer zwängen kann. Aber es ist unschwer festzustellen, dass dies alles nur eine weitere Illusion ist. Tatsächlich gelingt es uns nicht, uns selbst zu gehören. Durch Geld und Zeit werden wir zum Besitz der Herrschenden. Unsere Zeit ist in kleine Brocken zerstückelt zur Unterhaltung der Politiker_innen, der Werbemacher_innen, der Bullen, der Richter_innen, der Sozial”hilfe”, der Chefs, der Medizin, der Gemeinschaften und der Familien. All jene verbünden sich früher oder später, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht, um uns zu zerteilen, uns gegeneinander aufzubringen, unserem Dasein ihren Sinn aufzudrücken, uns auszunehmen, uns einzugliedern, uns zu analysieren, uns zu bedrohen, uns zu kaufen und zu verkaufen, oder uns ganz einfach nur niederzuknüppeln.

Die Politiker_innen sind jene, die uns zum besten Preis einkaufen, um uns zum Schleuderpreis zu verschachern. Sie gehören zu jenen, die uns feuchte Augen machen, bevor sie unsere verfügbare Hirnzeit vergewaltigen. Sie geben vor, unsere Bestrebungen zu repräsentieren, während sie uns ihre aufzwängen – die soziale Knarre an der Schläfe. Im Tausch gegen einen Wahlschein versprechen sie uns Oasen in den Sandstürmen unserer Existenzen, in der Wüste des falschen Scheins und des Elends, die unglücklicherweise unsere langweiligen Leben besiedeln.

Bald ist es wieder so weit, eine neue Wahlfrist, die Schlammschlacht, die absolute Vorherrschaft der Ideologieteppichhändler. Aber wer ist noch bescheuert genug, aufrichtig daran zu glauben? Wer ist noch bescheuert genug, mit klopfendem Herzen wählen zu gehen, als wäre es das erste Rendezvous?

Ungefähr niemand; wir gehen wählen wie andere stempeln, wir gehen wählen wie wir arbeiten gehen, wir gehen wählen wie wir die Steuererklärung ausfüllen: der Sache absolut überdrüssig, mit gesenktem Blick und uns selbst hassend.

Einige geben sich offen als Vertreter_innen des Bürgertums, einige andere behaupten, sie würden die Armen und Unterdrückten repräsentieren; aber nichts ähnelt einer_m Vertreter_in des Bürgertums mehr als ein_e Vertreter_in der Armen und Unterdrückten.

Kein_e Kandidat_in wird jemals unseren Hunger danach repräsentieren, nicht mehr repräsentiert werden zu wollen; keine_r von ihnen wird je wirklich zwei Individuen zugleich repräsentieren können. Keine Wahl wird uns je frei machen können, uns unsere Leben zurückgeben können. Die Frage ist nicht, für wen oder für was wählen, die Frage ist: wählen, für welchen Zweck?

Bei den nächsten Wahlen, wie schon bei den vorherigen, werden wir uns enthalten, und wir laden jede_n ein, es uns gleich zu tun, nicht teilzunehmen an der eigenen Versklavung. Es geht allerdings nicht nur darum, sich zu enthalten und den Urnengang zu verweigern. Es geht darum, sie alle zu verbrennen und diese Welt in Flammen aufgehen zu lassen, die uns entwürdigt und entwertet. Es geht darum, uns unsere Leben wiederanzueignen, unsere Körper und unsere Würde. Und wenn Intelligenz nicht genügt, wird Gewalt den Rest tun.

Revolution.

GREIFEN WIR ALLES AN, WAS UNS SCHWACH MACHT UND UNS UNSERER LEBEN ENTEIGNET.
BEFREIEN WIR UNS VON DER POLITIK.

Anarchist_innen

Quelle

Weißrussland: Internationaler Solidaritätsaufruf für anarchistische Gefangene

Im Folgenden dokumentieren wir einen Aufruf des ABC Belarus und rufen zur Unterstützung unserer GenossInnen auf:

Es ist schon ein Jahr vergangen, seitdem wir aufgerufen haben, eure Solidarität mit gefangenen Anarchist*innen aus Belarus zu zeigen. Heute sehen wir, dass die Gefangenen eine neue Solidaritätswelle brauchen. Es kann ihnen helfen früher aus dem Knast zu kommen. Deswegen rufen wir alle dazu auf, an den Solidaritätsaktionstagen von 30.6 bis 2.7 teilzunehmen.

Die Aktivisten Igor Olinewitsch, Nikolaj Dedok, Alexander Fratskewitsch, Artem Prokopenko, Pawel Syromolotov, Eugenij Waskowitsch wurden im Herbst 2010 festgenommen und später zu Haftstrafen von 3 bis 8 Jahren
verurteilt. Sie haben Angriffe auf die Symbole der Macht und des Kapitals verübt und sind schon seit fast zwei Jahren in Haft. In dieser Zeit haben die Genoss*innen und Verwandten dafür gesorgt, die Haft möglichst erträglich zu machen und eine möglichst schnelle Freilassung zu erwirken. Im Oktober 2011 wurden Nikolaj Dedok, Igor Olinewitsch und Alexander Frantskewitsch als politische Gefangene von Menschenrechtler*innen anerkannt. In den Urteilen von Artem Prokopenko, Pawel Syromolotow und Eugenij Waskowitsch sehen die Menschenrechts-NGO’s auch eine politische Motivation, die die Höhe der Strafe bestimmt hat.

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Athen: Polizeirazzia im besetzten sozialen Zentrum VOX in Exarchia

In  den ersten Tagen des Jahres 2012, besetzten Menschen aus dem  anarchistisch/antiautoritären Milieu das VOX Gebäude (Eigentum des  staatlich geführten “Sozialversicherungsinstituts”-IKA), mit dem  Vorsatz, es in ein offenes Sozialzentrum zu verwandeln. “ΒΟΞ” war der  Name eines Freilichtkinos, dass sich einmal im selben Gebäude an der  Ecke der Arachovis- und Themistocleous Straße befand. Das Gebäude selbst  bietet genug Raum für verschiedene Projekte. Das Ziel der Gruppe ist  die Ausweitung soziopolitischer Kämpfe durch kollektive Forderungen, in einer Zeit, in der ökonomisch-systemische Krisen die meisten Teile der Gesellschaft bedrohen und angreifen. Es geht auch darum, solidarische Beziehungen und Kommunikation mit Menschen und weiteren Initiativen in der Nachbarschaft aufzubauen.

Am  20. April, nur einen Tag vor der öffentlichen Eröffnung des neuen Projekts, stürmte ein Großaufgebot an Polizeikräften das Gebiet und insbesondere den Exarchia Platz. Um 5 Uhr früh (MEZ) räumten Bullen und  Staatsanwälte das VOX Gebäude (es scheint, dass keinE BesetzerIn drinnen war).

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Schweiz: Kommuniqué des ökoanarchistischen Gefangenen Luca ‘Billy’ Bernasconi über seine Beteiligung an den Knastprotesten gegen das Weltwirtschaftsforum

Der Knast trennt uns physisch von den Kämpfen. Er isoliert uns von den uns Nahestehenden und von der täglichen Teilhabe an den Wegen des Kampfes, er verweigert uns unsere Sehnsüchte. Er schafft es jedoch weder sie aus unserem Kopf zu verbannen noch dem Kampf unsere Tatkraft zu nehmen. Im Gegenteil: Die Wut und der Hass, den wir gegenüber den Mauern und unseren KnastwärterInnen empfinden, sind tief in unserer Seele, in unserem Fleisch verwurzelt.

