Category Archives: Geschichte – Theorie

Madrid: Vorführung des Films ” Der Tod von Agustín Rueda oder die dunkle Seite der Übergangzeit” im Local Anarquista Motín


Die Filmreihe kehrt ins Local Anarquista Motín zurück, immer im 1. Dienstag des Monats.

Dienstag, 2. Oktober, 19 Uhr

Vorführung der Dokumentation “Der Tod von Agustín Rueda oder die dunkle Seite der Übergangzeit

Agustín Rueda starb in der Nacht vom 13. auf den 14. März 1978 auf der Krankenstation des Gefängnisses von Carabanchel. Stunden vorher musste er ein umfassende, lange, heftige und technische Prügelattacke durch seine Gefängiswärter erleiden, die ihn verdächtigten, sich an der Ausgrabung eines Tunnels beteiligt zu haben, mit dem einige Gefangene, dem berüchtigten Gefängis von Madrid  zu entfliehen planten.

Wie hinkommen?

C/ Matilde Hernández, 47. <M> Oporto, Vista Alegre.

Lissabon: Einladung zur Anarchistischen Buchmesse am 26., 27. und 28. Oktober

Angesichts der Tatsache, dass der Klimawandel uns den kühlsten Sommer der letzten dreißig Jahre beschert hat, werden wir aufgrund unserer ständigen und organischen Forderung, uns mit Leidenschaft zu entzünden und uns mit der Aufmüpfigkeit unserer täglichen Kämpfe aufzuwärmen, unsere Flamme in diesem Herbst entzünden! Und so kehrt die Anarchistische Buchmesse von Lissabon, am 26., 27. und 28. Oktober wieder in die wunderschönen Wälder von Penha de França zurück.

Wenn ihr mit euch mit eurem Verlag / Distro / Informationsstand  Verleger / Händler / Informationsraum beteiligen oder einfach einige auf Papier gedruckte Worte der Subversion  verbreiten möchtet, schreibt uns: feiranarquistadolivro@riseup.net
Bis bald!

„Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ auf Deutsch (Ausgabe 10)

Die neue Ausgabe der AVALANCHE ist soeben auf deutsch erschienen.

Aus dem Inhalt der Nr. 10:

USA * Ein Blick auf die Free Alabama Bewegung

USA * Zerstörung jetzt – Ein kritischer Blick aufden Gefängnis-Streik in den USA im September 2016

CHILE * Der radikale Kampf der Mapuche – Ein weit zurückreichender Widerstand gegen Staat und Kapital

ITALIEN * Auf der anderen Seite – Gegen die TAP Gaspipline und ihre Verantwortlichen

DEUTSCHLAND *  Weder Integration noch Gesetz

FRANKREICH * Solidarität mit den Gefangenen des sozialen Krieges

Die Ausgabe gibt es bis jetzt auf Deutsch, Französisch und Englisch zum Runterladen, Ausdrucken und Verteilen auf: avalanche.noblogs.org

Wenn ihr einige Ausgabe bestellen wollt, wendet euch an: avalanche-de@riseup.net

Aus dem Editorial:

Die Zeit scheint ein selbstverständliches Maß des Lebens zu sein, bis hin zu dem Punkt an dem sie der natürlichen Ordnung der Dinge zugerechnet wird. Und durch all die Algorithmen, die mehr und mehr ins alltägliche Leben eingeflößt werden, tendiert ihre Bedeutung als ein Faktor des Daseins, dazu zuzunehmen. Aber die Zeit zwingt sich uns als eine unerbittliche, äußere Kraft auf, die Gleichgültigkeit gegenüber individuellen Wegen aufweist.Die unwiderlegbare Tatsache, dass Zeit verstreicht, erklärt abweichendes und “drückebergerisches” Verhalten für falsch. Leben gemessen durch Zeit, muss produktiv sein, muss Resultate liefern.

Wenn Zeit die Richtlinien des Lebens bestimmt, ist das, was innerhalb dieser Linien existiert, lediglich eine Frage von Umständen. Und auf die jeweiligen Umstände findest du adäquate Antworten, während du dich zur nächsten spezifischen Situation weiterbewegst. Folglich kann das Leben nur aus vagen Absichten bestehen, die sich mit Zufällen vermischen. Die einzige Logik, die die verschiedenen Kapitel einer Biographie eines solchen Lebens zusammenhält, ist jene der Zeit. Die Handlung besteht dann schlicht aus den Strategien, die wir zum Erreichen unser Errungenschaften angewandt haben.

Dennoch erscheint vielen Leuten ein solches Leben ziellos. Wir können so eine Bedeutung produzieren, die uns sagt, wer wir sind und wer wir waren. Und wer wir sein werden. Ein prächtiger Erzählstrang, der eine Existenz formt, die limitierter – da sie auch vorschreibt, wer du nicht sein kannst und mit wem du nicht in Beziehung treten kannst – aber auch verständlicher ist. Die Frage der Identität wird ein Retter in der Not, die Antwort auf alle Fragen.

Was aber, wenn produktiv zu sein, kein befriedigendes Ziel ist und zu den einen oder anderen dazu zu gehören, durch den Zufall bedingt zu sein scheint. Anstatt einer Logik, die auf Resultate abzielt, schlagen wir eine Methode des Lebens vor. Eine, die das Entwickeln autonomer Praktiken und antiautoritärer Beziehungen beinhaltet. Ein Leben, das seinen Sauerstoff aus diesen befreienden Erfahrungen zieht. Dies ist bestimmt kein ästhetischer Ansatz – wie manche vielleicht erwidern – keine der Lifestyleoptionen innerhalb dieser Gesellschaft. Sondern eine zerstörerische, ethische Position, die ihre eigenen Konflikte mit der autoritären Logik erzeugt.

Wenn unsere Intentionen hartnäckig sind, ist die Logik selbst nichts externes, sondern unser eigen, und so können wir, anstatt auf die jeweiligen Umstände zu antworten, die Situation erschaffen, in der wir uns bewegen. Durch anarchistische Projekte, die darauf abzielen, Räume für Begegnungen zu öffnen, während sie die Werkzeuge der Herrschaft sabotieren und so die Logik der Autorität zersetzen. Diese Projekte sind Gelegenheiten, Experimente in denen Ideen und Aktionen sich verflechten und Ausdrücke einer Perspektive werden, die über die Einzelheiten hinausgeht.

Wenn der Monolog ein Werkzeug derjenigen ist, die eine hegemoniales Erzählmuster herstellen und eine lähmende Wiederholung von Klischees aus dem Alltagsdenken für all jene produzieren wollen, die der vorherrschenden Logik gehorchen, dann sind Dialoge ein integraler Teil des Versuches neue Wege zu schaffen. Ein Ansatz, der von einer ehrlichen Reflexion seines eigenen Weges ausgeht und der nicht danach strebt Unterschiede zu beseitigen. Ein Dialog steht in Opposition zu den rhetorischen Tricks, die in zu vielen Diskussionen verwendet werden, um andere hinter dem eigenen Diskurs einzureihen.

Wir müssen mehr Momente des Dialogs schaffen. Diese Publikation kann einer dieser Momente sein, wenn auch mit seinen eigenen Beschränkungen. Aber Dialoge zwischen Individuen, durch Erfahrungen, sind eine Notwendigkeit.

  Download der Avalanche als PDF

Erste Ausgabe des Londoner HausbesetzerInnen-Aktionsblattes (SLAP!) erschienen

Issue1Finished-page-001Die SLAP! (Squatters of London Action Paper) ist eine englischsprachige Umsonstzeitung für Nachrichten über Hausbesetzungen, Aktionen, Geschichte und Veranstaltungen. Kopien aus Papier sind im Bücherladen in Whitechapel und im 56a Infoshop im Viertel “Elephant and Castle” erhältlich. (Erstausgabe im PDF Format)

„2014 – Das Jahr in dem wir nirgendwo waren“

Die folgenden Zeilen erheben weder den Anspruch in der Tiefe Kritik zu leisten, noch können sie einfache Wege aus der desaströsen Situation anbieten. Sie sind an all Jene gerichtet, die nach Perspektiven jenseits der Milieus suchen. Sie erinnern fragmentarisch an den großen Erfahrungsschatz derjenigen, die im Allgemeinen als die Autonomen bezeichnet werden, auch wenn viele eine solche Kategorisierung für sich eigentlich ablehnen. Wir grüßen alle, die Nächtens unterwegs sind, alle, die sich den Kopf heiß reden, sowie die VerfasserInnen der Debatten Beiträge der letzten Monate.

Autonome aus Berlin – März 2015

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Wieso Hoffnung?

seedEs ist ziemlich schick, auch unter AnarchistInnen, den Begriff Hoffnung mit einem höhnischen Lächeln abzutun und jegliche Chance auf eine vollständige Besiegung von Herrschaft und Unterdrückung ausdrücklich zu verneinen. Desert (2011) breitet diese Perspektive auf dem Titelblatt aus: «In unseren Herzen wissen wir alle, dass die Welt nicht „gerettet“ wird », und wiederholt diese Aussage zwei weitere Male auf der ersten Seite. Die Zivilisation wird fortbestehen. Es ist an der Zeit, die „zum Vorneherein nicht zu gewinnenden Schlachten“ aufzugeben. Somit wird das Elend aus Burnout und Ernüchterung eingeräumt und wir werden alle glücklicher sein(!) Die Mexikanische Gruppe vom Typ Unabomber, die Zum Wilden Tendierenden Individualitäten (ITS) verkünden ebenso bestimmt, dass es keinen Sieg geben wird. „Wir glauben nicht, dass es möglich ist“, erklären sie wiederholt.

Aber es ist möglich. Unsere Überwindung der Krankheit Zivilisation ist, selbstverständlich, überhaupt nicht gesichert aber sicher möglich. Ich ziehe Kierkegaards Aussage über die Hoffnung vor: Es ist „die Leidenschaft für das Mögliche.“ Oder, mutiger, was wurde aus „Fordere das Unmögliche„ gemacht? Und wenn der Sieg abgelehnt wird, ist das Spiel für uns etwa nicht schon zu Ende?

Wir können an Marcuses Der eindimensionale Mensch erinnern, welches das offensichtliche Ende der radikalen Möglichkeiten, den definitiven Triumph der Unfreiheit des Konsumisten verkündete. Wochen nach der Veröffentlichung des Buches war er entzückt, dass die Anfänge der globalen Bewegung, die 1964 der Welt einen Stoß versetzten, ihn Lügen strafte. Und da das globale System selbst sieht, dass es auf allen Ebenen scheitert, selbst sieht, dass es keinerlei Antworten hat, ist jede Möglichkeit offen, die Bewegung der ´60iger Jahre qualitativ zu überholen.

