Die vorliegende Übersetzung ist ein Absatz des von einigen Anarchist*innen aus Buenos Aires verfassten Artikels “Wir können sogar noch schlimmer sein- Überlegungen und Reflektionen nach einem Monat des Verschwindens von Santiago Maldonado”. Der vollständige Text ist auf den spanischsprachigen Seiten von Contrainfo publiziert.
(…)Verbindungen zwischen Mapuche und Anarchist*innen
In den letzten Jahren haben wir erlebt, dass einige Gemeinde der Mapuche von einer legalistischen Perspektive des Kampfes abgerückt sind und sich entschieden haben, die Güter von Großgrundbesitzern und Teile von staatlichem Land zu besetzen. Maschinen wurden nieder gebrannt und es gab koordinierte Angriffe an verschiedenen Orten einzelner Farmen – was mit dem zu vergleichen ist, was in Wallmapu auf der chilenischen Seite vor sich geht.
Die Medien haben es sich angemaßt zu erklären, dass alle Mapuche zur RAM gehören bzw. dass die Mapuche, die in der LOF leben, allesamt dieser Gruppe angehören und schaffen damit einen perfekten inneren Feind. Tatsächlich, ist die RAM (Resistencia Ancestral Mapuche) nichts anderes als das Kürzel, mit dem einige Mapuche ihre Aktion in der Wallmapu in Argentinien erklären
El Lonko Facundo Jones Huala soll dieser Gruppe angehören. Momentan sitzt er im Gefängnis in Esquel, wo er 18 Tage im Hungerstreik verbringt und auf eine mutmaßliche Auslieferung nach Chile wartet. Er erkennt das Auftreten einer historischen Konfrontation nicht nur mit dem argentinischen, sondern ebenso mit dem den chilenischen Staat, zusammen mit den Unternehmen, die indigene Territorien (mit der Argument des Fortschritts) ohne Angst vor Repressalien verwüstet haben. Das ist ein Ahnenkampf, der mehr als 500 Jahre dauert. Die RAM ist nur ein kleiner Ausdruck dieses Kampfes.
Die Belästigung und Verfolgung, die nicht nur durch die Kräfte der Ordnung, sondern auch durch die Unternehmen und die Medien erfolgen, sind widerwärtig. Sie versuchen die Repression und den Vorschub des Neokolonialismus gleichermaßen zu rechtfertigen. Sie hauen Schlagzeilen raus, in denen behauptet wird, dass die Mapuche mit der FARC verbunden, dass sie schwer bewaffnet, dass sie „Fake-Indianer*innen wären und anderen Blödsinn.
Für uns als Anarchist*innen ist es unmöglich nicht über die verschiedenen Arten staatlicher Belästigungen und Angriffe auf die Mapuche (sowie über die Methode des Verschwindenlassens in Wut zu geraten) Was sich alles auch auf die Qom, die Wichi, oder die Guaraní übertragen lässt, ganz zu schweigen von den Stämmen, die im Amazonasgebiet leben und die den Vormarsch der Maschinen (der als Fortschritt verstanden wird) widerstehen.
Wir teilen vieles mit den Mapuche, die im Süden der Region kämpfen, aber es gibt auch eine Kluft, die uns von ihnen trennt. Ihre Organisationsformen, die Beziehungen und ihre Entfaltung in der Natur, sind eine Veranschaulichung ihrer eigenen Kosmovision. Vorankommen zu wollen und eine eigene Mapuche Nation herbeizuführen, ist etwas, was wir als Anarchist*innen ablehnen. Wir respektieren ihre rebellische Würde und zeigen unsere Solidarität, aber wir sind nicht einverstanden mit ihrem Kampf in seiner Gesamtheit. (…)