Ein Gedanke treibt eineN sogar noch mehr von hier an als von draußen: ‘Was kann ich tun?’ Wenn sich daher Möglichkeiten ergeben, an den Mobilisierungen draußen von der anderen Seite dieser Mauern teilzunehmen, bedeutet dies viel mehr als etwas symbolisches. Ich ergreife diesen Moment und verleibe ihn mir ein, tief in mir drin, wo weder die Hände noch die Augen der/des WächterIn, Bullen oder sonst jemanden, dessen Absicht es ist, die eigene Macht zu missbrauchen, je Zugang erhalten sollten. Dort, in uns drin, wo nichts nur symbolisch sondern alles in Spannung ist.

AnführerInnen von unterschiedlichen Herrschaftsbereichen (PolitikerInnen und UnternehmerInnen, Medien und geistiger/intellektueller Werte) werden sich dieses Jahr auf dem Weltwirtschaftsforum treffen. Dort werden sie sich über verschiedenen Themen austauschen, um neue Modelle zu erarbeiten, die ihre eigenen Privilegien nur noch tiefer verankern werden und die es ihnen ermöglichen, reicher zu werden. Unter diesen Themen sticht eines hervor: ‘Die neuen technologischen Gesellschaftsmodelle’ und, etwas genauer, ‘die neue Welle von technologischen Innovationen, besonders in den Biowissenschaften, in der Nanotechnologie und der künstlichen Intelligenz.’

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Globaler Patriotismus, nach dem 12. Februar 2012 “ein lyrisches Drama”

Bei vielen Events und Protesten weltweit, die sich auf die derzeitigen Entwicklungen in Griechenland beziehen, benutzen unzählige UnterstützerInnen das anscheinend populäre und gleichzeitig populistische Motto “Wir sind alle Griechen”. Welche Beweggründe drückt dieses Motto aus und welchen Einfluss hat es indirekt oder direkt auf diejenigen, die sich in Griechenland auf antiautoritäre Kämpfe einlassen.

Wahrscheinlich fühlen manche Menschen eine Art Mitleid mit den “leidenden Griechen”, oder fürchten sich sogar vor dem, was ihre eigene nahe Zukunft für sie auf Lager hat. Sie sind, hauptsächlich durch die Brille der Massenmedien und der Social-Networking-Dienste, (falsch) informiert über die scheinbar traurige Tatsache, dass Griechenland von “ungerechten und undemokratischen” Kürzungsmaßnahmen und harten Einschnitten geplagt wird, und dass das schon das ganze Problem ist… Es ist möglich, dass es politisches Marketing ist oder patriotische PR-Männer und -Frauen sind, die einen der bekanntesten, patriotischen, englischen Zitate (das P.B. Shelleys “Hellas, ein lyrisches Drama” von 1821 zugeschrieben wird) wieder auf die globale politische Bühne zurück gebracht haben. So oder so wurde sich an diese Aussage öffentlich und ausgiebig erinnert – erst in den sozialen Medien und anschließend auf der Straße, so dass jetzt die Massenpropaganda, die sich darauf bezieht, stetig weiter wächst, oft begleitet von Symbolen, wie z. B. Nationalflaggen, antiken griechischen Figuren, etc. Verschiedene Fraktionen (von Rechtsextremen über ReformistInnen bis hin zu linken PatriotInnen) fördern immer noch die “Solidarität” mit dem griechischen Volk und identifizieren sie mit einer nationalen Qualität, eine Qualität der Staatsbürgerschaft, sogar mit bestimmten Wurzeln. Die Losung schreit mit Gewissheit nach pro-nationalistischen Ansichten und endet nicht nur darin, dass es diejenigen, die den “alle Griechen”-Müll übernehmen in eine Projektualität der nationalen Einheit einfängt sondern unterstützt auch noch die staatliche Medienpropaganda, die auf dem Territorium, das vom griechischen Staat kontrolliert wird und darüber hinaus, jedes radikale, politische Subjekt, das sich aktiv an sozialen Kämpfen beteiligt, verleumdet und verfolgt.

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Ein Gefängnis genannt Honduras

von Organización Fraternal Negra Hondureña, OFRANEH

Dienstagnacht, 14. Februar, verbrannte das Zentrum der JVA in Comayagua, mit dem bedauerlichen Resultat von mehr als 355 verkohlten Gefangenen. Das ist das dritte Mal in 10 Jahren, dass entsetzliche Feuer hunderten Gefangenen das Leben kosten; viele unter ihnen wurden nicht einmal für irgendetwas verurteilt oder wurden nur vor die Behörden gezerrt, weil sie Tätowierungen hatten.

Die Feuer während der Amtszeit des Nationalisten Ricardo Maduro im Gefängnis von Ceiba und San Pedro Sula, dienten nicht als Lehrstück zur abnormen Verwaltung der Justiz und der Gefängnisse in Honduras. Einmal mehr wiederholt sich die Geschichte aber jetzt wie es scheint sogar noch grimmiger, mit durchgesickerten Erklärungen von angeblichen Flüchtenden, die von einer geplanten Flucht in Komplizenschaft mit der Gefängnisleitung und Hinweisen von NachbarInnen der Gefängnisfarm handelt, die einen stechenden, aus der Gasleitung des Gefängnisses kommenden Geruch wahrnahmen. Die Gewalt, in der sich das Land wieder findet ist nicht unbegründet. Die reduzierte Machtelite macht sich mitschuldig an der Absonderung Honduras, ganz klar mit der üblichen Unterstützung von Ländern, deren Interessen sich um die Plünderung der so genannten natürlichen und menschlichen Ressourcen drehen.

Der Putsch 2009 diente als Katalysator für die Demütigungen, die die Bevölkerung Honduras erlitten hat. Leider legitimierten die Wahlen, die vom US-Imperium und einigen EU-Ländern aufgezwungen wurden die Putschisten und das Nachfolgeregime, das dem Prozess des Fenstersturzes der Demokratie dient.

Der existierende Fäulnisprozess in den staatlichen Sicherheitsorganen, die Plünderung der Arsenale, der Waffenschmuggel aus der USA, die Militarisierung der Drogenkartelle, die unkontrollierbaren Banden (Maras, Kinder des Neoliberalismus) sind Teile dieses Gewaltcocktails, der die Menschen in Honduras vernichtet.

Wenn sich die Gerüchte über die Beteiligung der Strafvollzugsbehörden bei der Entstehung des Feuers bestätigen (neben dem verabscheuungswürdigen schuldhaftem Verhalten, der Feuerwehr den Zugang zum Gelände zu verweigern und die Gefängniszellen verschlossen zu halten), werden sich die Ereignisse von Comayagua als geplantes Massaker erweisen und somit das bereits verschiedene Rechtssystem der derzeitigen Bananenrepublik steinigen.