Aber nicht selbstredend, wenn wir auf jegliche Hoffnung auf Überwindung verzichten. Es ist wohlbekannt ist, dass Gesundheit und Heilung von einer Krankheit nicht mit der Abwesenheit von Hoffnung sondern mit ihrem Gegenteil verbunden ist. Betrachte den letzten Roman des Serben Danilo Kis, Psalm 44, über den Willen einer jungen Familie, Auschwitz zu überleben und zu widerstehen, wo die Visualisierung der Hoffnung eine „Notwendigkeit“ ist. Für uns und das Leben stehen die Dinge wirklich schlecht, aber wir sind nicht in Auschwitz. Und dennoch verachten wir die Hoffnung?

Egoismus und Nihilismus sind unter AnarchistInnen offensichtlich in und ich hoffe, dass jene, die sich als solche identifizieren, nicht ohne Hoffnung sind. Illusionen nein, Hoffnung ja. Ich frage mich, was wir auf die Länge in Sachen, sozusagen, Analyse und Inspiration anzubieten haben – oder ob das immer noch sehr viel verlangt wird.

Es gibt EgoistInnen, die vor allem in ihr heiliges Ich verliebt zu sein scheinen, wo alles insofern eingeschätzt wird, als das es dem eigenen Selbst dient. Unterdessen mästet die herrschende Techno-Kultur den Solipsismus, Narzissmus und die Isolierung umso stärker die Techno-Abhängigen ihr unterworfen sind?. Erkannte Max Stirner den Wert der natürlichen Welt nur in Verbindung mit jemandes Ego an? Welches Interesse kann der reine Egoist an der gegenseitigen Hilfe, an den sozialen Kämpfen oder am Verschwinden der Gemeinschaften haben? Ich empfehle Stirners Der Einzige und sein Eigentum als wichtiges Korrektiv zu den Aufrufen zum Kollektivismus in seinen unterschiedlichen Gestalten aber neige dazu, dem Anarchisten Dann Todd aus Arizona zuzustimmen, dass Diogenes und die westlichen Zyniker und Chuang-tzu und einige östliche Taoisten zum Thema schon vor Jahrhunderten eine sogar bessere Arbeit geleistet haben.

Heißt Nihilismus, dass fast alles die Möglichkeit zu einem anständigen Leben fördern muss? Wenn ja, dann bin ich Nihilist. Man kann füglich anmerken, dass Nihilismus nicht wortwörtlich Nichts-ismus ist, sonst könnte man nicht beides, also NihilistIn und AnarchistIn, sein. Wenn es eine Politik der Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit bedeutet, nein danke. Der französische Philosoph Jean-Francois Lyotard setzte das Wort in ein anderes Licht: „Was der Westen mit der Megalopole verwirklicht und verbreitet ist sein Nihilismus. Er heißt Entwicklung.“ Gibt es NihilistInnen, die solche Institutionen bekämpfen und was treibt sie dazu?

Es steht, jedenfalls, mehr als Anti-Hoffnung zur Verfügung. Zwei neue Bücher erinnern uns daran. Von der Zivilisation befreit von Enrico Manicardi ist das der erste, in allen Sprachen angebotene Typ eines A–Z Antiziv-Buches (im Original: Liberi dalla Civilta), und The Anarchist Revelation: Being What we´re Meant to Be von Paul Cedane das am wenigsten pessimistische Buch, das ich zur Lektüre empfehlen kann. Es bezieht sich auf den deutschen Anarchisten Gustav Landauer, so z.B. auf die Idee, dass „wir uns um die Quantität jener, die dem Rufe folgen, nicht kümmern müssen, da die Qualität der (anti-zivilisatorischen) Inhalte unumstritten ist.“ Es führt den anarchistischen Widerstand und Geist in einem weitgefassten und starken Beitrag zusammen.

Schwere Zeiten, aber wie Oscar Wilde sagte, „Wir sind alle in der Gosse, aber einige von uns schauen auf die Sterne.“.

„Why Hope? (Critique of the Nihilist tendency in Anarchism)“ von John Zerzan
Üb. mc, Menzingen

Grenzenlos nr. 3, anarchistische Zeitschrift

Vor Kurzem ist die 3. Ausgabe der anarchistischen Zeitschrift “Grenzenlos” erschienen. Nachfolgend das Editorial und das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe. Die Zeitschrift kann per Mail über “grenzenlos-zeitschrift [at] riseup [.] net” oder per Post über “Grenzenlos c/o Anarchistische Bibliothek FERMENTO, Rosengartenstr. 10, 8037 Zürich” bestellt werden.

„Grenzenlos“, Anarchistische Zeitschrift, Ausgabe Nr. 3, Zürich, Oktober 2014
Format: 76 Seiten, A4

EDITORIAL

Doch noch eine dritte Ausgabe der Grenzenlos. Es hat lange gedauert. Die Gründe dafür sind viele. Sicherlich nicht die Untätigkeit. Einer der Hauptgründe war vielmehr die Unentschlossenheit über Form und Funktion, die diese Zeitschrift annehmen soll. Der Spagat zwischen Revue und Agitationszeitung, der Versuch, einerseits eine theoretische Vertiefung der hiesigen und internationalen Debatten unter Anarchisten und andererseits aktuelle Dokumente und Informationen zu spezifischen Kämpfen sowie der sozialen Konfliktualität im Allgemeinen zusammenzutragen, zeigte sich immer schwieriger in einer einzigen Zeitschrift tragbar. Es drängte sich eine Entscheidung auf. Wie bereits in der ersten Ausgabe angemerkt, « wird diese Zeitschrift in Form, Umfang und Schwerpunkten variieren und sich ihren Platz fortwährend suchen ». Aber in welche Richtung? Bereits in der letzten Ausgabe zeigte sich die Tendenz, den Anspruch einer Dokumentation der Kämpfe und Konflikte, in ihren chronologischen Begebenheiten, zu vernachlässigen, um mehr den theoretischen Vertiefungen Platz zu geben, die daran gebunden sind. Nicht nur, weil die mangelnde Periodizität und somit Aktualität von dieser Zeitschrift den Sinn einer solchen informativen Arbeit, offensichtlicherweise, fraglich macht, sondern auch, weil wir der Ansicht sind, dass die Erfordernis, die wir um uns spüren, um voranzukommen, eine andere ist. Nicht schlicht die Information. Im Gegenteil, die Übersättigung mit Informationen, meistens knapp, verzerrt und abgeflacht, mit geringer inhaltlicher Auseinandersetzung und Kontextualisierung, wie sie in unserem Zeitalter durch die allgegenwärtigen Kommunikationstechnologien besorgt wird, trägt oft eher dazu bei, jenen grundlegenden Punkt zu überschütten, von dem es auszugehen gilt: dass es keinen äusseren Mechanismus gibt, der an unserer Stelle wirkt, den es bloss zu verfolgen und abzuwarten gilt, dass wir es sind, die ein Projekt aufbauen müssen, ohne uns in der Virtualität der Informationen oder im Rausch des Tuns zu verlieren, dass wir es sind, die eine Brücke zwischen der uns umgebenden Realität und der freiheitlichen Zukunft aufbauen müssen, die wir uns wünschen. Und dazu reicht keine blosse Informiertheit über Ereignisse und Begebenheiten, sondern brauchen wir Ideen und Analysen. Ideen, welche die Methodologie bestimmen, wie wir, als Anarchisten, in die Realität des sozialen Konfliktes intervenieren, und die nicht blosse Intuitionen bleiben können, sondern ein Fundament brauchen, um darauf bauen zu können, um sie auch einer gewissen Belastung unterstellen zu können. Analysen, die es uns erlauben, die Realität besser zu verstehen, die Bewegungen und Entwicklungen des Feindes (des Staates, des Kapitals, ihrer repressiven, produktiven und konsensbeschaffenden Strukturen) zu erkennen, und die sozialen Spannungen ausfindig zu machen, um, unsererseits, die Initiative zu ergreifen und anzugreifen. Und in diese Richtung gibt es, mit Sicherheit, noch viel Arbeit zu tun. Die verschiedenen internationalistischen Initiativen, die in den letzten Jahren aufkamen, können dazu, unserer Ansicht nach, sehr hilfreich sein.

Projektualität

Wenn in dem vergangenen Jahr, hier in Zürich, Vorträge und Diskussionen über die Ideen und Aktionen von Anarchisten wie Severino Di Giovanni, Francisco Sabaté und Albert Libertad gehalten wurden, so war das, scheinbar, weil es in diesen Anarchisten, wie in vielen anderen, etwas gibt, das sie gemeinsam haben, etwas, das unser Interesse weckt.

Severino Di Giovanni, ein ungestümer Mann der Aktion, Autor zahlreicher Enteignungen von Kapitalisten und Anschläge gegen die Verantwortlichen der Unterdrückung, aber auch einer anarchistischen Zeitung, “Culmine”, die er herausgab, worin er seine Ideen ausdrückte und Analysen des südamerikanischen Kontexts entwickelte, in dem er mit seinen Gefährten agierte, stets auf der Suche nach den Punkten, worauf es zu pressen gilt, um die Ausgebeuteten zu einem generalisierten Aufstand anzutreiben, ein Mann von ebenso grossem Durst nach Aktion wie nach Bildung, selbst bereit, seine Freiheit zu riskieren, um, obwohl er überall gesucht wurde, persönlich die Matrizen für ein Buch von Éliée Reclus abzuholen, das er mit seinem Verlag zu drucken beabsichtigte, was schliesslich zu seiner Verhaftung führte.

Dann Francisco Sabaté, ein unermüdlicher Rebell, von den Aufständen von 1933 gegen die Spanische Republik, durch den Verlauf des Bürgerkrieges, bis hinein ins Franco-Regime, wogegen er ununterbrochen weiterkämpfte, während er mit Aktionen wie aus einem Taxi über den Paraden abgeschossenen Flugblättern genauso wie mit bewaffneten Angriffen versuchte, die Leute zur Auflehnung zu ermutigen, jemand, der mit seinen Enteignungen der anarchistischen Bewegung einen beträchtlichen Anteil an finanziellen Mitteln verschaffte, ungeachtet der Missachtung und des Argwohns, den die Führer der vorherrschenden anarchistischen Organisation, der CNT, für ihn übrig hatten, da seine Aktionen, die keine Kompromisse akzeptierten, ihrem opportunistischen Paktieren im Wege standen.

Und schliesslich Albert Libertad, ein feuriger Agitator, der kein Blatt vor den Mund nahm und mit seinen Ideen in Versammlungen aller Art intervenierte, Herausgeber der anarchistischen Wochenzeitung “L’Anarchie”, mit einem journalistischen und literarischen Talent, das sich in der Geschichte der anarchistischen Propaganda kaum zweimal finden lässt, Initiator der “Causeries Populaires”, öffentliche Debattieranlässe, die sich im Paris des anbrechenden 19. Jahrhunderts rasch weiterverbreiteten und rege Beteiligung fanden, und gleichzeitig ein Förderer der Revolte, der Dringlichkeit des Angriffs, der, trotz seiner Krücken, nicht zögerte, mit seinen Gefährten einem Streik der Arbeiter bewaffnet zur Seite zu stehen, als dieser begann, aufständische Charakteristiken anzunehmen.

Nun, was ist es also, was diese Menschen, so unterschiedlich in ihrer persönlichen, sozialen und zeitlichen Realität, miteinander gemeinsam haben? Eine ununterbrochene Wechselwirkung zwischen Gedanken und Aktion, Theorie und Praxis, der Entwicklung und Vertiefung von Ideen und Analysen und der praktischen Realisierungen von Kampfprojekten und Angriffen. Kurz: eine revolutionäre Totalität, die alles miteinschliesst, und die einheitlich darauf ausgerichtet ist, ausgehend von wo auch immer man sich befindet, zur Kreierung jener aufständischen Bewegungen beizutragen, die der unumgängliche Weg zur Anarchie sind. Ihre Tätigkeiten, von den gedruckten Schriften bis zu den bewaffneten Aktionen, von der theoretischen Ausarbeitung bis zur Beschaffung von Mitteln, geschahen nicht als separate Tatsachen, sondern als Bausteine ihrer eigenen revolutionären Projektualität.

Eben dieser Sinn für eine revolutionäre Projektualität ist etwas, das heute oft selten geworden ist, und das wir unbedingt zurückerlangen müssen, wenn wir nicht in der Folklore der Geschichte verschwinden wollen. Wenn wir eine treibende Kraft in den gegenwärtigen und kommenden Konflikten sein wollen.

Aber die Bedingungen um uns herum haben sich verändert seit der Zeit von Di Giovanni, Sabaté und Libertad, und zwar grundsätzlich. Auch wenn die Methoden, wie wir als Anarchisten kämpfen wollen, dieselben bleiben, so werden die revolutionären Strategien heute anders aussehen müssen. Es ist deshalb unentbehrlich, unsere Bedingungen und die tiefgreifenden Veränderungen, die erfolgt sind, zu analysieren.

Ideen und Mittel

Um überhaupt so etwas wie eine Projektualität entwickeln zu können, brauchen wir also grundsätzlich zwei Dinge: Ideen und Mittel. Wenn wir die anarchistische Bewegung von heute mit jener zur Zeit der obengenannten Gefährten vergleichen, ist der Verlust an kulturellen und praktischen Grundlagen unübersehbar. Korrespondenzen, Zeitungen und Bücher sind selten geworden, viel technisches Wissen ist abhanden gekommen. Analysen sind oft inhaltsarm, Angriffe oft platonisch. Eine Tendenz, die nicht losgelöst von den Veränderungen betrachtet werden kann, die auf gesellschaftlicher Ebene erfolgt sind. In diesem Sinne ist es “normal”, dass sich die allgemeine kulturelle und sprachliche Verarmung, die Entwicklung einer flexiblen, demokratischen Mentalität und die Produktion von sozialem Frieden auch in der anarchistischen Bewegung widerspiegeln. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir eben dieser Tendenz entgegenwirken müssen, wenn wir aus unserer selbstgemachten Marginalisierung ausbrechen wollen. Dass wir uns anstrengen müssen, diese kulturellen und praktischen Grundlagen so weit es geht zurückzuerobern, als Waffen im Kampf gegen die Macht, deren man uns berauben will. Ansonsten könnten wir schneller, als wir es erwarten, von Ereignissen überrollt werden, die uns verständnislos und entwaffnet dastehen sehen…

INHALTSVERZEICHNIS

– Editorial
– Zur Analyse der Situation in der Schweiz
– Revolutionäre Perspektiven
– Ansatzpunkte für einen Diskussionszyklus
– Sitzen wir alle im selben Boot?
– PJZ Niemals!
– Die revolutionäre Frage
– Der Bau des PJZ kann verhindert werden
– Gefangene der Geschichte
– Vortrag
– Notizen zum Kampf gegen das PJZ

– Insurrektionismus oder Evolutionismus?
– Historische Entwicklung des anarchistischen Insurrektionalismus
– Neue Wenden des Kapitalismus
– Ein spezifischer Organisationsvorschlag
– Organisationsdokument der selbstverwalteten Ligen
– Ein Massenembryo
– Selbstverwaltung als anarchistische Kampfmethode
– Kurze Klarstellung über unsere Weise, den aufständischen Kampf anzugehen

Internationales anarchistisches Treffen in Zürich vom November 2012

– Neue Realitäten, alte Verlangen
– Über die Kommunikation
– Etwas, das fehlt
– Barbarenbeitrag
– Einige Schritte auf dem Terrain der Informalität

– Redebeiträge am Treffen von Velletri
– Das Unvorhergesehene
– Ja, der Reichstag brennt
– Buchrezension: Über den Terrorismus und den Staat
– Wenn das Vorurteil zur Gewissheit wird
– Vierzig

Dortmund: Heute wie vor 100 Jahren – Krieg dem Krieg – Für die soziale Revolution

Am 28. Juli jährt sich der Beginn des ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal, am 1. August der Eintritt von Deutschland in diesen. Bereits seit Anfang des Jahres zeigt sich ein erhöhtes mediales und gesellschaftliches Interesse am ersten Weltkrieg. Leider beschränkt sich die Berichterstattung jedoch oft auf den Verlauf des Krieges und eine oberflächliche Aufarbeitung der Ursachen. Bis heute gesellschaftlich als unbequem empfundene Ursachen für den Krieg werden gar nicht oder nur unzureichend diskutiert.

Dabei gibt es in jedem Krieg auch Menschen, Systeme und Ideologien, die durch ihn profitieren und die daher den Ruf zu den Waffen begrüßen und unterstützen. Seien es nationalistische und chauvinistische Großmachtphantasien in Bevölkerung oder Regierung, die profitorientierte Rüstungsindustrie oder der Staat der auf das Erreichen bestimmter geopolitischer Ziele oder eine ordnende Funktion nach Innen abzielt. Im Jahr 2014 sind viele dieser Zusammenhänge noch lange nicht verschwunden, obwohl die Gesellschaft oft denken möchte, dass diese Vergangenheit unendlich weit weg ist. Heute werden diese Ziele weniger offen nach außen kommuniziert und vorsichtiger und diplomatischer dargestellt, wenn nicht gar als Entwicklungshilfe verkauft.

Natürlich dürfen die Fortschritte seit 1914 und 1939 nicht geleugnet werden, trotzdem treiben in diesen Tagen, da wir uns mit einem zunehmenden Ausbau der Kompetenzen der Bundeswehr und den massiven deutschen Waffenexporten konfrontiert sehen, die Aushängeschilder unserer ‘repräsentativen Demokratie’ den Prozess der schleichenden Militarisierung im Kontext einer geänderten Kriegsführung und im Bewusstsein um “deutsche Verantwortung” voran. Sie tun damit ihren Teil, das Ideal einer Welt ohne Militär und Krieg in noch weitere Ferne rücken Ferne zu lassen.

Militär steht mit seinen hierarchischen Strukturen und in seiner Funktion der befreiten Gesellschaft grundsätzlich entgegen. Um unsere radikalen antimilitaristischen Inhalte in den breiten öffentlichen Diskurs einzubringen haben wir uns mit verschiedenen anarchistischen Gruppen in einem Bündnis organisiert, das ab dem ersten Augustwochenende an verschiedenen Orten in Deutschland Aktionen durchführen wird und Genoss*innen dazu aufruft sich an unseren Aktionen oder mit eigenen zu beteiligen!

Wir wollen diesen Jahrestag zum Anlass nehmen deutlich zu zeigen, dass die Grundlage für große Kriege auch heute noch in unserem System verankert ist und dass die Kriege, die in einer globalisierten Gesellschaft heute stattfinden, in einem größeren Zusammenhang zu unserem eigenen Leben stehen, als wir es uns als Menschen die in Mitteleuropa 2014 leben oft eingestehen möchten. Stichwörter hierzu sind der Friedensnobelpreis für die EU, die NATO und die Rolle Deutschlands in der weltweiten Kriegsführung und -ermöglichung in Form von Rüstungsexport, Logistik, Ausbildung.

Wir, als Anarchist*innen, werden weiter gegen jede Form von Militarismus, Nationalismus und Kapitalismus kämpfen. Wir wollen Aufklären und für die Thematik sensiblisieren, die Passivität ein Stück weit aufbrechen und wie immer unbequem bleiben. Wir wollen aufzeigen, dass unsere Idee von einer herrschaftsfreien Gesellschaft und unsere radikale Kritik die wichtigsten Schritte zur Vermeidung von Kriegen beinhaltet: Der Abbau von sozialen Ungleichheiten, der nach unserer Auffassung mit dem Abbau von Herrschafsstrukturen einhergehen muss. Erst wenn wir alle auf Augenhöhe miteinander unsere Vorstellungen von gesellschaftlichem Zusammenleben aushandeln können, werden wir uns nicht mehr dazu gedrängt fühlen empfundene oder reale Benachteiligung mit Waffengewalt ausgleichen zu müssen.

Der Abbau von Kriegsgründen gelingt uns mit dem Abbau von Machtstrukturen und Abhängigkeitsverhältnissen, dem Durchbrechen von Systemen wie Ohnmacht, Angst vor Machtverlust und dem im Parlamentarismus häufig vertretenen Gefühl nicht clever genug zu sein um die Politik die uns betrifft selbst zu gestalten.

Vom 1.-3. August startet unsere Kampagne mit einem vielfältigen Wochenende in Dortmund. Mit Lesungen, Vorträgen, einer Kundgebung, einem Workshop uvm. wollen wir ein klares Zeichen gegen Krieg und für die Soziale Revolution setzen!