Das gesamte Land ist von diesem Massaker komplett überwältigt. In der Zwischenzeit behält die jetzige Verwaltung ihr permanentes Lächeln und im Orwellschen Erzählstil seines Ministeriums für Wahrheit, versuchen sie das Honduras zu verbergen, die Tiefen, in die wir versunken sind, in ein Feld der Menschenrechtsverletzungen und Wirtschaftskrise, die das Land in Mitleidenschaft zieht. In diesem Land sind wir alle Gefangene einer kleinen Gruppe Wahnsinniger, einige unter ihnen auf Repression spezialisiert andere auf Abschreckung. Das politische Labor, das zum so genannten Todesdreieck (Guatemala, El Salvador und Honduras) geworden ist, half dem US-Imperium eine Kriegszone zu erschaffen, in der Unsicherheit zur Mediendesinformation genutzt wird, um den Menschen die Notwendigkeit einer strengen Regierung, die die Gewalt auslöscht, einzuimpfen.

Ein Beispiel ist der gewählte Präsident von Guatemala Otto Pérez, auch bekannt als der Schlächter der Ixil Menschen. Der Verlust des historischen Gedächtnisses der Menschen ist ein ernstzunehmender Indikator für die Unfähigkeit unsere Probleme zu lösen und wie einige Fraktionen sich einschalten und um eine Intervention aus dem Ausland nachsuchen.

Die laufende Gewalt ist nicht grundlos sondern eher ein gut vorbereitetes Skript, das über lange Distanzen geleitet wird, mit dem makabren Ziel Honduras in Brand zu stecken und die Herrschaft zu verlängern.

La Caiba, Atlántida, 20. Februar 2012

Quelle: 1 , 2

Athen: Schriftliche Erklärung von Kostas Gournas vor Gericht am (24.10.2011)

Im April 2010 habe ich, in einem gemeinsamen Schreiben mit meinen GenossInnen Pola Roupa und Nikos Maziotis die politische Verantwortung für unsere Teilnahme am „Epanastatikos Agonas/Revolutionären Kampf“ (Revolutionary Struggle) übernommen. Wir haben erklärt, dass wir stolz auf unsere Organisation sind, und auf unseren Mitkämpfer Lambros Foundas, der von Bullen in einem bewaffneten Konflikt in Dafni umgebracht würde.

Heute stehe ich diesem speziellen Gericht gegenüber, konfrontiert mit schwerer Anklagen, die langjährige Haft mit sich bringen. Diese ganze Zeit über hat der Staat systematisch versucht meinen Willen zu Kämpfen zu brechen. Von den Foltern und den Schlägen in der GADA (Polizeihauptverwaltung von Athen), meiner Inhaftierung weit entfernt von dem Wohnort meiner Kinder, bis hin zur Gerichtsladung meiner Partnerin Maria Beraha, die sich hier als meine Mitangeklagte befindet. Trozdem, stehe ich hier, euch gegenüber und erkläre mich stolz zu meinem Kampf, meinen GenossInnen und zu der Geschichte des „Revolutionären Kampfes“.

Meine Anwesenheit hier, zielt auf keinen Fall darauf ab, meine Situation zu mildern, da ich keine Anklage des bürgerlichen Regimes akzeptiere. Ich bin nicht der Verbrecher oder Terrorist, weder glaube ich, dass die Aktionen des „Revolutionären Kampfes“ auf irgendeine Weise schlecht für die Gesellschaft waren. Die Aktionen und Interventionen der Organisation waren tief politisch und wohltuend für die Gesellschaft, da sie sich ausschließlich gegen das Regime, seine Funktionäre und Lakaien gerichtet haben. Sie haben sich gegen Strukturen und Personen des kapitalistischen Systems gewendet, das die sozial Schwache unterdrückt und tyrannisiert.

Also, sind nicht wir diejenigen, die hier als gefährlich für die Gesellschaft gerichtet werden müssen. Gefährlich für die Gesellschaft sind diejenigen, die seit Jahren regieren und die Bevölkerung berauben. Es sind diejenigen, die treu den Plänen der Troika (IWF/EZB/EU) und des supranationalen Kapitals dienen, um die Bevölkerung Griechenlands zu verelenden und auszubluten. Es sind diejenigen, die harte finanzielle Regelungen einführen, um das Kreditgeldsystem und ihre übermäßigen Profite zu retten. Es sind diejenigen, die alle die den Reichtum und die Arbeit der Bevölkerung ausgenutzt haben, decken, so dass keiner von denen jemals gerichtet würde. Es sind diejenigen, die ihre Mörder losschicken, um jede soziale Gegenantwort mit Repression zu bekämpfen.

Wir, als KämpferInnen des „Revolutionären Kampfes“, haben agiert und werden auch weiterhin für den Umsturz von Kapitalismus und Staat, für eine freie Welt, agieren, in der die volle Gleichwertigkeit der Menschen auf finanzieller, sozialer und politischer Ebene existieren wird. Die Organisation ist in den proletarischen Schichten der Gesellschaft geboren worden, und hat immer für ihre Interessen gekämpft. Jede ihrer Aktionen, jede Erklärung, war ein Lichtblick für die Gesellschaft, ein Schrei der Erleichterung für die Unterdrückten, eine Hoffnung, dass dieses ungerechte Regime gestürzt werden kann. Die Unterdrückten, die Schwachen, die Proletarier, die Arbeitslosen, unsere KlassenmitkämpferInnen sind jene, die über uns richten sollten, und nicht ihr. Auf der Straße, den öffentlichen Plätzen, den Plenen… dort wo sie euch alle längst verurteilt haben.

Ich wollte klarstellen, dass sowohl dieses spezielle Gericht, so wie auch jedes andere Gericht des bürgerlichen Regimes, keine bewaffnete revolutionäre Organisationen richten kann. Dies resultiert aus dem einfachen Grund, dass die Interessen denen ihr dient, und die Klasse der ihr angehört a priori uns gegenüber stehen. Dieses Gericht ist ein Klassengericht und richtet mit dem „Recht“ des Mächtigen gegen das revolutionäre Recht, das Recht einer handvoll KämpferInnen, die für die soziale Befreiung kämpfen. Die Tätigkeit des „Revolutionären Kampfes“ kann nicht von euch gerichtet werden, denn diese Tätigkeit wendet sich gegen euch, gegen das kapitalistische System und der Klassenjustiz, der ihr dient. Wir sind zwei verfeindete Kräfte. Ihr verschanzt euch hinter speziell modulierten Räumen im Inneren des Gefängnisses, hinter speziellen Gesetzgebungen, und wollt uns verhöhnen und unser Handeln entpolitisieren, bevor ihr uns verurteilt. Unsere Anwesenheit hier zielt darauf, die Vorwürfe gegen uns, gegen euch zu wenden, gegen das System dem ihr dient, und um aufzuzeigen, dass eure Aktionen verbrecherisch und gefährlich für die Gesellschaft sind. Der politische Kampf, der in diesem Saal stattfinden wird, ist für uns ein Podium, um die Gerechtigkeit unseres Kampfes zu zeigen.

In diesem Kampf sind wir nicht alleine. Neben uns steht ein großer Teil der Gesellschaft, für den das politische und finanzielle System am Ende angekommen ist, und das dynamisch fördert, dass alle Kader den Ort verlassen. Dieser Fakt berechtigt unsere Wahlen. Der bewaffnete Kampf gegen das Regime ist heute aktueller und wichtiger denn je. Denn, für uns Proletarier gibt es keinen anderen Weg, um die Krise glücklich zu überstehen, als die Revolution. In dem Klassenkampf der in nächster Zeit folgen wird, in diesem Saal und außerhalb, auf der Straße, werden wir gewinnen.