Freitag 01.08.
Dortmund, Katharinentreppen (gegenüber vom Hauptbahnhof)
18 Uhr – Kundgebung “Heute wie vor 100 Jahren – Krieg dem Krieg – Für die Soziale Revolution”
Partei- und Nationalfahnen sind nicht erwünscht!

Samstag 02.08.
Taranta Babu, Humboldtstr.44, Dortmund
19 Uhr – Vortrag: Die „unbekannte Internationale“, Anarchistischer und Syndikalistischer Widerstand gegen den 1. Weltkrieg – Institut für Syndikalismusforschung
Anschließend: Lesung von libertären Schriften und Gedichten

Sonntag 03.08.
Langer August, Braunschweiger Str. 22, Dortmund
12 Uhr – Vortrag: Kriegsausbruch in Dortmund 1914 – Andreas Müller
14 Uhr – Lesung: “Deutschland, du sollst die Ermordeten nicht und nicht die Mörder vergessen!” – Uwe Neubauer
Ab 14 Uhr – KüfA ( vegan Grillen im Hof)
16 Uhr – Vortrag: “Früher, entschiedener und substanzieller” (Bundespräsident Gauck, 2014) zum Krieg – Wolf Wetzel
18 Uhr – Workshop: Praktischer Antimilitarismus im Alltag

Im Juli gibt es auch einige Veranstaltungen zum Thema.

Alle weiteren Informationen und Materialien wie eine 24-seitige Broschüre findet ihr unter: krieg-dem-krieg.fda-ifa.org
Kontakt: kriegdemkrieg ät riseup.net

Organisiert von:
Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr
Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen

Chile: Über die Verhaftung von Tamara Sol Farías Vergara

Am 21. Januar 2014 wurde die anarchistische Genossin Tamara Sol Farías Vergara in Santiago de Chile verhaftet. Sie wird beschuldigt, am selben Tag in der Bankfiliale, die sich auf der Kreuzung Alameda Allee und Las Rejas Straße befindet, einen bewaffneten Angriff auf einen Wachmann der Banco Estado durchgeführt zu haben.

Am 22. Januar erschien die Genossin vor Gericht und wurde in Untersuchungshaft gesteckt. Sie ist angeklagt, die Waffe des besagten Wachmanns gestohlen zu haben und ihm schwere Körperverletzungen zugefügt zu haben. Die Ermittlungen werden innerhalb von 60 Tagen abgeschlossen sein, sie ist konfrontiert mit einer Haftstrafe von 10 Jahren und einem Tag bis zu Lebenslänglich.

Angesichts des Ernstes der Situation und der medialen Hysterie, die gegen Sol aber auch ihre Familie gestartet wurde, Mitglieder von ihr wurden von den Hunden des Pinochet Regimes ermordet, rufen wir zur aktiven Solidarität mit der Genossin auf und machen auf die Notwendigkeit aufmerksam, zu verhindern, dass die feindliche Propaganda reproduziert wird, d. h. die der Presse, Bullen und Richter.

“Mit einem Revolver erschossen zu werden, um klüger zu werden; das geschieht euch ganz recht!”

Anarchistische Propagandazelle für die internationale Aufwieglersolidarität

Voltairine de Cleyre [1866-1912], Leben oder Tod

death

Leben oder Tod

Eine Seele, halb durch’s Tor, sagte zum Leben:
“Was hast du mir zu bieten?” Und das Leben antwortete:
“Bedauern, nichtendendenden Kampf, Enttäuschung;
danach
Dunkelheit und Stille.” Die Seele sagte zum Tod:
“Was hast du mir zu bieten?” Und der Tod antwortete:
“Am Anfang, was das Leben dir als letztes gibt.”
Sich zum Leben umdrehend: “Und wenn ich lebe und kämpfe?”
“Andere sollen nach dir leben und kämpfen
werden es leichter haben, wo du schon durchgekommen bist.”
“Und durch ihre Kämpfe?” “Soll der Ort leichter sein
für andere, um den Schmerz noch heftiger zu steigern
und die Agonie zu erobern!” “und was hab’ ich
mit all diesen anderen zu tun? Wer sind die?”
“Du selbst!” “Und alle, die vorher gingen?” “Du selbst.”
“Die Dunkelheit und die Stille, haben die auch ein Ende?”
“Sie enden in Licht und Klang; Frieden endet im Schmerz,
Tod endet mit mir und du musst dahingleiten von
selbst
zu selbst, wie Licht in Schatten und Schatten wieder in Licht.
Wähle!” Die Seele antwortete seufzend: “Ich werde leben.”

Philadelphia, Mai 1892

Quelle: i, ii

Santiago, Chile: Zusammenstöße in Erinnerung an Alex Lemún (November 2012)

Am Mittwoch, dem 14. November 2012, in der ehemaligen Pädagogischen Fakultät von Santiago, während ein kultureller Festakt beendet wurde – in Gedenken an den Kämpfer Alex Lemún, der im Alter von 17 genau vor zehn Jahren im Jahr 2002, von den Hunden der Demokratie und des Kapitals, ermordet wurde und zur selben Zeit in der zwei politische Gefangene der Mapuche einen weiteren Hungerstreik begannen (siehe Kommuniqué in Englisch hier) – stürmte eine Gruppe von 35-40 Jugendlichen in den Universitätscampus und zündete brennende Barrikaden an der Ecke Macul und Grecia Allee an, um die Zirkulation gleichgültiger Menschen (aka lebender Ware) aufzuhalten.

Sie machten Platz für direkte Aktion und Konfrontation, warfen Molotowcocktails auf die Bullen, die in der Gegend die Konsumzentren schützten. Kurz darauf, zogen sich die Brandstifter vom Tor zurück, da die Luft erstickend war und stellten sich näher zur Grecia Allee auf.

Sie gingen jedoch wieder mit mehr Molotowcocktails über in den Straßenkampf, dieses Mal durch den Haupteingang des Campus. Die Auseinandersetzungen hielten über anderthalb Stunden an, bis die vermummten Jugendlichen sich nach ihrer letzten Munition zurück zogen.

Es ist wichtig daran zu erinnern, dass im Namen des Kapitals nichts anderes als Mord begangen wird. Daher kann die Ermordung an Alex Lemún nicht nur im Kontext des Kampfes der Mapuche für ihre eigene Autonomie gesehen werden. Die Wahrheit des Konflikts liegt in der Akkumulation des Kapitals, das in eroberten Territorien erzeugt wird. Die Kapitalisten versuchen diese Länder vollkommen auszubeuten. Wir müssen daher diese Idee in Spannung versetzen, um Wege des Kampfes zu vereinigen und sie gegen einen gemeinsamen Feind, jenseits aller eigenen Forderungen, zu entwickeln. Wir können die Weltsicht der kämpfenden Mapuche heranziehen um die antikapitalistischen Kämpfe zu nähren.

Alex Lemún lebt!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Tod dem Kapital und dem Staat!

[vimeo]http://vimeo.com/53297811[/vimeo]

Quelle

Die Wiedergeburt des radikalen Nationalismus in Polen

Warschau – Die letzten Tage, die den nationalistischen Krawallen des 11. November 2012 folgten, waren für diejenigen unter uns, die in Polen leben aber auch für unsere zuschauenden FreundInnen rund um die Welt, eine Zeit der ernsthaften Reflektion. Wir sind in einer neuen Realität aufgewacht, nicht im übertriebenen oder theoretischen Sinne, sondern in einer konkreten, neuen Realität des faschistischen Terrors auf den Straßen unserer Städte mit ausgebrannten Wohnungen, im Krankenhaus liegenden AntifaschistInnen, Morden, nationalistischen Massenaufmärschen durch unsere Städte und nun der Formierung von nationalistischen Milizen sowie einem Aufruf zum Umsturz der Republik. Wir fragen uns, genauso wie unsere Großeltern es vor 80 Jahren taten, “wie konnte das in unserer Zeit passieren?”

Historischer Zusammenhang

Der Sturz der “kommunistischen” Diktaturen in den 1990’ern bot neuen politischen Ideologien in den ehemaligen Einparteienstaaten einen Nährboden zum Erstarken. Wo einst die Geschichte durch die stalinistische Propaganda an die Menschen vermittelt wurde, kehrte der Krieg über die historische Wahrheit zurück und die NationalistInnen tun alles in ihrer Macht stehende, um die Geschichte zu ihrem düsteren Vorteil zu verfälschen. Überall im vergessenen Teil Europas beobachten wir heute diese Tendenz. In Dresden organisieren die NationalistInnen Aufmärsche, um der Opfer der Bombenangriffe durch die Alliierten zu gedenken; in Ungarn werden NationalistInnen aus der Vorkriegszeit (und Verbündete der Nazis) als die wahren Verteidiger der Freiheit glorifiziert; in der Ukraine werden Monumente für die terroristische Organisation UPA errichtet, ihren Anführern wird der Status des ‘Nationalhelden’ zugesprochen. Wir leben in extrem unsicheren Zeiten. Die Schwarzweißmalerei, die  NationalistInnen anbieten, stößt bei einer Generation, die unter den Gegebenheiten der modernen Ökonomie leidet, auf Resonanz.

In Polen verbrachten die NationalistInnen die letzten 20 Jahre damit, Fußballfans zu rekrutieren, bestrebt, die Kultur und Identität der Arbeiterklasse zu übernehmen. Diese Taktik beobachten wir überall in Europa. Die BBC-Dokumentation, die sich kritisch mit der faschistischen Gewalt innerhalb des polnischen und ukrainischen Fußballs auseinandersetzte, schockierte diejenigen außerhalb dieser Region, die überlegten, einen Urlaubsausflug zu den EURO 2012 Meisterschaften zu machen. Aber nationalistische Kultur und Ideen lassen sich nicht länger nur im Umkreis der Fußballstadien finden, sie dringen immer weiter in den Alltag, die Massenmedien, die Kirchenpredigten und sogar auf den Universitätskampus vor.