Kostas Gournas

Quelle

28.Oktober: Gegen die nationalen Paraden in “Griechenland”

Und ich, voller Anmut, scheiße auf den 4. August*
Anmut und August reimen sich auf griechisch

* Der 4. August 1936 ist der Beginn der Diktatur von Jannis Metaxas

Nationale Parade während der Diktatur von Metaxas

Die griechische Realität ist sicherlich ziemlich lächerlich. Aber einige Aspekte sollten für Außenstehende noch nicht so bekannt sein. Deshalb macht es Sinn, etwas über die Studenten- und Militärparaden, die immer am 28. Oktober abgehalten werden, zu berichten.

Das Brechreiz erregende Ritual, das eine wehrhafte Armee herbeisehnt und das ähnliche Bild von StudentInnen, die in griechischen Städten marschieren, sind faschistisch inspiriert. Die nationalistischen Ideale finden ihren deutlichsten Ausdruck und Enthusiasten auf der ganzen Welt die Gelegenheit zum Applaudieren. SchülerInnenklasse verwandeln sich in Züge von Soldaten und erhalten Erziehung in den hohen Idealen von Heimatland und Religion.

„Uniformiert, angepasst, die „Großen“ und „Besten“ vorneweg, militärischer Schritt und Gruß vor der Bühne für die Offiziellen.„ Continue reading 28.Oktober: Gegen die nationalen Paraden in “Griechenland”

Das Netzwerk der KKE: Lügen und ihre Verbreitung

Es ist nicht nur die Korrespondentin der Jungen Welt Heike Schrader, die sich am 19./20. Oktober gegen die vielen Demonstrierenden gestellt hat, die sich nicht von einer stalinistischen Partei die Form ihres Protests diktieren lassen wollen. Auf die junge Welt und ihre Art und Weise der Berichterstattung wurde bereits eingegangen und hoffentlich Lehren gezogen. Dieser Text ist als Ergänzung zu verstehen.

Vor allem die Deutsche Kommunistische Partei DKP übernimmt die Lügen der Kommunistischen Partei Griechenlands. Kontakt zu den griechischen StalinistInnen besteht seit vielen Jahren. Hierunter fallen z.B. Einladungen zu Parteittagen, gegenseitige Besuche von Konferenzen, Veröffentlichung gegenseitiger Grußworte, Solidaritätschreiben und allgemein die Publikation von Texten. Das Verhältnis wird auch nicht dadurch getrübt, dass die DKP in der Vergangenheit eine Kritik an der offiziellen  Rehabilitation Stalins (2009) durch ihre griechischen GenossInnen geäußert hat und im Gegensatz zur KKE von Verbrechen Stalins spricht.
Quelle: http://xxxkommunisten.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3089:eine-kritk-an-den-kke-thesen-ueber-den-sozialismus&catid=77:analysen&Itemid=154 (Link funktioniert nur ohne xxx)

So verwundert es nicht, dass die DKP recht zeitnah zum Geschehen in Athen eine offizielle, kader-gehorsame Presserklärung abgeliefert hat. www.xxxkommunisten.eu/attachments/3090_Erklärung_Griechenland.pdf

Die obskuren Thesen der KKE werden weitgehend übernommen, den eigenen Verhältnissen etwas angepasst und teilweise vage formuliert. Hierdurch gewinnen sie scheinbar an Glaubwürdigkeit. So wird sich z.B. auf die eher im deutschsprachigen Raum bekannten Autonomen besonnen und nicht explizit gesagt, dass es sich bei diesen auf jeden Fall um Polizeispitzel handeln muss, sondern auf angebliche Erfahrungen aus der Vergangenheit verwiesen.

Zusammengefasst geht die DKP in ihrer Stellungnahme davon aus, dass: Continue reading Das Netzwerk der KKE: Lügen und ihre Verbreitung

Heike Schrader lügt in ihrem Artikel in der jungen welt zum Generalstreik in Griechenland

Heike Schrader lügt!

Betrifft den Artikel „Mörderischer Angriff“ in der Tageszeitung junge welt vom 21. Okt. 2011. In der fett gedruckten Unterüberschrift behauptet die junge welt „Hintergründe zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten“ in Athen liefern zu wollen. Der folgende Artikel strotzt dann jedoch nur so vor Auslassungen, Verdrehungen, Halbwahrheiten und Parteipropaganda der KKE. Da Heike Schrader seit Jahren in Athen lebt dürfte ihr all das bekannt sein. Der Artikel kann deshalb nur als wissentliches Lügenkonstrukt bezeichnet werden.

Zu den Auseinandersetzungen war es am 2. Tag des 48stündigen Generalstreiks zwischen einem Block von AnarchistInnen, Linksradikalen und nicht eingebundenen Jugendlichen einerseits und Ordnern der stalinistischen KKE, ihrer Jugendorganisation und der von der KKE dominierten Gewerkschaftsfront Pame gekommen. Das 53-jährige Pame-Mitglied Dimítris Kotzarídis erlitt nach Tränengas- und Blendschockgranatenbeschuss durch die MAT-Sondereinheiten der Polizei einen Herz- und Atemstillstand und verstarb noch vor Ort. Ärzte, die vergeblich versuchten ihn wiederzubeleben, führen seinen Tod auf das Einatmen großer Mengen von Tränengas zurück. Nach Aussagen eines ihn begleitenden Bekannten, war er nicht an den Auseinandersetzungen beteiligt und „fiel direkt nachdem eine Tränengasgranate vor seinen Füßen explodierte, plötzlich um.“ Anstatt diesen erneuten Polizeimord anzuklagen, sprach die KKE-Vorsitzende Aléka Paparíga die Polizeikräfte noch am 20. Okt. auf einer Pressekonferenz von jeder Schuld frei. Continue reading Heike Schrader lügt in ihrem Artikel in der jungen welt zum Generalstreik in Griechenland

SCHWARZER SEPTEMBER: Ein Blick auf die anarchistische Vergangenheit und Gegenwart in $hile

In Villa Francia, Santiago (Hauptstadt von $hile) , wurde in den frühen Stunden des 11. Septembers ein Mensch erschossen. Als Opfer wurde   der 22-jährige Cristopher Ramos Contreras indentifiziert. Die Schießerei fand während Unruhen statt, es gab Barrikaden und an vielen Punkten der Metropole und auch in weiter abgelegenen Gebieten Zusammenstöße mit den Repressionskräften.

Der 11. September 1973 war der Tag, an dem Diktator Pinochet durch brutale Gewalt und Unterstützung der USA die Macht übernahm. Erst im Jahre 1990 wurde er abgewählt, blieb aber bis 1998 Oberbefehlshaber des Heeres. 1998 fand zum Jahrestag des Putsches eine Demonstration in Santiago de $hile statt. Die anarchistische Studentin und Tänzerin Claudia Lopez wurde bei Barrikadenkämpfen von der Polizei erschossen. In ihrem Namen und in Gedenken an alle, unter den Bedingungen der Demokratie staatlich Ermordeten, bekämpfen seitdem unter der Parole des „Schwarzen Septembers“ Demonstrierende die Polizeibrutalität und staatliche Repression.