Die radikalen NationalistInnen haben ihre Militäruniformen und Fußballklubpolitik zu Gunsten von Anzügen und Krawatten, sowie dem Bündnisaufbau eingetauscht. Durch die Etablierung von Allianzen quer durch die Rechte, was auch Großverlage mit einschließt, brachten sie die 11. November Aufmärsche von 300 Neonazi-Skinheads im Jahr 2009 auf 20.000 “PatriotInnen” im Jahr 2012, bereit “das System umzustürzen”. Aber wir reden hier nicht nur von Propaganda und Aufmärschen, wir stehen auch einer neuen Ära der organisierten und koordinierten Gewalt gegenüber, die es so jahrelang nicht zu sehen gab. Sie fahren eine zweigleisige Strategie, wobei sie einerseits das öffentliche Bild von der extremen Politik säubern (sie bemächtigen sich des Märchens vom ewigen Opfer “wahrer PatriotInnen”, die von einem unterdrückerischen System verdammt werden), während sie gleichzeitig ganz kurz unter der Oberfläche ihrer Organisierung eine Kultur der Gewalt erschaffen. Ihre Strategie erreichte diesen 11. November ihren Höhepunkt.

Polnische NationalistInnen und Fußballhooligans beim nationalistischen “Unabhängigkeitsmarsch” am 11.11.2012

Mit Entsetzen standen wir da, als nationalistische Gruppen polnische Städte terrorisierten und Straßenkämpfe, die den Hauptaufmarsch begleiteten, von den NationalistInnen und ihrer Masse konspirierender SympathisantInnen als “provoziert durch verdeckte Ermittler” abgetan wurden. Die total inkompetenten polnischen Medien begannen die Behauptungen der ONR zu wiederholen, von der langen, bemitleidenswerten “nationalen Aufopferung”, die nun der Hauptmythos des 11. November zu sein scheinen. Die Mär des vergangenen Jahres von den “ausländischen Antifaschisten, die kommen, um polnische Patrioten zu bekämpfen und Warschau zu demolieren,” wurde ersetzt durch eine neue paranoide Theorie von “verdeckten Ermittlern mit Skimasken, die Krawalle in Warschau verursachen”. Die Realität hat die Masse der Gesellschaft noch zu erkennen, polnisch-nationalistische Gewalt erreicht ihren Höhepunkt und polnische AntifaschistInnen, ImmigrantInnen und LGBT’s erleben es aus erster Hand.

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24. November – 2. Dezember: Aktionswoche gegen die Goldminenprojekte auf der Halbinsel Halkidiki in Nordgriechenland

Auf dem Poster steht:

Sonnabend, 24. November, Thessaloniki: Demo gegen den goldenen Tod
Versammlungsort: Weißer Turm Thessalonikis (Lefkos Pyrgos), um 11 Uhr
Nach der Demo findet eine offene Diskussion/Versammlung für kommende Aktionen im „Alexandros“ Kino statt

Gegeninformationsveranstaltungen:
Donnerstag, 29. November, 19 Uhr:
Ioannina, im Antiviosi Squat

Freitag, 30. November, 19 Uhr:
Athen/Keratsini, im Resalto – Korfu, im Elaia Squat

Sonnabend, 1. Dezember, 19 Uhr:
Athen/Exarchia, im Autonomo Steki – Agrinio, im Apertus Squat

Sonntag, 2. Dezember, 16 Uhr:
Athen/Ilion, im Agros

Offene Koordinative von Thessaloniki gegen die Goldminen

Hier folgt der Aufruf zu einer Demonstration und einem offenen Plenum gegen die Goldminen, die am 24.11.2012 in Thessaloniki stattfanden:

„Die Minen von Halkidiki sind eine goldene Gelegenheit, die nicht verschwendet werden sollte“

11.000.000 Euro: Das ist der Preis, den Hellas Gold bezahlte, um die Minenrechte für ein Gebiet im nördlichen Halkidiki, das 317.000 Morgen Land umfasst, zu erhalten. Der Vertrag wurde vom griechischen Staat nach der Intervention von Herrn Pachtas, dem damaligen Staatssekretär für Finanzen and jetzigem Bürgermeister der Gemeinde Aristoteles, unterzeichnet. Im Vorfeld des Vertrags gab es keine öffentliche Ausschreibung. Stattdessen wurde die Kommission direkt an ein Unternehmen vergeben, das gerade mal zwei Tage vorher gegründet wurde (ein Unternehmen mit einem Aktienkapital von 60.000 Euro!). Überdies wurde das Unternehmen laut Vertragsbedingungen von jeglichen Reparationsauflagen befreit, die im Zuge der Umweltschäden verursacht durch die Canadian TVX Gold (dieses Unternehmen löste sich eines Nachts in Luft auf, hinterließ 472 unbezahlte ArbeiterInnen; die Gesamtschulden des Unternehmens gegenüber den ArbeiterInnen betragen 17 Millionen Euro) im Gebiet auftraten.

95.700.000 Euro: Der Gewinn, den Leonidas Bobolas, Dimitrios Koutras und Frank Timiş (die Hauptaktionäre von Hellas Gold) machten, nachdem sie das Unternehmen schrittweise in Teilstücke zerlegten, die sie dann an das multinationale Mutterunternehmen European Goldfields verkauften.

408.000.000 Euro: Beträgt der Marktwert der Minen laut einer Schätzung, die ein globaler Finanzdienstleister sechs Monate nachdem der griechische Staat sie überschrieb, abgab. Das bedeutet, dass der Wert auf das 37-fache des Kaufpreises angestiegen ist. Trotzdem hielt es die Regierung nicht davon ab, Hellas Gold mit 15.000.000 Euro zu subventionieren.

2.300.000.000 Euro: Ist der heutige Wert mit dem die Minen auf dem Aktienmarkt von Toronto gehandelt werden, nach der Übernahme der European Goldfields durch die Eldorado Gold Corporation, die jetzt 95 % der Aktienanteile der Hellas Gold kontrolliert. Eldorado Gold ist eine in Kanada ansässige multinationale Aktiengesellschaft. Ihre Hauptinvestoren sind Fonds und Banken wie J.P.Morgan und Goldman Sachs.

15.436.000.000 (!) Euro: Der Wert der Mineralien, die in den Minen von Halkidiki liegen.

0 Euro: Der Gewinn des griechischen Staates. Laut des Bergbauverfahrens gehören die Erzressourcen und Ablagerungen in den Minen ausschließlich den Unternehmen, die sie abbauen. Es gibt keine Klausel zur Abtretung der Minenrechte an den Staat aufgrund ihrer Erschließung. Das ist der Grund, warum die IWF/EZB/EU Troika den Vorschlag der griechischen Regierung ablehnte, als diese in den Verhandlungen zum Schuldenabkommen die Halkidiki Minen als Garantien anbot.

„Jene, die reagieren sind Provokateure und stehen gegen den Fortschritt“

Viele Menschen denken wahrscheinlich, dass Eldorado Gold vorhat, Untergrundminen mit Schächten zu bauen, Tunnel zu graben etc. Das ist aber nicht der Fall. Continue reading 24. November – 2. Dezember: Aktionswoche gegen die Goldminenprojekte auf der Halbinsel Halkidiki in Nordgriechenland

Athen: Text der 15 Gefangenen der antifaschistischen Motorraddemonstration am 30.9.

18. Oktober 2012

„Heute erklärte der Staat den Bürgerkrieg. Diejenigen, die nicht durch die Messer der Faschisten getötet wurden, kommen durch juristische Entscheidungen der Junta ins Gefängnis.

Wir rufen Kämpfende und alle, für die WÜRDE, SOLIDARITÄT, GLEICHHEIT und FREIHEIT nicht bloß leere Worte sind, sondern eine Lebenshaltung, dazu auf, den historischen Moment, in dem wir leben zu begreifen und dementsprechend zu handeln.

IDEEN können weder unterdrückt noch eingekerkert werden

Die 15 verhafteten AntifaschistInnen

Seit einiger Zeit wird es immer deutlicher, dass selbst die „Vorspiegelungen von Demokratie“, die der Staat konstant betreibt, nicht nur schattenhafter geworden, sondern auch schwerer zu definieren sind. Die Entscheidung für einen gewalttätigen Angriff nicht nur gegen jene, die den Weg direkter Konfrontation wählen, sondern auch gegen all jene, die nichts als ihre grundlegenden Rechte fordern, ist ein klarer Hinweis darauf, dass wir nicht in derselben Art und Weise sprechen können wie noch vor fünf, zehn oder mehr Jahren. Die andauernde Wirtschaftskrise treibt jeden Tag mehr und mehr Menschen in Elend und Armut und fördert zugleich sozialen Kannibalismus. Währenddessen offenbaren Konflikte innerhalb der Klassen und das Erstarken des Faschismus ein solches soziales Chaos, dass niemand mit Bestimmtheit voraussagen kann, wo das hinführen wird und wie, unter welchen Bedingungen das geschehen wird. Angesichts einer möglichen TOTALEN sozialen Explosion verschärft der Staat seine Taktiken der Unterdrückung, des Zwangs und der Terrorisierung, während er sein juristisches Arsenal aufrüstet, um so viele Menschen wie möglich als „Geiseln des Rechtssystems“ halten zu können. Die dabei verwendeten Methoden sind berechenbar und wiederholen sich. Demonstrationen oder Versammlungen verbieten, Streiks niederschlagen, brutale Gewalt anwenden gegen Demonstranten und Streikende, Fotos und persönliche Daten veröffentlichen, besetzte Häuser räumen und soziale Freiräume zerstören, mit Polizeikräften in Schulen und Universitäten eindringen, Verhaftungen, Festnahmen usw.; die Liste ist zu lang, entsprechend ihrer Perversität.

Gleichzeitig fördern sie die faschistischen Banden, damit diese die Drecksarbeit machen, dort „auskehren“, wo der offizielle Staat nicht hinreicht. Mit den Pogromen gegen Migranten, Linke und Anarchisten, Brandstiftungen in Häusern, Geschäften und sozialen Räumen, Messerstechereien und Prügelattacken wollen sie die extreme Rechte als etwas „Anti-Systemisches“, als eine neue Alternative darstellen. Was wir weiterhin in Großbuchstaben schreiben müssen, ist, dass Faschismus noch NIEMALS menschlichen Gesellschaften etwas Neues präsentiert hat, dass er dem Staat schon IMMER als Krücke gedient hat und dass seine Rolle in Zeiten der Krise (ökonomisch, systemisch oder politisch) immer darin bestanden hat, die Entscheidungen der Herrschaft zu stützen, damit diese „Zeit gewinnen“ konnte, um sich umzugruppieren, und es dem Staat zu ermöglichen, mit jeglicher Unruhe fertigzuwerden.