Dieses Jahr wurden während eines Generalstreiks Ende August unter der Amtsführung  des amtierenden  Staatspräsidenten Piñeras,  zwei weitere Menschen durch die Polizei ermordet (der 16-jährige Manuel Gutiérrez Reinoso und der 18-Jahre alte Mario Parraguéz Pinto).

“AnarchistInnen, die im Kampf gegen das Kapital gestorbgen sind: Mauricio Morales, Jhonny Cariqueo, Claudia López. Ihre Demokratie ist mit Blut besudelt."

Es folgen einige Auszüge einer Erklärung die Anti-Autoritäre/ AnarchistInnen aus Anlass des 11. September 2011 veröffentlicht haben. Den vollständigen Text könnt ihr hier (englischsprachig) nachlesesen:

Für einen kämpferischen und kreativen 11. September
Auf die Straße, mit Feuer und Erinnerung
Claudia Lopez ist immer bei uns.

Für uns steht jeder September für die lebendige Erinnerung an die Repression und für staatlichen Terrorismus gegen die Ausgebeuteten und Rebellen, in der Diktatur und der Demokratie. Für die meisten steht dieses Datum symbolisch für die Erinnerung an die Diktatur, die Periode als die Gewalt für die Mehrheit der BewohnerInnen ständig präsent und sichtbar war. Nach dem 11. September 1973 wurde die Herrschaft offen repressiv. In den ersten Jahren kam es zu unendlich vielen Verhaftungen, Morden, Folter und Verschleppungen. Später wurde dann selektiver gegen Mitglieder militanter politischer Gruppen vorgegangen. Der Sinn war die Unterdrückung der Organisation und des Kampfes, der sich durch Selbstorganisation, Betriebssperrungen und Landbesetzungen auszeichnete und Leben in die kämpfenden Kommunen brachte, das  später in den 90ern durch die demokratische Regierung durch Drogen vergiftet wurde.

Um es direkt klarzustellen: Salvador Allende ist nicht unser Genosse. Kein Präsident kann unser Gefährte sein.  Die Figur des Allende repräsentiert den reaktionärsten Sozialismus, der danach strebt friedlich und über Wahlen die Energie der ausgebeuteten Klassen in staatliche Entwürfe des sozialen Wandels zu kanalisieren. Es ist das wiederkehrende Bild einer “populären” Regierung, die letzten Endes die Interessen und Projekte einer Herrschaft von Organisationen und den politischen Parteien an der Macht vertritt. So geschehen 1917 in Russland, 1936 in Spanien, in den 50er Jahren auf Cuba,  wir könnten Stunden damit verbringen, auf weitere Beispiele einzugehen. Continue reading SCHWARZER SEPTEMBER: Ein Blick auf die anarchistische Vergangenheit und Gegenwart in $hile

Antwort der SolFed Nord-London auf die Riots

Nachdem einige Medien „Anarchie“ für die sich entwickelnde Gewalt in London und England verantwortlich gemacht haben, ist die »North London Solidarity Federation« (SolFed) der Meinung, dass eine Antwort seitens einer anarchistischen Organisation, die in der Hauptstadt aktiv ist, angebracht ist.

Während der letzten Tage haben Riots größere Schäden in Teilen von London, an Ladenfronten, Häusern und Autos verursacht. Von links hören wir den immerwährenden Aufschrei, dass Armut dies verursacht habe. Von rechts, dass Gangster und anti-soziale Elemente eine Tragödie ausnutzen würden. An beidem ist etwas Wahres. Die Plünderungen und Riots während der letzten Tage sind ein komplexes Phänomen und beinhalten mehrere Strömungen.

Es ist kein Zufall, dass die Riots sich jetzt ereignen, wo das soziale Unterstützungsnetz für Großbritanniens Entrechtete zerstört wird und die Menschen dem Sturz in den Abgrund überantwortet werden und dabei noch durch die Schlagstöcke der Metropolitan Police verdroschen werden. Aber es gibt keine Entschuldigungen für das Anzünden von Wohnungen und die Terrorisierung von ArbeiterInnen. Wer immer so etwas tut, hat keinen Anspruch auf unsere Unterstützung.

Die Wut aus den Armenvierteln ist wie sie ist, hässlich und unkontrolliert, aber nicht unvorhersehbar. Großbritannien hat seine sozialen Probleme jahrzehntelang verschleiert, sie mit einer brutalen Kette bewaffneter Büttel eingezäunt. In den Armenvierteln aufzuwachsen, bedeutet oft, sie nie zu verlassen, außer auf dem Rücksitz eines Polizeiwagens. In den 1980ern führten diese Probleme zum Aufstand von Toxteth. In den den 1990ern trugen sie zu den Poll Tax Riots bei. Und jetzt sind sie wieder auf der Tagesordnung – weil die Probleme nicht einfach immer noch da sind, sondern weil sie sogar schlimmer geworden sind.

Polizeiverfolgung und Brutalität sind Teil des Alltags in den Armenvierteln überall in Großbritannien. Selbst die Wohlfahrtssysteme, die das Überleben kaum sicherten, sind brüchiger oder ganz abgeschafft worden. In Hackney wurde den StraßensozialarbeiterInnen, die die Kids kennen und ihnen bei ihren Problemen zu helfen versuchten, mitgeteilt, dass man sie nicht länger bezahlen wird. Die Mieten steigen und staatlich unterstützte Jobs, die etwas Geld in die Viertel brachten, werden zusammengestutzt und in unbezahlte Ehrenämter im Namen einer „Big Society“ verwandelt. Menschen, die immer sehr wenig hatten, haben nun überhaupt nichts mehr. Sie haben auch nichts mehr zu verlieren.

Die Rolle der Medien sollte nicht vergessen werden. Bei all dem nachträglichen Gerede über „friedliche Proteste“, die den Ereignissen von Tottenham vorangegangen sind, kann man davon ausgehen, dass sie nichts berichtet hätten, wenn es nur eine Mahnwache vor einer Polizeistation gegeben hätte. Polizeigewalt und Proteste dagegen finden andauernd statt. Aber nur dann, wenn die andere Seite (gegen legitime Ziele oder auch nicht) zurückschlägt, findet sich überhaupt irgendeine Erwähnung in den Medien.

Es sollte also niemanden verwundern, wenn Menschen, die eine Leben in Armut und Gewalt leben, schließlich in den Krieg gezogen sind. Niemand sollte schockiert darüber sein, dass Leute Plasmafernseher plündern, deren Verkauf ihre Miete für mehrere Monate sichert und unverkäufliche Bücher in den Regalen stehen lassen. Für viele ist das die einzige Art ökonomischer Umverteilung, die sie für die nächsten Jahre sehen werden, während ihrer erfolglosen Suche nach Jobs.

Viel wurde darüber geredet, dass die Leute „ihre eigenen Communities angreifen“. Aber Riots ereignen sich nicht in einem sozialen Vakuum. Die Riots in den 1980ern schienen zielgerichteter gewesen zu sein, indem sie Unschuldige verschonten und sich mehr auf die Repräsentanten von Klassen- und Rassenunterdrückung richteten: die Polizei, Polizeistationen und Läden. Was ist seit der 1980ern geschehen? Generationen von Regierungen haben sich alle Mühe gegeben, jedes Gefühl von Klassensolidarität und -Identität systematisch zu zerstören. Ist es da noch irgendwie überraschend, dass die Beteiligten an den jüngsten Riots sich auch gegen andere Mitglieder unserer Klasse wenden?

Die Solidarity Federation basiert auf Widerstand durch Kämpfe auf der Arbeit. Wir sind nicht beteiligt an den Plünderungen und anders als die rechten Wadenbeißer und auch die sympathisierenden-aber-verurteilenden Kommentatoren der Linken, werden wir nicht Unbekannte dafür verurteilen oder stillschweigend dulden, dass sie sich ein wenig von dem Reichtum aneignen, den man ihnen Zeit ihres Leben verweigert hat.

Aber als Revolutionäre können wir keine Angriffe auf ArbeiterInnen, auf Unschuldige dulden. Läden abzufackeln, über denen sich Wohnunen befinden, die Transportmittel, mit denen Leute zu ihren Jobs fahren müssen und ähnlicher Schwachsinn, sind ein Angriff auf uns selbst und sollten so entschieden bekämpft werden, wie jede Maßnahme staatlicher „Austeritäts“-Politik, preistreibende Vermieter, wie Bosse, die uns unsere Arbeitskraft stehlen wollen. Heute Nacht und solange es dauern mag, sollten die Menschen zusammenstehen und sich selbst verteidigen, wenn solche Arten von Gewalt ihre Wohnungen und Communities bedroht.

Wir sind der Ansicht, dass die legitime Wut der Aufrührer viel stärker sein kann, wenn sie sich in etwas kollektives und basisdemokratisches verwandelt, das nicht versucht, andere ArbeiterInnen zum Opfer zu machen, sondern eine Welt frei von Ausbeutung und der Ungleichheit zu schaffen, die dem Kapitalismus wesenseigen sind.

North London Solidarity Federation

Übersetzung: FAU

Norwegen: Zu den Terroranschlägen vom 22.07. in Oslo

Norsk Syndikalistik Forbund (NSF-IAA):
Zu den terroristischen Bombenanschlägen in Oslo und dem Massaker in Utøya am 22. Juli 2011

Was es bisher an politischer Gewalt in Norwegen gab, kam immer von Rechtsradikalen. Während die Polizei sich [nach dem Anschlag in Oslo] auf die „radikalen Islamisten“ konzentrierte, fand eine weitere rechtsextreme Gewalttat statt – diesmal jedoch weitaus größer, grausamer und blutiger! Die anarchosyndikalistische Gewerkschaft „Norsk Syndikalistik Forbund“ (NSF-IAA) hat den Opfern dieses blutigen Terrors seine Anteilnahme ausgedrückt und würde gern folgendes mitteilen:

Einleitung

Zu Beginn möchten wir mitteilen, dass im heutigen Kapitalismus ein gefährliches Klima herrscht, welches viele Länder und auch Norwegen betrifft:

– Der Kapitalismus ist in einer schweren Krise. Die Regierungen verordnen Sparprogramme und werden zu Sicherheitsstaaten, die Arbeitslosigkeit steigt. Einwanderer werden zu Sündenböcken gemacht und Asylsuchende werden abgeschoben. Die rot-grüne Regierung hat 4.615 Asylsuchende im Jahr 2010 abschieben lassen und dieses Jahr waren es bereits 2.000 Abschiebungen. In Norwegen wurden die Renten im privaten Sektor gekürzt, wobei der Gewerkschaftsdachverband LO [Landsorganisasjonen] noch mithilft. Weitere Kürzungen sind bereits geplant.

– Der weltweite Kapitalismus beutet aus und führt Kriege. Die größte Bedrohung nach dem 11. September 2001 waren die radikalen Islamisten bzw. Terrorgruppen. Norwegen nimmt auch teil an den Kriegen in Afghanistan und Libyen, welche als humanitäre Operationen bezeichnet werden.

– Organisationen, wie der Arbeitgeberverband, machen Einwanderungswellen, sowie Rentner/innen und Empfänger/innen von Sozialleistungen als Bedrohung des Wohlfahrtsstaates verantwortlich. Schlecht ausgebildete Immigrant/innen aus nicht-westlichen Ländern seien nicht nachhaltig [von der Wirtschaft auszubeuten]. Norwegen solle stattdessen hochgebildete Arbeiter/innen importieren. Die Regierung hat dazu bereits öffentliche Studien in Auftrag gegeben.

Es gibt Parteien, die diese reaktionäre Politik vorantreiben. Bei den landesweiten Parlamentswahlen wurde die Fortschrittspartei [Fremskrittspartiet] 2009 mit 41 Abgeordneten zur zweitstärksten Kraft. Einwanderer mit „muslimischer Herkunft“ werden von ihnen diskriminiert und auch [der Attentäter] Behring Breivik war Mitglied dieser Partei. Auf der extremen Rechten existieren in Norwegen die Nazis und Faschist/innen in kleinen Gruppen, jedenfalls bei der Mobilisierung auf der Straße. Aber auf rechtsradikalen Internetseiten haben sie ein großes Publikum und bekommen Unterstützung für ihre Ansichten.

Faschismus heute

Der Terrorist und Freimaurer Anders Behring Breivik kommt aus einem westlich gelegenen Oberklasse-Stadtteil von Oslo. Kurz vor seinen schrecklichen Taten hat er sein Manifest veröffentlicht. Er beschreibt die christichen Kreuzritter im Lauf der Geschichte bis heute und auch seine Vorbereitungen, die – nach seinen Angaben – kurz vor den Terroranschlägen vom 22. Juli 2011 abgeschlossen waren.

Die Ansichten des Mörders sind Teil eines weitreichenden politisch-kulturellen Wandels, in dem anti-islamische und ausländerfeindliche Webseiten, Gruppen und Organisationen in ganz Europa mehr und mehr Fuß fassen. Sie behaupten, dass sie den Islam aus sogenannten kulturellen Gründen angreifen und sie selbst seien anti-rassistisch, antifaschistisch, anti-totalitär usw. Aber wir wollen mal klarstellen: Das ist nur deren Versuch, um taktische Bündnisse einzugehen, damit sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Das Weltbild von Behring Breivik trägt ganz klare Merkmale des Faschismus:

– Es geht um Nationalismus und/oder europäische Indentität bzw. um einen Super-Patriotismus mit historischer Aufgabe.

– „Die Juden“ als Feind werden ersetzt durch „die Muslime“, welche bekämpft und aus Europa vertrieben werden sollen. Der Islam wird als eine existenzielle Bedrohung für die Welt angesehen, wobei die Anführer/innen und Regierungen alle Kollaborateur/innen sind, die es zulassen, dass der Islam den Westen „unterwandert“.