Dies waren die Umstände, als wir uns als Kämpfende, AnarchistInnen und AntifaschistInnen entschlossen, an der antifaschistischen Motorraddemonstration am 30. September teilzunehmen. Die Demonstration sollte sich am Exarchia Platz sammeln und dann durch Stadtgebiete fahren, wo rassistische und faschistische Angriffe gegen Migranten immer häufiger und immer gewalttätiger werden. Unser Ziel war es, Unterstützung zu geben, die Angst im alltäglichen Leben zu durchbrechen, Mut und Stärke zu geben und zugleich denjenigen, die jeden Tag mit Rassismus konfrontiert werden, die Botschaft der Selbstorganisation und des Widerstands zu vermitteln. Außerdem wollten wir bekunden, dass etwas so vages und allgemeines wie die totale Verzauberung der griechischen Gesellschaft durch den Faschismus eine Lüge ist, dass es auch Menschen gibt, die an GLEICHHEIT, FREIHEIT, WÜRDE und SOLIDARITÄT glauben und dafür kämpfen.

Die motorisierten Repressionskräfte griffen in dieser Nacht die Motorraddemo brutal an, und nach heftigen Prügeleien wurden 15 Personen verhaftet, gefoltert, in vorläufigen Gewahrsam genommen und haben mit schwerwiegenden Anklagen zu rechnen. Wir möchten zu diesem Zeitpunkt noch nicht darüber berichten, was während unserer Festnahme und fünftägigen Haft im Polizeihauptpräsidium von Athen (GADA) geschehen ist, und möchten uns auch an keinem Versuch der Viktimisierung beteiligen. Für diejenigen, die noch nicht zwei und zwei zusammengezählt haben, ist es Zeit, zu erkennen, dass der Staat angreift, indem er alle seine Hilfsmittel gebraucht, dass er den Krieg erklärt, und im Krieg ist zu erwarten, dass es Verletzte geben und dass man Härten begegnen wird. Wirklich bedeutsam ist jedoch die Bürgerkriegsmentalität, die immer weiter sowohl von institutionellen Akteuren als auch von staatlichen Sicherheitskräften vorangetrieben wird, wie zum Beispiel durch die offiziellen (ob uniformiert oder nicht) Bullenhorden. Ihre ständige Bezugnahme auf „Grammos und Vitsi“ [zwei Berge im Norden Griechenlands, wo die griechische demokratische Armee (DSE) in den Kämpfen 1949 schwere Verluste erlitt und die Übriggebliebenen der DSE-Kräfte nach dem militärischen Ende des Griechischen Bürgerkrieges nach Albanien fliehen mussten], auf den Griechischen Bürgerkrieg und unsere Großeltern ist ein Hinweis darauf, wo diese Geschichte hingeht. Sie versuchen, Kämpfende zu terrorisieren, sie entweder in den Untergrund zu zwingen oder in einen Zustand der Angst zu treiben (da sie uns mit „Hausbesuchen“ drohen) mit direkten Morddrohungen und ähnlichen Frivolitäten…

Derselben Bürgerkriegsmentalität folgend, intensiviert die Staatsanwaltschaft ihre Bestrebungen, Kämpfende zu terrorisieren, indem sie mit Untersuchungshaft droht und auf diese Weise de facto ihr eigenes Strafgesetzbuch aufhebt, genau das, welches sie zu beobachten und verteidigen hat.

ABER WEIL…
wir die Wichtigkeit dieses historischen Moments und unsere Pflicht uns selbst wie der Geschichte gegenüber begreifen, können wir nichts anderes tun als rufen KEINEN SCHRITT ZURÜCK!!!

Wir müssen zusammenkommen, um den Handschuh, den sie uns hinwerfen, aufzuheben und zurück in ihre Gesichter zu klatschen. Wir müssen jede Quelle des Widerstands und des Kampfes stärken, alles das, was gegen die Barbarei zurückschlägt, die sie versuchen durchzusetzen. Wir müssen die Wildheit der menschlichen Würde organisieren… für uns selbst, für alle.

„Unterwegs starben viele von uns oder wurden gefangen genommen; viele andere wurden verwundet und dauerhaft handlungsunfähig; und bestimmte Elemente schlichen sich sogar aus Mangel an Mut nach hinten; doch ich glaube sagen zu können, dass unsere Formation als Ganzes niemals von ihrem Kurs abwich, bis sie ins Innerste der Zerstörung tauchte.“
[Guy Debord, In girum imus nocte et consumimur igni, 1978]

REVOLUTIONÄRE GRÜSSE
AN DIE GEFANGENEN ANTIFASCHISTEN IN PATRAS
AN DIE 4 GEFANGENEN SOLIDARISCHEN VON EVELPIDON
AN ALLE GENOSSINNEN UND GENOSSEN IN GRIECHENLAND UND IN ANDEREN LÄNDERN, DIE UNS UNTERSTÜTZEN

Nichts ist zu Ende; alles geht weiter.

Die 15 AnarchistInnen, AntifaschistInnen und Kämpfenden
(einige unter uns, stolze Nachkommen der anarcho-kommunistischen Banditen/symmorites)

Athen: Bekennerschreiben zum Brandanschlag auf Privatfahrzeuge von Bullen

LEBEN IN ZEITEN DER TOTALITÄREN DEMOKRATIE

Im Anschluss an die Sommerkampagne gegen ImmigrantInnen mit zehntausenden Festnahmen und Verhaftungen, die bis heute landesweit weitergeht und sarkastischerweise den Namen “Xenios Zeus” (gastfreundlicher Zeus) trägt, rückt nun wie erwartet, der Feind im Inneren ins Visier der Repression und Wilkür.

Daher wird es nun, nach dem ersten Anlauf mit der Hollywood-artigen Invasion durch Anti-Riot- und Antiterrorpolizeieinheiten (MAT und EKAM) im Delta Squat in Thessaloniki, Zeit für die Streikenden und antifaschistischen DemonstrantInnen. Am 26. September, dem Tag des Generalstreiks (i), trafen die repressiven Schläge die Vorversammlungen der Volksversammlungen in den Gebieten Zografou und Aghios Dimitrios. Kämpfende wurden verprügelt und festgenommen, ihre Fotos medial veröffentlicht. Die tausenden Streikenden mussten während der Demonstrationen, inmitten eines Klimas unerbittlicher Polizeigewalt, gar noch schlimmeres wegstecken.

Am 30. September wurde eine antifaschistische Motorradpatrouille von den Nachfolgern Bourandas (ii), den amoklaufenden Mannschaften der DELTA Polizei, angegriffen, die herbeieilten, um ihre ideologischen Freunde zu verteidigen, nachdem selbige von den Antifas die Behandlung bekamen, die sie verdienen. Die Resultate der Operation führten zu schwer verletzten GenossInnen und 15 Verhaftungen unter ihnen. Am nächsten Tag, während die Verhafteten in der Polizeihauptwache (GADA) weiterhin verprügelt und gefoltert wurden, wurde die Solidaritätskundgebung mit dem berüchtigten Sadismus, der den Prätoren der griechischen Polizei anhängt, in dem – “sterilisierten” und für diese Umstände passenden – Gericht in der Evelpidon Straße ohne Provokation angegriffen . Als Ergebnis gab es mehr Verletzungen und vier zusätzlich Festgenommene.

Die Transformation des Landes in einen lateinamerikanischen Regimetyp erinnert uns an andere Zeiten – an das vergipst werden, falls jemensch das nicht sofort verstanden hat (iii) -, was auch demonstriert wurde durch das Verbot von Umzügen und Versammlungen am 9. Oktober in großen Teilen Attikas, die von dem Polizeipräsidenten angeordnet wurden, sowie durch die Orgie an Präventivfestnahmen, die auf den Straßen, vor den Häusern der Kämpfenden und an den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel während und nach den Protesten gegen den Besuch der Kaiserin Merkel in Athen durchgeführt wurden; und diese Entwicklung wird nicht toleriert werden.

Deshalb trugen wir am 8. und 9. Oktober unseren Teil bei und fackelten Privatautos- und Motorräder von Bullen in folgenden Bezirken ab:

– 2 Motorräder in der Eressou Straße in Exarchia
– 1 Fahrzeug in der Leosthenous Straße in Peristeri
– 2 Motorräder in der Lyttis Straße in Egaleo
– 1 Fahrzeug in der Sporadon Straße in Kypseli

An dieser Stelle, möchten wir die Polizei darauf aufmerksam machen, dass diese Aktion nur der Anfang war; und sie ungeachtet ihrer “Heldentaten” zum Ziel werden. Wir werden sie auf jede Art und mit allen Mitteln, die wir zum jeweiligen Zeitpunkt als notwendig erachten, angreifen.

Alles geht weiter…

Quelle

i Der nächste Generalstreik wurde für den 18. Oktober 2012 angekündigt.
ii Nikos Bourandas war der Anführer der Kraftfahrzeugabteilung der griechischen Polizei während der Besatzung Griechenlands durch die Achsenmächte – ein berüchtigter Nazikollaborateur in Athen-Piräus.
iii Während der Militärdiktatur (1967-74), beschrieben die Obristen das Land als einen “eingegipsten Patienten”, um ihn von den Krankheiten Kommunismus und Anarchismus zu heilen.

$hile: Claudia López, Tanzstudentin und Anarchistin, wurde vor 14 Jahren durch eine Kugel in ihren Rücken ermordet

Claudia ist hier

Die junge Anarchistin Claudia López Benaiges, die Tanz an der Universität studierte, nahm an einem Protestzug gegen den 25. Jahrestags des faschistischen Putsches durch Pinochet teil, als ihr in dem Dorf La Pincoya in Santiago ($hile) am 11. September 1998 von Carabiniers-Polizisten in den Rücken geschossen wurde

Nach ihrer Ermordung wurde sie ein Symbol für die gesamte StudentInnenbewegung und gesellschaftlich orientierte Jugendorganisationen im chilenischen Staat. Ebenso demonstrierte ihr Tod für die aufkommende anarchistische Bewegung, dass das chilenische Regime weiterhin von den Schatten der dunklen Militärfiguren dominiert wird, die für den Putsch von 1973 und den gesamten Verlauf des Horrors, der Verfolgungen und Morde in der jungen chilenischen Geschichte verantwortlich waren.

Heute, 14 Jahre nach dem Mord, wurde niemand für dieses Verbrechen haftbar gemacht oder für schuldig befunden, was nur allzu sehr verdeutlicht, dass im chilenischen Staat die selbe hinterhältige Straflosigkeit für Unterdrücker bis zum heutigen Tage weitergeht.

DEIN REBLLISCHER TANZ SOLL IN UNSEREN HERZEN FÜR IMMER FORTBESTEHEN!

KEIN VERGEBEN, KEIN VERGESSEN!

 Es folgt eines der Gedichte von der Genossin Claudia López:

 Hinter den zugemauerten Körpern

Heute strecke ich meine Hände durch diese Wände -die verurteilt sind, ihre sterbende Leere zu bewahren, um ihre Identitäten zu zerbrechen und nach Schmutz riechen-, um die herausragenden Ideologien, die auf der Haut geschrieben sind, herauszureißen.

Heute tätowiere ich auf der Wand die befreiten, rebellischen, subversiven und aufständischen Gedanken, Gerüche, Töne und beende die unvollendeten Wandmalereien in den Straße, welche noch nicht fertiggestellt waren.

Und, heute, entzünde ich, entzünden wir tausende von Freudenfeuern, ich erhebe mich, wir erheben uns tausend Male. Ich streike, baue chimäre Tunnel und morgen werde ich, werden wir die Knastgitter in Feuer setzen.

Weil keine Strafe lebenslang sein wird und keine Hochsicherheitstrakte für die Träume der Grillen und die Hoffnungen der Heuschrecken für immer existieren. Weil diese subversiven und zugemauerten Anlagen die nächste BARRIKADE hervorbringen wird!

Dokumentation (auf spanisch): “Claudia in unseren Herzen”

Ein Video ihrer Tanzvorführung:

Ein weiteres Video, das der Genossin gewidmet wurde:

Rom: Elf Jahre nach dem G8-Gipfel in Genua werden DemonstrantInnen zu Haftstrafen verurteilt

Nach Berichten von linksunten.indymedia bestätigte am 13. Juli 2012  der erste Senat des Obersten Gerichtshofs (Kassionsgerichtshof – das höchte Gericht im italienischen Justizsystem) teilweise die harten Urteile gegen die 10 beschuldigten AktivistInnen.

Verfolgt wegen der Straßenkämpfe gegen den G8-Gipfel in Genau im Juli 2001 wurden zwei Menschen bis zu 15 Jahren Knast verurteilt. Drei haben eine Strafmilderung von 9 Monaten bis zu einem Jahr ihrer mehrjährigen Haftstrafe erfahren, während 5 erneut Rechtsmittel gegen ihre Verurteilung einlegen können. Was die anderen angeht, so können ihre Verurteilungen nicht länger juristisch angefochten werden. Demzufolge werden fünf Menschen eingeknastet und fünf weitere haben eine Wiederaufnahme des Verfahrens vor sich.

Alle Protestierenden wurden aufgrund derselben Anklage verfolgt und verurteilt: “Plünderung und Verwüstung” (was einem Vergehen wegen schweren Landfriedensbruch nahe kommt, jedoch schwerer wiegt). In Wahrheit setzte die Judikative jedoch den sogenannten Codice Rocco durch, ein Paragraph, der sich in die Ära des Faschismus zurückverfolgen lässt.

Wir würden es schätzen, wenn ihr mit weiteren Gegeninformationen aus erster Hand beitragen könntet.

Rom, Italien: Endgültige Urteile durch den Obersten Gerichtshof (Kassionsgerichtshof) für die Bullen, die in der Schlächterei in der Diaz Schule während des G8-Gipfels in Genua involviert waren

Athen, Griechenland: Text des anarchistischen Kollektivs ‘Feuerkreis’ in Solidarität mit den 10 verfolgten KämpferInnen von Genua

Update von Gipfelsoli:

Der italienische Kassationsgerichtshof hat am vergangenen Freitag ein hohes Urteil gegen zehn angeklagte AktivistInnen teilweise bestätigt: Wegen der Kämpfe gegen den G8-Gipfel in Genua 2001 und damit verbundenen Sachbeschädigungen sollen fünf italienische GenossInnen bis zu 14 Jahre Knast absitzen. Der Richterspruch ist nicht anfechtbar.

Marina (12 Jahre 3 Monate) und Alberto (10 Jahre) haben ihre Strafe bereits angetreten, während Francesco (14 Jahre) und Vincenzo (13 Jahre) für die Polizei unauffindbar sind. Ines (6 Jahre 6 Monate) erhielt wegen ihres kürzlich geborenen Kindes Haftverschonung. Fünf weitere können ihre Strafen (zwischen 7 und 11 Jahren) überprüfen lassen und müssen sie voräufig nicht absitzen.

Athen: Bekennerschreiben zu den Brandanschlägen der Revolutionary Groups of Terror Dispersion (CCF/FAI-IRF)

Wölfe können nicht eingesperrt werden; sie können nicht gezähmt werden

Der folgende Textausschnitt ist den anarchistischen Revolutionären Yannis Michailidis und Dimitris Politis gewidmet, die von den Behörden aufgrund ihrer mutmaßlichen Beteiligung in der anarchistischen revolutionären Organisation CCF gesucht werden und sich niemals ergeben werden! Unsere Feuer sollen ihnen Stärke geben und unsere Asche die Spuren unserer Brüder verwischen.

“Wenn ich mich umsehe, wird mir schlecht. Auf der einen Seite die Wissenschaftler, denen ich Glauben schenken soll, damit ich nicht ignorant bin. Auf der anderen Seite die Moralisten und Philosophen, deren Vorschriften ich akzeptieren soll, damit ich nicht brutal bin. Dann kommt das Genie, das ich glorifizieren soll und der Held, vor dem ich mich zu verbeugen habe.

Dann kommen die Genossen und Freunde, die Idealisten und Materialisten, die Atheisten und Gläubigen und eine riesige Horde von definierten und undefinierten Affen, die mir ihre guten Ratschläge unterbreiten und mich schließlich auf den rechten Weg bringen wollen. Weil der Weg, den ich gehe, (natürlich) falsch ist, genauso wie meine Ideen, meine Gedanken, mein gesamtes Dasein falsch sind.

Ich bin ein falscher Mensch. Sie – arme Verrückte – sind besessen von der Idee, dass das Leben sie zu Priestern berufen hat und sie eine Zeremonie ihrer größten Missionen leiten, wenn sie Menschlichkeit als ihre größte Bestimmung bezeichnen…

Diese armen, pathetischen Bestien – vernarbt durch Scheinideale und verklärt durch Aberwitz  – können nie die tragischen und heiteren Wunder des Lebens verstehen, da sie nie sehen, dass sich Menschlichkeit nicht auf irgendein großartiges Schicksal beruft. Wenn sie irgendetwas davon verständen, würden sie zumindest gelernt haben, dass ihre sogenannten Neigungen in der Tat kaum das Verlangen besitzen, das eigene Rückgrat zu brechen, indem sie Abgründe überbrücken, die einen vom anderen trennt.

Aber was ich bin, ist egal.

Und das Krächzen dieser verschiedenfarbigen Elstern dient nur dem Zweck, die persönliche und edle Weisheit zu erhellen. Oh, apostolische Affen der Menschheit und des gesellschaftlichen Fortschritts, hört Ihr nicht etwas donnern über euren Phantomen?

Hört, hört! Es ist ein durchdringendes Dröhnen meines wilden Gelächters, das überkopf in die Höhe poltert!

[Renzo Novatore, unter dem Pseudonym Brunetta, der Brandstifter]

Zuallererst sollten wir klar machen, dass es nicht das Ziel dieser Analyse ist, eine Theorie zu formulieren. Stattdessen ist sie verfasst als ein Mittel zur Verbreitung eines revolutionären Verständnisses und zielt grundlegend auf die praktische Etablierung (-Ermächtigung) von kollektivem Widerstand gegen jede Autorität, auf die gleiche Weise, wie die Macht persönliche Beziehungen schwächt und den Alltag dekontextualisiert, ab.

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Athen: 24 Jahre Lelas Karagianni 37 Squat

Nach 24 Jahren Aktivität und Kampf organisierte das älteste anarchistische besetzte Haus – in der Lelas Karagianni Str. 37 (nahe Amerikis Platz) – am 18., 19., 25. und 27. Mai Veranstaltungen für junge und alte GenossInnen wie Filmvorführungen, selbstorganisierten Seminaren, Vokü und eine drogenfreie Party.

Der letzte Sonntag (27.5.) war kleinen Kindern mit kreativen Aktivitäten, Kinderlunch und einem Film gewidmet .

April 1988 – April 2012

24 Jahre auf den Straßen des Widerstands, der Solidarität und Selbstorganisation

Athen: Antirepressions- und Antifademo – Dienstag, 29. Mai, 18 Uhr, ASOEE

In den letzten paar Monaten intensivierte sich in der Innenstadt Athens, inner- und außerhalb der ASOEE (Wirtschaftsuniversität Athen), die staatliche Repression gegen migrantische StraßenhändlerInnen, StudentInnen und allen Menschen, die solidarisch an der Seite der Unterdrückten stehen. Die permanente Anwesenheit der Antiriot-Mannschaften und Zivibullen, die durchgängig und gemeinsam gezielte Angriffe durchführen, oft mit Tränengas im Umkreis des Universitätsgeländes und des Vorplatzes der ASOEE, sind um die Uni herum zum tagtäglichen Zustand geworden. Am 28. Mai fand wieder einmal eine durch ein Großkontingent der Polizei, Zivilbullen und mindestens 30 SchlägerInnen der Neonazipartei Chrissi Avgi/Goldene Morgendämmerung (bei denen beobachtet wurde, dass sie mit Helmen und Schlagstöcken ausgerüstet waren) am Haupteingang der ASOEE gegen ImmigrantInnen statt.

Das Plakat ist ein Soliaufruf mit ImmigrantInnen und UnterstützerInnen, der sich auf die Antirassismus- und Antifademo am Abend des 29. Mai bezog.

Hier folgt, was die StudentInnen der Uni zu der anhaltenden, repressiven Situation sagen:

Resolution der Generalversammlung der StudentInnenverbindung “Sotiris Petroulas” der ASOEE – 22. Mai 2012

Seit mehreren Monaten erleben wir nun einen Polizeistaat im Zentrum Athens, insbesondere im Umkreis der ASOEE, unter konstanter Präsenz von Polizeibussen und MAT-Einheiten (Antiriot-Mannschaften) und tagtäglichen Übergriffen auf StudentInnen und ImmigrantInnen auf dem Vorhof der Uni.