– Zu der [antisemitischen und anti-kommunistischen] Verschwörungstheorie der 1903 in Russland herausgegebenen „Protokolle der Weisen von Zion“, lässt sich sagen, dass sie zwar als Fälschung entlarvt worden sind, aber trotzdem ab 1933 von den Nazis in deutschen Schulen unterrichtet wurden. Sie werden heute immernoch als „Beweis“ herangezogen, dass „die Juden“ angeblich planen würden die Weltherrschaft zu übernehmen. Heute gibt es die Verschwörung von „Eurabien“, die sich auf ein angebliches Abkommen bezieht, das in den 1970er Jahren zwischen arabischen und europäischen Staaten geschlossen worden sei, damit „die Muslime“ Europa „erobern“ dürfen. Der von Nazis und Faschist/innen benutzte Begriff „jüdisch-bolschewistisch“ wurde dabei lediglich ersetzt durch „islamische Kultur-Marxisten“.

– Im Spannungsfeld von Populismus und Elitarismus ist es so, dass die Massen zwar mobilisiert werden sollen, aber sie nur ein Werkzeug für die Ideen und Pläne der Elitären, die selbst eine Diktatur anführen wollen.

– Die faschistische Verherrlichung von Gewalt und die Verwendung von militärischer Sprache behauptet, dass die Muslime Europa besetzen würden und die Demographie ihre Waffe sei, wobei ein geheimes Akommen mit den „kulturmarxistischen“ Verräter/innn geschlossen wurde, usw. Dabei werden auch die sogenannten militärischen Orden [wie die Tempelritter] verherrlicht. Behring Breivik schreibt, dass er andere aus ganz Europa getroffen habe. Auch einen „serbischen Kreuzritter“ und „Kriegshelden“, der im Kampf viele Muslime umgebracht habe. Aber seitens der Europäischen Union soll dieser wegen angeblicher Verbrechen gegen Muslime angeklagt werden. Es sei unverkennbar, dass sich eine Linie der Gewalt durch die Geschichte ziehe – und Behring Breivik sieht sich in dieser Tradition. Seine terroristische Bombe in Oslo ermordete 8 Leute und bei dem Massaker auf Utøya hat er 69 Menschen umgebracht, die meisten von ihnen zwischen 14 und 22 Jahren alt. Von Regierung und Presse wird dies als der größte Angriff auf das Land seit der Besetzung Norwegens durch die Nazis im Zweiten Weltkrieg angesehen.

Das Lied „Til Ungdommen (Kringsatt av fiender)“ [An die Jugend (Umstellt von Feinden)] von Nordahl Grieg wird heute in ganz Norwegen gesungen. Leider wird in den Medien wenig über die Ursprünge des Liedes gesagt, das unter dem Eindruck des spanischen Widerstandes gegen die Faschist/innen 1936 geschrieben wurde. Der faschistische Putsch vor 75 Jahren wurde von spanischen und internationalen Arbeiter/innen bekämpft, die dabei auch Industriebetriebe und Landwirtschaft vergesellschafteten.

Der moderne Faschismus muss bekämpft werden, wobei wir auch die Lehren der spanischen Arbeiter/innen nicht vergessen dürfen. Die Arbeiterklasse muss sowohl gegen den Faschismus, wie auch für ihre Arbeitsbedingungen und Rechte kämpfen! Doch um schließlich den Faschismus ein für alle Mal loszuwerden, muss das System abgeschafft werden, das ihn von Zeit zu Zeit (wieder-)hervorbringt – der Kapitalismus.

Oslo, 02. August 2011

Arbeitsausschuß des Norsk Syndikalistik Forbund
– Internationale Arbeiter/innen-Assoziation

Übersetzung: Anarchosyndikat Köln/Bonn, http://anarchosyndikalismus.org
Dieser Text ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und Übersetzer/innen, sowie der Webseite http://anarchosyndikalismus.blogsport.de

[Berlin] 04.08.2011 Tränengas und Staatsbankrott – Infoveranstaltung zu den jüngsten Protesten in Griechenland

Ganz unerwartet hat der Ruf nach Demokratie, der in den arabischen Diktaturen laut geworden ist, ein Echo in Europa gefunden, zunächst in Spanien und nun in Griechenland. Dort beflügelt er die bislang stärksten Proteste gegen die drakonischen Sparmaßnahmen, die den griechischen Lohnabhängigen verordnet werden, ohne dass noch jemand ernsthaft behaupten würde, auf diese Weise könne ein Staatsbankrott verhindert werden. Die anonyme Diktatur der ökonomischen Sachzwänge wird von den Betroffenen als Versagen der Politik und vor allem der Politiker gedeutet; für sie stellen die Protestierenden symbolisch Galgen bereit und üben sich in lautstarkem Patriotismus, während linke Wirtschaftsexperten um das albernste Konzept zur sozialverträglichen Krisenlösung wetteifern. Trotzdem: Sollten die Sparprogramme, die gerade in etlichen europäischen Ländern auf Touren kommen, überall auf so erbitterten Widerstand wie in Griechenland stoßen, könnte die auf Kredit verschleppte Wirtschaftskrise in eine schwere gesellschaftliche Krise Europas münden.

Nach ein paar Anmerkungen unsererseits zum großen Schuldenschlamassel wird sich ein Genosse aus Athen an diesem Abend an einer Einschätzung der jüngsten Protestbewegung in Griechenland versuchen, die unter den dortigen Antiautoritären offenbar durchaus umstritten ist.

Ort: Versammlungsraum im Mehringhof um 19:30.

Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft.

www.klassenlos.tk

Nicosia, Zypern: Dies ist die Armee, dies ist der Friedhof

1000 Flyer wurden auf einer Demonstration anlässlich einer Explosion in der Naval Kaserne  in Nikosia verteilt.

Am Morgen des 11. Julis kam es in auf dem Naval-Stützpunkt „Evangelos Florakis“ zu einer heftigen Explosion bei der 6 Feuerwehrleute und 2 Marinesoldaten getötet wurden sowie zahlreichen Verletzten. Die Explosion war ein Resultat der Nachlässigkeit von „kompetenten“ Autoritätspersonen, die sich dem Problem bewusst waren. Sie taten nichts, wahrscheinlich um Kosten für Sicherheitsinspektionen zu sparen. Natürlich waren sie zu sehr damit beschäftigt eine Hetzjagd gegen Rebellierende anzuzetteln als dass sie sich dem kleinen Problem eines bevorstehenden tödlichen Unfalls widmen könnten.

Die Verachtung menschlichen Lebens ist nichts Neues in dieser Welt. Wir sehen diese Verachtung jeden Tag in der Schule, in der Armee (immernoch gibt es für junge Männer in Zypern 2Jahre obligatorischen Militärdienst), auf der Arbeit – überall. Die Explosion auf dem Naval-Stützpunkt war die Kurzfassung dieser Konzepte in einer mörderischen Zeit.

Die Verachtung des menschlichen Lebens und ihrer Würde ist stark mit einem gewissen Militarismus und der militärischen Maschine verflochten. Das Militär ist eine Institution errichtet um zu töten, egal ob in einem Krieg, an Grenzen oder in einer „Friedensmission“ (siehe Irak, Bosnien etc.). Sie tötet nicht nur Menschen, sondern durch die Auferlegung von Nationalismus, Hierarchie und striktem Gehorsam manipuliert und tötet sie das Gewissen. Als SchülerInnen sehen wir dies als Fortführung der Gehirnwäsche wie sie bereits in der Schule angewandt wird. Ein Versuch uns nach ihren Standards zu formen um gehorsame Sklaven ihres Systems und ihrer Macht zu werden.