Der Höhepunkt dieses Polizeistaates- und terrors, war die Invasion Mittwochnacht, während des studentischen Wahlprozesses und als die Uni mit StudentInnen gefüllt war. Hier findet ganz klar ein Angriff auf kollektive und demokratische Prozesse statt, aber auch auf das Universitätsasyl, das zum Besitzstand der Bevölkerungsbewegung gehört. Die mit Leuten gefüllte Uni war für die Bullen auch ein idealer Ort, um ihre feindliche und terroristische Fratze zu bestätigen. Gegen 1 Uhr nachts am Donnerstag (17.05.), trafen zwei Polizeimotorräder vor dem Haupteingang ein. Als sie sahen, dass sich immer noch StudentInnen auf dem Unigelände befanden, stürmten fast 20 Polizisten der DELTA Motorradeinheit den Vorhof, sie schwangen ihre Knüppel und begannen junge StudentInnen zu jagen. Die Bullen überfielen das Erdgeschoss. Das Gebäude verlassend, beschimpften und provozierten jedEn um sie herum. Also konfrontierten die meisten StudentInnen die Bullen und versuchten sie vom Gebäude weg zu drängen. Draußen schmissen die Bullen schon Steine auf StudentInnen und drohten damit, das Gelände erneut zu stürmen. Ein genereller Zustand des Terrors blieb auf beiden Seiten zurück; innerhalb und außerhalb der Uni, da einE StudentIn mit Knüppeln von den Bullen verprügelt wurde und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Diese Razzia war das i-Tüpfelchen, während der anhaltenden Spannungen in den letzten paar Monaten, mit dem ganzen Polizeistaat in diesem Gebiet. Und lasst uns nicht vergessen, dass am 9. Mai Neonazis zusammen mit MAT-Einheiten, Steine auf ImmigrantInnen und StudentInnen schmissen. Auch zu diesem Zeitpunkt, betrieben die Polizeiführung und die Massenmedien eine totale Schönfärberei der realen Tatsachen.

Am Dienstag, den 22. Mai 2012, während dieser Generalversammlung der StudentInnenverbindung, erreichten uns Informationen, dass außerhalb der ASOEE in der zentral gelegenen Patission Straße gerade ein rassistischer Übergriff auf  einen Immigranten mit einem Schraubendreher stattgefunden hatte. Um genauer zu werden; als ein Immigrant die Patission Straße überquerte, sprang ein Mensch aus einem parkenden Auto mit vier Leuten und rammte dem Immigranten die Tür in den Bauch. Als der Betroffene fragte, warum sie ihn verdammt noch mal so behandeln, schlug der Angreifer ihm ins Gesicht , danach griffen diese SchlägerInnen ihn mit einem Schraubendreher, den sie ihm in seine Hand stachen. Gleichzeitig bedrohten sie ihn auch mit einem Messer. Glücklicherweise folgte die Antwort der Leute aus der Uni prompt. Sie bewegten sich sofort zur Patission Straße, blockierten den einen Verkehrsfluss mit großen Transparenten und riefen antifaschistische Sprechchöre.

Trotzdem das Dekanat seit so langer Zeit mit all dem konfrontiert ist, schweigt es einfach. Offensichtlich stimmt es mit all diesen verbrecherischen Akten überein und applaudiert den TäterInnen.

Die Übergriffe auf ImmigrantInnen finden nicht zufällig statt, sondern sind in Wahrheit ein Versuch der Herrschenden, den Klassenzusammenhalt unter den ArbeiterInnen zu brechen. Außerdem wollen sie jede Stimme und jeden sozialen Kampf, der sich in den Räumen, in denen seit Jahrzehnten das Universitätsasyl erkämpft wurde, frei ausdrückte, unterdrücken und Mundtodmachen.

Die Lösung all dieser Dinge liegt in der aktiven Mobilisierung aller Menschen, um es uns zu ermöglichen, für das zu kämpfen, was uns gehört. Unsere Waffen sind die Generalversammlungen und jegliche Formen radikaler Kämpfe und Organisierungen von Unten.

Wir fordern folgendes:
–   den sofortigen Abzug der Antiriot-Polizei aus dem Umkreis der ASOEE
–   keine Festnahmen der/kein Terror gegen ImmigrantInnen und solidarischen Menschen
–   Hände weg vom Universitätsasyl

Unsere Beschlüsse sind wie folgt:
–   wann immer es zu Polizeiübergriffen auf die ASOEE kommt, sollten wir sie mit einer kollektiven Intervention der StudentInnen, außerhalb der Uni, mit Transparenten auf der Patission Straße beantworten
–   Verteilung von gegeninformativen Texten, beginnend am Mittwoch, 23. Mai, um 11 Uhr, auf dem Vorhof der Uni
–   Protestkundgebung vor dem Ministerium für Zivilschutz am Donnerstag, 24. Mai, um 11 Uhr
–   Zweitägiges Festival am Donnerstag, 24. Mai und Freitag, 25. Mai, das von der relevanten AG der Versammlung organisiert wird
–   Antirepressions- und Antifademo am Dienstag, 29. Mai (wir treffen uns um 18 Uhr an der ASOEE)
–   Neue Generalversammlung am Mittwoch, 30. Mai, um 13 Uhr im Auditorium der ASOEE

StudentInnenverbindung „Sotiris Petroulas“ der ASO€€
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Sotiris Petroulas (1943-1965) war ein junger Aktivist und Wirtschaftsstudent, der während der politischen Unruhen und StudentInnenproteste in Griechenland 1965, unter Misstrauen erregenden Umständen im Kampf fiel. Während seiner Studienzeit an der ASOEE, wurde er für ein Jahr aus politischen Gründen von der Uni ausgeschlossen. Am 21. Juli 1965 nahm er an einer studentischen Großdemonstration in Athen teil. In den frühen Abendstunden, versuchten die Bullen, die Protestmenge mit Tränengas, Schlagstöcken, etc. zu zerstreuen. Auf der Kreuzung der Stadiou- und Ladastraße wurden gegen 22 Uhr laut Berichten mindestens 250 DemonstrantInnen verletzt und festgenommen, unter ihnen Sotiris Petroulas. Der erste Bericht zu seinen Verletzungen folgte am 22. Juli, um 3 Uhr aus einer Erste-Hilfe-Station, in der er später tot aufgefunden wurde. Das offizielle Ergebnis der forensischen Untersuchung lautete; Tod durch Erstickung, ausgelöst durch das Tränengas. Die tatsächlichen Details und Gründe seines Todes sind bis zum heutigen Tag unbekannt. Sein öffentliches Begräbnis verwandelte sich in eine Demonstration. 1975 beschloss die StudentInnenverbindung der ASOEE, sich „Sotiris Petroulas“ zu nennen und dem verschiedenen Kämpfer damit als Mitglied zu Ehren.

Foto von der Demo am 29. Mai

 

Wenn ich die Straße nicht einmal mehr mit Kreide bemalen darf, ist es Zeit für eine Revolte!

Zu prähistorischen Zeiten lebten unsere Vorfahren in Höhlen, deren Wände mit bunten Bildern bemalt waren, oder sie ritzten Bilder in Felsen. Selbst später in Ägypten versahen Sklaven, die zum Bau der Pyramiden gezwungen wurden, übrig gebliebenes Baumaterial mit Karikaturen der Pharaonen und anderen verachteten Herrschenden. In der griechischen Antike waren die Tempel übersäht mit allen möglichen Nachrichten ihrer BesucherInnen. Auch die Straßen von Pompeji waren voll von Graffiti. Graffiti ist keineswegs eine neue Erfindung. Es ist eine Ausdrucksform des Menschen, sein Bedürfnis, seine Umwelt mitzugestalten, abzubilden und ein Lebenszeichen zu hinterlassen. Wer von all diesen “anständigen und zivilisierten Anti-Graffiti-Leuten” würde es jemals wagen, unsere prähistorischen oder antiken Vorfahren dafür als Kriminelle zu beschuldigen? KeinEr von ihnen. Bis der erste gierige und machthungrige Mensch etwas erfand, was sich “Eigentum und Gesetz” nennt, um seine Mitmenschen zu versklaven, bis zu diesem Zeitpunkt gehörte die Welt sich selbst und der Mensch hatte die Freiheit, sie zu durchwandern, sich niederzulassen und sie zu gestalten.

Heutzutage würden unsere malenden und gestaltenden Vorfahren von staatlichen Behörden verfolgt und als Vandalen und Kriminelle diffamiert werden. Sondereinheiten der Polizei würden sie jagen, in den Gerichten wären RichterInnen damit beschäftigt, sie “im Namen des Volkes” zu verurteilen – und sei es sogar zu Gefängnisstrafen, so genannte “Bürgerinitiativen”, PolitikerInnen und selbsternannte EigentümerInnen würden sie in der Öffentlichkeit als “Vandalen” brandmarken, usw. Das ist der aktuelle Stand der Menschheit, dem wir ausgesetzt sind. Der Punkt ist nicht, ob es unter irgendwelchen staatlichen Gesetzen legal ist, unsere Umwelt zu bemalen und zu gestalten, sondern dass dies ein angeborenes menschliches Bedürfnis ist, von dem sie uns liebend gerne weismachen würden, dass es sich um eine Art Krebs handelt, der aus der Gesellschaft herausgeschnitten werden muss, um seine Ausbreitung zu stoppen. Aber die Kreation von Dingen, sei es in der Öffentlichkeit oder im Privaten, sei es Malen, Schreiben, bildnerisches Gestalten etc., ist fast so notwendig für unser Wohlbefinden, wie die Nahrungsaufnahme: Sie ist unsere geistige Nahrung. Insbesondere in städtischen Metropolen, deren Architektur nicht zu Gunsten der Mehrheit ihrer EinwohnerInnen gestaltet wurde, in denen massenhaft Menschen (unter ihnen unzählige Kinder und Jugendliche) dazu gezwungen sind, in so genannten “Arbeiterschließfächern” zu hausen, inmitten einer leblosen und sterilen Umgebung aus Beton, fern der Natur und jeglicher Möglichkeit, dort jemals herauszukommen – insbesondere dort ist Graffiti ein Ausdruck der Lebendigkeit und stimuliert unsere abgestumpften Sinne.

NIEDER MIT IHREN GESETZEN, DIE UNS VERSKLAVEN!

FÜR DIE FREIHEIT UNS AUSZUDRÜCKEN:

GRAFFITI IST KEINE STRAFTAT!

OZ Smileys

Freiheit für OZ, N. und M. und jedEn, die/der verfolgt wird, weil er/sie unsere triste, städtische Umwelt in bunte, lebendige Orte verwandelt!