Es muss ein Bezug zur kriminellen Vergangenheit des Zyprischen Militärs gemacht werden, denn es wäre zu heuchlerisch und sich selbst widersprechend zu denken das Militär wäre nur jetzt negativ. Des weiteren gibt es eine lange Liste von Selbstmorden von Soldaten (abgesehen von den psychologischen Problemen von Soldaten) und „Unfälle“. Außerdem noch die Zusammenarbeit mit der Militärdiktatur (Griechenland 1967-73) und die Partizipation am Putsch 1974 mit tragischen Konsequenzen.

So viel zum Nationalen Wächter. In Zypern gibt es ein Theater der Absurdität nachdem wir hier nicht nur eine oder zwei sondern sechs Armeen haben! E/K – Griechisch-Zyprisch, ELDYK – griechische Armee, TOURDYK – türkische Armee, U.N., NATO und eine britische Basis. Sechs Armeen auf einer kleinen Insel! Warum? Weil das Militär ein wesentlicher Teil des hierarchischen Systems, der Auferlegung und Unterdrückung, der Ausbeutung und sozialen Kontrolle ist. In Zypern haben die Armeen eine wichtige Rolle in der Förderung und endlosen Fortsetzung des ethnischen Hasses und der Teilung der Menschen im Interesse der Macht, welche auf den Schultern der Gesellschaft unter dem Vorwand der Zyprischen Streitfrage profitiert. Und zu denen welche jetzt nach Rücktritten verlangen oder Forderungen machen sagen wir: solch eine Logik ist einfach nur eine Möglichkeit die Reaktionen der Menschen zu manipulieren und sie zu Abhängigen des Parlaments zu reduzieren.

Es ist notwendig die Illusion zu zerstören, dass eine andere Administration etwas verändern würde. Beschuldige nicht nur einige wenige Minister und andere „Verantwortliche“, sondern das gesamte Staatssystem und alle Konzepte die es untermauern. Die Sichtweise nach der Geld wichtiger ist als menschliches Leben bewahrt nationale Trennungen und militärischen Irrsinn und sie unterstützt den unglaublichen Kannibalismus auferlegt durch Militäreinheiten in Uniformen weltweit. Unsere einzige Hoffnung liegt in dem Widerstand gegen jegliche militärische Maschine egal welcher Macht. Für eine Welt ohne Grenzen, Armeen und ohne das ekelhafte Missachten von menschlichem Leben.

Kein Diener irgendeiner mörderischen Maschine!
Weg mit allen Armeen!

PS: Wir schicken unsere Solidarität zu den Rekruten und denen die gezwungen sind die Brutalität und die autoritäre Auferlegung des Militärs zu ertragen. Keine Geisel in den Händen des bewaffneten Staates!

Schülergruppe SKAPOULA
skapoula.espivblogs.netskapoula@espiv.net

Quelle: actforfreedomnow.wordpress

„Unkontrollierbar: Beiträge zu einem bewussten Nihilismus“

(Die Göttin) Athene: Ich führe nur das aus, wozu ich aufgefordert werde. Fordern Sie, dass die Stadt in Harmonie funktioniert und ich binde die Sklaven fest und mäste die Herren. Das ist der Weg Harmonie aus dem Chaos zu schmieden. All jede die zuströmen und ganz ordentlich von Athena profitieren, akzeptieren dieses Angebot, ehrlich oder heuchelnd. In meiner Stadt zu verweilen verlangt Unterwerfung. So wie der Ochse, der Wasser trägt sich einem Joch unterwirft, hat sich der Bürger den Gesetzen der Stadt zu unterwerfen. Aber wenn du müde hiervon wirst, sollte der Wein Übelkeit verursachen und die Trauben an der Rebe verrotten, werde ich gerne zerstören, wozu Sie mich aufgefordert haben. Aber ich habe dennoch von jeden von euch Sterblichen, Rebellen oder Königen, die mich zu dieser letzten Aufgabe auffordern, zu hören: Lass Chaos herrschen über den Feldern von Athena. Ihnen fehlt der Mut alles brennen zu sehen, was ihnen Komfort und Schutz bietet. Sogar der Stärkste von Euch fürchtet mächtiges Chaos und was er unternehmen sollte, wenn ich ihn frei gehen lasse. Aber denke daran, junge Seele: Fordern Sie mich auf eine Statd zu bauen und ich werde sie funktionieren lassen. Bitten Sie mich darum das Elend der Stadt zu beenden und mir bleibt nur die Möglichkeit: sie zu zerstören, gänzlich.
—Euripides, ATHENE POLIAS (Athene der Stadt) von dem „Verlorenen Werke“

Im Dezember 2008 entdeckte ein Großteil der Athener Jugendlichen etwas Schreckliches. Viele von ihnen waren zwischen 13 und 19 Jahren, als der 15-jährige Alexis in die Brust geschossen und ermordet wurde. Diese jungen Leute, die wenig über anarchistische Versammlungen oder akzeptable Methoden des Kampfes wissen, fühlten sich sofort angezogen zu den Menschen, die sie Banken anzünden und Geschäfte plündern sahen, die Stücke von Marmor aus dem Gehsteig schlugen und Brandsätze auf die Polizei warfen. Während dieser Tage versuchte niemand außer der Polizei ihre Wut zu stoppen. Während dieser Tage wussten sie, wer ihr Feind war; die Leute, die sie zu stoppen versuchten. Es war eindeutig, dass ihre Fähigkeit zu zerstören durch andere anwesende Leute bedingt war. Dadurch wurde in ihnen eine sehr allgemeine Akzeptanz von Kollektivität und Stärke in der Gruppe gefördert. Diese Macht wurde gegen alles genutzt, was mit ihnen im Einklang stand und diese Macht wuchs, solange der Aufstand dauerte. Als er vorbei war, als die Normalität zurückgekehrt war, blieben diese Jugendlichen sich ihrer Macht bewusst. Nun warteten sie auf ihre Chance sie wieder einzusetzen.

Im Mai 2010 starben drei Menschen in einer Marfin Bank. Sie waren von ihren Boss in dem Gebäude eingeschlossen und in Angst ihren Job zu verlieren, als Brandsätze zündeten und alles zu verbrennen begann. Diese Todesfälle unter gewöhnlichen Bankangestellten stürzte die AnarchistInnen Athens in eine Krise. Die Medien nutzten diese Toten als eine Entschuldigung und Rechtfertigung für Repression. Die Gesellschaft wendete sich gegen die mörderischen AnarchistInnen. Darüber hinaus wandten sich die AnarchistInnen gegen die AnarchistInnen und suchten nach einem Grund, Erklärung oder Rationalisierung für solch eine abscheuliche Tat. Aber es war nichts heraus zu finden. Einige sagten die Brandstifter wären parastaatliche Gruppen, einige sagten, die Polizei selbst wäre verantwortlich, andere sagten es wäre ein Unfall und wiederum andere sagten, die Toten wären vertretbare Verluste in einem Krieg. Nur wenige scharfsichtige AnarchistInnen erblickten die Wahrheit, was geschehen war: Die Jugendlichen von 2008 haben leichtfertig eine Bank niedergebrannt, die durch die Bosse verschlossen war. Continue reading „Unkontrollierbar: Beiträge zu einem bewussten Nihilismus“